Therapie-Termine: Ausreden für Arbeitgeber

[Beryl]

Hallo,

ich möchte demnächst eine Gruppentherapie beginnen und habe mir auch eine Therapeutin gesucht, die einen Gruppentermin abends anbietet.

Der Haken: Ich muss an fünf probatorischen Einzelsitzungen teilnehmen, und die können nur tagsüber stattfinden und überschneiden sich daher zwangsläufig mit meiner Arbeitszeit (Vollzeit, 40 Stunden + ca. eine Stunde Arbeitsweg). Also wird es darauf hinauslaufen, dass ich in den nächsten 2-3 Monaten insgesamt fünfmal erst um 10:00 Uhr auf der Arbeit erscheinen kann (Kernarbeitszeit beginnt normalerweise spätestens um 9:00 Uhr).

Wegen des schlechten Betriebsklimas und weil man schief angeguckt wird, wenn man nicht reibungslos "funktioniert", möchte ich meinem Arbeitgeber unter keinen Umständen die Wahrheit erzählen. Es geht ja "nur" um fünf Termine, die Gruppentherapie findet außerhalb der Arbeitszeit statt. Also brauche ich wasserdichte Alibis.

Aufgrund von Urlaubssperren und Urlauben anderer Mitarbeiter wird es die nächsten vier Monate leider nicht möglich sein, auch nur einen Tag Urlaub zu nehmen. Haben andere Kollegen schon versucht - zwecklos. Arzt-, Zahnarzt- und Physio-Termine müssen per Attest nachgewiesen werden, fallen also auch als Ausrede weg. Ein- bis zweimal könnte ich einen Handwerkertermin vortäuschen (und anbieten, die Zeit nachzuarbeiten), aber fünfmal innerhalb weniger Wochen ist mir das zu auffällig. So viele Handwerkertermine hatte ich 2014 nicht mal in einem Jahr. Meinen Personalausweis habe ich leider auch gerade vor ein paar Monaten neu beantragt und abgeholt, also fällt diese tolle, elegante Möglichkeit, gleich zwei Termine "unterzubringen", auch weg. :(

Einen Todesfall vorzutäuschen empfinde ich als geschmacklos und aufgrund der einen versäumten Stunde (die ich ja nacharbeite) als "mit Kanonen auf Spatzen schießen".

Bleiben also drei weitere Ausreden. Habt Ihr noch Ideen, auf die ich jetzt gerade nicht komme?

Vielen Dank schon mal.

[Werbung]

[SoundOfSilence]

Auto springt nicht an, Nachbar muss helfen bzw Werkstatt Termin
Vorher mit Hausarzt sprechen, dass er eine Bescheinigung ausstellt für die Zeit.. Kann man ja erklären die Situation.
Da wärst du dann auch arbeitsrechtlich auf der sicheren Seite...

[nettasch]

hallo Beryl,

mal eine andere sichtweise auf deine situation. du hast dich entschieden, dich um deine gesundheit zu sorgen (stichwort: selbstfürsorge), was neben dem persönlichen wohlbefinden auch dem aufrechterhalten der arbeitsfähigkeit dient. dein wunsch erwerbsfähig zu bleiben, sollte auch im sinn deines arbeitgebers sein. denn was passiert, wenn die seele dem körper eine auszeit ermöglicht, kannst du eindrucksvoll hier im forum nachlesen und endete sehr oft in einer viel viel längeren krankheitsphase als 5 stunden in ein paar wochen.

taktisch ist es sicherlich sinnvoll, im unternehmen nichts darüber zu erzählen, sondern für diese 5 probatorischen termine, sich eine arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (krankenschein) vom arzt zu holen. (arbeitgeber haben nicht das recht nach einer krankheit bzw. dem grund einer au-bescheinigung zu fragen.) bei dieser vorgehensweise bleibt dir erspart, lügen zu müssen und die sicherlich folgenden gewissensbisse zu ertragen.

mit freundlichen grüßen,
nettasch

[schneeweiß]

Hast du evt. Neffen/Nichten? Oder du hilfst einer Freundin mit Kind? Und bittest deinen Arbeitgeber die restlichen 3 Tage zu entschuldigen (dass du dann erst um 10 Uhr zu Arbeit kommst), weil du unterstützt und das Kind zum Kindergarten bringst..

Ich denke, es gibt leider immer noch Arbeitgeber, die kein Verständnis für psychische Probleme zeigen und in diesen Fällen finde ich es völlig legitim, andere Gründe vorzuschieben, zumal es sich ja um wenige Male handelt und nicht um einen Dauerzustand (was für dann wiederum für dich wohl belastend wäre - stelle ich mir zumindest so vor)..

LG, schneeweiß

[Werbung]

[Beryl]

Hallo SoundOfSilence, nettasch und schneeweiß,

vielen Dank für Eure Antworten und die vielen Tipps!

Das mit den AU-Bescheinigungen vom Arzt klingt gut, wenn sich meine Hausärztin darauf einlässt. Ich werde nächste Woche mal versuchen, sie darauf anzusprechen. Wäre wirklich die beste Lösung. (Ich hatte selber schon überlegt, ob ich mir ein paar "Alibi-Arzttermine" direkt im Anschluss an die Therapiesitzungen legen soll, aber die Ärzte müssen ja auch gerade dann einen Termin frei haben, und mir fallen jetzt maximal zwei Fachärzte ein, die ich sowieso in absehbarer Zeit aufsuchen wollte.)

Ein Auto habe ich nicht, und das wissen meine Kollegen auch. Das mit dem Kind einer Freundin könnte ich bei meinem nicht sehr kinderfreundlichen Arbeitgeber vielleicht einmal bringen. Aber ich denke, wenn das mit der AU-Bescheinigung der Hausärztin klappt, wäre ich aus dem Schneider, und wenn nicht, hätte ich jetzt ja schon mindestens vier Ausreden.

@ nettasch:

mal eine andere sichtweise auf deine situation. du hast dich entschieden, dich um deine gesundheit zu sorgen (stichwort: selbstfürsorge), was neben dem persönlichen wohlbefinden auch dem aufrechterhalten der arbeitsfähigkeit dient. dein wunsch erwerbsfähig zu bleiben, sollte auch im sinn deines arbeitgebers sein. denn was passiert, wenn die seele dem körper eine auszeit ermöglicht, kannst du eindrucksvoll hier im forum nachlesen und endete sehr oft in einer viel viel längeren krankheitsphase als 5 stunden in ein paar wochen.

Mir brauchst Du das nicht zu erklären, ich sehe das ganz genauso. Aber mein Arbeitgeber hätte wohl lieber nur Mitarbeiter, die erst gar keine psychischen Probleme haben und auch ohne Therapie voll erwerbsfähig sind. Außerdem hätte er guten Grund zu befürchten, dass ich mein neugewonnenes Selbstvertrauen dazu nutzen würde, mich dort wegzubewerben.

[Werbung]