Hallo liebes Forum,
ich ersuche euren Rat, zumindest einen Tipp, an welche Art TherapeutIn und/oder Therapiemethode ich mich dabei wenden kann:
Ich habe ein partielles Problem mit Aggressionen: Zu wenig davon und wenn, dann eher passiv.
Ich kann mich über mein Gefühlsempfinden und -management eigentlich gar nicht beklagen, ich empfinde alles andere als tief und erfüllend oder merke es schnell, wenn sich ein (unangenehmes) Gefühl körperlich manifestiert. Ich habe mir die Eigenkompetenz angeeignet, damit umzugehen und habe auch ein wunderbar wertvolles Gegenüber (meine Mutter), das mich begleitet und authentisch spiegelt. Ich selbst bin 27.
Das Problem ist nur, dass ich bei Menschen in meinem vertrauten Umfeld in eine taube, passive Haltung verfalle, wenn es angezeigt wäre, dass ich mich aggressiv äußere. Dazu gehört konstruktives für-mich-einstehen genauso wie Abgrenzung und das Empfinden von Wut überhaupt erst.
Am deutlichsten wird das in der Beziehung mit meiner Mutter. Wir haben eine sonst vertrauensvolle, freundschaftliche Beziehung. Sie vermisst in den seltenen Auseinandersetzungen mit mir aber zurecht eine "Gegenüber", die nicht nur ja sagt und ihr Recht gibt (leider gehört sie zur der Sorte Mensch, die wirklich oft Recht hat ) aber ich stehe nur da und sage auch dazu ja. Ergebnis: Ich werde immer kleiner und sie gerät immer mehr auf die Palme.
Noch blöder wird es, wenn ich loyal sein und anderen gegenüber für sie einstehen sollte, d.h. wenn uns z.B. beide jemand verbal angreift oder nur sie in meinem Beisein, was doch eigentlich aggressiv machen und Abwehr (oder überhaupt eine Handlung oder Empfindung) in mir provozieren sollte. Stattdessen werde ich zur illoyalen, passiven Figur und lasse sie hängen. Zwar verurteile ich mich später dafür, aber davon können wir uns auch nix kaufen.
Sie ist zwar eine starke, kämpfereische Persönlichkeit, aber ich bin mittlerweile erwachsen und das kindliche Verhalten meinerseits ist nun echt nicht mehr angezeigt.
Das ist jetzt über die Jahre einfach zu oft passiert, als dass ich (passiv) auf eine Lösung hoffen könnte.
Habt ihr eine Idee - eben auch Tipps für eine geeignete Beratung/Therapie?
Deutschland - Raum Stuttgart/Waiblingen/Backnang/Ludwigsburg, etc. wäre gut.
Vielen Dank,
FV
Aggressionshemmung, die Zweite
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Liebe Feuervogel,
erstmal: willkommen im Forum!
Ich habe fast den Eindruck, du willst die Therapie für deine Mutter machen und nicht für dich selbst...
Therapie oder Beratung - ich glaube, es wäre wichtig, dir zu überlegen, was du erreichen willst.
Durchsetzungsvermögen, Selbstbehauptung, da gibt es sicher irgendwelche Kurse oder Seminare. Vielleicht einfach auch Sport - Kickboxen oder so ... Und das meine ich jetzt sehr ernst.
Wenn du den Eindruck hast, dass es ein tiefsitzendes Gefühls- oder Beziehungsmuster ist, das du ändern möchtest, dann wäre eine Therapie, allenfalls eine tiefenpsychologische eher angebracht. Die Frage ist halt, wie hoch dein Leidensdruck ist. Änderungswünsche sollten auch aus dir selbst kommen und nicht für jemand anderen; wenn das öfter vorkommt, dass deine Mutter oder ihr beide verbal angegriffen werdet, dann gibt es ja vielleicht auch ein ganz anderes Problem.
Alles Gute! (und übrigens: schöner Name )
erstmal: willkommen im Forum!
Ich habe fast den Eindruck, du willst die Therapie für deine Mutter machen und nicht für dich selbst...
Therapie oder Beratung - ich glaube, es wäre wichtig, dir zu überlegen, was du erreichen willst.
Durchsetzungsvermögen, Selbstbehauptung, da gibt es sicher irgendwelche Kurse oder Seminare. Vielleicht einfach auch Sport - Kickboxen oder so ... Und das meine ich jetzt sehr ernst.
Wenn du den Eindruck hast, dass es ein tiefsitzendes Gefühls- oder Beziehungsmuster ist, das du ändern möchtest, dann wäre eine Therapie, allenfalls eine tiefenpsychologische eher angebracht. Die Frage ist halt, wie hoch dein Leidensdruck ist. Änderungswünsche sollten auch aus dir selbst kommen und nicht für jemand anderen; wenn das öfter vorkommt, dass deine Mutter oder ihr beide verbal angegriffen werdet, dann gibt es ja vielleicht auch ein ganz anderes Problem.
Alles Gute! (und übrigens: schöner Name )
Fundevogel
Hallo Feuervogel!
Bei so einer starken, kämpferischen Mutter hast du es vielleicht nie nötig gehabt, dich selbst (oder sie) verteidigen zu müssen, da sie dir viel Aggression und Kampf abgenommen hat?
Oder sie kommt dir so stark vor, dass du spürst, deine eigene Aggression ist hier gar nicht mehr notwendig?
Wer bist du denn jenseits deiner Mutter?
Also ohne Mutter in sozialen Situationen?
Chancen
Bei so einer starken, kämpferischen Mutter hast du es vielleicht nie nötig gehabt, dich selbst (oder sie) verteidigen zu müssen, da sie dir viel Aggression und Kampf abgenommen hat?
Oder sie kommt dir so stark vor, dass du spürst, deine eigene Aggression ist hier gar nicht mehr notwendig?
Wer bist du denn jenseits deiner Mutter?
Also ohne Mutter in sozialen Situationen?
Chancen
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Hallo ihr beiden!
Vielen Dank für eure Anregungen und Fragen, bei mir bewegt sich schon was.
Vorweg: Ich habe eine Therapeutin als kurzfristige Impulsgeberin gefunden. Eine langfristige Begleitung in Form von tiefenpsychologischer PT wäre vllt. auch gut. Da klemm ich mich mal ans Telefon. Ich bin gespannt auf den Prozess (und ich habe Schiss )
Sport dient für mich schon als Ventil und Selbstwirksamkeitserfahrung, danke für den Tipp. Holz hacken wirkt Wunder
Andererseits ist sie auch eine Löwin, die sich immer für uns eingesetzt hat. Ich kann heute sehr gut mir ihr darüber reden, sie erkennt und bedauert ihr Zutun daran und uns beiden sind die Gründe auch mehr oder weniger klar. Nur den "Gefühlslink" oder was auch immer es braucht, damit ich das Ganze abweinen/transformieren/ändern kann, habe ich noch nicht gefunden. Danach suche ich.
Mit eng vertrauten Menschen, die mir etwas bedeuten und bei denen ich Angst habe, subjektiv zu sein und die Beziehung "zu belasten" - obwohl sich nicht zu entscheiden auch eine Entscheidung ist und nichts zu tun genau so Schaden anrichten kann - ist das etwas anderes. Da gehe ich in kritischen Situationen in eine völlige Impulskontrolle und in eine gewisse "verkopfte", unemotionale Metaposition. Mit einem Partner ist mir das in ähnlicher Weise passiert. Er hat mich eines Tages in einem Gespräch massiv verletzt (vielleicht verständlicherweise auch, um mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren), mir viele kleine Stiche ins Herz versetzt und ich war wie gelähmt. Selbst dann habe ich meine Metaposition nicht aufgegeben. Als ich allein war, bin ich heulend zusammengebrochen und all das Aufgestaute kam raus. Das ist halt einfach keine Konfliktkompetenz.
Hach ja... wie gesagt, es bewegt sich etwas bei mir. Ich würde mich freuen, wenn ihr das vielleicht kennt, euch wieder findet oder überhaupt Senf dazu habt.
Einen schönen Sonntag,
FV.
Vielen Dank für eure Anregungen und Fragen, bei mir bewegt sich schon was.
Vorweg: Ich habe eine Therapeutin als kurzfristige Impulsgeberin gefunden. Eine langfristige Begleitung in Form von tiefenpsychologischer PT wäre vllt. auch gut. Da klemm ich mich mal ans Telefon. Ich bin gespannt auf den Prozess (und ich habe Schiss )
Hihi ja, so wie ich das geschrieben habe, kann sich einem der Eindruck aufdrängen. Nein, der Auslöser war eine konkrete Situation neulich - ein harmloser Autounfall mit klarem Fremdverschulden. Nur gab es über die Jahre ein paar uneindeutige Situationen, in denen ich einfach hätte Stellung beziehen sollen. Und dann folgten eben jene Auseinandersetzungen, in denen ich zum passiven, hilflosen Kind ihr gegenüber wurde. Und dieser Zustand ist weder der Konfliktlösung, der Streitsituation, noch meinem Selbstbewusstsein zuträglich.Fundevogel hat geschrieben: wenn das öfter vorkommt, dass deine Mutter oder ihr beide verbal angegriffen werdet, dann gibt es ja vielleicht auch ein ganz anderes Problem.
Sport dient für mich schon als Ventil und Selbstwirksamkeitserfahrung, danke für den Tipp. Holz hacken wirkt Wunder
Das ist beides absolut der Fall. Ich hatte ganz früher sogar Angst vor ihr und habe früh gelernt (auch durch meinen damals leicht sadistischen Bruder), meine Impulse zu unterdrücken. Wut kenne ich nur als absolut aufgestaut, ohnmächtig und überfordernd. 0 oder 100 quasi.Chancen hat geschrieben: Bei so einer starken, kämpferischen Mutter hast du es vielleicht nie nötig gehabt, dich selbst (oder sie) verteidigen zu müssen, da sie dir viel Aggression und Kampf abgenommen hat?
Oder sie kommt dir so stark vor, dass du spürst, deine eigene Aggression ist hier gar nicht mehr notwendig?
Andererseits ist sie auch eine Löwin, die sich immer für uns eingesetzt hat. Ich kann heute sehr gut mir ihr darüber reden, sie erkennt und bedauert ihr Zutun daran und uns beiden sind die Gründe auch mehr oder weniger klar. Nur den "Gefühlslink" oder was auch immer es braucht, damit ich das Ganze abweinen/transformieren/ändern kann, habe ich noch nicht gefunden. Danach suche ich.
In Situationen mit Fremden oder auch Bekannten, mit denen ich keine besondere Beziehung pflege, komme ich relativ gut klar. Im Gegenteil bin ich in Gruppen in schwierigen Situationen meistens diejenige, die zuerst aufsteht oder etwas benennt.Chancen hat geschrieben: Wer bist du denn jenseits deiner Mutter?
Also ohne Mutter in sozialen Situationen?
Mit eng vertrauten Menschen, die mir etwas bedeuten und bei denen ich Angst habe, subjektiv zu sein und die Beziehung "zu belasten" - obwohl sich nicht zu entscheiden auch eine Entscheidung ist und nichts zu tun genau so Schaden anrichten kann - ist das etwas anderes. Da gehe ich in kritischen Situationen in eine völlige Impulskontrolle und in eine gewisse "verkopfte", unemotionale Metaposition. Mit einem Partner ist mir das in ähnlicher Weise passiert. Er hat mich eines Tages in einem Gespräch massiv verletzt (vielleicht verständlicherweise auch, um mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren), mir viele kleine Stiche ins Herz versetzt und ich war wie gelähmt. Selbst dann habe ich meine Metaposition nicht aufgegeben. Als ich allein war, bin ich heulend zusammengebrochen und all das Aufgestaute kam raus. Das ist halt einfach keine Konfliktkompetenz.
Hach ja... wie gesagt, es bewegt sich etwas bei mir. Ich würde mich freuen, wenn ihr das vielleicht kennt, euch wieder findet oder überhaupt Senf dazu habt.
Einen schönen Sonntag,
FV.
Danke, das kann ich nur zurück gebenFundevogel hat geschrieben: Alles Gute! (und übrigens: schöner Name )
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