Zerstöre mir jede Freude selbst

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argus
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Zerstöre mir jede Freude selbst

Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:07

Hallo liebe Community,
ich bin generell jemand, der alles im Kopf analysiert, durchdenkt, Szenarien durchspielt etc. Ich bin also ein sehr starker Kopfmensch. Nun verhält es sich bei mir so, dass ich jedesmal wenn ich ein Gefühl der Freude bekomme, gedanklich irgendetwas "finde", um mir selbst diese Freude zu vermiesen.

Beispiel:
Ich freue mich, über eine Beförderung... annähernd im gleichen Moment kommen dann Gedanken auf wie: "naja... sie haben keinen besseren gefunden und eigentlich bin ich nicht so gut", "was ist, wenn ich dem nicht gewachsen bin...."

ODER

Ich freue mich auf meine Freundin (die ich sehr liebe), die ich nicht jeden Tag sehe. An dem Tag wo wir uns sehen freu ich mich, mache mir aber dann Gedanken drüber was wäre wenn irgendetwas passiert und wir uns nicht sehen können.

Egal welches Szenario es ist, ich bin danach immer am Boden zerstört und energielos. In diesem Zusammenhang treten dann auch immer wieder Gedankenfetzen auf, die mir suggerieren dass sowieso alles sinnlos ist. Diese Gedanken ziehen dann oft nicht vorbei und kreisen Stunden/Tage im Kopf...

Ich suche quasi immer das Haar in der Suppe und mach mir selbst damit vieles kaputt.

Was meint ihr, ist mit mir los?
LG

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:21

Das klingt mir sehr danach als ob du mit dir selbst nicht im Reinen bist und dich selbst nicht sonderlich schätzt.
Ein gewisser Hang zur Selbstbestrafung könnte auch dahinterstecken.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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argus
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:27

Hallo Nico,
ja ein Selbstwertproblem habe ich sicher... Glaubst du, dass das nur am "nicht mit sich selbst im Reinen sein" liegt... Woher das mit der Selbstbestrafung herkommen könnte, verstehe ich allerdings zumindest noch nicht.

Bezogen auf den Selbstwert ist es wohl fehlende oder mangelnde Anerkennung durch die Familie in der Kindheit. (von Seiten des Vaters).

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:33

Nun die in deiner Kindheit fehlende Anerkennung kannst du nicht mehr ändern, aber die Einstellung zu dir selbst kannst du sehr wohl ändern.
Wenn du es schaffst sowohl die guten als auch die weniger guten Seiten an dir zu akzeptieren, ist die Anerkennung von Aussen nur mehr zweitrangig und du kannst dich über etwas was dir gut tut ( Freundin, Beförderung usw.) auch freuen weil du das Gefühl zulassen kannst es "verdient" zu haben.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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argus
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:37

Da ist natürlich etwas Wahres dran. Also ist auch das mit der Selbstbestrafung eher im geringen Selbstwert begründet?

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:39

Bei mir war es zumindest so und ich könnte mir das bei dir auch vorstellen, aber das musst du selbst für dich ergründen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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argus
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:41

Darf ich fragen, wie du da raus gekommen bist. Hast du eine Therapie gemacht?

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:45

Nein hab ich nicht.
Das war ein ziemlich langer Prozess in dem ich mich da Stück für Stück selbst rausgezogen habe.
Und irgendwann ist dann auch zumindest teilweise die Anerkennung von Aussen plötzlich dazugekommen, wobei sie dann wie sie da war, gar nicht mehr wirklich wichtig war.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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argus
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:46

Verstehe, jedenfalls danke für deine Gedanken und Zeilen! Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, mich da raus zu ziehen... ich schlepp das schon sehr lange mit.

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 10:49

Kannst ja einmal schauen ob dir ein Thera dabei behilflich sein kann.
Arbeite daran, lass nicht locker, es zahlt sich aus.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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luftikus
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 11:02

Das kommt mir z.T. bekannt vor. Insbesondere eigene Erfolgserlebnisse kann ich mir prima selbst schlechtreden... Beispielsweise in meinem nebenberuflichen Studium: die letzten drei Klausurergebnisse waren alle sehr gut, eines sogar mit 1.0. Trotzdem war mein erster Gedanke: die haben bestimmt schlampig korrigiert. Oder: diese Hochschule taugt nichts, wenn die mir so gute Noten geben. Die haben keine hohen Qualitätsanforderungen...

In meinem Fall könnte ich mir vorstellen, dass es sich da um "Lehrsätze" handelt, die ich von meinen Eltern in meiner Kindheit eingetrichtert bekommen habe. Sie waren überwiegend der Ansicht, ich würde nichts taugen, wäre in allen Dingen ungeschickt und zu dumm. Obwohl ich versuche, mich davon zu distanzieren, scheinen diese Gedanken im Unterbewusstsein immer noch eine Rolle zu spielen, die nur schwer abzutrainieren ist.

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Nico
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Beitrag Fr., 20.02.2015, 11:58

Ja ich könnte da auch so einiges meinen Eltern ( vor allem dem Vater) anhängen, mach ich aber nicht.
Er hat halt damals auch nicht anders können, was solls.
Und ausserdem muss ich mir nicht ( bewusst oder unbewusst) bestätigen, dass ich gar nicht anders kann weil die Eltern damals halt...
Das ist auch das was ich vorhin mit Selbstbestrafung meinte, vielleicht ist es auch gar keine Selbstbestrafung sondern eine versuchte Bestrafung der Eltern ?
So nach dem Motto " Seht her, bis heute schadet mir eure verkorkste Erziehung!"

Leute ihr seid e r w a c h s e n !
Ihr könnt an euch arbeiten !
Ihr wisst, dass diese Gedankenmuster falsch sind, warum ändert ihr sie nicht ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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argus
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Beitrag Mo., 23.02.2015, 09:20

Guten Morgen!
@nico: Ich gebe eigentlich meinem Vater keine Schuld. Wie du sagst, war es damals so und er hat es nicht besser gewusst. Es war sicher keine böse Absicht dahinter. Ich war einige Zeit auf Ursachenforschung und auch in einer Gesprächstherapie (die allerdings nicht primär dieses Thema behandelte). Ich weiß jetzt, dass es wohl aus der Kindheit kommt... dieses Gefühl nicht gut genug zu sein...

Ich sage jetzt aber nicht: "Ich kann ja gar nicht anders, ... seht her was ihr mir angetan habt..."

Das Problem ist, dass sich dieses Denkmuster recht stark manifestiert hat. Deshalb ist es schwer davon los zu kommen. Ich habe jeden Tag relativ starke Stimmungsschwankungen deshalb...

Eine Zeit lang denk ich mir z.B. wenn es um die Zukunft geht: "Ja, das schaffst du, das wird super..." dann aber plötzlich wieder "...geht doch eh alles den Bach runter, weil du das nicht auf die Reihe bekommst". Aus beruflicher Sicht (wenn es zb um Jobwechsel ginge) habe ich Angst, dass ich -obwohl ich in meinem Job gut bin- den Anforderungen dennoch nicht genüge....

Es ist also ein auf und ab, ein hin und her... Das ist recht anstrengend für Körper und Geist. Vor allem wenn man diverse Denkmuster nicht wirklich durchbrechen kann.

@luftikus: Ich bin mir sicher, dass das aus der Kindheit kommt.

Generell: Es liegt an uns das los zu werden, denn -wie nico sagt- wir können an uns arbeiten.

LG

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Alienia
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Beitrag Mo., 23.02.2015, 21:18

argus hat geschrieben: Ich freue mich, über eine Beförderung... annähernd im gleichen Moment kommen dann Gedanken auf wie: "naja... sie haben keinen besseren gefunden und eigentlich bin ich nicht so gut", "was ist, wenn ich dem nicht gewachsen bin...."
argus hat geschrieben: Eine Zeit lang denk ich mir z.B. wenn es um die Zukunft geht: "Ja, das schaffst du, das wird super..." dann aber plötzlich wieder "...geht doch eh alles den Bach runter, weil du das nicht auf die Reihe bekommst".
Ja, nur gerade, weil "alles den Bach runtergehen kann", sowieso alles ganz schlimm wird, sollten wir doch den Moment umso mehr auskosten, in denen es einem gut geht. Nur diesen Moment, das "JETZT" eben.
Ich habe früher auch anders gedacht. Aber ich finde es absolut sinnlos mittlerweile in Zukunft oder Vergangenheit zu leben.

Wenn JETZT eben alle gerade ganz ok ist, dann sollte man das alles auch mal zulassen und wahrnehmen.
Sonst wird das Leben einfach an einen vorbeilaufen und irgendwann ist man Tod. UNd ich bin mir sicher, im Sterbebett wird man diese ganzen Gedanken bereuen.
Man muss sich selbst auch immer wieder neu zwinge, andere Wege zu gehen. Also zum Beispiel, wenn du eine Beförderung bekommst und diese ganzen negativen Gedanken kommen.
Dann gehst du eben gerade und trotzdessen, deine Beförderung feiern. VIelleicht auch nur für dich allein, leistest dir irgendwas, worüber du dich wirklich freust oder was weiß ich.... Und feierst dich und diesen Moment. Im Grunde ist egal. Und wenn man das öfter macht, kommen die postiven Gedanken irgendwann genauso automatisch wie die negativen früher.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.

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SüdlichderNordsee
Helferlein
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Beiträge: 56

Beitrag Mo., 23.02.2015, 21:39

Hallo,

einer der führenden Verhaltenstherapeuten hat dazu mehrere Selbsthilfebücher geschrieben.
Wirklich sehr gut aufgearbeitet und vor allem so praxisnah, dass man oder frau wirklich damit üben und verändern kann.
Hat mir damals mein VTler empfohlen:
Harlich Stavemann, "Im Gefühlsdschungel" oder "Und täglich tickt die Selbstwertbombe".
VG

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