Wie oft denkt ihr über Therapieabbruch nach?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Speechless
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Wie oft denkt ihr über Therapieabbruch nach?

Beitrag Di., 01.09.2015, 22:35

Ich frage, weil ich gerade schon wieder mal an dem Punkt angekommen bin. Ich bin hin - und hergerissen zwischen nicht abwarten können, bis sie endlich wieder aus dem Urlaub da ist und nie wieder hinzugehen. ich hatte das Problem in der früheren Therapie auch immer, aber da habe ich nur überlegt, den Abbruch mal anzudrohen, was ich aber auch nie gemacht habe. Dieses Mal denke ich wirklich darüber nach, einen Schluss Strich unter die Therapie zu ziehen, bevor ich wieder zu tief drin hänge mit Übertragung etc. ich finde von ihr kam sehr wenig die letzten Wochen und ich habe mich komplett selbst aus meinem Loch rausziehen müssen und jetzt geht es mir gerade besser als während der Therapiestunden, insofern der Gedanke, dass die Therapie nichts bringt. Aus vergangener Erfahrung weiß ich aber, dass das so nicht stimmt. Habt ihr im Laufe der Therapie auch mal darüber nachgedacht abzubrechen und wenn ja: wie häufig?

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 01.09.2015, 23:07

Speechless hat geschrieben:aber da habe ich nur überlegt, den Abbruch mal anzudrohen, was ich aber auch nie gemacht habe.
Ich gehe mal davon aus, dass das sowas wie ein Hilferuf sein sollte? So einen Manipulationsversuch machen zu wollen deutet doch stark darauf hin, dass Therapiebedarf besteht
Speechless hat geschrieben:Dieses Mal denke ich wirklich darüber nach, einen Schluss Strich unter die Therapie zu ziehen, bevor ich wieder zu tief drin hänge mit Übertragung etc.
Hast du mit Übertragung schon ernsthaft schlechte Erfahrungen gemacht (sie ist entstanden, aber die Therapie war nicht in der Lage, damit konstruktiv zu arbeiten, sodass sie sich gebessert hat)?

Das solltest du dringend besprechen!
Speechless hat geschrieben:ich finde von ihr kam sehr wenig die letzten Wochen und ich habe mich komplett selbst aus meinem Loch rausziehen müssen und jetzt geht es mir gerade besser als während der Therapiestunden, insofern der Gedanke, dass die Therapie nichts bringt.
Ist doch super, wenn du in der Lage warst, dich aus dem Loch selbst rauszuziehen. Aber kann es sein, dass Fähigkeiten die du in der Therapie gelernt hast dir dabei geholfen haben?

Wenn nein, dann würde ich das ansprechen. Es ist dein legitimes Recht, dass sie dir für das Geld das sie bekommt hilft, mit einer Krise besser umzugehen.

Und ich würde auch ansprechen, dass die Therapie dich offenbar dauerhaft sehr anstrengt. Vieleicht lässt sich daran ja was verbessern. Ausserdem sollte sie es wissen
Speechless hat geschrieben:Aus vergangener Erfahrung weiß ich aber, dass das so nicht stimmt. Habt ihr im Laufe der Therapie auch mal darüber nachgedacht abzubrechen und wenn ja: wie häufig?
Ich hab eine abgebrochen, weil sie wirklich nichts gebracht hat.

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CrazyChild
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 08:46

Ich habe in all den Jahren zigmal einen Abbruch verbal und per E-Mail angedroht und dann wieder einen Rückzieher gemacht. Liegt zum einen an meiner Störung und zum anderen war es ein Hilferuf, da ich vollkommen in der Übertragung zu ersaufen drohte.

Meine Thera hat das alles zur Kenntnis genommen, dieses ewige Hin und Her.

Das Hauptproblem war über Jahre die Übertragung aus der ich keinen Weg fand. Ich wünschte mir von meiner Thera mehr Anteilnahme an diesem Problem und war regelmäßig wütend, daß sie genau das nicht tat. Ich fühlte mich von ihr mit diesem Problem alleingelassen und war völlig überfordert.

Heute weiß ich, daß sie mich ganz und gar nicht allein gelassen hat, daß sie das schon immer alles im Blick hatte, aber das konnte ich nicht damals nicht spüren. Irgendwie habe ich mich da einigermaßen rausgekämpft, so daß ich das jetzt nicht mehr machen muß, einen Abbruch androhen.

Ich glaube, diese Entwicklung kann man nicht verallgemeinern, sprich, das kann bei dem einen funktionieren, wenn man genug Ausdauer hat, beim anderen nicht.

Ich finde, man muß da sehr genau auf seinen Bauch hören und in sich hineinfühlen, ob es denn noch Sinn macht oder nicht. Muß selbst mal eine Zwischenbilanz unter Berücksichtigung aller Fortschritte, Gefühle etc. machen um evtl. entscheiden zu können, ob es noch passt oder nicht.

Von überstürzten Abbrüchen würde ich jedoch abraten.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Miesel
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 09:41

Gar nicht.
Ich hatte noch nie den Wunsch abzubrechen. Ganz im Gegenteil, ich fürchte mich vor dem Ende ein wenig.

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Unfrei
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 09:52

Ich denke im Grunde täglich an Abbruch....immer im Wechsel mit "dabei bleiben".
Auch ich habe Angst vor dem Ende. Extrem. Es ist, als wäre es weniger schlimm, wenn ich SELBST das Ende herbeiführe, denn so geschieht es wenigstens unter meiner Kontrolle.
Im Moment fühle ich mich näher an einem Abbruch als je zuvor. Es wäre ein Abbruch aus Angst und Trotz. Natürlich weiß ich, dass das nicht gut wäre. Der EINE Teil von mir weiß es.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 10:44

Ich würde da differenzieren: Es gibt Frust-Gedanken, die mit so einem "was soll der Sch.eiß überhaupt, bringt doch sowieso nichts" einhergehen - aber die kannst du leicht daran erkennen, dass sie in einem Zustand entstehen, in dem du weniger denkst, als zu fühlen. Wenn du aber fragst: "Wie oft habt ihr schon daran gedacht?", dann kann es sein, dass dir auch Leute antworten, die halt aus diesem Grund daran denken, die aber niemals ernsthaft die Therapie beenden würden.

Außerdem gehört es zu bestimmten Störungsbildern, Therapien / Beziehungen abzubrechen. Da liegt das Problem aber im Betroffenen selbst und nicht im Anderen - somit würden sich dieselben Gedanken in anderen Therapien auch einstellen.

Dann kann es sein, dass man aus praktischen Gründen daran denkt, weil man merkt, man kann sich eine private Fortführung nicht (mehr) leisten oder man hat jobmäßig zu viel zu tun oder den Kopf nicht frei oder zu weite Anfahrtswege usw.

Schließlich könnte es sein, dass eine Therapie wirklich nichts bringt und dass der Betroffene beginnt, das zu begreifen - was u.U. mehrere Wochen oder gar Monate dauern kann und was natürlich auch mit dem Therapeuten besprochen werden sollte.

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SoundOfSilence
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 10:58

Ich habe in einem Jahr 2 mal so halb ernsthaft dran gedacht, weil es nicht voran ging und mich meine Unfähigkeit mich Mitzuteilen frustriert hat.

Und dann vor ca 6 Monaten sehr ernsthaft, weil ich nicht sichtet war, ob ich durchhalte ...

LG,
Silence
Hello darkness, my old friend...


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Speechless
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 13:58

Danke für euren Input. Münchnerkindl: die Therapie hat meine anderen Probleme damals gelöst, aber die Übertragung wurde nur kurz angerissen und plump abgetan. Wenn ich jetzt abbrechen würde hätte ich dieses Problem nicht. Aber du hast Recht, es besteht Bedarf


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Beitrag Mi., 02.09.2015, 14:03

Die Übertragung würde sich jetzt von selbst auflösen, später auch, aber dann tut es eben wieder weh. Letztendlich hat sie mir in der Vergangenheit gut geholfen und ich habe großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
Aber alleine wie das jetzt mit dem Urlaub wieder gelaufen ist nervt mich und zeigt, dass sie so ein Grund Problem bei mir nicht versteht. Sie meinte sie will ihre 5 wöchige Abwesenheit gut mit mir vorbesprechen, das einzige was sie gemacht hat war mir eine Hausaufgabe zu geben.
Ich glaube ich bin zu sehr in meinen Mustern gefangen, um daran je etwas ändern zu können und ich fühle mich hoffnungslos

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 14:05

Das ist natürlich sehr blöd. Hätte der Therapeut denn durch ein anderes Verhalten die Übertragung verhindern können, oder tritt die unausweichlich ein, bei jedlicher therapeutischer Arbeit?


Da gibt es übrigens ein Therapieverfahren das explizit mit der Übertragung arbeiten, heisst sinnigerweise übertragungsfokussierte Psychotherapie (transference focused therapy, TFP)und ist eine Weiterentwicklung aus der Psychoanalyse.

Vieleicht wäre das was für dich?


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Speechless
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 15:36

Ich glaube das kommt erst wieder so richtig, wenn wir mit Imaginationen arbeiten. Sie meinte damals nur sie will nicht dass ich abhängig werde und Thema war erledigt. Meine Gefühle gingen daraufhin zwar schnell von selbst weg, aber die Lösung soll ja eigentlich nicht wie immer sein, dass ich mich dann abwende. Ja, das klingt nach einer guten Methode, ich mache mich da mal schlau


montagne
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 20:08

Sie meinte sie will ihre 5 wöchige Abwesenheit gut mit mir vorbesprechen, das einzige was sie gemacht hat war mir eine Hausaufgabe zu geben.
Was hättest du dir denn gewünscht oder was hast du erwartet? Interessiert mich jetzt mal wirklich.

Abgesehen davon, ich kenne häufige Gedanken an Abbruch. Hat bei mir zwar andere Gründe.. na ja obwohl... hm.. ist kompliziert. Was ich aber sagen will:
Ich kenne es so und gebe es zu bedenken: Wie gut auch die gewiefteste Therapeutin einen verstehen kann, wie gut sie auf einen eingehen kann, hängt auch davon ab, wie gut und detailliert man über sich und sein Innenleben sprechen kann. Ich nehme an, dein nick ist nicht ohne Grund "speechless".

Ich merke jedenfalls bei mir schon, je mehr sich meine Sprachlosigkeit auflöst umso mehr mutet mir meine Therapeutin zu. Und über schwierige Beziehungsaspekte zu reden, empfinde ich als Zumutung. Sehr positiv und bereichernd, aber dich irgendwie eine Zumutung, die ich früher garnicht ausgehalten hätte. Denn obwohl es jetzt gut ist, ist es anders als ich es mir vorgestellt hatte und eben auch nicht so ganz einfach.
amor fati

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 20:52

Ich habe auch schön öfters über den Abbruch meiner Therapie nachgedacht und wiederholt angedroht. Das hat aber wenig mit meiner Therapeutin zu tun, sondern mit meinen eigenen Themen.
Insofern ist es auch nur ein Übertragungsdings. Wir haben eine Vereinbarung darüber geschlossen wie sie damit künftig umgehen soll, damit ich kein Eigentor schieße, denn wirklich beenden wollte ich noch nie. Eigentlich bin ich weit mehr als zufrieden mit meiner Therapie.

Die Frage, die ich mir in deiner Situation stellen würde, möchtest du wirklich aufhören, weil Gründe gegen die Thera sprechen oder weil es vielleicht zu deiner Geschichte dazugehörig ist.

Aber ich verstehe deine Verunsicherung über ihr Verhalten bzgl. des Besprechens der Abwesenheit. Nur eine Hausaufgabe dazu zu bekommen finde ich auch dürftig. Das ist kein Durcharbeiten. Meine geht in Kürze in Urlaub und wir hatten dies jetzt ca 6 Wochen als Thema. Wir haben es gedreht und gewendet, so dass ich mich jetzt ganz gut vorbereitet fühle.

Meine Fragen an dich: Bist du denn selbst aktiv? Sprichst du die Themen wie bspw. den Urlaub an und wie es dir damit geht? Welche Ängste oder Sorgen damit zusammenhängen. Klärst du eure Beziehung indem du dich mitteilst? Denn nicht alle Theras übernehmen die Initiative, da muss man dann selbst immer wieder in die Beziehungs- und Themenklärung gehen. Ganz eigenverantwortlich.
Manchmal muss man das auch erst in Therapie lernen.


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Speechless
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 21:33

Danke für eure weiteren Gedanken..ich hätte mir nichts Großes erwartet muss ich sagen, aber wenn sie sagt wir besprechen das vor hätte ich erwartet, nicht nur eine Hausaufgabe zu geben, denn das ist keine Vorbesprechung, hat mit ihrem Urlaub auch gar nichts zu tun und bekomme ich öfter mal. Insofern war das halt nur so dahergesagt.

Ich finde ich war sehr offen und ehrlich mehr als die ganze letzte Therapie über in den letzten Stunde und das hat sie mir auch anerkennend und freudig von sich aus vor ihrem Urlaub mitgeteilt. Ich merke aber andersrum von ihr viel weniger, fast nichts..ich gehe mal davon aus, sie will mal wieder verhindern, dass ich abhängig werde und gibt deswegen nur noch sehr wenig.

Letztendlich denke ich sind die Sachen, die ich an ihr gerade bemängel Kleinigkeiten, die das Fundament der Beziehung der Therapie nicht in Frage stellen sollten. Und ich denke sie kann mir helfen und es hat eher mit meiner Geschichte zu tun, dass ich über Abbruch nachdenke..ich will sie gar nicht wieder mögen, mich nicht richtig drauf einlassen, weil es dann eben wieder viel mit mir machen könnte, gut und schlecht. Mir geht es jetzt gerade in ihrem Urlaub okay und ich bin einigermaßen stabil, sodass ich denke, ich konnte wieder alleine klar kommen und es wäre ein guter Punkt abzubrechen. Aber diesen Punkt immer wieder zu gehen und niemanden zu nah an sich ranzulassen ist ja gerade der Grund für die Depressionen und das gar nichts mehr spüren und letzendlich würde ich gerne was fühlen. Aber ich denke die Enttäuschung in sie wird früher oder später eh wieder kommen, da könnte man auch vorher einen Schluss Strich ziehen..und wenn ich jetzt sehe, wie sie mit dem Urlaubs Thema umgeht oder mit der Übertragung damals umgegangen ist weiß ich nicht, ob gerade dieses Thema bei ihr gut aufgehoben ist. Ich fühle mich damit fallen gelassen und alleine bin ich schon zwischen den Stunden und sonst immer, das brauche ich nicht noch während der Therapie. Aber wenn ich ihr das so mitteile kommt ja wahrscheinlich nur wieder der Spruch, sie will nicht, dass ich von ihr abhängig werde..

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Nektarine
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Beitrag Mi., 02.09.2015, 22:02

Hallo!
Ich bin seit fast 3 1/2 Jahre in Therapie, habe immer wieder über Abbruch nachgedacht, immer dann wenn mir die Themen zu tief gegangen sind, oder wenn in meinen Augen nichts weitergegangen ist.
Deshalb hatte ich im letzten halben Jaht nicht mehr so regelmäßig Therapie.
Über den Sommer haben wir einePause vereinbart.
Dann bin ich allerdings bei einem KH Aufenthalt in ein tiefes Loch gefallen, die vielen Untersuchungen haben sehr getriggert.
Vor einer Woche habe ich meinen Therapeuten angerufen und um einen neuen Termin gebeten, ich glaube ich brauche doch noch etwas an Therapie.
Aber die Pause hat mir sehr gut getan, vielleicht wäre das für dich auch eine Lösung?

Liebe Grüße

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