Grenzen setzen

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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cornichon
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Grenzen setzen

Beitrag Mi., 18.03.2015, 22:24

Hallo und guten Abend!

Ich würde mich über euer Feedback zu einer beruflichen Situation sehr freuen, die ich seit einigen Tagen beobachte und bei der ich das Gefühl habe, frühzeitig zu intervenieren, da sich die Lage sonst festfährt.

In meinem Bereich gibt es eine Kollegin in einer akademischen Führungsposition (ihre erste), die mir gegenüber (Berufsausbildung) aber nicht offiziell weisungsbefugt ist, das ist mein Chef. Ich bin länger im Unternehmen angestellt als sie und habe den Bereich mit aufgebaut, verfüge über viel Detailwissen und ein gutes Netzwerk innerhalb der Firma. Sie kam später dazu, ist etwas jünger und hat nun im Zuge des weiteren Abteilungsaufbaus eine verantwortliche Position übernommen. Wir haben dadurch auch mehr miteinander zu tun und müssen vieles zusammen organisieren und miteinander absprechen.
In den letzten Tagen beobachte ich vermehrt folgende neue "Umgangsformen" von ihr, denen ich Grenzen setzten muss, da sie sonst ein Dauerzustand werden.

- Aussagen von mir werden nachgebessert, dass heißt, sie muss immer noch eins draufsetzen, auch bei ganz harmlosen Dingen. z.B.wenn ich sage, das lief super, sagt sie: nein, das lief spitzenmäßig Das nervt, bisher habe ich es ignoriert, ist aber langfristig der falsche Weg.

- habe ich einen Vorschlag zur Abfolge von Aufgaben, ist das grundsätzlich immer verbesserungswürdig für sie, indem sie ihren Vorschlag direkt danach in langatmiger Erklärung dagegenhält. Das finde ich sehr ermüdend und auch demotivierend. Irgendwie konnten wir uns bisher dann immer auf einen Kompromiss einigen.

Ich habe den Eindruck, es kommt ihr in unserer Interaktion hauptsächlich darauf an, sofort zu kontern.
Verständnis habe ich schon, dass man sich in einer ersten Führungsposition behaupten muss, jedoch ist solch eine Verhalten der falsche Weg, Mitarbeiter zu motivieren und zu binden.

- wenn ich Vorschläge in Meetings vorbringe, und etwas darlege, vervollständigt sie gerne den letzten Satz meines Vorschlages, sodass es am Ende so rüber kommt, als hätte sie den Vorschlag gemacht In der Situation habe ich sie ignoriert und einfach über die Idee weitergeredet , weitere wichtige Punkte angeführt, damit sie nicht das letzte Wort hat. Ich möchte sie nicht vor versammelter Mannschaft anpflaumen, dass sie mich bitte ausreden lassen soll, aber ich sollte es in einem vier-Augen-Gespräch tun.

- bei Sachen, die gemeinsam entschieden werden müssen, bringt sie ihren Vorschlag sehr dominant rüber, d.h. laute Stimme und langatmige erklärende Monologe mit genervtem Unterton, so als würde sie über den Dingen stehen und ich fühle mich wieder total genervt und ermüdet von ihrem Redefluss, mache äußerlich ein Pokerface . Um des lieben Friedens willen und damit ich in Ruhe weiterarbeiten konnte, bin ich auch schon mal eingeknickt, was mich hinterher sehr geärgert hat.

Ich weiß, dass es höchste Zeit ist, ihr Grenzen zu setzen.
Habt ihr Tipps (Verhalten), was ich außer einem klärenden Gespräch noch tun könnte?

Euch einen schönen Abend

Cornichon

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Christine Gohl
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Beiträge: 223

Beitrag Fr., 20.03.2015, 19:09

hm, noch keine Ideen... ich weiß auch nicht so recht, wie man das lösen kann. Die Schwierigkeit liegt ja darin, dass sie sich noch behaupten muss (aus ihrer Sicht). Führungskräfte haben in ihrer Ausbildung selten ausreichend gelernt, wie man die erste(n) Stelle(n) menschlich erfolgreich besteht. Es gibt viele Trainings zur Selbstbehauptung und tolllen Führungsstilen, aber...
Damit sie sich nicht auf den nicht vorhandenen Schlips getreten fühlt, ist es eine Kunst, ein passendes Gespräch zu führen. Auf jeden Fall war es goldrichtig, nichts vor den anderen zu sagen. Sie darf ihre Position nicht angepiekst sehen. Vielleicht wäre ein Biografie-Gespräch eine Basis. Du erzählst ihr von Deinen Aufgaben, Deinem Werdegang und Deinen Erfolgen, bindest ihre Fähigkeiten ein, was sie Dir nützen, und zum Schluss: ob eine Aufteilung der Aussprache von Lob und Kritik vereinbar wäre, damit Deine Position nicht ganz flöten geht. Und die anderen Punkte ähnlich formulieren - Aufteilung von Entscheidungen und letztem Wort, damit das Team euch beide respektiert und Ruhe im Team bleibt.
Ist schwierig, da sie unter weiblichen Minderwertigkeitskomplexen leiden könnte.
Hat Dir sicher nicht unbedingt geholfen.
Aber berichte doch mal, was Du gemacht hast...
Statt uns vom Leben formen zu lassen, könnten wir die Gestalter unseres Lebens werden (G. Hüther)

Lachen macht das Leben schöner

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Nico
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Beiträge: 12081

Beitrag Sa., 21.03.2015, 06:57

Versuch es doch zuerst mit einem klärenden Gespräch, wenn das nix bringen sollte, kannst du dir ja noch immer Gedanken über andere Möglichkeiten machen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Fouché
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Beiträge: 263

Beitrag Sa., 21.03.2015, 07:49

Ich bin in einer ähnlichen Konstellation. Durch interne Umstrukturierungen bin ich Teil einer Abteilung geworden, deren Leiterin etwas jünger ist als ich. Von der Qualifikation her sind wir etwa gleich, was die Erfahrung betrifft hab ich ihr einiges voraus. Dafür muss ich zugeben, dass sie sehr gut darin ist, nach außen zu repräsentieren (vermutlich besser als ich ). Trotzdem nervt es mich, dass oft nur sie wahrgenommen wird. Früher war ich quasi eine Ein-Frau-Abteilung, konnte total autonom arbeiten und die Leute kamen direkt zu mir. Jetzt fühle ich mich oft "zurückgestuft".
Ich habe dann erstmal für mich selbst nachdenken müssen, was ich überhaupt will. Will ich ihre Position, sprich die Leitung? Nach reiflicher Überlegung kam ich zu dem Schluss: Nein. Sie steht zwar im Vordergrund, aber das bedeutet auch, dass sie im "Schussfeld" steht. Sie ist für alles verantwortlich, was ihre Mitarbeiter machen, wird immer zur Rechenschaft gezogen. Das kann verdammt unangenehm werden.
Um was geht es mir also wirklich?
Es geht mir darum, als das, was ich bin, anerkannt und respektiert zu werden. Und da habe ich einsehen müssen, dass das ein ständiges Manövrieren bedeutet. Ich versuche mich, je nach Situation zu verhalten. Manchmal lasse ich sie meinen Unmut merken, manchmal widerspreche ich. Manchmal lasse ich sie machen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass große "klärende Gespräche" oft nach hinten losgehen und die Situation eher verschärfen. Ich finde es besser, durch kontinuierliches Verhalten Respekt zu erwerben. Das ist natürlich anstrengend, aber auf Dauer bringt es mehr. Und wer hat schon die reibungslose Perfektion am Arbeitsplatz?

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