Erfahrungen mit Phantasiegeschichten in der Therapie?
Erfahrungen mit Phantasiegeschichten in der Therapie?
Guten Morgen zusammen,
zuerst einmal eine Entschuldigung, dass ich hier im Forum fast nur Fragen stelle und selten auf Fragen anderer antworte. Ehrlich gesagt weiß ich dem, was andere schreiben, meist nichts Zielführendes zuzufügen - meine Gedanken erscheinen mir dann einfach zu profan...
Aber vielleicht mag mir doch jemand bei meinem heutigen Anliegen weiterhelfen:
Ich mache eine Traumatherapie und habe leider immer noch Schwierigkeiten mit der Selbstregulation und mit meiner Körperwahrnehmung. Körperreisen bzw. Bodyscans habe ich mehrfach ausprobiert und bin generell dem gegenüber aufgeschlossen, jedoch ängstigen sie mich in der Wahrnehmung einiger Körperbereiche, durch die unbekannten Stimmen und sind daher zum "Herunterfahren" ungeeignet.
Jetzt hat mir mein Therapeut etwas vorgeschlagen, nämlich, dass er eine Körperreise aufspricht und ich möge den Text dazu schreiben, damit nichts darin vorkommt, was mich beunruhigt.
Diese Idee fand ich prima und bin beim Beschäftigen mit einem entsprechenden Text zum Auflesen über die sog. Phantasiereisen gestolpert, die ich bis dato gar nicht kannte.
Auch hier werden ja Sinneswahrnehmungen angesprochen, aber quasi über einen Umweg, nämlich über die Geschichte, in die man eintaucht. Ich habe mir nun eine Phantasiegeschichte selbstgeschrieben, was den Vorteil hat, dass ich mir ein Bild - genauer gesagt, einen Film - ausmalen konnte, welches mir absolut zusagt und beruhigend wirkt.
Ich bin aber doch sehr verunsichert, ob das eine Möglichkeit zur Selbstregulation wäre und wollte gerne einmal nach eurer Erfahrung damit fragen.
Hinzu kommt, dass in meiner Phantasiegeschichte natürlich eine Menge regressiver Wünsche bildlich dargestellt werden...
Viele Adventsgrüße in die Runde,
Chakotay
zuerst einmal eine Entschuldigung, dass ich hier im Forum fast nur Fragen stelle und selten auf Fragen anderer antworte. Ehrlich gesagt weiß ich dem, was andere schreiben, meist nichts Zielführendes zuzufügen - meine Gedanken erscheinen mir dann einfach zu profan...
Aber vielleicht mag mir doch jemand bei meinem heutigen Anliegen weiterhelfen:
Ich mache eine Traumatherapie und habe leider immer noch Schwierigkeiten mit der Selbstregulation und mit meiner Körperwahrnehmung. Körperreisen bzw. Bodyscans habe ich mehrfach ausprobiert und bin generell dem gegenüber aufgeschlossen, jedoch ängstigen sie mich in der Wahrnehmung einiger Körperbereiche, durch die unbekannten Stimmen und sind daher zum "Herunterfahren" ungeeignet.
Jetzt hat mir mein Therapeut etwas vorgeschlagen, nämlich, dass er eine Körperreise aufspricht und ich möge den Text dazu schreiben, damit nichts darin vorkommt, was mich beunruhigt.
Diese Idee fand ich prima und bin beim Beschäftigen mit einem entsprechenden Text zum Auflesen über die sog. Phantasiereisen gestolpert, die ich bis dato gar nicht kannte.
Auch hier werden ja Sinneswahrnehmungen angesprochen, aber quasi über einen Umweg, nämlich über die Geschichte, in die man eintaucht. Ich habe mir nun eine Phantasiegeschichte selbstgeschrieben, was den Vorteil hat, dass ich mir ein Bild - genauer gesagt, einen Film - ausmalen konnte, welches mir absolut zusagt und beruhigend wirkt.
Ich bin aber doch sehr verunsichert, ob das eine Möglichkeit zur Selbstregulation wäre und wollte gerne einmal nach eurer Erfahrung damit fragen.
Hinzu kommt, dass in meiner Phantasiegeschichte natürlich eine Menge regressiver Wünsche bildlich dargestellt werden...
Viele Adventsgrüße in die Runde,
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
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Liebe Chakotay,
wenn diese, deine Geschichte eine ist, die dich zu beruhigen vermag, dann ist es egal was wir hier davon halten. Dir muss sie gut tun. Und das scheint sie ja.
Sollte in dieser etwas sein, was wenig zielführend wäre, so denke ich, wird dich dein Therapeut schon darauf hinweisen.
Ich finde die Idee deines Therapeuten sehr, sehr gut und überlege gerade, ob auch ich mir so etwas mal schreibe.
Ich scheitere leider ebenfalls bei Bodyscans und co, weil sie grundsätzlich Körperregionen ansprechen, von denen ich noch dissoziiert bin und das aus gutem Grund.
Ich schätze deine Geschichte in Kombination mit der Stimme deines Theras dürfte zur Selbstregulation beitragen. Vorraussetzung ist hierbei, dass du die Stimme magst und ihm vollumfänglich vertraust. Das scheint ja der Fall zu sein.
Also, probiere es doch einfach mal aus. Mehr als das es nicht wirkt kann ja nicht passieren.
wenn diese, deine Geschichte eine ist, die dich zu beruhigen vermag, dann ist es egal was wir hier davon halten. Dir muss sie gut tun. Und das scheint sie ja.
Sollte in dieser etwas sein, was wenig zielführend wäre, so denke ich, wird dich dein Therapeut schon darauf hinweisen.
Ich finde die Idee deines Therapeuten sehr, sehr gut und überlege gerade, ob auch ich mir so etwas mal schreibe.
Ich scheitere leider ebenfalls bei Bodyscans und co, weil sie grundsätzlich Körperregionen ansprechen, von denen ich noch dissoziiert bin und das aus gutem Grund.
Ich schätze deine Geschichte in Kombination mit der Stimme deines Theras dürfte zur Selbstregulation beitragen. Vorraussetzung ist hierbei, dass du die Stimme magst und ihm vollumfänglich vertraust. Das scheint ja der Fall zu sein.
Also, probiere es doch einfach mal aus. Mehr als das es nicht wirkt kann ja nicht passieren.
Ich sehe das auch pragmatisch: Ausprobieren... was hilft ist gut. Was nicht hilft, bleiben lassen. Auch Phantasiereisen sind nicht in jedem Fall unproblematisch (was nicht nur vom Inhalt abhängt), aber das muss man halt herausfinden, was für einen selbst geeignet ist. Auch bei mir greifen nicht immer standardmäßig empfohlene Sachen. Körperreisen kann man auch ohne Vorlage machen. Vorlagen haben eh manchmal den Nachteil, dass sie z.B. zu schnell gesprochen sind. Nur-Musik finde ich daher manchmal (für mich) besser... oder je nach Stimme kann man=ich es auch vergessen.
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Ja,und?Chakotay hat geschrieben:Hinzu kommt, dass in meiner Phantasiegeschichte natürlich eine Menge regressiver Wünsche bildlich dargestellt werden...
Ich hab mir als Kind schon so ne "innere Welt" ausgemalt,die "ideal" war für alles,was ein Kind eigentlich braucht.Und bin manchmal richtig drin "verschwunden",wenn die Außenwelt unerträglich bis lebensbedrohlich wurde.
Und : Ich hab diese "Traumwelt" nach wie vor immer noch und "gönne" mir da auch heute noch meine Auszeiten - im "zarten" Alter von nunmehr 50 Jahren. Warum auch nicht?
Ich glaube,entscheidend ist die Frage,ob einem sowas guttut und hilfreich ist.Oder "gefährlich" wird,im Sinne,daß man sich ZU sehr drin verliert.Es gibt ja manche Betroffene,die leichter in psychotisches Denken/Erleben fallen.Da kanns dann schon eher hinderlich sein,solche Phantasien und Geschichten zu nutzen.
Dein Thera scheint da aber bei dir keine Tendenz dazu zu sehen,sonst hätte er dir das wohl nicht vorgeschlagen.
Für mich selbst war das Arbeiten mit inneren Bildern und Phantasien DER Weg raus aus den Traumatisierungen.Mein damaliger Thera hat Richtung PITT mit mir gearbeitet.Vielleicht hast du davon schon mal was gehört?
Die hat die Dr. Reddemann entwickelt und die arbeitet sehr viel mit Phantasie.Auch mit Märchen und Geschichten,um sich traumatischen Inhalten erstmal "ungefährlich" anzunähern.
Ich hab das dann für mich selbst soweit "weitergesponnen",daß ich mir tatsächlich erlebte traumatische Situationen zu nem guten Ende phantasiert habe und darin "eingetaucht" bin,so daß ichs innerlich "erlebt" hab.Und das hat tatsächlich geholfen,diese Erlebnisse "abzuschließen",so daß sie zu bloßen Erinnerungen werden konnten,die mich seither nicht mehr "heimsuchen" und auch nicht mehr angetriggert werden können.
Wenn dir sowas auch hilft,dann möchte ich dir Mut machen,ordentlich auszuprobieren und dir zu "erlauben",was immer dir daran guttut.
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Wenn es Dir gut tut und Dich beruhigt, dass ist das für Dich eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Selbstregulation.Chakotay hat geschrieben:
Ich bin aber doch sehr verunsichert, ob das eine Möglichkeit zur Selbstregulation wäre und wollte gerne einmal nach eurer Erfahrung damit fragen.
Nutze es und zweifle nicht an den Dingen, die Dir so offensichtlich helfen.
Was andere davon halten, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Ich arbeite seit rund 3 Jahren sehr intensiv mit solchen Phantasiegeschichten - allerdings in anderer primärer Zielrichtung, nämlich der Selbstanalyse. Der Entspannungseffekt ist mir jedoch ebenso gut geläufig. Aus Entspannungsgeschichten haben sich schließlich meine "Analytischen Geschichten" entwickelt gehabt, indem ich einfach nur die "analytische Grundregel" anzuwenden beschloß: auch solche Phantasien zuzulassen, die illegal, unmoralisch, beschämend, abartig, pervers und "versaut" sind.
Diese Phantasiegeschichten als Fluchtort vor einer bedrohlich-unlustvollen Realität sind mir auch geläufig - einen fürchterlichen Aufenthalt in einer chirurgischen Klinik im Frühjahr 2012 habe ich nur auf diese Weise überleben können.
Es gibt eine hochprofessionelle Hilfestellung für den Umgang mit diesen Phantasiengeschichten, die ich ausnahmsweise nicht von Freud entliehen habe, sondern von meinem Lieblingsschriftsteller Arno Schmidt. Dessen Erzähltechnik aus dem kleineren Prosastück "Aus dem Leben eines Fauns" habe ich alsbald bewußt kopiert, die abstrakten Ratschläge zur Konstruktion aus "Berechnungen I, II" dann auch immer und immer wieder in mich hineingesaugt. Schmidt hat für solche Phantasien sogar einen eigenen Namen: das "längere Gedankenspiel", das er "LG" abkürzt. Er unterscheidet drei thematische Typen: den Typ "Bel Ami" - "das Leben als Modenschau" (LGI), den Typ "Querulant" (LGII), der in fiktiven Dialogen allerlei Autoritäten mal gründlich die Meinung geigt: "eine Audienz bei Friedrich dem Großen erzwingen und die Wahrheit sagen!" und den Typ III: "Der Zerissene" (sämtliche Zitate von Arno Schmidt). Und er gibt einen wunderbaren Tip für die praktische Konstruktion dieser Gedankenspiele: die fiktive Erinnerung, die sich an der natürlichen Gedächtnisfunktion orientiert. Dh man versucht erst garnicht, einen kompletten Tag zu konstruieren und im "Kopfkino" ablaufen zu lassen, wie es James Joyce beispielsweise im "Ulysses" versucht hatte, sondern beschränkt sich auf wenige Augenblicke, einzelne Szenen und Wahrnehmungen. Das hat den riesigen Vorteil, daß man keine großartige Expositionen vornehmen muß - man kann die Handlung einfach beginnen und wieder "mittendrin" enden lassen und woanders den Faden weiterspinnen. Diese "Konstruktionsanleitung" für Schriftstellerei kann man aber auch sehr gut für solche Gedankenspiele verwenden, die wirklich nur im Kopf stattfinden, nicht niedergeschrieben oder sonst wie artikuliert werden sollen.
Die beiden Aufsätze "Berechnungen I,II" sind meines Wissens nach - ausser natürlich in der monumentalen "Bargfelder Ausgabe" - nur zweimal verlegt worden: in dem frühen Band "Rosen und Porree" aus den 60ern und später noch einmal schon posthum in der 3-Bändigen Auswahl, zu der sich die DDR beim "Volk&Welt" noch kurz vor ihrem Untergang im Jahre 1990 aufgerafft hatte. Diese Auswahl ist übrigens sehr gelungen, wie ich finde. Beide sind aber relativ leicht über das ZVAB zu bekommen.
Diese Phantasiegeschichten als Fluchtort vor einer bedrohlich-unlustvollen Realität sind mir auch geläufig - einen fürchterlichen Aufenthalt in einer chirurgischen Klinik im Frühjahr 2012 habe ich nur auf diese Weise überleben können.
Es gibt eine hochprofessionelle Hilfestellung für den Umgang mit diesen Phantasiengeschichten, die ich ausnahmsweise nicht von Freud entliehen habe, sondern von meinem Lieblingsschriftsteller Arno Schmidt. Dessen Erzähltechnik aus dem kleineren Prosastück "Aus dem Leben eines Fauns" habe ich alsbald bewußt kopiert, die abstrakten Ratschläge zur Konstruktion aus "Berechnungen I, II" dann auch immer und immer wieder in mich hineingesaugt. Schmidt hat für solche Phantasien sogar einen eigenen Namen: das "längere Gedankenspiel", das er "LG" abkürzt. Er unterscheidet drei thematische Typen: den Typ "Bel Ami" - "das Leben als Modenschau" (LGI), den Typ "Querulant" (LGII), der in fiktiven Dialogen allerlei Autoritäten mal gründlich die Meinung geigt: "eine Audienz bei Friedrich dem Großen erzwingen und die Wahrheit sagen!" und den Typ III: "Der Zerissene" (sämtliche Zitate von Arno Schmidt). Und er gibt einen wunderbaren Tip für die praktische Konstruktion dieser Gedankenspiele: die fiktive Erinnerung, die sich an der natürlichen Gedächtnisfunktion orientiert. Dh man versucht erst garnicht, einen kompletten Tag zu konstruieren und im "Kopfkino" ablaufen zu lassen, wie es James Joyce beispielsweise im "Ulysses" versucht hatte, sondern beschränkt sich auf wenige Augenblicke, einzelne Szenen und Wahrnehmungen. Das hat den riesigen Vorteil, daß man keine großartige Expositionen vornehmen muß - man kann die Handlung einfach beginnen und wieder "mittendrin" enden lassen und woanders den Faden weiterspinnen. Diese "Konstruktionsanleitung" für Schriftstellerei kann man aber auch sehr gut für solche Gedankenspiele verwenden, die wirklich nur im Kopf stattfinden, nicht niedergeschrieben oder sonst wie artikuliert werden sollen.
Die beiden Aufsätze "Berechnungen I,II" sind meines Wissens nach - ausser natürlich in der monumentalen "Bargfelder Ausgabe" - nur zweimal verlegt worden: in dem frühen Band "Rosen und Porree" aus den 60ern und später noch einmal schon posthum in der 3-Bändigen Auswahl, zu der sich die DDR beim "Volk&Welt" noch kurz vor ihrem Untergang im Jahre 1990 aufgerafft hatte. Diese Auswahl ist übrigens sehr gelungen, wie ich finde. Beide sind aber relativ leicht über das ZVAB zu bekommen.
Danke euch allen für eure ermutigenden Gedanken!
Es ging mir bei meiner Anfrage eigentlich nicht darum, was ihr davon haltet, sondern, ob ihr schon einmal Erfahrungen mit diesem Thema oder einem ähnlichen gemacht habt. Ihr habt selbstverständlich Recht, wenn ihr schreibt, dass so etwas durchaus "erlaubt" ist, sofern es den Zweck erfüllt (hier: Selbstregulation, Beruhigung).
Nur mit dem "probiere es einfach mal aus" habe ich große Schwierigkeiten, daher auch meine Frage hier ans Forum. Ich lasse mich nur sehr schwer auf Dinge ein, die völlig neu für mich sind. Es triggert einfach so Vieles, auch Kleinigkeiten und daher zeige ich leider ein ausgesprochenes Vermeidungsverhalten, oft selbst bei den einfachsten Dingen.
Die üblichen Entspannungs-CDs bergen Fallen, indem sie Körperregionen ansprechen, an die ich nicht herangehen kann. Danke, Hope, dass du offen erzählt hast, dass dies auch bei dir der Fall ist - dann komme ich mir nicht mehr ganz so wie ein amputierter Alien vor...
Zudem bin ich ein sehr auditiver Mensch und die Stimmen des Sprechers oder der Sprecherin sind einfach für mich nicht "passend". In mir entsteht auch gleich ein Kopfkino in der Art, dass ich das Gefühl habe, der/die Sprecher/in stünde neben mir oder wäre mit im Raum... und schwupps! ... Entspannungstendenzen gehen flöten, denn eine solche Situation ist für mich potentiell "gefährlich".
Daher die Idee meines Theras, dass ER mir eine CD bespricht, denn er ist mir sehr vertraut und kann mich in den Therapiestunden meist beruhigen.
Die Ebene, dass nur Musik oder eine Körperreise ohne Vorlage zur Selbstregulation benutzt werden kann - wie du, Stern, geschrieben hast - ist für mich derzeit noch unerreichbar.
Ich hänge diesbezüglich in einer totalen Ambivalenz (mal wieder ): Ich benötige Anleitung, Führung, um meinen "Außenradar" herunterfahren zu können, aber gleichzeitig sind Menschen, wie oben bereits gesagt, potentiell bedrohlich. Also Kurzform: Alleine kann ich nicht, mit Begleitung kann ich auch nicht. Am ehesten halt noch mit meinem Thera, aber da tasten wir uns auch nur in Minischritten heran.
Tja, Vermeidungsverhalten und das Gefühl, nicht sicher zu sein, machen mir selbst bei einem so einfachen Thema das Leben schwer. Echt ätzend.
Zum Thema "regressiv" schreibe ich später noch, muss nun noch weg.
Auch ein Danke an Möbius für seine ausführliche Erklärung.
Lieben Gruß,
Chakotay
Es ging mir bei meiner Anfrage eigentlich nicht darum, was ihr davon haltet, sondern, ob ihr schon einmal Erfahrungen mit diesem Thema oder einem ähnlichen gemacht habt. Ihr habt selbstverständlich Recht, wenn ihr schreibt, dass so etwas durchaus "erlaubt" ist, sofern es den Zweck erfüllt (hier: Selbstregulation, Beruhigung).
Nur mit dem "probiere es einfach mal aus" habe ich große Schwierigkeiten, daher auch meine Frage hier ans Forum. Ich lasse mich nur sehr schwer auf Dinge ein, die völlig neu für mich sind. Es triggert einfach so Vieles, auch Kleinigkeiten und daher zeige ich leider ein ausgesprochenes Vermeidungsverhalten, oft selbst bei den einfachsten Dingen.
Die üblichen Entspannungs-CDs bergen Fallen, indem sie Körperregionen ansprechen, an die ich nicht herangehen kann. Danke, Hope, dass du offen erzählt hast, dass dies auch bei dir der Fall ist - dann komme ich mir nicht mehr ganz so wie ein amputierter Alien vor...
Zudem bin ich ein sehr auditiver Mensch und die Stimmen des Sprechers oder der Sprecherin sind einfach für mich nicht "passend". In mir entsteht auch gleich ein Kopfkino in der Art, dass ich das Gefühl habe, der/die Sprecher/in stünde neben mir oder wäre mit im Raum... und schwupps! ... Entspannungstendenzen gehen flöten, denn eine solche Situation ist für mich potentiell "gefährlich".
Daher die Idee meines Theras, dass ER mir eine CD bespricht, denn er ist mir sehr vertraut und kann mich in den Therapiestunden meist beruhigen.
Die Ebene, dass nur Musik oder eine Körperreise ohne Vorlage zur Selbstregulation benutzt werden kann - wie du, Stern, geschrieben hast - ist für mich derzeit noch unerreichbar.
Ich hänge diesbezüglich in einer totalen Ambivalenz (mal wieder ): Ich benötige Anleitung, Führung, um meinen "Außenradar" herunterfahren zu können, aber gleichzeitig sind Menschen, wie oben bereits gesagt, potentiell bedrohlich. Also Kurzform: Alleine kann ich nicht, mit Begleitung kann ich auch nicht. Am ehesten halt noch mit meinem Thera, aber da tasten wir uns auch nur in Minischritten heran.
Tja, Vermeidungsverhalten und das Gefühl, nicht sicher zu sein, machen mir selbst bei einem so einfachen Thema das Leben schwer. Echt ätzend.
Zum Thema "regressiv" schreibe ich später noch, muss nun noch weg.
Auch ein Danke an Möbius für seine ausführliche Erklärung.
Lieben Gruß,
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
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Naja,so "einfach" find ich das Thema nicht.
Da geht's wohl jedem anfangs so ähnlich wie dir,daß alles Mögliche triggern kann,man die eigenen Trigger noch gar nicht kennt und "Nebensächliches" einen dann mal eben schnell "wegwischen" kann.
Ausprobieren an sich ist ja nicht gleichbedeutend mit "einfach mal" ausprobieren.
Du weißt schon einiges Wichtige,was dir liegt bzw. dir nicht guttut.
Du bist eher auditiv unterwegs,von daher der Gedanke,daß dein Thera dir da was aufspricht.Find ich auch ne gute Idee.Mir kam noch eine : Warum nicht dir gemeinsam mit deinem Thera den Inhalt der Geschichte zusammenstellen und dir dann selber was aufsprechen?Gäbe das evtl. noch ein größeres Gefühl von Kontrolle?
Die üblichen Entspannungs-CDs und Körperscans konnte ich zu dieser Zeit auch nicht machen.Da gings mir wie allen hier,die was geschrieben haben : Zu viele Trigger dabei.
Ich kann auch gut nachvollziehen,daß du das Gefühl von Bedrohung bekommst,wenn jemand anders als du selber da spricht. Hatte ich auch oft,wenn ich Musik gehört hab oder nen Film geguckt hab.So ein Gefühl von "Da ist noch jemand im Zimmer/neben mir" und auch bei mir war ALLES,was "Mensch" war,von Haus aus potentiell lebensbedrohlich.
Von daher meine Idee,dir selber was aufzusprechen.
Begleitung und Anleitung haben wir wohl alle nötig,grade am Anfang.Denn Vermeidung und das Gefühl der ständigen Bedrohung sind doch nix als logische Folgen von Gewalterfahrungen,grade wenn sie über längere Zeit stattgefunden haben.Das "verinnerlicht" man dann ja schnell.
Sich solche Geschichten auszudenken und dann auch auszuprobieren,das hat ja was von "aktiv werden" und damit ists ein Schritt weg vom bloßem Erleiden und Aushalten.
Und das ist und bleibt nunmal ein schwerer Schritt,wenn man das mal erlebt hat,wie ausgeliefert und ohnmächtig man sein kann und wie sehr einen das gefangen nehmen und lähmen kann.
Ich seh da wirklich nix von "Minischrittchen" - kann aber aus eigener Erfahrung verstehen,daß du das so empfindest und ungeduldig und "mäkelig" bist mit dir.
Sich rauszuwagen aus der Ohnmacht bringt ja auch elendiglich viel Spannung mit.
Da geht's wohl jedem anfangs so ähnlich wie dir,daß alles Mögliche triggern kann,man die eigenen Trigger noch gar nicht kennt und "Nebensächliches" einen dann mal eben schnell "wegwischen" kann.
Ausprobieren an sich ist ja nicht gleichbedeutend mit "einfach mal" ausprobieren.
Du weißt schon einiges Wichtige,was dir liegt bzw. dir nicht guttut.
Du bist eher auditiv unterwegs,von daher der Gedanke,daß dein Thera dir da was aufspricht.Find ich auch ne gute Idee.Mir kam noch eine : Warum nicht dir gemeinsam mit deinem Thera den Inhalt der Geschichte zusammenstellen und dir dann selber was aufsprechen?Gäbe das evtl. noch ein größeres Gefühl von Kontrolle?
Die üblichen Entspannungs-CDs und Körperscans konnte ich zu dieser Zeit auch nicht machen.Da gings mir wie allen hier,die was geschrieben haben : Zu viele Trigger dabei.
Ich kann auch gut nachvollziehen,daß du das Gefühl von Bedrohung bekommst,wenn jemand anders als du selber da spricht. Hatte ich auch oft,wenn ich Musik gehört hab oder nen Film geguckt hab.So ein Gefühl von "Da ist noch jemand im Zimmer/neben mir" und auch bei mir war ALLES,was "Mensch" war,von Haus aus potentiell lebensbedrohlich.
Von daher meine Idee,dir selber was aufzusprechen.
Begleitung und Anleitung haben wir wohl alle nötig,grade am Anfang.Denn Vermeidung und das Gefühl der ständigen Bedrohung sind doch nix als logische Folgen von Gewalterfahrungen,grade wenn sie über längere Zeit stattgefunden haben.Das "verinnerlicht" man dann ja schnell.
Sich solche Geschichten auszudenken und dann auch auszuprobieren,das hat ja was von "aktiv werden" und damit ists ein Schritt weg vom bloßem Erleiden und Aushalten.
Und das ist und bleibt nunmal ein schwerer Schritt,wenn man das mal erlebt hat,wie ausgeliefert und ohnmächtig man sein kann und wie sehr einen das gefangen nehmen und lähmen kann.
Ich seh da wirklich nix von "Minischrittchen" - kann aber aus eigener Erfahrung verstehen,daß du das so empfindest und ungeduldig und "mäkelig" bist mit dir.
Sich rauszuwagen aus der Ohnmacht bringt ja auch elendiglich viel Spannung mit.
Ich denke, es ist deswegen schwer etwas dazu sagen, weil jeder anders darauf reagiert - auch je nach Erfahrungen. Daraus kannst du also eh nicht ableiten, wie es sich bei dir verhalten wird. Wenn man entspannt ist und sich darauf einlässt, ist die Abwehr vielleicht auch nicht mehr so vorhanden, so dass du dann vielleicht das Gefühl hast, dein Thera steht neben dir. Vielleicht geht das, weil er dir vertraut ist... vielleicht ist das auch nicht so günstig. Das wird niemand sagen können. Und wenn das dann noch zusätzlich sehr regressiv ausgestaltet ist... so kann das auch eine Wirkung haben.
Nach einem unschönen Erlebnis wurde mir in der Klinik zunächst ganz abgeraten... während ich dachte: Tue ich halt mal was zur Entspannung. Nix war's.
Und bei vielen finde CDs finde ich schade, dass es zu wenige Pausen gibt (was wohl mit der Kapazität zu tun hat, die auf die CD passt)... nur so nutzt das dann auch nichts, wenn man einer Übung nachhechelt. Also es gibt vieles, das eine Anleitung unnütz macht, selbst wenn es verträglich ist.
Nach einem unschönen Erlebnis wurde mir in der Klinik zunächst ganz abgeraten... während ich dachte: Tue ich halt mal was zur Entspannung. Nix war's.
Und bei vielen finde CDs finde ich schade, dass es zu wenige Pausen gibt (was wohl mit der Kapazität zu tun hat, die auf die CD passt)... nur so nutzt das dann auch nichts, wenn man einer Übung nachhechelt. Also es gibt vieles, das eine Anleitung unnütz macht, selbst wenn es verträglich ist.
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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(alte Weisheit)
@ Waldschratin:
Ja, deine Idee ist gut, nämlich, die Geschichte mit meinem Thera durchzusprechen. Das habe ich auch von ihm erbeten, damit er noch lenkend eingreifen kann, in meinem Sinne.
Die Idee, mir die Geschichte selbst aufzusprechen, hatte mein Thera auch schon. Aber das nützt bei mir gar nichts, wenn ich mich selbst höre. Irgendwie ist in mir das Gefühl, dass ich mich nur entspannen kann, d.h. auch Kontrolle ein Stück weit abgeben, wenn jemand da ist, der aufpasst, dass nichts Schlimmes passiert.
Ich weiß, das ist überhaupt nicht rational, aber so ist es eben. *mir an die Stirn tipp*
-------
Dass meine Geschichte(n) regressive Elemente beinhaltet/n, ist für mich einfach nur peinlich. Dass, was man oftmals als "inneres Kind" oder als "kindlichen Anteil" etc. bezeichnet, ist bei mir noch ziemlich unter Verschluss und tabuisiert. So für mich alleine kann ich es ab und zu wahrnehmen (wie halt beispielsweise in der Phantasiegeschichte), aber es nach außen tragen???
Tagträumen als "Auszeit" ist mir in der Tat auch wohlbekannt, allerdings auch in seiner äußerst unangenehmen Form, der Dissoziation. Ich habe eigentlich keine Angst davor, von einem Tagtraum bzw. Phantasiegeschichte in eine Dissoziation zu rutschen, aber ich habe Angst davor, meine kindlichen Bedürfnisse nach außen zu tragen.
Aber das muss ich mit meinem Therapeuten besprechen.
Ich nehme morgen meine Geschichte mit und versuche mal, das alles zu thematisieren. Vor allem möchte ich ihn genau beobachten, wenn er sie liest...
Ja, deine Idee ist gut, nämlich, die Geschichte mit meinem Thera durchzusprechen. Das habe ich auch von ihm erbeten, damit er noch lenkend eingreifen kann, in meinem Sinne.
Die Idee, mir die Geschichte selbst aufzusprechen, hatte mein Thera auch schon. Aber das nützt bei mir gar nichts, wenn ich mich selbst höre. Irgendwie ist in mir das Gefühl, dass ich mich nur entspannen kann, d.h. auch Kontrolle ein Stück weit abgeben, wenn jemand da ist, der aufpasst, dass nichts Schlimmes passiert.
Ich weiß, das ist überhaupt nicht rational, aber so ist es eben. *mir an die Stirn tipp*
Vielen lieben Dank für diese Worte!Sich solche Geschichten auszudenken und dann auch auszuprobieren,das hat ja was von "aktiv werden" und damit ists ein Schritt weg vom bloßem Erleiden und Aushalten.
Und das ist und bleibt nunmal ein schwerer Schritt,wenn man das mal erlebt hat,wie ausgeliefert und ohnmächtig man sein kann und wie sehr einen das gefangen nehmen und lähmen kann.
Ich seh da wirklich nix von "Minischrittchen" - kann aber aus eigener Erfahrung verstehen,daß du das so empfindest und ungeduldig und "mäkelig" bist mit dir.
Sich rauszuwagen aus der Ohnmacht bringt ja auch elendiglich viel Spannung mit.
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Dass meine Geschichte(n) regressive Elemente beinhaltet/n, ist für mich einfach nur peinlich. Dass, was man oftmals als "inneres Kind" oder als "kindlichen Anteil" etc. bezeichnet, ist bei mir noch ziemlich unter Verschluss und tabuisiert. So für mich alleine kann ich es ab und zu wahrnehmen (wie halt beispielsweise in der Phantasiegeschichte), aber es nach außen tragen???
Tagträumen als "Auszeit" ist mir in der Tat auch wohlbekannt, allerdings auch in seiner äußerst unangenehmen Form, der Dissoziation. Ich habe eigentlich keine Angst davor, von einem Tagtraum bzw. Phantasiegeschichte in eine Dissoziation zu rutschen, aber ich habe Angst davor, meine kindlichen Bedürfnisse nach außen zu tragen.
Aber das muss ich mit meinem Therapeuten besprechen.
Ich nehme morgen meine Geschichte mit und versuche mal, das alles zu thematisieren. Vor allem möchte ich ihn genau beobachten, wenn er sie liest...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
@ Stern:
Ich habe in der Klinik auch bereits viele verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, mich selber herunter zu regulieren.
PMR, versch. Meditationsarten, Tai Chi und Qi Gong, Mantras singen usw.
War leider auch alles eher kontraproduktiv...
Ich habe in der Klinik auch bereits viele verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, mich selber herunter zu regulieren.
PMR, versch. Meditationsarten, Tai Chi und Qi Gong, Mantras singen usw.
War leider auch alles eher kontraproduktiv...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
Sich selbst als regressiv zu empfinden, ist stets eine "narzistische Kränkung" - wie überhaupt das Aufdecken von jedwedem Abwehrmechanismus. Das ist ja gerade der Sinn und Zweck des Einsetzens eines Abwehrmechanismus', eine solche Kränkung zu vermeiden, einer als unerträglich empfundenen Situation oder Erinnerung zu entgehen. Aller Anfang ist insofern doppelt schwer - aber man gewöhnt sich daran, wenn man psychoanalytisch arbeitet zumindest.
Eine Regression ins Kindliche widerspricht auch unserem Ich-Ideal von der gefestigten Persönlichkeit, "Charakter", Identität, Selbst usw. nicht zuletzt auch deswegen, weil Kinder aus der Sicht des Erwachsenen zwar einerseits liebenswürdig und schutzbedürftig, aber andererseits auch als labil, unfertig, "infantil" eben nicht nur empfunden, sondern auch bewertet werden. "Kindisch" zu sein ist eine ziemlich heftige Beschimpfung.
Indessen ist es doch so, daß sehr viel Kind auch in uns Erwachsenen enthalten ist - nicht nur als "Geschichte", sondern auch als in der Gegenwart aktive Elemente. Sie werden nur kulturell meist umbewertet, anders gesehen - diese anderen Sichtweisen sind nicht immer notwendigerweise falsch und ich zweifele, ob es in diesem Bereich der Psyche überhaupt Aussagen geben kann, die wirklich den "Charakter" unbedingter und unter allen Aspekten gültiger Wahrheit für sich in Anspruch nehmen können.
In einer Vielzahl von Situationen und Lebensbereichen kommen diese kindlichen Eigenschaften zum Tragen, treten auch sehr deutlich hervor. Bekannt sind die zahllosen Fälle von Massenpanik, deren "panische" Überreaktionen oftmals aus vergleichsweise nichtigem Anlass erwachsen, aber in der Situation der Masse enorme, nur allzu oft tragische Auswirkungen haben - oftmals gibt es viele Tote, Verletzte, Traumatisierte. Und der Mechanismus, der das bewirkt, ist schlicht kindlich. "Davonrennen", koste es was es wolle, ist ein typisches Verhaltensschema von Kindern, die mit Situationen konfrontiert werden, die sie als unerträglich empfinden. Und dieses Schema wird auch angewandt, wenn es völlig unsinnig ist, keine Erleichterung verschaffen kann, sondern im Gegenteil, die Lage noch verschlimmert, wie beim "davonlaufen" - Kinder, die sich tagelang irgendwie draussen durchzuschlagen versuchen ...
Ein anderer, einerseits harmloserer, andererseits viel schambehafteter Teil unseres alltäglichen Verhaltens, in dem eine Fülle kindlicher Schemata regelmässig wiederkehren ist: unsere Sexualität. Strenggenommen sind nur die genitalen Penetrationen wirklich rein "adulte" Sexualpraktiken - schon der analen Penetration wohnt etwas Infantiles inne. Zumindest sieht das die Psychoanalyse so. Und auch Menschen, die der Psychoanalyse fern oder ablehnend gegenüberstehen, dürften der Bewertung zustimmen, daß die Liebkosung der weiblichen Brust vom Nuckeln an der Mutterbrust herrührt. Exhibitionismus und Saliromanie, ja sogar der Sadomasochismus haben mehr oder weniger starke kindliche Wurzeln. Man kann sagen: fast alles, was man herkömmlich als Perversionen oder Paraphilien ansieht, hat seine Wurzeln in der infantilen Sexualität. Manche dieser Praktiken, wie der Exhibitionismus, sind sogar originär infantil, haben nur wenig adulte Zutaten mitbekommen.
Eine beruhigende Harmlosigkeit soll diese Beispielreihe abschließen, nämlich das Spielen. "Homo ludens" heißt ein berühmtes Kulturwissenschaftliches Werk: "Über den Ursprung der Kultur im Spiel" von Johan Huizinga, einem Niederländer. Kinder lernen und erschließen sich ihre Welt auf dem Weg des Spielens, und spielen tun wir alle auch noch als Erwachsene: nicht nur die Schauspieler und Künstler, sondern alle, die wir Gesellschafts- und Kartenspiele betreiben, Kegeln, "sinnloses" Zeug basteln - spielen dabei und ein Großteil des Sports ist als "Spiel" organisiert: Fußball, Hockey, Tennis, Volleyball - all diese "Feld-Spiele" sind Spiele und damit: infantil. Nur wird das alles natürlich kulturell ganz anders bewertet, und gerade die Fußballfans würden es wohl kaum verstehen wollen, wenn man ihre Leidenschaft als "kindisch" brandmarken wollte ... Huizinga zeigt sogar auf, daß das "Liebesspiel", die Gerichtsverhandlungen und -verfahren, ja sogar der Gottesdienst ihre Wurzeln im Spiel haben und damit auch: kindlich sind.
Das "Kind in uns" oder "innere Kind" ist kein abgegrenzter oder abgrenzbarer Teil der Persönlichkeit - es durchzieht unser ganzes Dasein, unsere Persönlichkeiten. Nur sind wir es nicht gewohnt, ihm in die Augen zu schauen. Das ist alles.
Eine Regression ins Kindliche widerspricht auch unserem Ich-Ideal von der gefestigten Persönlichkeit, "Charakter", Identität, Selbst usw. nicht zuletzt auch deswegen, weil Kinder aus der Sicht des Erwachsenen zwar einerseits liebenswürdig und schutzbedürftig, aber andererseits auch als labil, unfertig, "infantil" eben nicht nur empfunden, sondern auch bewertet werden. "Kindisch" zu sein ist eine ziemlich heftige Beschimpfung.
Indessen ist es doch so, daß sehr viel Kind auch in uns Erwachsenen enthalten ist - nicht nur als "Geschichte", sondern auch als in der Gegenwart aktive Elemente. Sie werden nur kulturell meist umbewertet, anders gesehen - diese anderen Sichtweisen sind nicht immer notwendigerweise falsch und ich zweifele, ob es in diesem Bereich der Psyche überhaupt Aussagen geben kann, die wirklich den "Charakter" unbedingter und unter allen Aspekten gültiger Wahrheit für sich in Anspruch nehmen können.
In einer Vielzahl von Situationen und Lebensbereichen kommen diese kindlichen Eigenschaften zum Tragen, treten auch sehr deutlich hervor. Bekannt sind die zahllosen Fälle von Massenpanik, deren "panische" Überreaktionen oftmals aus vergleichsweise nichtigem Anlass erwachsen, aber in der Situation der Masse enorme, nur allzu oft tragische Auswirkungen haben - oftmals gibt es viele Tote, Verletzte, Traumatisierte. Und der Mechanismus, der das bewirkt, ist schlicht kindlich. "Davonrennen", koste es was es wolle, ist ein typisches Verhaltensschema von Kindern, die mit Situationen konfrontiert werden, die sie als unerträglich empfinden. Und dieses Schema wird auch angewandt, wenn es völlig unsinnig ist, keine Erleichterung verschaffen kann, sondern im Gegenteil, die Lage noch verschlimmert, wie beim "davonlaufen" - Kinder, die sich tagelang irgendwie draussen durchzuschlagen versuchen ...
Ein anderer, einerseits harmloserer, andererseits viel schambehafteter Teil unseres alltäglichen Verhaltens, in dem eine Fülle kindlicher Schemata regelmässig wiederkehren ist: unsere Sexualität. Strenggenommen sind nur die genitalen Penetrationen wirklich rein "adulte" Sexualpraktiken - schon der analen Penetration wohnt etwas Infantiles inne. Zumindest sieht das die Psychoanalyse so. Und auch Menschen, die der Psychoanalyse fern oder ablehnend gegenüberstehen, dürften der Bewertung zustimmen, daß die Liebkosung der weiblichen Brust vom Nuckeln an der Mutterbrust herrührt. Exhibitionismus und Saliromanie, ja sogar der Sadomasochismus haben mehr oder weniger starke kindliche Wurzeln. Man kann sagen: fast alles, was man herkömmlich als Perversionen oder Paraphilien ansieht, hat seine Wurzeln in der infantilen Sexualität. Manche dieser Praktiken, wie der Exhibitionismus, sind sogar originär infantil, haben nur wenig adulte Zutaten mitbekommen.
Eine beruhigende Harmlosigkeit soll diese Beispielreihe abschließen, nämlich das Spielen. "Homo ludens" heißt ein berühmtes Kulturwissenschaftliches Werk: "Über den Ursprung der Kultur im Spiel" von Johan Huizinga, einem Niederländer. Kinder lernen und erschließen sich ihre Welt auf dem Weg des Spielens, und spielen tun wir alle auch noch als Erwachsene: nicht nur die Schauspieler und Künstler, sondern alle, die wir Gesellschafts- und Kartenspiele betreiben, Kegeln, "sinnloses" Zeug basteln - spielen dabei und ein Großteil des Sports ist als "Spiel" organisiert: Fußball, Hockey, Tennis, Volleyball - all diese "Feld-Spiele" sind Spiele und damit: infantil. Nur wird das alles natürlich kulturell ganz anders bewertet, und gerade die Fußballfans würden es wohl kaum verstehen wollen, wenn man ihre Leidenschaft als "kindisch" brandmarken wollte ... Huizinga zeigt sogar auf, daß das "Liebesspiel", die Gerichtsverhandlungen und -verfahren, ja sogar der Gottesdienst ihre Wurzeln im Spiel haben und damit auch: kindlich sind.
Das "Kind in uns" oder "innere Kind" ist kein abgegrenzter oder abgrenzbarer Teil der Persönlichkeit - es durchzieht unser ganzes Dasein, unsere Persönlichkeiten. Nur sind wir es nicht gewohnt, ihm in die Augen zu schauen. Das ist alles.
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Ich finde daran nichts peinliches - auch wenn viele regressive Wünsche darin zu Tage treten. Wichtig ist ja eher, dass diese beim inneren Kind bleiben und es nicht zum Wunsch kommt, diese in der äußeren Realität zu suchen.
Und diese Übung finde ich auch ähnlich den Imaginationsübungen vom inneren, sicheren Ort. Nicht jeder kann damit was anfangen, dafür aber vielleicht eben mit einer eigenen Phantasiegeschichte.
Probier es einfach mal aus und sprach dir diese Wünsche nicht ab, denn sie schlummern ja in dir. Vielleicht ist es für dich auch ein guter Weg diesen zu begegnen - ohne Trigger. Wenn es nicht klappt, dann hast du es wenigstens mal versucht.
Berichte dann vielleicht mal, wie es für dich lief in der Therapie.
LG
Candy
Und diese Übung finde ich auch ähnlich den Imaginationsübungen vom inneren, sicheren Ort. Nicht jeder kann damit was anfangen, dafür aber vielleicht eben mit einer eigenen Phantasiegeschichte.
Probier es einfach mal aus und sprach dir diese Wünsche nicht ab, denn sie schlummern ja in dir. Vielleicht ist es für dich auch ein guter Weg diesen zu begegnen - ohne Trigger. Wenn es nicht klappt, dann hast du es wenigstens mal versucht.
Berichte dann vielleicht mal, wie es für dich lief in der Therapie.
LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Das sieht höchstens die damalige Psychonanalyse (klassisch) nach Freud so, dass nur die genitale Penetration eine reife Form der Sexualität... und nicht DIE Psychoanalyse. Zu Recht wurde Freuds Weiblichkeitstheorie nicht nur von Feministinnen kritisiert, sondern auch von Strömungen innerhalb der Psychoanalyse. Einen Psychoanalytiker, der deine Sichtweisen immer noch so vertritt, denn würde ich (als Frau) umgehend wechseln. Freuds Theorie ist wohl auch vor dem Hintergrund patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen zu sehen... in diesen Kontext ordnet man das heutzutage auch ein.Möbius hat geschrieben:Strenggenommen sind nur die genitalen Penetrationen wirklich rein "adulte" Sexualpraktiken - schon der analen Penetration wohnt etwas Infantiles inne. Zumindest sieht das die Psychoanalyse so.
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Ansonsten finde ich auch nicht, dass Regression peinlich ist... die Frage ist nur, ob es (evtl. Regression) hilfreich ist, wenn die Übungen ohnehin triggern können. Denn du willst ja Beruhigung erzielen. Aber auch das wird man nicht pauschal sagen können.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
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Ich wollte nur mal kurz eine Rückmeldung geben:
Die von meinem Thera aufgesprochene und von mir selbst geschriebene Phantasiegeschichte ist für mich die allererste Methode, die zum Herunterregulieren der Spannungszustände funktioniert. Nicht immer, aber oft. Ich bin echt begeistert!
Ich brauche zu Beginn leider noch ein wenig Zeit, so zwischen 5-8 min, um mich darauf einlassen zu können, aber da die Geschichte mit einer guten Viertelstunde recht lang ist, ist das nicht so problematisch. Wir werden diese Methode im Laufe der Zeit noch ein wenig anpassen, erweitern und vertiefen, haben wir beschlossen.
Vielleicht hilft diese Rückmeldung ja dem ein oder anderen, das auch mal zu versuchen, auch wenn diese Methode sicherlich nicht für jeden geeignet ist.
Viele Grüße in die ptf-Runde und nochmals Danke an alle, die mir in diesem Thread damals so Mut gemacht haben!
Chakotay
Die von meinem Thera aufgesprochene und von mir selbst geschriebene Phantasiegeschichte ist für mich die allererste Methode, die zum Herunterregulieren der Spannungszustände funktioniert. Nicht immer, aber oft. Ich bin echt begeistert!
Ich brauche zu Beginn leider noch ein wenig Zeit, so zwischen 5-8 min, um mich darauf einlassen zu können, aber da die Geschichte mit einer guten Viertelstunde recht lang ist, ist das nicht so problematisch. Wir werden diese Methode im Laufe der Zeit noch ein wenig anpassen, erweitern und vertiefen, haben wir beschlossen.
Vielleicht hilft diese Rückmeldung ja dem ein oder anderen, das auch mal zu versuchen, auch wenn diese Methode sicherlich nicht für jeden geeignet ist.
Viele Grüße in die ptf-Runde und nochmals Danke an alle, die mir in diesem Thread damals so Mut gemacht haben!
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
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