Hallo ihr Lieben,
Ich bräuchte mal Eure Hilfe bzw. eure Erfahrungen.
Ich mache seit ca. 4 Monaten eine Verhaltenstherapie da ich unter Depressionen leide. Depressiv bin ich sehr wahrscheinlich schon seit über 10 Jahren aber bewusst ist es mir erst seit ca.4. Habe lange gebraucht den Mut aufzubringen um mir Hilfe zu suchen.
Nun zu meinem Problem: mir fällt es nicht nur schwer über Gefühle zu reden es ist mir nahezu unmöglich. Dementsprechend eier ich in den Sitzungen immer ganz schön rum.
Nun habe ich gelesen dass manche ihrem Therapeuten einen Brief schreiben und ich überlege ob ich das vielleicht auch machen sollte.
Ich glaube es wäre vielleicht wichtig für ihn zu wissen dass ich als Kind missbraucht wurde. Ich habe bislang mit niemanden drüber gesprochen und möchte es eigentlich auch nicht.
Es geht ja darum meine Depression zu bekämpfen und eine Verhaltenstherapie setzt ja im hier und jetzt an und nicht bei vergangenem oder?
Ist es überhaupt die richtige Therapieform um dass zu erzählen???
Bin mir total unsicher...
Verhaltenstherapie, von Missbrauch erzählen?
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Provokant gefragt: Wovon möchtest du denn sonst sprechen?
Natürlich kann es sein, dass sich danach herausstellt, dass er dir nicht helfen kann, weil das Kontingent vielleicht nicht ausreicht oder aus anderen Gründen. Gerade das wäre aber ein Grund, möglichst offen zu sprechen, zumal du ja selbst meinst, dass das für ihn wichtig ist. Das Eine ist die Frage, ob es einem Patienten schwerfällt, über schwierige Themen zu sprechen; das Andere ist die Frage, ob er meint, die Themen seien trotzdem wichtig.
Du könntest das Thema natürlich auch nicht beachten, aber dann wäre die Frage, wie du dir eine wirkliche Hilfe von ihm vorstellst, die mehr ist als ein oberflächliches: "Wenn Sie meine Tipps befolgen, wird es schon irgendwann besser oder auch nicht".
Das Briefeschreiben sehen viele Therapeuten nicht so gerne; manche erlauben es gar nicht, für andere ist es hingegen O.K. Was ich eher machen würde, ist die Tatsache, DASS da ein schwieriges Thema ist, das dir vielleicht unangenehm ist, zu thematisieren. Dann könnt ihr euch vortasten.
Natürlich kann es sein, dass sich danach herausstellt, dass er dir nicht helfen kann, weil das Kontingent vielleicht nicht ausreicht oder aus anderen Gründen. Gerade das wäre aber ein Grund, möglichst offen zu sprechen, zumal du ja selbst meinst, dass das für ihn wichtig ist. Das Eine ist die Frage, ob es einem Patienten schwerfällt, über schwierige Themen zu sprechen; das Andere ist die Frage, ob er meint, die Themen seien trotzdem wichtig.
Du könntest das Thema natürlich auch nicht beachten, aber dann wäre die Frage, wie du dir eine wirkliche Hilfe von ihm vorstellst, die mehr ist als ein oberflächliches: "Wenn Sie meine Tipps befolgen, wird es schon irgendwann besser oder auch nicht".
Das Briefeschreiben sehen viele Therapeuten nicht so gerne; manche erlauben es gar nicht, für andere ist es hingegen O.K. Was ich eher machen würde, ist die Tatsache, DASS da ein schwieriges Thema ist, das dir vielleicht unangenehm ist, zu thematisieren. Dann könnt ihr euch vortasten.
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[quote="leberblümchen"]Provokant gefragt: Wovon möchtest du denn sonst sprechen?
Ja das frage ich mich manchmal auch. Meistens erzählt mein Therapeut und ich nicke an den entscheidenden Stellen mal. Er erklärt viel und fragt mich am Anfang der Stunde wie die letzte Woche gelaufen ist.
Wir sprechen nicht über vergangenes, also weder Kindheit, Schulzeit, Familie etc. habe deshalb auch noch irgendwie kein Einstieg finden können.
Er meint ich denke und empfinde zu negativ und dass müsste man ändern (ist jetzt nicht wortwörtlich wieder gegeben und sehr einfach ausgedrückt).
Daher bin ich mir unsicher ob ich dass Thema (und noch ein paar andere) überhaupt zu Sprache bringen soll. In einer Verhaltenstherapie geht es ja darum das aktuelle Verhalten bzw. Denken zu ändern...so hab ich es jedenfalls verstanden (vielleicht geht das ja tatsächlich )
Ja das frage ich mich manchmal auch. Meistens erzählt mein Therapeut und ich nicke an den entscheidenden Stellen mal. Er erklärt viel und fragt mich am Anfang der Stunde wie die letzte Woche gelaufen ist.
Wir sprechen nicht über vergangenes, also weder Kindheit, Schulzeit, Familie etc. habe deshalb auch noch irgendwie kein Einstieg finden können.
Er meint ich denke und empfinde zu negativ und dass müsste man ändern (ist jetzt nicht wortwörtlich wieder gegeben und sehr einfach ausgedrückt).
Daher bin ich mir unsicher ob ich dass Thema (und noch ein paar andere) überhaupt zu Sprache bringen soll. In einer Verhaltenstherapie geht es ja darum das aktuelle Verhalten bzw. Denken zu ändern...so hab ich es jedenfalls verstanden (vielleicht geht das ja tatsächlich )
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Ich will dich nicht verunsichern, aber es sollte eigentlich nicht so sein, dass du nur nickst (auch wenn das hoffentlich übertrieben formuliert war von dir). Sonst könntest du ja auch ein Buch lesen und dir einen Textmarker nehmen. "Hier und Jetzt" ist sicher nicht verkehrt, aber deine Probleme kommen ja von woanders. Und darüber musst du sprechen dürfen, wenn du das wichtig findest. Dass du alles negativ siehst, ist klar, sag ich mal, sonst bräuchtest du keine Therapie. Und ein Therapeut muss schon mehr auf dem Kasten haben, als dir das vorzuwerfen und dir ein paar Tipps zum Lustigsein zu geben.
Bleib nicht an der Oberfläche; man kann auch im Hier und Jetzt arbeiten, ohne die Vergangenheit komplett unter Verschluss zu halten. Trau dich, ihn ein bisschen mit DEINEN THEMEN zu fordern. Dafür bekommt er nicht wenig Geld; du darfst also auch etwas erwarten von ihm!
Bleib nicht an der Oberfläche; man kann auch im Hier und Jetzt arbeiten, ohne die Vergangenheit komplett unter Verschluss zu halten. Trau dich, ihn ein bisschen mit DEINEN THEMEN zu fordern. Dafür bekommt er nicht wenig Geld; du darfst also auch etwas erwarten von ihm!
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Ich dachte auch ich bräuchte "nur" eine Verhaltenstherapie, weil mein Anliegen eigentlich meine "Beziehungsunfähigkeit" war.
Allerdings hat meine Therapeutin während der ersten Sitzungen recht schnell festgestellt dass eine "Verhaltenstherapie" nicht reichen würde. Sie meinte man müsste schon in die Tiefe und die Ursachen bearbeiten. Und ja, Missbrauch und vor allem die Kindheit gehören dazu. Insofern denke ich schon dass doch auch der Therapeut all das wissen MUSS, um darauf entsprechend die Therapie auszurichten. Oder?
Und - Scham ist fehl am Platze. Man muss sich bewusst machen dass man es wert ist dass einem zugehört wird!
Und die eigene Wertung sollte man nicht auf den Therapeuten übertragen. Wie Lederblümchen schrieb - ich würde mich auch langsam vorarbeiten und ihm zu verstehen geben dass die Ursachen vielleicht (oder vor allem?) in der Kindheit zu suchen sind.
Allerdings hat meine Therapeutin während der ersten Sitzungen recht schnell festgestellt dass eine "Verhaltenstherapie" nicht reichen würde. Sie meinte man müsste schon in die Tiefe und die Ursachen bearbeiten. Und ja, Missbrauch und vor allem die Kindheit gehören dazu. Insofern denke ich schon dass doch auch der Therapeut all das wissen MUSS, um darauf entsprechend die Therapie auszurichten. Oder?
Und - Scham ist fehl am Platze. Man muss sich bewusst machen dass man es wert ist dass einem zugehört wird!
Und die eigene Wertung sollte man nicht auf den Therapeuten übertragen. Wie Lederblümchen schrieb - ich würde mich auch langsam vorarbeiten und ihm zu verstehen geben dass die Ursachen vielleicht (oder vor allem?) in der Kindheit zu suchen sind.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero
Cicero
Es ist ein ziemlicher Irrglaube das man sich in einer VT ausschließlich mit Gegenwart und Zukunft befasst.
Selbstverständlich wäre es für deinen Therapeuten wichtig zu wissen das ein sexueller Missbrauch geschehen ist. Sowas (kann) trägt u.U. nicht unerheblich zu den aktuellen Problemen und Verhaltensweisen bei.
Eine VT ist kein oberflächliches rumgekratze mit ein paar netten Hausaufgaben.
Ohne dieses nicht unwesentliche Detail kann er natürlich nur mit dem arbeiten was du ihm lieferst.
Selbstverständlich wäre es für deinen Therapeuten wichtig zu wissen das ein sexueller Missbrauch geschehen ist. Sowas (kann) trägt u.U. nicht unerheblich zu den aktuellen Problemen und Verhaltensweisen bei.
Eine VT ist kein oberflächliches rumgekratze mit ein paar netten Hausaufgaben.
Ohne dieses nicht unwesentliche Detail kann er natürlich nur mit dem arbeiten was du ihm lieferst.
After all this time ? Always.
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lollipop84 hat geschrieben: Ist es überhaupt die richtige Therapieform um dass zu erzählen???
Bin mir total unsicher...
Klar sollte der Therapeut das wissen. Es macht schliesslich einen Unterschied, ob man depressiv ist, weil man sich seit Jahren arbeitsmässig zu viel zumutet, ob man zB depressiv ist, weil schon die Eltern depressiv waren und man das unbewusst übernommen hat oder ob man depressiv ist, weil man an einer Traumafolgestörung leidet.
Der Umgang mit diesen Dingen wird in einer VT halt dann ein anderer sein als in einer tiefenpsychologischen Traumatherapie, aber auch in einer VT ist es wichtig, die Ursachen eines Problems zu kennen. Weil nur anhand von Ursachen kann man dem Umgang mit dem Problem verbessern. Auch eine Traumatherapie benötigt ja verhaltenstherapeutische Anteile, zB zur Stabilisierung.
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Danke für Eure ganzen Ansichten bzw. Einschätzungen. Meine nächsten Stunde ist nächste Woche.
Allein wenn ich dran denke es jemanden zu erzählen wird mir unglaublich schlecht.
Ich muss einfach bei allem persönlichen immer gleich heulen und das ist das allerschlimmsten für mich...
Vielleicht traue ich mich ja
Allein wenn ich dran denke es jemanden zu erzählen wird mir unglaublich schlecht.
Ich muss einfach bei allem persönlichen immer gleich heulen und das ist das allerschlimmsten für mich...
Vielleicht traue ich mich ja
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Ja, für den Weinenden kann es sich manchmal schlimm anfühlen, aber für den Therapeuten bestimmt nicht. Dem musst du doch nicht beweisen, wie stark du bist.
Huhu,
natürlich gehört es auch in eine Verhaltenstherapie!
Ich finde die Idee mit dem Brief gar nicht schlecht und habe es auch schon so gemacht. Manchmal ist schreiben einfacher als reden, besonders, wenn es evtl. sogar noch ein Schweigegebot wegen des Missbrauchs gab.
Vielleicht hilft es dir auch beim Erzählen, wenn du alles vorher schon einmal nieder geschrieben hast, besonders, wenn du noch _nie_ darüber gesprochen hast zuvor.
Ich würde den Brief schreiben, egal, ob der Thera ihn dann liest oder nicht. Falls er kein Brief-"Fan" ist, könnte der Brief aber die Grundlage sein für das Thema. Was ich sagen möchte: so weiß er schon, dass es ein für dich schwieriges Thema gibt und ihr könnt euch zusammen heran tasten.
LG Mialotta
natürlich gehört es auch in eine Verhaltenstherapie!
Ich finde die Idee mit dem Brief gar nicht schlecht und habe es auch schon so gemacht. Manchmal ist schreiben einfacher als reden, besonders, wenn es evtl. sogar noch ein Schweigegebot wegen des Missbrauchs gab.
Vielleicht hilft es dir auch beim Erzählen, wenn du alles vorher schon einmal nieder geschrieben hast, besonders, wenn du noch _nie_ darüber gesprochen hast zuvor.
Ich würde den Brief schreiben, egal, ob der Thera ihn dann liest oder nicht. Falls er kein Brief-"Fan" ist, könnte der Brief aber die Grundlage sein für das Thema. Was ich sagen möchte: so weiß er schon, dass es ein für dich schwieriges Thema gibt und ihr könnt euch zusammen heran tasten.
LG Mialotta
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