Lohnt es sich noch zu kämpfen?

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Loony
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Beiträge: 8

Lohnt es sich noch zu kämpfen?

Beitrag Do., 30.07.2015, 20:07

Hallo!

Ich habe seit über zwei Jahren Suizidgedanken. Ich war deshalb auch schon zwei Mal in einer Klinik, habe damit aber sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Zwischendurch waren die Gedanken ein Zeit lang auch mal weg, aber sonst waren sie permanent da, mal mehr, mal weniger.
Jedenfalls sind sie jetzt wieder sehr stark und ich bin mal wieder dabei Abschiedsbriefe zu verfassen . Ich weiß auch, wie ich es tun würde. Es ist also sehr konkret, aber das ist es schon lange. Ich konnte mich bisher davon abhalten, weil ich das meiner Familie und meinen Freundinnen nicht antun möchte, aber für mich ist das kein Grund. Ich finde, man muss es selbst WOLLEN, Lebensfreude besitzen und davon habe ich reichlich wenig, nämlich gar keine.
Klar bin ich manchmal glücklich, aber die Grundstimmung ist eben -1000. Ich habe momentan zwar eine Therapeutin (die ich wegen der Sommerferien nicht besuche), aber mit der kann ich nicht reden, überhaupt nicht. Ich warte auf einen neuen Therapieplatz, den ich mit viel Glück November/ Dezember antreten kann. Das sind noch MINDESTENS drei Monate. Jede Sekunde erstickt mich, quält mich, bringt mich um. Wie soll ich da drei, vier Monate überleben ?

Ich überlege bevor ich die Kontrolle verliere, mich lieber wieder in eine Klinik einweisen zu lassen, allerdings war ich da gerade erst vor 1 1/2 Monaten. In einem Monat fängt die Schule wieder an und meine Eltern haben echt genug Sorgen und ich mache schon so viele Probleme, ich will ihnen das auch nicht wieder antun. Wenn ich tot wäre, wäre es für alle einfacher, für sie und für mich, auch wenn sie das jetzt noch nicht verstehen wollen. Ich bin ein sehr schlechter Mensch - im ernst. Ich habe es eh nicht verdient zu leben, davon abgesehen, dass ich davon nicht viel halte.

Mir bringen Worte wie "stay strong" und "das wird wieder" herzlich wenig, für mich ist alles sinnlos und ich selbst habe auch keine Kraft mehr. Letztens hat man mir gesagt, dass ich eigentlich in einer Klinik stecken müsste, dass ich absolut labil bin, usw. Mir geht es also wirklich nicht gut, aber ich will da auch nicht wieder hin und das meine Mutter zu stecken, da habe ich auch keinen Bock drauf. Ich halte jetzt seit über zwei Jahren durch, ich finde es reicht allmählich.

Was meint ihr?

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Fify
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weiblich/female, 30
Beiträge: 391

Beitrag Do., 30.07.2015, 20:29

Liebe Loony,

hast du denn jemand, der dir einfach zuhört und dem du das alles erzählen kann?
Was ich spannend finde ist, dass du schreibst, dass du manchmal glücklich bist. In welchen Situationen bist du denn manchmal glücklich?
Du darfst natürlich deinen Frust auch hier rauslassen.
Ich kenn Suizidgedanken nur als Angehörige und ja ich fand es schwierig damit umzugehen, wenn mir sie erzählt wurden. Noch viel schwieriger ist für mich, wenn die Gedanken nicht geäußert werden und ich weiß, dass sie da sind. Denn dann fühle ich mich als Angehörige so richtig ohnmächtig.

Grüßle fify

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Ambiente
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männlich/male, 80
Beiträge: 211

Beitrag Do., 30.07.2015, 21:24

Loony hat geschrieben:Hallo!

Ich bin ein sehr schlechter Mensch - im ernst.
Was meist du ganz konkret damit? Hast du etwas Verbotenes getan? Ich möchte jetzt nicht deine ganze Lebensgeschichte hören, sondern nur das, was dich genau jetzt, aktuell am meisten belastet. Es spielt auch keine Rolle, ob der Grund "nur" ein hässlicher Pickel im Gesicht, oder die Scheidung von deinen Eltern wäre. Es geht nur um dein subjektives Gefühl.

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Chancen
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weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Fr., 31.07.2015, 06:52

Hallo Loony!

Aufgeben kannst du immer noch später. Das läuft dir nicht davon.

In einer Klinik hast du jedenfalls die Chance, wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen und wieder Glücksmomente zu spüren zu können.

Für Glücksmomente kämpfen, lohnt sich immer.

Hast du denn auf organischer Ebene bereits alles abklären lassen?
Unübewindbar scheinende Depressionen können oft auch an bestimmten Mangelzuständen (Vitamine/Mineralstoffe) bzw. an der Schilddrüse liegen und können dann mit Therapie erst richtig behandelt werden, wenn der Mineralstoffmangel bzw. eine allfällige SD-Unterfunktion behoben ist.

Wurde das bei dir im Blut alles abgecheckt?
Hast du deine Blutbefunde?

Ich würde mir folgende Werte genauer ansehen:

TSH; Vitamin D 25 OH, Homocystein (Marker für Vit. B12 / Folsäure - Mangel), Magensium, Ferritin (Eisen)

Schlechte Werte in diesen Bereichen können für massive Depressionen, aus denen man nicht rauskommt, verantwortlich sein.

Eine Psychotherapie hat dann erst Sinn, wenn die Mängel behoben sind.

Chancen

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Ghost Rider
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männlich/male, 28
Beiträge: 236

Beitrag Fr., 31.07.2015, 09:28

Liebe Loony,

für Deine 15 Jahre scheinst Du bereits eine Menge erlebt zu haben

Hmm, ich hab Deinen Text mehrmals gelesen. Du schreibst einerseits, dass Du Deinen Eltern immer zu Last liegst und am liebsten alles hinter Dir hättest, schreibst aber gleichzeitig, dass Du Dich im schlimmsten Fall lieber einweisen lässt...

Ich hab das Gefühl, dass Du sehr mit Dich ringst, und Du wirkst mit Deinem seelischem Empfinden relativ einsam auf mich. Du machst das anscheinend immer mit Dir selber aus und scheinst gleichzeitig für andere in Deiner Familie Meinung und Verantwortung zu übernehmen.
Loony hat geschrieben:Mir bringen Worte wie "stay strong" und "das wird wieder" herzlich wenig, für mich ist alles sinnlos und ich selbst habe auch keine Kraft mehr.
Das glaube ich Dir. Diese Worte erreichen Dich nicht, im Gegenteil, sie provozieren nur. Solche Worte helfen vielleicht bei der Symptombekämpfung, bei der Quelle allerdings können sich manche Menschen sehr schwer tun, diese anzunehmen.

Ich glaube, dass viele Menschen in ihrem Herzen ein erfülltes Leben leben wollen. Verzweiflung in dem Maße von so einem jungen Mädchen zu sehen, wie Du hier geschrieben hast, finde ich sehr traurig...

Liebe Loony, was ist in Deinem Leben passiert, dass Du sooo massiv denkst, dass Du Deinen Eltern nur schadest? Das Du keinen Platz mehr hier hast? Glaubst Du wollen Deine Eltern Dich wirklich loswerden?

Ghost Rider
"You don't kill yourself, stupid; you make revolution." hat Patch Adams zu sich selbst gesagt.
*~*~*~*
"Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein." (Mutter Teresa)

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K019028029L
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Beiträge: 88

Beitrag Fr., 31.07.2015, 17:45

Ich kenne all die Gedanken und Gefühle, die du beschreibst, Loony. Ich habe auch -zwar 2 Jahre älter als du es jetzt bist- zum ersten mal eine depressive Episode mit sehr intensiven Suizidfantasien erlebt. Das ist wirklich furchtbar, sowas zu erleben. MIr hat es geholfen, die zugrundeliegenden Probleme zu bekämpfen, die Panikattacken, Depressionen, die soziale Isolation, die neurotischen Zwänge und die Drogensucht. Gibt es solche Dinge derzeit in deinem Leben? Wenn nicht, was bräuchtest du denn, damit es dir besser geht? Hat das ganze mit an einem konkreten Punkt begonnen, einer Art Schlüsselerfahrung, von der an es nur noch bergab ging?

Ich kann mich gut in deine Situation hineinversetzen und würde dir wirklich gerne helfen, aber das ist sehr schwierig, wenn man jemanden nur über einem einzigen Post in einem Internet kennt. nWie bist du denn in diese Situation hineingeraten, in der du jetzt bist?

Ich finde es auf jedenfall gut, dass du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst und kann mich Chancen nur anschließen, was diese Dinge betrifft.
Chancen hat geschrieben:Hallo Loony!
Aufgeben kannst du immer noch später. Das läuft dir nicht davon.
Genau! Du bist jetzt 15, Loony. Selbst wenn es noch 5 Jahre dauern sollte, bis du deine Probleme bewältigt hast (und ich hoffe wirklich sehr, dass dir das schneller gelingt, weil ich die Hölle nachvollziehen kann, in der du dich befindest), hast du mit aller Wahrscheinlichkeit immer noch 60 gute Jahre vor dir. 60 Jahre, in denen du all die schönen Dinge erleben kannst, die dir jetzt vielleicht verwehrt bleiben. 60 Jahre, in denen du vielleicht manchmal darauf zurückblicken wirst, wie dein Leben als Teenager war, und dir denken wirst:"Ja, es war wirklich, wirklich Scheisse, aber jetzt bin ich frei von diesen Problemen und kann mein Leben genießen und ich bin so glücklich darüber, dass ich mich damals nicht umgebracht habe!".

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 20:00

Hallo!

Also auf die Schnelle würde ich deine Frage mit einem klaren Nein beantworten. Grundsätzlich wird das Leben mit steigendem Alter nicht besser, im Gegenteil. Das Suizidrisiko steigt. Wer eine miese Kindheit mit Gewalt und Einsamkeit gewohnt ist, den wird das Leben im Altersheim nicht so stören. Evtl. wird er Bekanntschaft mit interessanten Krankheiten und mehr oder weniger wirksamen Medikamenten machen und unser hoch entwickeltes (A)Sozialsystem schätzen, aber hey, es gibt Schlimmeres. In anderen Teilen der Welt durften manche solche Zustände viel früher kennenlernen und mussten sich schon vor ihrem ersten Geburtstag vom Leben verabschieden.

Aber wenn ich so darüber nachdenke, würde ich doch die Frage bejaen. Schließlich erlebt man das alles nur 1x.
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Möbius
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Beitrag Sa., 01.08.2015, 08:37

In diesem Zusammenhang erzähle ich immer gerne die Geschichte von den zwei Fröschen, die ich einer alten Anekdotensammlung "Das ABC des Lächelns" gelesen habe:

Zwei Frösche besichtigen einen Kuhstall. Sie hüpfen herum, gucken sich alles so an, und einmal, als sie nicht aufpassen, landen sie in so einem großen alten Milcheimer, so einem schweren Blechdingens, den man schon leer kaum gehoben bekommt, und der ist halbvoll mit frischer Milch. Und da hängen sie nun fest. Die Wände sind arschglatt und fettig von der Frischmilch - auch ein Frosch kommt da nicht hoch. Der eine Frosch hat das Ausgangsposting gelesen, und sieht ein: "Es ist doch alles so sinnlos !" Der Kampf hat keinen Zweck mehr, er gibt auf, und ertrinkt.
Der andere Frosch dagegen ist ein Sturkopp. Er schwimmt weiter: Bahnen. Crawl, Brust, Rücken, Delphin - Lagen. Er schwimmt und schwimmt, die ganze Nacht durch, und am Morgen, da sitzt er auf einmal auf einem kleinen Butterberg und *hüpf* ist er wieder draussen und das Leben geht weiter !

Diese Geschichte passt natürlich auch hervorragend in Lebenshilfe-Fibeln, ist ein Text, den man gerade jungen Menschen gerne unter die Nase reibt um ihren zu sagen: nur nicht aufgeben ! Weiterkämpfen !

Aber die Geschichte hat einen sehr wahren Kern: der Kampf hat einen eigenen Sinn dadurch, daß man durch ihn in Kontakt kommt zu den Quellen der eigenen Kraft. Nur in dem, was uns diese Kraft gibt zum "weitermachen" in einer aussichtslos erscheinenden Situation, liegt das, was man sinnvollerweise als "Sinn" bezeichnen könnte. Den Boden unter den Füßen kann man nicht finden - man muß ihn sich erarbeiten, tröpfchenweise, stückchenweise gerinnt er unter unseren strampelnden Füßen allmählich zusammen. Das ist das Ergebnis des Kämpfens: das entstehen jenes Stückchen Bodens unter den Füßen, auf dem wir schließlich stehen können, aus dem Kerker des Leidens und der Sinnlosigkeit herauskommen, die traurige, düsterschwarze Welt als unser Gefängnis schließlich aus den Angeln heben können.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 01.08.2015, 11:53

@ Möbius: Wie schade, dass die zahlreichen Flüchtlinge, die im Meer ertrinken mussten, nichts von den 2 Fröschchen gewusst hatten.
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Broken Wing
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Beitrag Sa., 01.08.2015, 11:56

@ Möbius: Hätte man den Flüchtlingen auch diese schöne Geschichte erzählt, wären Sie damals nicht ertrunken.
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K019028029L
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Beitrag Sa., 01.08.2015, 17:50

Ich glaube nicht, dass dein destruktiver Zynismus hilfreich für Loony ist, Broken Wing.

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Möbius
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Beitrag Sa., 01.08.2015, 22:43

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft - hat schon verloren." Wer hätte, als Gregor Gysi diesen druckreifen Satz seinen Genossen zurief, noch gelaubt, daß sich dieser Kampf für die Genossen lohnen würde ?

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Broken Wing
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Beitrag So., 02.08.2015, 09:45

@ K019028029L: Der Vorwurf des destruktiven Zynismus ist hier ziemlich haltlos. Ich bemühe mich, sachlich zu bleiben.
Nur bei Sprücheklopfern werde ich ungeduldig, ebenso bei Märchenerzählern. Denn solche Rettungen gibt es eben nur im Märchen. Man könnte ja das Experiment mit den Fröschchen wiederholen und nachschauen, wie viel Fünkchen Wahrheit drin steckt. Mir ist klar, dass der Kampf der Frösche im übertragenen Sinn zu verstehen ist, aber andererseits kann man sich auch bemühen, etwas auf die konkrete Situation zugeschnittenes zu bringen anstatt abzuheben.

Natürlich ist es hart, die Frage des Kampfes ehrlich zu beantworten. Ich würde sagen, dass einem oft nichts anderes bleibt. Und zumindestens lenkt er ab.
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K019028029L
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Beitrag So., 02.08.2015, 11:52

Broken Wing hat geschrieben:@ K019028029L: Der Vorwurf des destruktiven Zynismus ist hier ziemlich haltlos. Ich bemühe mich, sachlich zu bleiben.
Es entspricht schon ziemlich genau der Definition des Zynismus/Sarkasmus, was du da vorhin gesagt hast:

1) beißender, verletzender Spott, Hohn, der jemanden, etwas lächerlich machen will
2) sarkastische Äußerung, Bemerkung

http://www.duden.de/rechtschreibung/Sarkasmus

Und wenn du meinst, es sei nicht destruktiv, wenn du einer 15 Jährigen mit Suizidgedanken sagst, dass man eh nicht kämpfen braucht, weil man mit größter Wahrscheinlichkeit am eigenen Shicksal ohnehin nichts ändern kann und am Schluss ja sowieso nur wie die Flüchtlige im Mittelmeer elendiglich ersäuft, dann erklär mir bitte, in wie fern du deine Aussage für hilfreich hältst.
Broken Wing hat geschrieben: Nur bei Sprücheklopfern werde ich ungeduldig, ebenso bei Märchenerzählern. Denn solche Rettungen gibt es eben nur im Märchen. Man könnte ja das Experiment mit den Fröschchen wiederholen und nachschauen, wie viel Fünkchen Wahrheit drin steckt. Mir ist klar, dass der Kampf der Frösche im übertragenen Sinn zu verstehen ist, aber andererseits kann man sich auch bemühen, etwas auf die konkrete Situation zugeschnittenes zu bringen anstatt abzuheben.
Es ist eben nicht eine Metapher, die von irgendeiner Rettung á la Deus Ex Machina erzählt, sondern eine Metapher, die besagt, dass selbst in schwierigsten Situationen nicht aufzugeben und weiter für das eigene Überleben zu kämpfen sinnvoll ist, selbst wenn im Moment alles ausweglos scheint. Wer weiss- vielleicht tut sich in Zukunft noch eine Tür auf oder es ergibt sich ein Weg, den man im Moment der größten Krise nicht erkennen konnte, da man durch die Krise selbst zu abgelenkt war?

Aber wenn du schon darauf bestehst, das Sinnbild mit den Fröschen auf Schiffbrüchige zu beziehen, dann sehe ich es eher im Kontext von (teilweise gut dokumentierten) Fällen wie diesen hier:

en.wikipedia.org/wiki/Philip_Ashton
en.wikipedia.org/wiki/Marguerite_de_La_Rocque

http://www.history.com/news/history-lis ... -castaways

Das sind Berichte von Menschen, die trotz aller Widrigekeiten, die das Schicksal ihnen entgegenwirft, weiterkämpfen und überleben.

Auch in diesem Zusammenhang fällt mir das Buch von Viktor Frankl ein:

https://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6 ... eben_sagen
Broken Wing hat geschrieben: Natürlich ist es hart, die Frage des Kampfes ehrlich zu beantworten. Ich würde sagen, dass einem oft nichts anderes bleibt. Und zumindestens lenkt er ab.
Es ist immer sinnvoll, hier das Pro und Konra abzuwägen, denke ich. Wenn ich 5 Jahre kämpfen muss, damit ich dann 50 Jahre in Frieden leben kann, dann würde ich es tun.

Es mag sein, dass ich etwas emotional in dieser Situation reagiere, aber ich kann mich wirklich gut in Loonys Situation hineinversetzen. Ich war nur ein bisschen älter als sie, als alles anfing, und ich habe dann auch insgesamt mehr als ein halbes Jahrzehnt in einer unerträglichen Situation gelebt und mir jeden Tag den Tod gewünscht, weil ich einfach den psychischen Schmerz nicht mehr ertragen wollte, aber ich habs nicht gemacht. Ich habe mich nicht umgebracht und trotzdem weitergekämpft, obwohl ich damals, als es mir schlecht ging, denn Sinn oft nicht sehen konnte. Aber heute bin ich Froh, dass ich mich nicht umgebracht habe und dass ich noch am Leben bin, und wenn ich auf die Zeit zurückschaue, dann fühle ich mich unglaublich erleichtert, dass ich jetzt ein halbwegs normales Leben leben kann.

Und das wünsche ich mir für Loony auch, dass sie sich nicht umbringt und weiterkämpft und eines Tages ein normales Leben kann.

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Broken Wing
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Beitrag So., 02.08.2015, 12:57

Stimmt teilweise. Dennoch habe ich deutlich gemacht, dass man kämpfen sollte.
Umbringen geht nicht so einfach.

Das Problem ist nur, dass du erst am Ende weißt, ob es sich ausgezahlt hat. Insofern wird sich das abwägen, von Ausnahmen abgesehen, schwer gestalten.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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