Kein Boden mehr unter den Füssen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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die_im_regen_steht
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Kein Boden mehr unter den Füssen...

Beitrag So., 08.02.2015, 20:03

Bitte verzeiht, wenn ich hier so herein poltere, aber ich quäle mich seit über 5 Tagen und steuere auf eine Explosion zu, so fühlt es sich an, und wenn DAS passiert, das macht mir solche Angst, ich muss das jetzt rauslassen, so gross meine Angst etwas End-Gültiges zu tun, und damit auch Andere "ins Unglück" zu stürzen... Es geht hier um PT-Erfahrungen, nicht? Ich mache gerade eine, die mich völlig unvorbereitet trifft, vielleicht war jemand in ähnlicher Situation und kann helfen?
Nach 2 früheren, zeitlich laange zurückliegenden und irgendwo ja auch erfolglosen Therapien bin ich seit gut 4 Jahren in einer "tiefenpsychologisch fundierten" PT, wo ich so manchesmal auch meine Zweifel hatte, aber da ich menschlich gut mit dem Thera klar kam, ist es mir gelungen, ein –für-meine-Verhältnisse– hohes Mass an Vertrauen aufzubauen. Vor ein paar Wochen kamen wir auf einen Punkt, der mich leider sofort in alte Gefühlsmuster und Verhaltensweisen katapultierte, aber durch seine Besonnenheit ist es mir damals gelungen, auszusprechen, was in mir vor ging, und ich war so vermessen, zu glauben, ich sei auf dem Weg der Besserung; allein aufgrund der Tatsache, daß ich mich für mein Verhalten IHM gegenüber entschuldigen konnte, und ich seine Versicherung, er würde mich weiterhin behandeln wollen, ANNEHMEN konnte...

Dann plötzlich –nach angenehmer "Sitzung"– stelle ich zufällig fest, dass er AUCH eine Person behandelt, die für mich einmal sehr wichtig war, heute jedoch nur noch das wandelnde Symbol meines eigenen Versagens ist, ein Sinnbild für alle Katastrophen, die mein Leben ausmachen...

Mir hat's den Boden unter den Füssen weg gehauen, ich bin nach Hause gekrochen und weine seither ununterbrochen, ich fühle mich so verraten, kann das nicht fassen, daß diese Person sich ausgerechnet MEINEN PT gesucht hat (sie wusste, daß er mein PT ist, ich hatte dieser Person am Anfang meiner PT von ihm erzählt, wie sehr ich mich bei ihm "gut aufgehoben" fühle!)

Mehrere Sitzungen hatte ich seinerzeit, als wir in Konflikt kamen, auf diese Person "verbraucht", weil mich unser Zerwürfnis damals sehr mitgenommen hatte und jetzt begegnet sie mir ausgerechnet in dem einzigen "geschützten Raum", den ich je hatte?
Ich bin am durchdrehen, habe irrationalerweise eine viel grössere Wut auf meinen PT als auf jene Person, paranoide Vorstellungen quälen mich: war das gar kein ZUFALL; hocken die schon länger zusammen und lachen über mich??? Die Erwachsene in mir begreift vage, daß sich ihr Trauma gerade wiederholt, das tobende, ja rasende Kind in mir will nur eins: um sich schlagen, zerstören, töten und das hat gerade echt die Oberhand... Zum Fürchten stark hat es die Oberhand...
Ich weiss nicht, wie ich "aus dieser Nummer" rauskommen soll, immer, wenn ich gerade glaube, mich beruhigt zu haben, geht das Kopfkino von vorne los, Gefühle, so gewaltig, daß sie wirklich nur noch Angst machen und es nur einen Weg zu geben scheint, diese abzusstellen, nämlich endgültig.

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Vincent
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Beitrag So., 08.02.2015, 20:15

Hallo.

Ja, das stelle ich mir auch nicht gerade angenehm vor.
Aber weiß denn dein Therapeut überhaupt, dass es sich bei einem seiner Patienten/innen um diese bestimmte Person handelt?

Und jene Person wusste, dass er dein Therapeut ist?

Wenn es da keine 'Überschneidungen' gibt, sehe ich erstmal kein so großes Problem.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Hope°
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Beitrag So., 08.02.2015, 20:16

Au weia....

ich kann mir vorstellen,was das für dich ein Schlag ins Gesicht sein muss.... Ich kann sogar dein Kopfkino verstehen und überhaupt...
ABER...
Durch Zufall hast du es festgestellt. Seitens deines Therapeuten scheint es niemals nicht auch nur ansatzweise durch die Blume gesagt worden zu sein.
Ergo ist es tatsächlich dein Kopfkino.

Das diese Person dort aufschlägt ist eine Sache (zugegeben vollkommen daneben) aber es/sie hat nichts mit deiner therapeutischen Beziehung zu tun. Sehr wahrscheinlich ist, dass dein Therapeut auch im Dunkel tappt, was die Verbindung zwischen dir und dieser Person anbetrifft.

Rede doch mal mit deinem Therapeuten darüber, sag ihm was dich schockiert, bewegt und berührt. Es kann für dich sehr, sehr wertvoll sein, gerade weil du dir bewusst bist, dass sich etwas traumatisches wiederholt.

Salopp gesagt "besser geht es doch nicht"...Du kannst jetzt wirklich gewinnen, wenn du hinsiehst und da durch maschierst, statt dich von "alten" Ängsten leiten zu lassen.

Ich bin mir im Klaren, dass ich das jetzt so leicht schreiben kann, dennoch, jetzt, jetzt erst recht.

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Fundevogel
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Beitrag So., 08.02.2015, 20:23

Hallo die_im_regen_steht,

erstmal: willkommen im Forum! Ja, du bist hier richtig, mit genau solchen und ähnlichen Themen rund um Psychotherapie ...

Zu deiner Situation: Wenn ich dich recht verstanden habe, dann hattest du noch keine Gelegenheit, dass bei deinem Therapeuten anzusprechen? Das solltest du unbedingt tun.

Mir ist ähnliches passiert, ich kann daher ein wenig nachvollziehen, wie heftig die Gefühle dazu sind. Dennoch solltest du unbedingt mit dem Therapeuten reden und ihm all diese Fragen stellen, ob er von deiner Verbindung zu der Person weiß/wußte usw. Halte ich für SEHR wichtig, damit du rauskriegen kannst, was von all deinen Gefühlen und Vorstellungen Kopfkino ist oder nicht. Und wenn du weißt, woran du bist, kannst du immer noch Entscheidungen treffen.

Allem voran gilt das Arztgeheimnis, das dein Therapeut unbedingt zu wahren hat und zwar sowohl dir als auch dieser anderen Person gegenüber. Deshalb: rede mit ihm.

Wenn es dir deshalb gerade schlecht geht, könntest du deine heftigen Gefühle versuchen ein wenig woanders hinzuleiten, zB sport hat mir da ganz gut geholfen bei Wut oder Unruhe.

Wann ist denn dein nächster Termin bei deinem Thera?
Fundevogel

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Lilliput
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Beitrag So., 08.02.2015, 23:10

Liebe die_im_regen_steht!

Ich kenne das Gefühl, wenn sich unter einem der Boden auftut, wenn das Kopfkino unbarmherzig läuft, und die Gefühle dazu kaum steuerbar sind.

Vorerst möchte ich etwas zu dem sagen, das mir ins Auge sticht:
Dein Therapeut wird mit niemanden über dich lachen, weil er absolute Schweigepflicht hat!!!
Meinst Du, er könnte mit Dir an wichtigen, sehr persönlichen Problemen arbeiten, um sich in fast gleichem Atemzug über Dich lustig zu machen??

Ich möchte dir jetzt kurz etwas schildern, und vllt. kann ich dich zumindest ein Stückchen weit runterholen:

Ich war schon 6 Jahre in Therapie, als ich bei der Tochter (sie ist über 20) meiner Freundin wahrnahm, dass sie dringend profess. Hilfe benötigte. Sie konnte sich nicht mehr aufs Studium konzentrieren u. setzte eine Prüfung nach der anderen in den Sand - lachte nicht mehr, usw.
Dazu möchte ich sagen, dass ich sehr weit zu meiner Therapeutin fahren muss, und grundsätzlich keine Bekannten mir dort über den Weg laufen könnten. Besagte "X" aber studiert dort.

Ich fragte damals meine Therapeutin um Rat und ob sie so nett sein u. "X" helfen würde, wenn diese sie kontaktieren würde!
"Ja, natürlich!" meinte diese damals.
Ich konfrontierte "X" tel. mit dieser Möglichkeit, sich Hilfe zu holen, und auch sie war bereit, und vereinbarte mit "meiner" Thera einen Termin. Die "Chemie" stimmte von Anfang an ( "X" wusste aber auch, dass diese Thera sehr empathisch ist und ich mit ihr sehr gute Erfahrungen gemacht habe)

Inzw. ist "X" schon seit 2 Jahren dort! - nebenbei erwähnt.

Aber...
...und jetzt gehts weiter...
Nachdem "X" schon einige Stunden hinter sich gebracht hatte u. froh u. glücklich über diese Hilfe war, kam bei mir etwas Unerwartetes zum Vorschein, worüber ich mir bis in den Boden schämte:
Plötzlich - es war wie ein Blitz, der Feuer entfachte - war ich von gr. Eifersucht zerfressen!
Kopfkino: "Meine" Thera mag "X" viel lieber als mich; sie reden über mich, X nimmt mir "meine" Therapeutin weg, und vieles mehr...
Mein Verstand hatte nichts mehr zu sagen. Es war absolut REAL für mich in meinem Spüren und ich verfluchte den Tag, als ich meiner Thera von den "X" erzählte und um Hilfe bat.

Das ging so weit, dass ich von meiner Therapeutin verlangte, "X" an einen ihrer Kollegen abzugeben und sie dort ihre Therapie weitermachen zu lassen. Ich war so zerfressen und gleichzeitig verzweifelt,
aber ich sprach alles, alles aus, was mich so sehr belastete!! Und auch ich gab meiner Therapeutin vorwiegend die "Schuld" dran, dass sie "X" überhaupt genommen hatte, und es mir gleichzeitig so schlecht ging.
Vorerst war sie überrascht, weil ja ich das Ganze initiert hatte, aber sie gab mir das Gefühl, mich zu verstehen u. nicht allein damit zu sein! Sie war froh, dass ich alles, was sich zw. uns aufgebaut hatte, ansprechen konnte u. sie sagte, dass sie ahnen konnte, wieviel Kraft, Mut, Scham u. Überwindung es mich gekostet hatte, das allles ansprechen zu können. Sie sei stolz auf meinen Schritt nach vorne.

Sie gab "X" nicht ab - sie hält ganz streng ihre Schweigepflicht ein - und sie sagte auch, dass jeder Mensch, der zu ihr kommt, für sie etwas Besonderes ist - im Sinne seiner Stärken u. Schwächen, seiner Mentalität und auch im Sinn, dass sie zu jedem eine ganz einzigartige Beziehung hat, die nicht mit einer anderen vergleichbar ist.
Natürlich brauchte ich ein paar Std., um alle meine Unsicherheiten ausräumen zu können, und wirklich dem zu vertrauen, was sie mir teilweise etliche Male immer wieder versicherte.

Es kommt schon vor, dass meine Eifersucht gelegentlich aufflammt, aber es wird immer leichter, in einem Gespräch mit meiner Thera wieder Klar- u. Sicherheit wiederzufinden.

Ich möchte nicht behaupten, dass die Akutphase dieses Problems "lustig" war - im Gegenteil: ich war zutiefst verzweifelt; saß im schwarzen Loch von Verlassensängsten, Eifersucht , Wut, Enttäuschung u. Depression fest.; ABER..
nachträglich bin ich dankbar dafür,
durch den Umgang mit diesem für mich gr. Problems u. der Erfahrung, vertrauen zu können, ein Stück "gereift" zu sein u. es hat mich - auch für mich selbst erkennbar - weitergebracht!!

Ich kann Dir nur dasselbe anraten, wie so manche andere auch hier: Rede offen über Dein Problem!! Du kannst es nicht auf Knopfdruck lösen, aber ich denke, es wird eine ungeheure Last von dir abfallen, wenn Du Dich öffnest!

GlG, Liiliput


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die_im_regen_steht
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 11:34

Guten Morgen, zusammen, und gleich auch:
ganz lieben und herzlichen Dank, daß ich überhaupt "Antworten" bekommen habe,
ich habe eigentlich gar nicht damit gerechnet, daß mich jemand in meinem Gefühls-Schlamassel überhaupt wahr- geschweige denn ernst nimmt. Also danke für ALL eure Beiträge, und ein extra dankeschön an lilliput, schon allein für die Zeit, die du darauf verwendet hast, diesen langen Text zu schreiben, um mir zu helfen...
Es hat mich tatsächlich ein klein wenig entlastet, zu lesen, daß auch andere diese Gefühle kennen und alles, was dazugehört, Stichworte Vertrauen/Eifersucht/Scham...

Noch immer bin ich in Aufruhr, wie "gespalten" fühle ich mich, oder wie ein Siamesischer Zwilling, wo der eine in eine ganz andere Richtung geht, als der andere und die Spannung an der Stelle, wo sie zusammengewachsen sind, jeden Moment reisst und sie somit BEIDE sterben...

Die Vernunft, die "Erwachsene" WEISS, sie kann es nur im Gespräch mit dem PT klären, das Gefühl aber, das "rasende Kind" fürchtet sich so sehr vor weiterer Zurückweisung;
aber es ist iwie noch komplexer, zumal ich oft eben nicht mehr weiss, WER gerade "das Kommando" in mir hat...

Beispiel:
meine Ratio sagt, daß er nicht wissen kann, wer sie für MICH ist, dass es sich um die Person handelt, über welche ich über mehrere Sitzungen lang gesprochen, geflucht, geweint habe...
Sie sagt auch, daß ich weder ihm vorschreiben kann, wen er therapiert, noch ihr, zu welchem Thera sie dackelt... DASS sie bei ihm gelandet ist, hängt allerdings ziemlich sicher damit zusammen, daß ich so von ihm geschwärmt habe als kompetenten Therapeuten... Meine Ratio sagt dazu: siehste, DEIN Urteil war ihr offenbar was wert, sie hat sich aufgrund DEINES positiven Urteils über ihn an ihn gewandt...
Dann fällt mir eben im Moment wieder ein -und ich muss dazu sagen, daß ich oft Erinnerungslücken über längere Lebens-Abschnitte habe- daß die beiden sich SEHR WOHL schon länger kennen, da ich vor knapp 4 Jahren schonmal total ausgetickt bin, knapp an der Zwangseinweisung vorbei, und sie damals diejenige war, die ihn durch einen Anruf informierte... Ergo kannte er sie ab da zumindest namentlich, und während ich in den folgenden Sitzungen das Geschehene versuchte zu bearbeiten, habe ich natürlich sehr viel von ihr erzählt, OHNE zu begreifen, daß er genau wusste, von welcher Person ich sprach... Von daher befindet es auch meine Ratio (???) für nicht unwahrscheinlich, daß wir ABSICHTLICH in der Praxis aufeinander trafen: ich im Gehen, sie die nächste Klientin nach mir... Sie sagt nix, grinste nur und huscht zu ihm rein... Vielleicht sollte das ja eine Art Schock-Therapie sein? Ich weiss es einfach nicht...

Am meisten schmerzt mich, dass ich selbst feststelle, gegen mein neues Misstrauen ihm gegenüber einfach kein Rezept mehr habe, keine Ressource, resp. das Wissen, daß hier dieser Bruch (mit dem Thera!) nicht mehr zu heilen ist, wie sehr ich es mir auch wünsche... Vor vielen Jahren bin ich mal in eine Partnerbeziehung geschlittert, was liebte ich diesen Typen (ich weiss heute, daß alle meine Beziehungen iwie "krank" waren), der betrog mich schon nach 4 Monaten, wir waren trotzdem noch fast 14 Jahre "ein Paar", aber ich konnte nach Entdeckung des Seitensprungs NIE mehr mit ihm zB. Motorrad oder Auto fahren, ohne ANGST zu haben... Ich will damit sagen: sosehr ich damals versucht habe, das Vertrauen in ihn wiederzugewinnen (14 Jahre!!!), es ist nie geglückt, gerade weil die Vernunft nichts gegen den Verlust des "Ur-Vertrauen" ausrichten konnte...

Und über allem: diese Scham... Ich schäme mich so sehr für meine Gefühle, nein, für meine "Bedürftigkeit"...

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Lilliput
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 12:34

Liebe die_im_regen_steht!

Du wirst bald hier im Forum erkennen, dass es einige mehr hier gibt, die ein ähnliches Problem haben wie Du u. ich...
Ich falle ja auch hin u. wieder in mein altes Muster zurück - aber es löst keine Verzweiflung mehr in mir aus, weil ich es mich gleich ansprechen traue. Diese Hemmschwelle habe ich einmal geschafft, ohne dass etwas Schlimmes passiert wäre u. jetzt habe ich schon etwas Sicherheit!

Ich schreibe dir vorerst nur kurz zurück, sonst zerkocht das Mittagessen. Später schreibe ich dann fertig...

Wann hast Du die nächste Therapiestunde?!
Ich weiss nicht, wie es Dir damit geht, aber wenn ich das Gefühl habe, etwas nicht ansprechen zu können, aber dabei innerlich zerplatze, weil es so bedrückend ist - und dann noch gr. Schamgefühl dazukommt,
spreche ich mein Problem in Form eines persönlich geschriebenen Briefes an, den ich dann meiner Thera in der Stunde zu lesen gebe.
Ich muss jetzt schnell zum Herd u. schreibe in einer halben Stunde weiter.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 12:47

Hallo die-im-Regen-steht,

auch ich kann sehr gut verstehen, welche Gefühle da aufkommen, wenn Du feststellst, daß eine
ehemals gute Bekannte nun bei Deinem Therapeuten ist.
die_im_regen_steht hat geschrieben:Mehrere Sitzungen hatte ich seinerzeit, als wir in Konflikt kamen, auf diese Person "verbraucht", weil mich unser Zerwürfnis damals sehr mitgenommen hatte und jetzt begegnet sie mir ausgerechnet in dem einzigen "geschützten Raum", den ich je hatte?
da Du in der Therapie bereits über sie erzählt hast und über Deine Beziehung zu ihr Bescheid wusste, finde ich es nicht
ok, daß er sie als Patientin akzeptiert hat.

Meine Psychiaterin sagt, es ist ethisch nicht in Ordnung, eine Bekannte, Nachbarin, Freundin, Kollegin von mir
zu behandeln. Eine entfernte Bekannte ist einmal zu ihr gegangen und sie wurde aus diesen Gründen von ihr abgewiesen.

Sicher spielt auch Eifersucht, der Thera soll nur für "mich" da sein. Sicher wird er sich an seine Schweigepflicht halten.
Nur wie soll er reagieren, wenn ein Streit zwischen beiden entsteht? Wenn Du die Situation schilderst, dann sagt er:
"Ich finde Du hast Recht, die-im-Regen-steht" und zu Deiner Freundin sagt er: " X Du hast Recht", und wenn er das nicht
sagt, auf welche Seite soll er sich stellen?

Wenn man mit einer Therapie anfängt, dann ist man erst mal froh überhaupt einen Thera gefunden zu haben und wenn
man dann feststellt wie gut er ist, wie wohltuend, dann erzählt man anderen davon, weil man sich freut, daß es endlich
aufwärts geht. Nur dann kann es passieren, daß eben auch Freunde da landen. Ich gebe nie den Namen meines Theras
preis. Wenn ich erfahre, daß eine Freundin einen Thera sucht, dann gebe ich ihm den Namen und erkläre, daß wenn
diese Person anruft, daß er sie bitte ablehnen soll.

Auf jeden Fall solltest Du diesen inneren-Konflikt ansprechen und auch fragen, warum er bereit war diese Patientin anzunehmen,
obwohl er von Eurer Bekanntschaft wusste.

Meiner Meinung nach ist eine Therapie eben anders als ein anderer Arzt, da ist es mir egal, ob Freundinnen da
auch behandelt werden.

Ich wünsche Dir alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Lilliput
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 13:47

Da bin ich wieder.....

Ich möchte den Therapeuten nicht in Schutz nehmen, aber ich habe einen anderen Gedanken, als Ihr beide!

@ die_im_regen_steht:
Du schreibst, SIE hat einmal bei ihm angerufen, um Hilfe für Dich zu mobilisieren u. hat ihren Namen genannt. Ich nehme mal an, dass dies nur ein einziges Mal geschah?
Ich werfe jetzt einmal in den Raum, dass er sehr, sehr viele Menschen kennt, viele Anrufe erhält, usw.
Falls ich richtig liege, dass sie vorher nur einmal Tel. kontakt hatten, kann es sein, dass er euch, als er sie dann als Pat. genommen hat, gar nicht mehr wusste, dass ihr beide überhaupt in Beziehung gestanden seid, bzw. dass ihr euch persönlich kennt??
Ich vergesse auch immer wieder Namen oder Gesichter, wie auch immer....

Kann total falsch damit liegen, aber wieder frage ich Dich: Kann es sein, dass ein Teil Deiner Wut, die Du auf Deinen Thera richtest, gegen Dich selbst gerichtet ist, und sie nur auf ihn projezierst?
Da meine ich jetzt die Stelle, wo Du schreibst, dass du von ihm geschwärmt hast und sie dann letztendlich auch ihn - eben wegen Deiner guten Erfahrung - aufsuchte u. genommen wurde. Du hast ihn ihr - unbewusst - aufs Tabl. gelegt und ärgerst Dich in Wirklichkeit über Dich selbst, dass Du ihr so viel Positives erzählt hast.
Nein, ich glaube nicht, an irgendeine "Absicht" von ihm, aber Du hast die Chance, ihn danach zu fragen.
Vergiss einmal Dein Schamgefühl, denn Deine innere Not u. Verzweiflung sind, glaube ich, ungleich größer u. schwerer auszuhalten.

Dazu muss ich sagen, dass auch ich einmal bei meiner Thera ausgerastet bin, als die Tochter meiner Freundin (obige Geschichte) nach zeitlich überzogener Std. rauskam, u. ich dann endlich reindurfte u. ich sie auch noch gesehen habe. Das war zu der Zeit, als ich gerade massive Schwierigkeitn mit meiner Eifersucht auf sie zu tun hatte.
Obwohl ich sie grundsätzlich sehr mag, also diese "X", hätte ich beiden den Kopf ausreissen können, und ich nahm es auch als "Provokation" im neg. Sinn auf.
Ich hatte ca. 2 Monate zu "X" ein gestörtes Verhältnis u. ging ihr aus dem Weg, und meiner Thera sagte ich damals ganz explizit, sie solle die Termine wenigstens so legen, dass wir uns nicht dauernd begegnet. Mensch, hat mein Inneres damals gekocht vor Wut u. Enttäuschung.

Zu X habe ich inzw. wieder ein ganz entspanntes Verhältnis... ich möchte nur nicht, dass sie mir irgendetwas von ihrer Thera.stunde erzählt, weil ich damit noch nicht so perfekt umgehen kann.

Du schreibst im letzten Eintrag, was Dir alles Deine Ratio sagt. Aber ich glaube, Du "mixt" die Ratio mit An-nahmen....
Glaub mir, mir passiert das sehr oft und halte dann diesen Mischmasch für die Realität.

Im Gespräch mit meiner Therapeutin komme ich aber immer wieder zu der Erkenntnis, dass meine Thesen/Annahmen mit der Realität kaum was zu tun haben... Meine verzerrte Wahrnehmung ist oftmals geprägt von alten, sehr schlechten Erinnerungen...

Zu Deinen Gefühlen: Ich habe gelernt, dass man grundsätzlich alle Arten von Gefühlen haben darf - auch die, die man selbst als "negativ" empfindet, wie z. B. die Wut.
Aber mir wurde auch gesagt, dass es darauf ankommt, WIE man damit umgeht...
Es gab Zeiten, da bin ich vor lauter Wut, weil ich mich unverstanden fühlte, ins Praxis-WC meiner Thera, und habe mich dort für eine Viertelstunde eingesperrt... "Ich will sie nicht sehen, nicht hören, ich breche die Therapie ab, usw." Ich glaubte doch tatsächlich, meine Thera würde mir nach gehen, und mich von meinem "Wut-Raum" abholen.
Als ich merkte, dass sie das gar nicht vorhatte, sondern mich meiner Selbstverantwortung überließ, ging ich wieder zurück - aber eher kleinlaut.
Darauf meinte sie: "Schade, dass Sie unsere gemeinsame Zeit auf diese Art vergeuden. Es wäre sinnvoller, die Störung zw. uns anzusprechen"
Das gelang dann wieder.

Liebes Menschenkind auf der anderen Seite des Bildschirms: Du kannst interpretieren, nachdenken, grübeln, Dich selbst vor lauter Kummer zerfleischen, aber Du wirst die REALITÄT erst dann erfahren, wenn Du ihn ganz präzise u. "ungeschminkt" darauf ansprichst!!
Auch ich kenne diese Momente, wo man sich vor lauter Scham unsichtbar machen will oder in den Boden versinken, aber es steht für Dich ganz persönlich so viel auf dem Spiel - auch in Bezug auf Vertrauen - schmeiss dieses Schamgefühl über Bord und trau`Dich!!!!
Ich glaube auch, dass ihm als Therapeut nichts Menschliche fremd ist!!

Du hast nichts zu verlieren, wenn Du ihm die Situation schilderst und Deine Qualen u. Ängste dabei; aber wenn Du Dein Vertrauen bzw. auch deinen Therapieplatz aufgrund von Interpretationen, Annahmen usw. verlierst u. die Spirale der Verzweiflung dadurch immer größer wird, hast Du sehr viel verloren.....

Ich wünsch Dir ganz viel Kraft u. Mut!!

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Lilliput
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 14:31

@Saffia:
Ja....!
Es gibt Therapeuten, die sehr genau trennen; fast übergenau! Ich wurde einmal als Pat. abgelehnt, weil eine Bekannte (keine(!) Freundin), beim selben Therapeuten war.
Was ethisch vertretbar ist, wird glaube ich, von den Therapeuten individuell ausgelegt.
Bei meiner Geschichte war ich ja vorerst total erleichtert, dass sie "X" helfen wollte. Und heute ist es mir weitgehend egal. Der Lernprozess dazw. war nicht lustig, aber lehrreich.

Falls der Therapeut wirklich gewusst haben sollte, WEN er da in Therapie nimmt (jetzt in Bezug auf die_im_regen_steht!), dann hätte ich auch kein Vertrauen mehr zu ihm!!! Da gebe ich euch beiden recht...
Aber ich kann u. will nicht glauben, dass dies "vorsätzlich" geschah!
Der einzige Weg, diesem Problem "Herr" zu werden, ist die Überprüfung der Realität. Und der einzige Weg dorthin ist ein klärendes Gespräch!

Du beschreibst in Deinem Eintrag auch den möglichen Fall, dass der Therapeut "Partei" ergreift, bzw. die beiden untereinander ausspielt....
Das würde ein kompetenter Therapeut nie tun!
Als ich damals eine Krise wegen "X" hatte, bezog meine Therapeutin keinerlei Partei zu irgendwem. Sie hörte sich meine Schwierigkeiten an, meine Wut, Eifersucht, Frust.... und hinterfragte, wo das herkommen könnte, usw. Sie nahm "X" gar nicht in den Mund, sondern "neutralisierte" mein überschiessende Emotionalität in Form von Auseinandersetzung mit mir selbst.
Denn in mir selbst war auch der Ursprung - nur habe ich das nicht sehen können! Sie zeigte es mir aber auf...
Und sie verhält sich in von mir angesprochenen zwischenmenschl. Konflikten immer gleich: Sie teilt niemanden eine "Schuld" zu, sondern hört sich meine Version an, und legt dann den Fokus auf mein(!) Verhalten, Erleben, Ursachen meiner Gefühle,... und versucht, mir andere Sichtweisen nahe zu legen.

Dass es sich bei die_im_regen_steht wieder etwas anders verhält, ist mir schon klar! Sie hat ja ein traumatisiertes Verhältnis zu der anderen... aber ich würde es ihr so von Herzen wünschen, dass Sie das Problem mit Hilfe meistern kann

LG, Lilliput

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saffiatou
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Beitrag Di., 10.02.2015, 14:21

Hallo Lilliput,
Lilliput hat geschrieben:Falls der Therapeut wirklich gewusst haben sollte, WEN er da in Therapie nimmt
Bisher habe ich immer erlebt, daß Therapeuten einen neuen Patienten fragen, woher dieser die Adresse des
Theras hat und dabei feststellen können, ob da ein anderer Patient die Adresse weitergegeben hat.

Sicher passiert es immer mal, daß es sich erst viel später her ausstellt, daß er zwei Patienten in Behandlung
hat, die miteinander bekannt sind. Ich habe keine Idee, wie er dann vorgehen soll, weil er ja durch die Schweige-
pflicht gebunden ist und nicht sagen darf, wer bei ihm in Behandlung ist.
Lilliput hat geschrieben: Und der einzige Weg dorthin ist ein klärendes Gespräch!
genau das finde ich ebenfalls, es muss ausgesprochen werden.

Viele Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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