Unnahbarkeit, Ambivalenz und nicht loslassen wollen - Formen der Depression?

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Minerva78
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Unnahbarkeit, Ambivalenz und nicht loslassen wollen - Formen der Depression?

Beitrag Do., 02.07.2015, 12:17

Liebe alle

Vor einiger Zeit habe ich mich allerschwersten Herzens von meiner depressiven Freundin (der Einfachheit halber nenne ich sie hier X) getrennt. Ich hielt diese ewige Ambivalenz nicht mehr aus: X stand nicht zu mir im Aussen, keine Umarmung, gar nichts (das hätte bedeutet, sich als Lesbe zu zeigen). Sobald wir aber daheim waren, wollte mir dauernd sehr nah sein. X konnte zuckersüss sein, war wirklich immer da für mich, hörte mir immer zu, wollte mit mir zusammen ziehen und gar von Kindern sprach sie etc. Sie schrieb mir andererseits aber auch, wie sehr sie mich vermisse, machte dann aber auf dem Weg zu mir meist noch irgendwelche Abstecher und kam später bei mir an.
Zudem hatte ich während den vier Jahren Beziehung immer wieder das Gefühl, niemals wirklich an sie heranzukommen. Ich fragte mich oft, woran das liegt. Wenn ich X z.B. fragte, wie es ihr gehe, wich sie meist mit "wie immer halt" aus oder meinte auch schon, ich könne mir das doch selbst denken. Das verletzte mich jeweils sehr, gerade weil sie mir manchmal noch vorwarf, ich würde sie nie fragen, wie es gehe
Gleichzeitig klammerte X sich an ihre Ex-Beziehungen, sie könnte beide vor lauter Gernhaben fressen, meinte sie mal. Die eine davon, nennen wir sie Y, opferte sich in deren damaliger Beziehung mit X komplett für sie auf, v.a. wenn X eine depressive Episode hatte. Leider mischte Y sich danach auch dauernd in meine Beziehung mit X ein, machte mich schlecht, log herum und zickte, was das Zeug hielt. Aber X wollte sich nicht von Y distanzieren, nahm sie dauernd in Schutz und verteidigte sie vor mir. Manchmal warf mir X im Zusammenhang mit dieser Y haarsträubende Dinge vor, die so ganz und gar nichts mit mir zu tun hatten. So hatte ich oft das Gefühl, X kennt mich auch nach Jahren der Beziehung überhaupt nicht. Wenn Y da war, ignorierte mich X sehr oft, feierte z.B. auch schon Weihnachten mit Y statt mit mir (X hatte mich da bewusst hintergangen, ich fand's dann heraus)
Natürlich fühlte ich mich sehr ungeliebt und von X abgewiesen, auch körperlich. Natürlich hatten wir auch sehr oft Streit, aber X wollte genau nichts an diesen Themen ändern, ich müsse sie halt so akzeptieren. Klar, ich hätte viel eher gehen müssen, aber ich bin auch nicht perfekt und zweifelte eher an mir - mein Fehler...aber sie war auch eben auch oft sehr toll zu mir.
Wie seht Ihr das? Waren das alles nur süsse Worte ohne viel Hintergrund? Ist ihr ambivalentes Verhalten typisch für jemanden mit Depressionen? Können Antidepressiva unnahbar machen? Sind so Missverständnisse auch typisch? Oder könnte da noch etwas anderes dahinter stecken?

Liebe Grüsse an alle

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leuchtturm
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 02.07.2015, 14:18

was bringt es dir zurückzuschauen?

Eine medizinische Diagnose können wir Laien hier nicht stellen, und für dich wäre es besser, dir selbst viel Gutes zu tun und nach vorne zu schauen.
Sie hat dir nicht gut getan. Du fühltest dich vernachlässigt und nicht richtig wahrgenommen. Was braucht es dafür ein Etikett bei deiner Ex?
Wichtig ist doch, warum du es so lange geduldet hast und dass du zukünftig sorgsamer mit dir selbst umgehst

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Minerva78
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Beitrag Do., 02.07.2015, 14:31

Danke leuchtturm.

Du hast schon recht, zurück schauen ändert nix, und ja, ich habe bereits viel daraus gelernt für die Zukunft. Trotzdem tut es weh, und ich möchte für mich auch einordnen und ablegen können, was da genau passiert ist.

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mondlicht
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 11:22

Hallo Minerva,

ein Blick zurück lohnt sich sicher. Dabei ist, wie Leuchtturm schon sagte, für Dich wichtig, Dich zu verstehen in dem Ganzen. Warum hast Du Dich "schweren Herzens" erst nach vier Jahre aus einer Beziehung lösen können, bei der Du nicht zum Zug kamst? Was bei X abläuft, kannst Du nicht wissen. Das ist ihre Sache.
Und, ja klar: Ambivalenz ist eine häufige Begleiterscheinung von Depressionen. Nur, wie wäre Dir mit dieser Erkenntnis geholfen?

Liebe Grüße!

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Minerva78
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Beitrag Di., 07.07.2015, 15:18

Danke für Eure Antworten
Zuletzt geändert von Minerva78 am Di., 07.07.2015, 15:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Minerva78
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Beitrag Di., 07.07.2015, 15:22

Nun, es war nicht gerade einfach mit diesen Unterschieden in der Wahrnehmung (so war es aus ihrer Sicht immer genau umgekehrt...schönes Beispiel von Projektion). Nur, wer projizierte wirklich? Könnte ja auch ich gewesen sein. Solche Zweifel hatte ich oft, teils dachte ich, ich werde noch verrückt...Deshalb helfen mir Eure Antworten, das irgendwie ordnen zu können.

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