Alkohol und Sex

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Alkohol und Sex

Beitrag Sa., 14.02.2015, 23:22

Ich habe gerade in einer Serie etwas gesehen, das mich beschäftigt. Eine junge Frau hat Streit mit ihrem Freund, geht auf eine Studentenparty, trifft ihren Ex-Freund, sie haben zusammen Spaß auf der Party und sie trinken beide viel Alkohol. Am nächsten Morgen wacht sie nackt neben ihm im Bett auf und kann sich an nichts erinnern. Seid ihr der Meinung das ist sexueller Missbrauch/sexuelle Gewalt? In der Serie wird es so dargestellt, dass wenn sie nicht eindeutig zugestimmt hat und durch den Alkohl nicht mehr Herr ihrer Sinne war, ein Missbrauch stattgefunden hat. Sie selbst weiß nicht, ob sie zugestimmt hat oder nicht. Ihr Ex-Freund wurde zuvor als fürsorglich und nett dargestellt und äußert, dass er nie etwas getan hätte, wenn er geahnt hätte, dass sie es nicht will. Sie fühlte sich schlecht am nächsten Morgen, aber vor allem weil sie ihren Freund "betrogen" hat. Ich weiß es ist nur eine Serie, aber sowas passiert ja auch im echten Leben... Irgendwie beschäftigt mich das Thema jedenfalls und mich würde interessieren, wie ihr darüber denkt, da ich ambivalente Gedanken und Gefühle habe.
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pandas
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Beitrag Sa., 14.02.2015, 23:29

Vom sexuellen Missbrauch spricht man, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht - das ist hier nicht der Fall.

Sexuelle Gewalt und Sex ohne Einwilligung sind auch nicht dasselbe. In der Tat ist Sex ohne Einwilligung beispielsweise in Schweden auch ohne sexuelle Gewalt strafbar.
Allerdings ist die Frage, ob Sex so angelegt ist, dass man sich zuvor fragt, ob man auch will und dies mit einem eindeutigen Ja oder Nein beantwortet. Oft fliesst man ja gemeinsam zum Akt hin, auch wenn Alkohol im Spiel ist. Hier wäre die Frage, ob er sie vorsätzlich und absichtlich schwer betrunken gemacht hat. Etwas anderes ist, wenn KO-Tropfen verabreicht werden - dann handelt es sich auch um sexuelle Gewalt, da die KO-Tropfen an sich Gewalt sind.

Wenn sich beide gemeinsam auf einer Party betrinken, ist es der freie Wille beider als auch deren Verantwortung. Wenn sie sich dann leichtfertiger auf Sex einlässt, so liegt das im nachhinein auch in ihrer Verantwortung, wenn sie den Akt an sich freiwillig vollzogen hat (er sie also nicht festgehalten oder ähnliches hat).

Dies sind alles auch juristische Begriffe. Die sind nicht zu verwässern.
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AdoLife
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Beitrag Sa., 14.02.2015, 23:43

Hm soweit ich weiß werden die Begriffe sexueller Missbrauch als juristischer Begriff und sexuelle Gewalt synonym verwendet, gelten nicht nur für "gewaltätige" Akte, sondern auch Hands-Off Taten ohne Körperkontakt und haben jeweils ihre Vor- und Nachteile.

Als Definition ist mir folgendes bekannt:
"Jede ungewollte sexuelle Handlung gegen den Willen des Opfers, bzw. jede sexuelle Handlung, der das Opfer aufgrund mangelnder körperlicher, psychischer, kognitiver, sprachlicher und sozialer Fähigkeiten nicht wissentlich zustimmen kann."

Demnach passt es irgendwie schon, was in der Serie dargestellt wird, da sie aufgrund des massiven Alkoholkonsums nicht mehr in der Lage war zuzustimmen. Andererseits denke ich, dass sie vorher mit ihm geflirtet hat, sich gemeinsam mit ihm betrunken hat, andere dies auch so wahrgenommen haben etc. Wobei das aber ja auch nicht direkt heißt, dass sie mit ihm schlafen möchte.
Wenn sie sich dann leichtfertiger auf Sex einlässt, so liegt das im nachhinein auch in ihrer Verantwortung, wenn sie den Akt an sich freiwillig vollzogen hat (er sie also nicht festgehalten oder ähnliches hat).
Er hat sie die Treppe hoch ins Schlafzimmer getragen, ihr noch Wasser gereicht, weil es ihr nicht gut ging - KO-Tropfen wurden nicht verwendet - und die nächste Szene war dann der nächste Morgen.

Irgendwie bin ich dennoch hin und hergerissen, da es in der Serie so eindeutig als Missbrauch dargestellt wird, während ich zuvor noch das Gefühl hatte sie hat Mist gebaut, indem sie zu viel getrunken und ihren Freund betrogen hat und dann kam ein schlechtes Gewissen auf, denn wenn er ihre Hilflosigkeit ausgenutzt hat, ist es natürlich nicht ihre Schuld (auch wenn sie hätte weniger trinken sollen).

Anbei mal ein Link zu einer Beschreibung, worum es in der Folge geht (allerdings auf Englisch)

http://www.thedailybeast.com/articles/2 ... -rape.html

Der Filmausschnitt lehrt mich vor allem folgendes... man sollte darauf achten nicht so viel zu trinken, dass man einen Kontrollverlust und Blackout erlebt (ist mir leider in Kombi mit Medis vor einigen Monaten passiert, aber meine Freundin war zum Glück bei mir).
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pandas
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Beitrag So., 15.02.2015, 00:06

AdoLife hat geschrieben:Hm soweit ich weiß werden die Begriffe sexueller Missbrauch als juristischer Begriff und sexuelle Gewalt synonym verwendet, gelten nicht nur für "gewaltätige" Akte, sondern auch Hands-Off Taten ohne Körperkontakt und haben jeweils ihre Vor- und Nachteile.
Nein, eben nicht. Sie werden nicht synonym verwendet, weder im juristischen Bereich, in welchem es selbstverständlich für beide Oberbegriffe noch weitere Auffächerungen gibt, noch im sonstigen Bereich. Zum Beispiel wird es auch in den Beratungsstellen meist getrennt. Wobei eben auch beides zusammen vorkommen kann. Aber das ist dann wie wenn jemand einen ausraubt und dann ermordet. Das sind auch zwei Tatbestände: Raub und Mord.

AdoLife hat geschrieben:Als Definition ist mir folgendes bekannt:
"Jede ungewollte sexuelle Handlung gegen den Willen des Opfers, bzw. jede sexuelle Handlung, der das Opfer aufgrund mangelnder körperlicher, psychischer, kognitiver, sprachlicher und sozialer Fähigkeiten nicht wissentlich zustimmen kann."
Woher ist denn der Text und was definiert er genau?

Ich finde es nicht gut, wenn die Begriffe "sexuelle Gewalt" und "sexueller Missbrauch" auf diese Art verwässert werden.
Weil es sehr wichtig ist für die Betroffene, es nach Schwere etc. zu trennen. Gewalt ist zum Beispiel eindeutig körperlicher Zwang. Daneben gibt es den Begriff "sexuellen Missbrauch", der anzeigt, dass es auch Strafbestände in Abhängigkeitsverhältnissen gibt, die schädlich sind und der Zwang durch das Abhängigkeitsverhältnis zustande kommt. Nur, weil sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt gemeinsam stattfinden können, bedeutet dies nicht, das es dieselbe Tat ist.

So ist ja auch Mord und Totschlag nicht dasselbe.

Ich finde es etwas bizarr, dass man den Begriff sexuelle Gewalt auf einen Verlauf wie in der Serie anwenden möchte - wo keine Gewalt vorkommt. Es ist sogar ziemlich unwahrscheinlich, dass der Ex sie vorsätzlich betrunken gemacht hat, um mit ihr Sex zu haben - im Gegenteil, er sagte ja, er hätte nicht wahrgenommen, sie hätte keinen Sex gewollt, wenn sie nicht betrunken gewesen wäre ... hätte er den Sex gewollt, wenn er nicht betrunken gewesen wäre? Es klingt sehr nach gemeinsamer Verantwortung, Vollzug des sexuellen Aktes in gemeinsamer Tat.
Wenn sie sich dann leichtfertiger auf Sex einlässt, so liegt das im nachhinein auch in ihrer Verantwortung, wenn sie den Akt an sich freiwillig vollzogen hat (er sie also nicht festgehalten oder ähnliches hat).
Er hat sie die Treppe hoch ins Schlafzimmer getragen, ihr noch Wasser gereicht, weil es ihr nicht gut ging - KO-Tropfen wurden nicht verwendet - und die nächste Szene war dann der nächste Morgen.
Hm. Da wäre die Frage, wie betrunken war er denn nun selbst? Du hast ja im Eingangspost geschrieben, er war in gleicher Weise betrunken. Was hat sie denn gesagt/getan, als er sie gepackt hat und hochtrug?

Dennoch, mE ist es weder "sexuelle Gewalt" noch "sexueller Missbrauch". Unter Umständen "Sex ohne eindeutige Einwilligung" - aber das gibt es nur in Schweden. Hierzulande wird da bei erwachsenen Frauen auf die Eigenverantwortung gesetzt, wenn sie sich nicht sichtbar gewehrt hat oder eben tatsächlich schon ohnmächtig war. War sie wegen des Alkohols ohnmächtig, so wäre es schon eine Ausnutzung eines willenlosen Zustandes.
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pandas
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Beitrag So., 15.02.2015, 00:18

Das Ganze geschieht ja auf einem US-Campusgelände, der Wohnunterbringung von Collegestudenten.

In den US ist es wohl so, dass die dort die Studis als schutzbedürftig ansehen. Wobei das in der Praxis schwer umzusetzen ist.
Meiner Ansicht waren beide Studis in gleicher Weise beteiligt.
Mag sein, dass sie da auf dem Campus strenger sind, eventuell greift da auch eine Hausordnung.
Nur, was soll das bringen? Er wird dann geschmissen, sie hat ihre "Ehre" wieder, Parties auf dem Campus werden reduziert ...
... wenn es so war, wie geschildert, finde ich weiterhin, dass Beide die Verantwortung für das Geschehen haben.
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Beitrag So., 15.02.2015, 01:15

Woher ist denn der Text und was definiert er genau?
Das war die Definition von sexueller Gewalt, die ich bei zwei verschiedenen Präventionsfortbildungen erhalten habe. (Bei Bedarf kann ich dir Quellen als PN schicken)
Ich finde es etwas bizarr, dass man den Begriff sexuelle Gewalt auf einen Verlauf wie in der Serie anwenden möchte - wo keine Gewalt vorkommt.
Der Begriff 'Gewalt' hat ja ein weites Spektrum, das nicht nur körperliche Gewalt beinhaltet. In der Serie wird es sogar als "rape" (Vergrewaltigung) bezeichnet. Allerdings ist mir die Gesetzeslage in den USA auch nicht bekannt, sondern nur das was ich aus den Fortbildungen zum Thema in Deutschland weiß.
Da wäre die Frage, wie betrunken war er denn nun selbst? Du hast ja im Eingangspost geschrieben, er war in gleicher Weise betrunken. Was hat sie denn gesagt/getan, als er sie gepackt hat und hochtrug?
Habe mir die Szenen noch mal angeschaut. Sie machen ein Wettrennen auf Bürostühlen, stürzen, sie schafft es nicht aufzustehen, sagt es dreht sich alles und er trägt sie dann ins Zimmer, legt sie aufs Bett und bringt ihr Wasser und legt sich zu ihr. Er spricht auch betrunken, aber sieht nicht so hinüber aus wie sie, allein schon weil er größer und schwerer ist, verträgt er sicher mehr und war auch noch in der Lage an Verhütung zu denken. Sie kann sich nicht erinnern, ob sie zugestimmt hat oder nicht, wusste nur als sie aufwachte, hatte sie das Gefühl etwas stimmt nicht.
War sie wegen des Alkohols ohnmächtig, so wäre es schon eine Ausnutzung eines willenlosen Zustandes.
Ohnmächtig war sie nicht.
Er wird dann geschmissen
Ja, genau das war die Konsequenz.
finde ich weiterhin, dass Beide die Verantwortung für das Geschehen haben.
Das war halt auch mein erster Gedanke, bis alle anderen Charaktere der Serie (und im Nachhinein auch viele Personen auf der Facebookseite) das anders darstellten und ich ins grübeln kam und dann ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich sie "mitverantwortlich" gemacht habe.
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kaja
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Beitrag So., 15.02.2015, 01:37

Amis und ihre Doppelmoral beim Thema Sex ist eh ein Thema für sich.
Einerseits sperren sie kleine Kinder in Hand- und Fußfesseln in den Knast weil sie angeblich das Nachbarsmädchen zum Küssen gezwungen haben, andererseits kocht die Campuspolizei ihr eigenes Süppchen und übergibt solche Fälle nicht der regulären Polizei.

Da würden mir jetzt noch zig Beispiele für dieses vollkommen verdrehte Verhalten einfallen. Deshalb ist so eine Serie und die Bewertung mit Sicherheit keine solide Basis.

Vergewaltigung ist das der Schilderung nach nicht. Wenn zwei Besoffene Sex haben kann doch nicht der mit Filmriss deshalb einfach Vergewaltigung schreien. Wer saufen kann, kann auch die Verantwortung dafür übernehmen.
After all this time ? Always.

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