Lärm macht mich krank

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Nes
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Lärm macht mich krank

Beitrag Do., 24.12.2015, 14:46

hallo, Frohe Weihnachten:)

wäre auch gern froh..kurz und bündig. Ich war in meiner Wohnung permanentem Lärm ausgesetzt für 2 Jahre. Daraufhin bin ich mit der Zeit lärmempfindlich geworden. Ich halte z.b. Trittschall nicht aus oder auch ganz schlimm Poltern oder Bummm-Geräusche :( All diese Geräusche wenn sie etwas leiser sind, sind kein Problem.

Musik, Kindergeschrei, Baulärm kein Problem. Hämmern Bohren kein Problem. Ich weiß es wird gebaut. Aber einfach so Türe, Fenster zuschlagen, Schränke usw. undefinierbares Gepolter macht mich kirre. Lärmemfinden ist sehr subjektiv, ein anderer würde rausschreien wenn Kinder im Park spielen. Das lässt mich kalt.

Ich war schon 1 Jahr in einer Gesprächstherapie, das mir nichts gebracht hat. Im Moment versuche ich es mit EFT. Ich habe es auch mit Autossugestion versucht, soweit selbst das geht.

ich würde verdammt gerne wissen, wieso z.b. die Müllabfuhr mich nicht aufregt, Z.b. wohne ich neben einer Fleischerei. Und die ist sowas von laut, auf der ganzen Straße ist es zu hören. Sogar noch weiter weg. Es stört mich nicht. Ich überlege aber, es ist theoretisch ja die Lärmart die mich wahsinnig macht. Wieso dreh ich am Rad wenn es die Nachbarn machen?

ich denke den ganzen Tag nur an diesen Lärm, und wenn es dann da ist, bekomme ich Magenkrämpfe, Herzrasen, Wut. Ich bin ständig unter Spannung und habe keine Lebensqualität mehr. Ich weiß nicht wie ich mich selbst retten kann? Ausziehen bringt auch nix. Meine jetzige Wohnung habe ich im letzten Stockwerk, ich dachte damit hätte ich das Problem besiegt. Ich hätte nicht gedacht, daß Lärm von unten genauso schlimm sein kann.

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Möbius
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Beitrag Do., 24.12.2015, 19:31

Frohestmögliche Weihnachten !

Also ich bin ja hier im Forum zuständig für Psychoanalyse - ich bin total fanatischer Anhänger von Sigmund Freud, seitdem ich mit ihm ne Selbstanalyse gemacht habe, die ein Kindheitstrauma hervorgebracht hat und analysiere mich weiter selbst, inzwischen unter Anleitung eines Experten. Und ich finde Psychoanalyse voll cool, wenn man sie nicht auf sich selbst anwenden muß, sondern auf andere anwenden darf ! Ich bin also durchaus nicht vom Helfersyndrom geleitet, sondern schier egoistisch !

Und ich habe natürlich null Ahnung von solchen Phobien, wie Du sie beschreibst: eine bestimmte Art von Lärm, der Du 2 Jahre ausgesetzt gewesen warst: "lautes Wohnen" der Nachbarn: Schlagen von Türen, Fenstern, Schränken ... Poltern von Gegenständen auf dem Fußboden, Trittschall ... auch immer nur, wenn er eine bestimmte Grenze überschreitet, aber dann wird es richtig heftig, was Deine Reaktionen anbelangt: Wut - Aggression, Magenkrämpfe, Herzrasen.

Und das alles ist eben aufgetaucht, wie Du diesem Lärm mal 2 Jahre lang ausgesetzt warst. Was ist denn in den zwei Jahren sonst noch so passiert in Deinem Leben ? Und überhaupt: wie hat das ausgesehen: diesem Lärm ausgesetzt zu sein: war das auch von Nachbars, oder am Ende in der eigenen Wohnung ?


stadtwolf
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 00:10

Auch wenn es bestimmt kein Trost ist:
Mir geht es exakt gleich was die Art der Lärmstörung betrifft.
Selbst laute Musik die ganze Nacht über kann ich problemlos ignorieren. Da lache ich drüber "weil ich war auch mal jung"...
Aber Trittschall.....praktisch identisch zu Deiner Schilderung, nur daß es bei mir in den letzten beiden Jahren deutlich moderater geworden ist was den Magen und den Zorn betrifft.
Läßt mich aber immer noch nicht kalt.
Ich habe alle möglichen Wege gesucht um dahinterzukommen. Die Gründe....die Assoziationen.
Viel Geld investiert in Spezialisten.
Außer einer leisen Ahnung ohne signifikantes Ergebnis.
Seit ca. 2 Jahren versuche ich MICH anzunehmen wie ich bin, nicht die Verursacher des "Lärms". Die sind uninteressant weil sie sich in keiner Weise außergewöhnlich verhalten. Ich kenne niemanden außer mir der das überhaupt registriert wenn ich ihn nicht drauf aufmerksam mache. (Habs oft getestet.)
Ich weiß nicht ob meine Versuche mich wirklich anzunehmen wie ich bin in direktem Zusammenhang stehen zu der deutlichen Milderung meiner "Symptome", aber ich vermute schon daß sie ein Teil der Lösung sind.
Mich anzunehmen wie ich bin sagt / schreibt sich leicht, aber ich kenne definitiv keine Übung die schwieriger ist.
Es geht nämlich darum die alten Glaubenssätze zu hinterfragen, um den Mut, hinter meine Illusionen und meine Angst zu blicken und um das Wagnis zumindest ab & zu meine Maske abzunehmen.
Mein größtes Hindernis dabei ist stets das "Ich weiß wie der Hase läuft, ich kenne mich aus."
Wenn ich auch noch beginne andere damit zu täuschen ("Ich weiß was du hast, ich weiß was du tun mußt") dann weiß ich auch daß ich wieder in der Sackgasse angelangt bin.
Dann überspiele ich meine Unsicherheit indem ich andere belehre.
Damit schaffe ich es zwar zu überleben, aber an Freude, Liebe oder Zufriedenheit brauch ich dann nicht mal zu denken.
Daß die meisten Menschen die ich kenne so leben hilft mir in keiner Weise weiter.
Scheinbar bin ich zu unbescheiden um mich mit "Überleben" zufriedenzugeben.
Das Trittschall-Problem sehe ich aber auch als große Chance mir selbst auf die Schliche zu kommen.
Ich hab mir schon die lächerlichsten Konstruktionen als Wahrheit verkauft, das geht ruckzuck.
Alles nur nicht das was wirklich in mir ist !

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Myhre
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 01:32

Ich habe für mich folgende Lösungsansätze bei Stress durch Lärm:
In mich hineinhorchen,was der Lärm mit mir macht,was ich für Bilder und Assoziationen habe-das aufschreiben.In der Therapie besprechen.

Lösungsmöglichkeiten durchgehen.Kann ich was an meiner Einstellung zum Lärm ändern.
Kann ich den Stress reduzieren,wenn ich den Lärmauslöser nicht ausweichen kann? Es gibt dämpfende Ohrstöpsel in drei Stufen.

Das fällt mir so konkret zum Thema ein.Ich hab lange in ziemlich lauten Gemeinschaften ohne Privatsphäre gelebt.
VG Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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Möbius
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 11:03

Es ist eine sehr naheliegende Vermutung, und ich befürchte fast schon, Eulen nach Athen zu tragen, wenn ich sie hier ausspreche, hoffe insofern auf Verständnis, wenn ich wieder einmal zu altklug sein will:

Aggression, Wut, Vermeidungsverhalten - das wird regelmässig ausgelöst durch Angst. Es gibt so ein Muster psychischer Reaktion auf Angst mit den "Drei F": F-ight, F-ly, F-reeze. Es wird Kampfbereitschaft und Aggression ausgelöst - "fight", es wird der Fluchtreflex ausgelöst - "fly", und auf einer höheren Stufe das "freeze" - das Erstarren, das wir aus dem Tierreich kennen: Tiere in Ausweglosen Situationen - "das Kaninchen vor der Klapperschlange" - erstarren zur Bewegungslosigkeit. In der Evolution hat das wohl den Vorteil, daß viele Beutejäger stark auf Bewegungen ansprechen, starre, bewegungslose Objekte jedoch ignorieren. Dieses "freeze" erhöht also durchaus die Überlebenschancen, wenn Kampf oder Flucht unmöglich oder aussichtslos sind. Auf einer noch höheren Stufe, die man Trauma oder traumatisch nennt, tritt dann Dissoziation ein - die unerträgliche Situation wird erträglich gemacht dadurch, daß die entsprechenden Affekte abgespalten werden, was in etwa die Wirkung einer Anästhesie hat: man fühlt nichts mehr. Es ist es besser, daß die Psyche durch diese Dissoziation einen Schaden nimmt, als daß ihre Organisation durch so einen Angriff völlig aufgelöst, gesprengt wird. Man nennt das den "psychischen Tod". Aber über dieses Stadium reden wir hier ja nicht.

Nun ist es sehr ungewöhnlich, daß dieses Reaktionsschema durch Geräusche ausgelöst wird, die eigentlich keinen Grund zur Angst geben. Die threadstarterin hat impressiv geschildert, daß Geräusche, die man normalerweise als weitaus störender empfindet, wie Baulärm, der Lärm von einer benachbarten Fleischerei usw. zwar als lästig empfunden werden, aber keineswegs diese unangemessen starken Reaktionen verursachen.

Das Trauma kann also verstanden werden als einen Angriff auf die Psyche, den sie nicht verarbeiten konnte. Die Erinnerung daran ist "disoziiert" - abgespalten - worden, Teile davon sind abgespalten und im Unbewußten verborgen. Oftmals ist die Erinnerung komplett verdrängt, dh komplett ins Unbewußte verschoben. Die Seele hat ja bekanntlich keinen Ausgang. Einen Zugriff zu diesen abgespaltenen und/oder verdrängten Inhalten hat man nicht - das soll ja gerade durch diese Abwehrmechanismen vermieden werden.

Da diese Erinnerungen aber nicht verarbeitet und "integriert" worden sind, treiben sie im Unbewußten ein Eigenleben. Das Bild vom herumspukenden Gespenst aus der klassischen "gothic novel" trifft meiner Meinung nach erstaunlich gut.

Und die wesentlichste "Spuktechnik" dieser Geister ist der Wiederholungszwang. Die nicht integrierte Erinnerung drängt aus dem Unbewußten Richtung Bewußtsein. Die ursprünglich traumatisierende Situation soll wiederholt, die Verarbeitung nach Möglichkeit nachgeholt werden.

Für unsere "Trittschall-Fälle" würde das bedeuten, daß es irgendein traumatisierendes Erlebnis gegeben hat, bei dem dieser Trittschall aus der Sicht der damals Betroffenen eine gewisse Rolle gespielt hatte. Aber was mit diesem Trittschall verbunden war, ist ja eben abgespalten - "dissoziiert" und im Unbewußten verborgen.

Es hieße die Unseriösität von mir als in einem internet-Forum herumdilletierenden Hobby-Analytiker auf die Spitze zu treiben, wenn ich Spekulationen darüber anstellen wollte, wie dieses Trauma ausgesehen haben könnte. Wir alle kennen gewisse Gruppen von Erlebnissen, die häufig traumatisierende Wirkungen haben können: (sexuelle) Gewalterfahrung, Trennungen, Krankheiten, Trauerfälle - "existenzielle Nöte". Aber diese müssen beileibe nicht auf jeden Menschen traumatisierend wirken. Umgekehrt gibt es ganz generell als banal bewertete Ereignisse, die gleichwohl bei entsprechender psychischer Disposition traumatisierend wirken können. Die Psyche ist nicht monolithisch - sie ist hier stärker, dort schwächer, hat "Sollbruchstellen" - nicht nur eine, sondern wohl meistens mehrere. Es müssen also keineswegs die Schritte eines Gewalttäters sein, die sich da "wiederholen" - es können die Schritte eines Lehrers sein, der einem Schüler einen Aufsatz mit "befriedigender" Note zurückgegeben hat. Ich erlebte mal sowas - es war höchst kränkend für mich gewesen, weil ich der Klassenprimus war, auch der Lehrer, den ich verehrte, aus seiner Enttäuschung keinen Hehl machte. Beim nächsten Aufsatz "schrieb ich um mein Leben" und bekam mit versöhntem Lächeln des Lehrers wieder meine standesgemäße "sehr gut" - die Sache war damit abgetan. Aber es sind ja ganz leicht andere Verläufe denkbar.

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Möbius
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 12:20

Ich will mich noch in einem Punkt relativieren: die Erinnerung, von der jener Trittschall (ich beschränke mich der Einfachheit halber auf diesen Ausdruck) möglicherweise abgespalten worden ist, muß nicht vollständig verdrängt sein - sie kann in dem Bereich der Psyche durchaus vorhanden sein, die Freud das "Vorbewußte" nannte: aktuell nicht bewußt, aber bei Bedarf wieder ins Bewußtsein zu rufen. Das ist häufig bei Fremdsprachen so, die man lange nicht gebraucht hat. Man vergißt sie ganz allmählich, aber wenn man sich nach Jahr und Tag wieder in dieses Land auf Urlaub begeben hat, spricht man die Sprache nach ein paar Tagen wieder recht fliessend und wundert sich über sich selbst. Ja sogar im Bewußtsein kann vielleicht ein Teil dieser Erinnerung vorhanden sein - nur eben ohne den Trittschall und ohne die Angst, die Wut oder sonstige Affekte, die man heute empfindet, wenn man Trittschall ausgesetzt ist. Man könnte also darüber nachdenken, in seiner Erinnerung nach Erlebnissen zu fahnden, zu denen diese Geräuscherinnerung, diese Affekte passen könnten - aber in dieser Erinnerung eben nicht vorhanden sind, ähnlich einem Puzzlespiel.

Trittschall - man hört ihn dann, wenn jemand heftig auftritt, in der Wohnung (oder sonst irgendeinem Raum, vielleicht sogar im Freien, wenn aufgrund der Örtlichkeiten oder des Schuhwerks des Auftretenden der Schall besonders gut wahrnehmbar war) läuft, herumhüpft, wütend durch die Zimmer stapft. Angst, Wut - man fühlt sich bedroht, will sich verteidigen, hat sich vielleicht sogar irgendwie verteidigt.

Wann treten diese Affekte auf, wenn man Trittschall hört ? Nur in der eigenen Wohnung - oder auch in fremden Wohnungen, in öffentlichen Gebäuden, Hotels usw. ? Vielleicht kann man die Suche auf diese Weise eingrenzen ?


stadtwolf
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 13:11

Was mich betrifft erzeugen Trittschallgeräusche und dumpfes Herumpoltern nur in meiner eigenen Wohnung die beschriebenen Symptome.
Erlebe ich dasselbe woanders ( das ist praktisch fast täglich so ) erkenne ich mich als interessierten Beobachter der Reaktionen von den Wohnungsbesitzern. Es stört mich nicht im geringsten.
Mit diesem Ansatz haben wir lange gearbeitet in den Therapiesitzungen.
Erkenntnisse waren zwar da ( Es geht darum daß niemand meine Privatsphäre stören darf. Wieso darf dann z.B. gebohrt und Party gefeiert werden ? ), aber nichts davon hat sich ausgewirkt auf mein Problem.
Im Hotel ist es wie in der Wohnung. Gleiche Reaktion.
" Der Frevel schreit nach (gerechtfertigtem) Mord ! "
Arbeitsplatz wäre genauso, hab ich aber nie erlebt weil meistens auf Achse gewesen.
Der Verstand will es permanent lösen und scheitert ausnahmslos jedes Mal.
Wie gesagt, es klopft jetzt seit ungefähr 2 Jahren moderater an. Damals habe ich alle Therapieversuche aufgegeben und seitdem spreche ich nur mehr offen mit Freunden darüber. Ich tarne nichts mehr und stelle nichts mehr so dar wie ich es gerne hätte. Spiele nicht mehr den der drübersteht. Erlaube mir mich in Echt zu präsentieren.

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Möbius
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 13:25

Etwas abstrahiert sind es also Situationen, in denen Du "privat" bist, "zuhause" ... und eine Deiner Fragen glaube ich beantworten zu können: es Bohrgeräusche und "Party-Machen" empfindest Du eben gerade nicht als bedrohlich. Wären Bohrgeräusche so bedrohlich, ängstigend und Aggressionen produzierend, dann könnte man an einen verdrängten, äusserst ekeligen Zahnarztbesuch denken - aber das ist es ja nicht. Ausserdem trampeln Zahnärzte ja nicht herum, und poltern tun sie auch nicht mit irgendwas.

Ich kann nicht mehr anempfehlen, als eine gedankliche Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, und nach den Situationen zu fahnden, zu denen diese Geräusche: "schwere" Tritte, herumpoltern von Gegenständen, Türenschlagen (?) passen könnten - und die in Deiner Wohnung, Deinem Zuhause, möglicherweise aber auch einem Hotelzimmer, einer Ferienwohnung o.ä. stattgefunden haben, Deiner Privatsphäre eben.

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Nes
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 15:55

hallo vielen lieben Dank für die Antworten!

@Möbius ich fände es klasse wenn du mich entschlüsseln könntest:) ich selbst kann es nicht. Die GErichte sollen voll sein von Nachbarschaftsproblemen, Platz Nummer 1 ist Lärm. Also bin ich im normalen Rahmen. Also ich meine ich möchte z.b. nicht außergewöhnlich sein. Ich kann mich gut anpassen. Hattest du denn nieee ein EReignis wo du dachtest, holla das ist aber laut,...hmm das stört mich jetzt aber...hmm wie lange dauert das jetzt wohl nun..hoffentlich passiert das nicht nachts auch noch..? dann dieses mulmige Gefühl(Angst?), das Warten auf den Lärm, richtiges hinlauschen bewußt und unbewußt, den ganzen Tag über.

das ist eben so aufgetaucht, also die Wohnung über mir war jahrelang leer, damals. Dann ist halt so ein Spacko eingezogen, der schlief kaum..Die ganze Nacht am Trampeln. Ich habe mich sehr ausgeliefert, müde gefühlt und bin in die Depression abgerutscht. Man könnte es eigentlich als Folter bezeichnen. Achso der Lärm ist wirklich da, ich bilde es mir nicht ein. Mehrere Personen können es bezeugen.

@Stadtwolf mein Leidensgenosse..Wie meinst du das mit sich selbst annehmen? also soll ich meine Wut, meine Aufgeregtheit, meine HIlfslosigkeit, Ausgeliefertsein, annehmen? Dadurch wird es ja nicht weniger. Soll man sich sagen, nun ich ärgere mich so darüber, aber das ist so ok? Ich glaube ich selbst assoziere den Lärm der durch andere in meine Wohnung eintritt sich breit macht kommt und geht wann es will, als Gefahr und Rücksichtslosigkeit der anderen.
z.b. habe ich eine Nacht wo es stürmisch war gemerkt, daß Bumm-Bumm Geräusche von der Nebenwohnung kommen. Es sind die Fenster die dort offen stehen, Wohnung im moment leer. Ich schwöre bei Gott, es waren diese Art Geräusche die mich derart nerven. Sobald ich aber kapiert habe daß sind die Fenster von nebenan, habe ich mich beruhigt und das schlimme GEfühl war weg. Was bedeutet das?

@Myhre, also ich kann sowieso ohne Ohropax nicht leben. Natürlich habe ich vesucht Lärm auszuweichen. Bevor ich halt Zores mit den nachbarn habe, bin ich zuerst mal ausgewichen. D.h. ich habe in der Küche geschlafen, ich habe im kalten Vorraum geschlafen, ich habe im 60 cm breiten und ebenso hohem sargartigem Speicher geschlafen.
was für eine Therapie machst du, hilft es dir?

@Möbius ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir. Vielen Dank für diese Analyse. Ich glaube ich kann das so für mich unterschreiben. Ich glaube durch diese Art von Lärm, bekomme ich ein Flashback. Ich bin zurückversetzt in meine alte Wohnung. Dort wurden meine Bedürfnisse nach Ruhe und Schlaf mit "Füßen getreten". Man muß sich das schon so vorstellen, daß ich 2 Jahre dort so gelebt habe. Ich habe ausgeharrt bis nix mehr ging. DAvor habe ich natürlich mit den Nachbarn kommuniziert, was nix gebracht hat. "Wir machen doch nix." Trotzdem hat sich ihr rüpelhaftes Verhalten sich in meiner Wohnung breit gemacht. Wie reagiert man wenn man auf Rücksicht bittet und bettelt und es passiert nix? fühlt sich an wie wenn man schreit und es hört einen niemand.

in fremden Wohnungen empfinde ich es nicht störend, bei meinen Eltern eher, draußen gar nicht, am meisten schlimm in meinem eigenen Reich. Meine Wohnung ist sowieso mein ein und alles mein Tempel, nur dort kann ich mich wohl fühlen, ich sein, beschützt und glücklich. Darum empfinde ich manches als BEdrohung dieser WErte.

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Möbius
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Beitrag Fr., 25.12.2015, 16:29

@ Nes

Das wäre doch ne ganz einfache Möglichkeit: ein Aggressionsstau. Wir Menschen haben ja die schöne Fähigkeit des Triebverzichts bzw. des Aufschubs der Triebbefriedigung, und in unseren Zeitläuften ist Aggression ja doppelplusungut, weil wir ja nur noch lieben. Aggression dürfen wir garnicht mehr artikulieren, wenn sie sich nicht ins Gewand der Notwehr gegen schreiende Ungerechtigkeiten hüllen kann, von denen auch nur widerrum einige wenige politisch korrekte Notwehrlagen sind.

Das Beispiel vom Bumm-Bumm durch das Fenster der Nachbarwohnung ist auch recht luzide: sowie Du merkst, es ist garnicht der Aggressor von unten, sondern ein im Wind schlagendes Fenster, "für das keiner was kann", ist alles in Ordnung !

Vielleicht wäre es dann die einfachste Möglichkeit, nach einer Abfuhr dieser Aggressionen zu suchen. Ganz treudoof: wie wäre es mit einem punching-ball, so einem zum in die Tür zum Spannen und ein paar Boxhandschuhen ? Selbiges zur allfälligen Benutzung bereitgehalten und unmittelbar in Betrieb genommen, wenn sich solche Aggressionen einstellen ?

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Nes
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Beitrag Sa., 26.12.2015, 23:37

hallo lieben Dank!

ich habe ja auch Beruhigungsmittel getrunken um ruhiger zu werden. Aber Wut vergeht damit auch nicht. Ich kann es natürlich auch mit Boxen versuchen. vllt mit dem Gesicht meines Nachbarns drauf. Trotzdem sehe ich ihn als Verursacher. Es gibt auch Kinder im Haus die wirklich laut tollen und rumpeln. Darf man Kinder überhaupt böse sein? Ab wann ist es krankhaft? noch vor kurzer Zeit hat ein Mann seinen Nachbarn umgebracht, weil er zu laut Musik gemacht hat. Ein anderer ist auf Bauarbeiter losgegangen weil sie um 11 Uhr gehämmert haben.

Irgendwie beruhigt es mich zu sehen, daß ich nicht alleine bin mit diesem Problem. Nur mir geht es so sehr an die Substanz, daß mein ganzes Leben sich nur mehr darum dreht. Ich bin aber generell ein Mensch der Probleme lösen muß, davor bin ich immer unglücklich. Also immer zuerst die ARbeit dann das Vergnügen.

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Möbius
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Beitrag Sa., 26.12.2015, 23:51

Hallo Nes,

wenn diese einfachste mögliche Erklärung nicht gefunzt hat, dann wäre meine Meinung, daß auch Du in die Tiefe Deiner Vergangenheit tauchen könntest, wie ich es stadwolf schon nahegelegt habe.

Es ist unmöglich, eine wirklich allgemeingültige, objektive Grenze zu bestimmen: auf der einen Seite ist die Menge und die Arten von Lärm, die ein gesunder Mensch locker wegsteckt - auf der anderen Seite ist die Menge, wo man ausrasten darf, sich wehren, Vermieter, Behörden und Gerichte in Anspruch nehmen, Recht, Schadensersatz und Unterlassung "tituliert" bekommen kann.

Es ist aber wirklich dasselbe, wie bei stadtwolf: es gibt die Möglichkeit, daß es eine Situation in der Vergangenheit Deines Lebens gegeben hat, die von Dir nicht vollständig verarbeitet werden konnte, und bei der dieser ganz spezifische Lärm, der Dir heute das Leben zur Hölle macht, obwohl es ja "eigentlich" garnicht soo schlimm wäre - eben eine ganz spezifische Rolle gespielt haben könnte.

Meine Empfehlung ist daher die Gleiche wie die für Deinen Leidensgenossen: mach eine Tauchfahrt in Deine Vergangenheit, auch weit zurück bis in die Kindheit, soweit Deine Erinnerung eben reicht, ob es irgendwelche Situationen gegeben hat, und zu denen dieser Lärm passen könnte - obschon er nicht in Deinen Erinnerungen vorhanden ist.

Gruß
Möbius

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Chakotay
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Beitrag So., 27.12.2015, 09:30

Hallo Nes,

du bist wahrlich mit diesem Problem nicht alleine.
Bei manchen Geräuschen (und es sind zum einen nicht wenige und zum anderen "normale Geräusche") steigt in mir tief im Innern eine Anspannung hoch, die mich an das Dehnen eines Gummis oder eine Sehne erinnert. Ich weiß dann nicht, wohin damit; es ist schier unerträglich.
Trotz langjähriger (Trauma-)Therapie sind wir dem Ursprung dieser Trigger noch nicht auf die Schliche gekommen.

Ruhigen Sonntag wünscht
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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Möbius
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Beitrag So., 27.12.2015, 13:54

Wenn man selbst mit einem Durchforsten der eigenen Biographie, wie sie dem Bewußtsein zur Verfügung steht, die ursprüngliche Situation nicht auffinden kann, aus der diese heute wiederkehrenden, weil unverarbeiteten oder dissoziierten Affekte abgespalten wurden, dann sind meiner Kenntnis nach Hypnose und Psychoanalyse noch zwei Möglichkeiten, "im Unbewußten herumzuwühlen". Von Hypnose verstehe ich nichts - Psychoanalyse habe ich selbst absolviert, und kann nur zu dieser etwas sagen.

Sie ist ein meist sehr aufwendiges Verfahren, das lange Zeit in Anspruch nimmt. Je nachdem, was sie zutage bringt, können die Auswirkungen sehr beträchtlich sein: das Wiedererleben eines verdrängten Traumas ist selbst meist ein heftiges Trauma, das bewältigt werden muß. Je nach den Umständen kann das längere Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Psychoanalyse ist auch das Gegenteil einer "Wohlfühltherapie" - eben weil man immer wieder mit Dingen konfrontiert wird, die man niemals von sich wissen wollte.

Man kann nur Erstgespräche mit einem Analytiker darüber führen, und muß dann irgendwann selbst eine Entscheidung treffen. Aus meiner Sicht ist so ein Verfahren mit hohen Risiken und Nebenwirkungen nur dann angezeigt, wenn es einen sehr beträchtlichen Leidensdruck gibt. Wo diese Schwelle liegt, kann man niemals generell sagen, erst recht nicht in einem Internet-Forum. Als ich selbst mich vor drei Jahren zur Analyse entschlossen hatte, war mein Leben ohnehin völlig zerstört gewesen: körperlich sehr schwer krank, Existenz vernichtet, verarmt, sozial isoliert - ich hatte nichts mehr zu verlieren, und die geglückte Analyse hat mich letztlich vor dem "Bilanzselbstmord" bewahrt, mir wieder eine Lebensperspektive eröffnet. Für mich war also diese Rosskur zweifellos die richtige Entscheidung gewesen. Die Analyse wird auch von mir fortgesetzt. Ich analysiere mich nach wie vor weitgehend selbst - mein Therapeut greift nur recht selten ein, soweit ich das mitbekomme. Dementsprechend ist für mich die Psychoanalyse rundrum positiv besetzt. Aber das kann für andere Menschen in anderen Lebenssituationen ganz anders aussehen.

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Nes
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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:00

vielen lieben Dank! Es freut mich daß die Psychoanalyse bei dir so gut geklappt hat. Dafür braucht man auch pinke pinke..schreibt man das so..?

jedenfalls war ich schon bei einer Hypnositeurin, die mir sogar ein Freundschaftspreis angeboten hat. Vielleicht aber auch nur vielleicht werde ich es in Anspruch nehmen. Es sträubt mich Geld auszugeben, um mich besser fühlen zu dürfen. Ich sehe das als mein Gottgegebenes REcht an, und denke einfach der Verursacher soll es einfach sein lassen. Also andersrum, muß ich zahlen um vielleicht ruhiger zu werden in meinem Inneren, und andere dürfen sich weiterhin austoben?

Womöglich ist mein Verhalten ja normal, und er ist der Antisoziale? Ich werde nicht verstummen damit er freie Bahn hat in seinem Tun, ohne an andere überhaupt mal zu denken. Ich zahle ja auch Miete.

@Möbius ich weiß ja nun was in der Vergangenheit, das ganze nun Triggert. Muß ich also zu meinen damaligen Nachbarn gehen, und sagen, eyyy ihr seid Schuld, daß es mir heute so dreckig geht? Ich habe es mir ja damals gefallen lassen müssen, weil ich nicht so schnell ausziehen konnte. Muß ich mich z.b. JETZT dagegen wehren?

@Chakotay hast du schon mal über Hypnose nachgedacht? gibt es eigentlich für Menschen wie dich und mich, eine Selbsthilfegruppe?

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