Hallo ihr Lieben,
ich schreibe euch hier in diesem Forum, weil ich starke Probleme mit meinem Selbstbewusstsein habe und die gewisse Anonymität, die das Internet gewährleistet, sehr schätze.
Vielleicht sollte ich zur Erklärung ganz am Anfang meiner Geschichte beginnen: Meine Eltern haben sich getrennt als ich 3 Jahre alt war. Seitdem gab es eigentlich nur noch unglaublich viel Stress zwischen den beiden, jeglicher Kontakt ist im Streit eskaliert. Meine Mutter und ich sind infolgedessen umgezogen und ich war nur noch an jedem zweiten Wochenende bei meinem Vater. An diesen Besuchswochenenden hat mein Vater schon eine starke Veränderung feststellen können, dazu aber später mehr.
Dann irgendwann meldete sich mein Vater gar nicht mehr. Es gab keine Meldung seinerseits darüber wieso.
Unter dem ganzen Druck und den Schuldgefühlen, die ich dadurch hatte (das war so etwa in der 7. Klasse dann), kam es auch zu Schwierigkeiten in der Schule. Ich begann, meine Hausaufgaben nicht mehr richtig zu erledigen, nicht viel später auch zu schwänzen. Wie Kinder nunmal so sind wurde das natürlich heißes Gesprächsthema in der Klasse. Zudem hatte meine Alleinerziehende Mutter nicht sehr viel Geld, zumindest erinnere ich mich so daran, was auf einem "wohlhabenden" Gymnasium auch auffällig war. Hierdurch folgten dann also Mobbingvorfälle, weil ich "im Müll lebe", etc.
Meine Gesamte weitere Schullaufbahn verlief eigentlich genau so, ich war immer mehr Außenseiter, andauernd nicht in der Schule und war auch nicht sehr zuverlässig.
Ich weiß nun also schon, worin die Ursache für meine Unsicherheit fremden Leuten gegenüber liegt.
Nun habe ich, im Rahmen eines Unterhaltsstreites vor Gericht gegen meinen Vater, Kontakt zu eben diesem aufgenommen. Ich habe ihm meine Erlebnisse der letzten Jahre geschildert und eine Entschuldigung oder zumindest Erklärung für das Vergangene verlangt, da ich nur die Geschichte meiner Mutter kannte und diese sehr voreingenommen ist.
Als dann seine Antwort folgte, war ich verblüfft. Die Kurzversion (wer eine längere möchte, kriegt sie gerne per PM, sonst eskaliert die Länge des Posts allerdings) ist folgende: Nach etlichen Diskussionen darüber, dass mein Vater angeblich die Störquelle für meine Entwicklung sein könnte, zog er sich aus meinem Leben zurück. Er glaubte es irgendwann einfach selbst. Er schickte mir außerdem Schriftstücke aus dem Jahr 2001 (meine ich), in denen meine, damals bereits erkennbaren, Verhaltensstörungen hervorgingen, darunter Einnässen mit 10-12 Jahren, Stimmungsschwankungen etc.
Ich probiere nun schon seitdem ich meine Freundin kennengelernt habe (2,5 Jahre ca.) einfach alles zu vergessen und selbstbewusst aufzutreten. Ich schaffe es allerdings nicht, ich knicke immer wieder ein und gebe meiner, ach so schlimmen, Vergangenheit sehr gerne die Schuld dafür. Mittlerweile leidet meine Beziehung auch darunter, da sich natürlich jede Frau einen selbstbewussten, starken Mann wünscht. Ich habe Ihr das alles gerade gestern erklärt und wir wollen zusammen daran arbeiten, aber ich weiß einfach nicht wo ich anfangen soll.
Was ich jetzt eigentlich mit diesem elendig langen Post fragen möchte ist Folgendes: Ich weiß nun bereits, woher meine Probleme in der Hinsicht stammen, nur was kann ich tun, um das alles hinter mir zu lassen? Wie kann ich selbstsicher auftreten, ohne mir jeden einzelnen Tag Gedanken zu machen? Es ist unglaublich nervenzährend immer darüber nachdenken zu müssen, was andere von mir halten und was sie sich wohl hinter meinem Rücken erzählen.
Ich hoffe, dass ihr mir ein paar Denkanstöße geben könnt, in welche Richtung es gehen könnte. Eine Psychotherapie kann ich mir erstens nicht leisten, und zweites habe ich selbst davor eine gewisse Angst.
Probleme mit meinem Selbstvertrauen
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Hallo Cheqz,
bloß zu wissen, welche Erfahrungen wir gemacht haben und welche daraus resultierenden Störungen dann bei uns aufgetreten sind, macht die Störungen leider nicht weg.
Es ist ein Irrglaube, dass man sich seine schlimme Kindheit bloß bewusst machen müsste und dann "schwuppsdiwupps" ist man befreit und kann sich selbstbewusst verhalten.
So ist's leider nicht.
Es sich bewusst zu machen und die Zusammenhänge zu erkennen ist lediglich ein erster Schritt. Weitere Schritte können sein:
- zu sehen, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu verstehen, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu fühlen, dass es nicht die eigene Schuld war
- tief zu empfinden, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu verstehen, dass man liebenswert ist
- zu fühlen, dass man ein wertvoller Mensch ist
- tief zu empfinden, dass man das Recht hat, auf Liebe und Zuneigung, auch wenn man nicht perfekt (und selbstbewusst) ist
Bis man soweit ist, gibt es unzählige Zwischenschritte.
Die sind oft lang und mühsam. Und sie passieren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht über nacht. Und schon garnicht bloß deshalb, weil man es will.
Die eigene Kindheit verstehen ist erst der erste Schritt einer langen Reise zu seinem Selbstbewusstsein.
Wenn man so Erfahrungen gemacht hat, als Kind, dann sind die Weichen für die Jugend und das junge Erwachsenenalter, was das Selbstbewusstsein betrifft, erst mal schlecht gestellt.
Andere hatten mehr Glück. Andere hatten mehr Pech.
Wenn du jedoch mal Einblick hast in deine Kindheit und deine Erfahrungen, dann kannst du daran gehen, die Weichen bewusst neu zu stellen. Das ist aber eine Lebensaufgabe.
Wenn du nur deshalb mehr Selbstvertrauen willst, weil dich dann deine Freundin toller findet, dann ist dieser Ansatz noch immer Symptom deines geringen Selbstvertrauens und wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Das wirklche Selbstvertrauen setzt dann ein, wenn du's für dich machst, aus einem tiefen Einsehen heraus. Nicht um das Geliebtwerdenwillen.
Aber diese Erfahrung zu machen und diese Einsichten zu gewinnen - das dauert oft Jahre der Selbstreflexion oder Therapie.
Wenn du Angst vor der Therapie hast, dann empfehle ich dir, dich zunächst einfach mal mit Literatur zum Thema auseinanderzusetzen. z.B. von Josef Giger-Bütler.
Alles Gute!
Chancen
bloß zu wissen, welche Erfahrungen wir gemacht haben und welche daraus resultierenden Störungen dann bei uns aufgetreten sind, macht die Störungen leider nicht weg.
Es ist ein Irrglaube, dass man sich seine schlimme Kindheit bloß bewusst machen müsste und dann "schwuppsdiwupps" ist man befreit und kann sich selbstbewusst verhalten.
So ist's leider nicht.
Es sich bewusst zu machen und die Zusammenhänge zu erkennen ist lediglich ein erster Schritt. Weitere Schritte können sein:
- zu sehen, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu verstehen, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu fühlen, dass es nicht die eigene Schuld war
- tief zu empfinden, dass es nicht die eigene Schuld war
- zu verstehen, dass man liebenswert ist
- zu fühlen, dass man ein wertvoller Mensch ist
- tief zu empfinden, dass man das Recht hat, auf Liebe und Zuneigung, auch wenn man nicht perfekt (und selbstbewusst) ist
Bis man soweit ist, gibt es unzählige Zwischenschritte.
Die sind oft lang und mühsam. Und sie passieren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht über nacht. Und schon garnicht bloß deshalb, weil man es will.
Die eigene Kindheit verstehen ist erst der erste Schritt einer langen Reise zu seinem Selbstbewusstsein.
Wenn man so Erfahrungen gemacht hat, als Kind, dann sind die Weichen für die Jugend und das junge Erwachsenenalter, was das Selbstbewusstsein betrifft, erst mal schlecht gestellt.
Andere hatten mehr Glück. Andere hatten mehr Pech.
Wenn du jedoch mal Einblick hast in deine Kindheit und deine Erfahrungen, dann kannst du daran gehen, die Weichen bewusst neu zu stellen. Das ist aber eine Lebensaufgabe.
Wenn du nur deshalb mehr Selbstvertrauen willst, weil dich dann deine Freundin toller findet, dann ist dieser Ansatz noch immer Symptom deines geringen Selbstvertrauens und wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Das wirklche Selbstvertrauen setzt dann ein, wenn du's für dich machst, aus einem tiefen Einsehen heraus. Nicht um das Geliebtwerdenwillen.
Aber diese Erfahrung zu machen und diese Einsichten zu gewinnen - das dauert oft Jahre der Selbstreflexion oder Therapie.
Wenn du Angst vor der Therapie hast, dann empfehle ich dir, dich zunächst einfach mal mit Literatur zum Thema auseinanderzusetzen. z.B. von Josef Giger-Bütler.
Alles Gute!
Chancen
Hallo Leute!
Ich hole den Tread hier wieder hoch um nicht einen neuen zu eröffnen. Ich hoffe, das ist richtig so.
Es geht ums Selbstvertrauen. Ich bin jetzt seit 3 Jahren krank und habe mich in der Zeit nur auf andere verlassen. Ich hab mich mit dem Auto überall hinführen lassen und habe die Tage bei meinen Eltern verbracht. Jetzt geht es mir soweit so gut, dass ich wieder zu arbeiten beginne. Mein Problem ist, dass ich durch mein Leben der letzten 3 Jahre jedes Selbstvertrauen verloren habe. Ich habe Angst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und sollte dies natürlich jetzt in, wenn ich in die Arbeit fahren will.
Ich muss quasi alles erst wieder lernen, wie ein kleines Kind und das belastet mich. Vielleicht geht es jemanden ähnlich oder jemand hat einen Rat, wie ich am besten wieder ins Lebn finde.
Ich freue mich über Austausch,
Lg Blume
Ich hole den Tread hier wieder hoch um nicht einen neuen zu eröffnen. Ich hoffe, das ist richtig so.
Es geht ums Selbstvertrauen. Ich bin jetzt seit 3 Jahren krank und habe mich in der Zeit nur auf andere verlassen. Ich hab mich mit dem Auto überall hinführen lassen und habe die Tage bei meinen Eltern verbracht. Jetzt geht es mir soweit so gut, dass ich wieder zu arbeiten beginne. Mein Problem ist, dass ich durch mein Leben der letzten 3 Jahre jedes Selbstvertrauen verloren habe. Ich habe Angst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und sollte dies natürlich jetzt in, wenn ich in die Arbeit fahren will.
Ich muss quasi alles erst wieder lernen, wie ein kleines Kind und das belastet mich. Vielleicht geht es jemanden ähnlich oder jemand hat einen Rat, wie ich am besten wieder ins Lebn finde.
Ich freue mich über Austausch,
Lg Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.
Albert Einstein
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