Innere Konflikte/ eigenes Anerkennen vom eigenen Leid
Innere Konflikte/ eigenes Anerkennen vom eigenen Leid
Ich hab hier die letzten Threads über Traumata gelesen und das hat mich tierisch zum nachdenken gebracht.
Ich hab, wenn man sich den Wikipedia Artikel zur PTBS durchliest, alles außer Krieg und Naturkatastrophen erlebt.
Ich schreibe das in dieser Form, damit ich leichter damit umgehen kann.
Ich war auch in Kliniken und hab mich dort mit denen verglichen, denen es ( vermeintlich) viel schlechter ging als mir und bin bis heute in einem inneren Konflikt gefangen.
Sypmtomatisch gesehen, also sachlich/objektiv geht es mir nicht wirklich schlecht, aber emotional geht es mir mit dem erlebten und auch mit den Symptomen völlig scheiße und ich leide.
Ich habe nie eine Anerkennung meines Leids seitens meiner Familie erfahren. Immer hieß es, es müsse weitergehen, ich solle nach vorne schauen. Mit anderen Worten:" hab dich nicht so, alles gar nicht so schlimm! "
Manchmal weiß ich es auch besser und ich erlaube mir zu leiden, manchmal lache ich meine Therapeutin dafür aber auch einfach nur aus und nehme es als selbstverständlich hin, abzuspalten, Gefühle nicht wahrzunehmen und habe damit eine Normalität.
Habt ihr Erfahrungen mit sowas? Wie kann ich das verändern? Ich möchte mich gerne so nehmen wie ich bin und in meinem leid und meine Gefühle nicht abwerten.
PS: Sollte jetzt wieder ne ähnliche Diskussion wie in den anderen Threads aufkommen, werde ich den Thread löschen lassen. Dort mit zu lesen war verdammt schwierig. Bitte geht doch sensibler mit einander um.
Ich hab, wenn man sich den Wikipedia Artikel zur PTBS durchliest, alles außer Krieg und Naturkatastrophen erlebt.
Ich schreibe das in dieser Form, damit ich leichter damit umgehen kann.
Ich war auch in Kliniken und hab mich dort mit denen verglichen, denen es ( vermeintlich) viel schlechter ging als mir und bin bis heute in einem inneren Konflikt gefangen.
Sypmtomatisch gesehen, also sachlich/objektiv geht es mir nicht wirklich schlecht, aber emotional geht es mir mit dem erlebten und auch mit den Symptomen völlig scheiße und ich leide.
Ich habe nie eine Anerkennung meines Leids seitens meiner Familie erfahren. Immer hieß es, es müsse weitergehen, ich solle nach vorne schauen. Mit anderen Worten:" hab dich nicht so, alles gar nicht so schlimm! "
Manchmal weiß ich es auch besser und ich erlaube mir zu leiden, manchmal lache ich meine Therapeutin dafür aber auch einfach nur aus und nehme es als selbstverständlich hin, abzuspalten, Gefühle nicht wahrzunehmen und habe damit eine Normalität.
Habt ihr Erfahrungen mit sowas? Wie kann ich das verändern? Ich möchte mich gerne so nehmen wie ich bin und in meinem leid und meine Gefühle nicht abwerten.
PS: Sollte jetzt wieder ne ähnliche Diskussion wie in den anderen Threads aufkommen, werde ich den Thread löschen lassen. Dort mit zu lesen war verdammt schwierig. Bitte geht doch sensibler mit einander um.
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Hallo KdesZ,
Eigene Erfahrung? Ja. Aber weniger, dass ich mich selbst, meine Gefühle und Erfahrungen abgewertet habe. Vielmehr war es bei mir so, dass mich Außenstehende (auch Therapeuten) verglichen haben mit Menschen, denen es schlechter geht als mir, die "viel schlimmeres" erlebt haben als ich.
Hast Du Dir die Antwort nicht schon selbst gegeben? Warum vergleichst Du dich mit anderen? Weil du das so kennst?:Ich war auch in Kliniken und hab mich dort mit denen verglichen, denen es ( vermeintlich) viel schlechter ging als mir und bin bis heute in einem inneren Konflikt gefangen.
(...)
Ich möchte mich gerne so nehmen wie ich bin und in meinem leid und meine Gefühle nicht abwerten.
Wenn Du dich mit Menschen vergleichst, denen es scheinbar schlechter geht als Dir, wertest Du damit Dein eigenes Leid nicht selber ab? Wenn Du dich so nehmen möchtest wie Du bist, dann bleib bei Dir und Deinen Gefühlen und Erinnerungen. Ich glaube nicht, dass man objektiv vergleichen kann, wem es schlechter geht, wer das Schlimmere erlebt hat. Bleib bei Dir selbst, vergleich dich nicht mit anderen, beginn Deine Gefühle Ernst zu nehmen und sprich mal mit Deinem Therapeuten darüber, warum Du dich mit anderen vergleichst.Mit anderen Worten:" hab dich nicht so, alles gar nicht so schlimm! "
Eigene Erfahrung? Ja. Aber weniger, dass ich mich selbst, meine Gefühle und Erfahrungen abgewertet habe. Vielmehr war es bei mir so, dass mich Außenstehende (auch Therapeuten) verglichen haben mit Menschen, denen es schlechter geht als mir, die "viel schlimmeres" erlebt haben als ich.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Ich antworte mal chronologisch falsch herum.
Dass andere dich verglichen haben, ist ja richtig eklig. Ich hoffe, dass du das nicht allzu sehr an dich rangelassen hast.
Zu ersterem: Sicherlich hab ich mir die Antwort schon selbst gegeben. Irgendwie.
Aber wie funktioniert das?
Lebensgeschichtlich hab ich das leider nicht im Repertoire. Narzisstischer Vater und "mind." depressive Mutter.
Ne Freundin von mir sagt auch, dass es objektiv nicht bewertbar bzw vergleichbar ist. Allerdings denke ich, dass komplexere Störungen eben doch schwieriger zu behandeln sind als einfachere.
Dass andere dich verglichen haben, ist ja richtig eklig. Ich hoffe, dass du das nicht allzu sehr an dich rangelassen hast.
Zu ersterem: Sicherlich hab ich mir die Antwort schon selbst gegeben. Irgendwie.
Aber wie funktioniert das?
Lebensgeschichtlich hab ich das leider nicht im Repertoire. Narzisstischer Vater und "mind." depressive Mutter.
Ne Freundin von mir sagt auch, dass es objektiv nicht bewertbar bzw vergleichbar ist. Allerdings denke ich, dass komplexere Störungen eben doch schwieriger zu behandeln sind als einfachere.
Hallo KdesZ,
Deshalb Folgendes: Eine komplexe Störung ist gewiss nicht leicht zu behandeln. Aber wann ist eine Störung komplex? Die Behandlung z.B. einer hartäckigen negativen Einstellung sich selbst gegenüber kann zuweilen auch schwierig zu behandeln sein.
Warum ist diese Fragestellung, was schwerer ist zu behandeln, wichtig für Dich? Warum vergleichst du?
Hmmm, ... ich mag nicht sagen "das ist schlimmer als das", weil ich zum einen so nicht denke, und zum anderen möchte ich verhindern, dass der Thread denselben Verlauf nimmt wie der andere.Allerdings denke ich, dass komplexere Störungen eben doch schwieriger zu behandeln sind als einfachere.
Deshalb Folgendes: Eine komplexe Störung ist gewiss nicht leicht zu behandeln. Aber wann ist eine Störung komplex? Die Behandlung z.B. einer hartäckigen negativen Einstellung sich selbst gegenüber kann zuweilen auch schwierig zu behandeln sein.
Warum ist diese Fragestellung, was schwerer ist zu behandeln, wichtig für Dich? Warum vergleichst du?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
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Ich stimme dir völlig zu. Dies sind auch einfach nur meine Gedanken dazu. Und das gilt auch nur für MICH und nicht als allgemeinplatz. Niemand sollte das so sehen. Weil ich vom Kopf her auch weiß, dass so eine Denke es einem noch schwerer machen kann als man es ohnehin schon hat.
Ich kann dir diese Fragen nicht zu 100% ' richtig' beantworten. Ich stelle mal ein paar Thesen auf.
1. Überkompensierung des nie anerkannten Leids.
2. Ne Form des Pendelns zwischen Dramatisierung und Bagatellisierung
3. Hilflosigkeit gegenüber den ganzen Baustellen, die ich habe und meiner eigenen Biografie gegenüber.
4.(Ist aber ne wirkliche Tatsache) Ich möchte nicht, dass es sich Therapeuten zu einfach mit mir machen. Schon erlebt- nie wieder! Evt wird dann auch einfach mal so behutsam mit mir umgegangen wie ich es verdient habe, aber leider nicht ausstrahlen kann.
Ich kann dir diese Fragen nicht zu 100% ' richtig' beantworten. Ich stelle mal ein paar Thesen auf.
1. Überkompensierung des nie anerkannten Leids.
2. Ne Form des Pendelns zwischen Dramatisierung und Bagatellisierung
3. Hilflosigkeit gegenüber den ganzen Baustellen, die ich habe und meiner eigenen Biografie gegenüber.
4.(Ist aber ne wirkliche Tatsache) Ich möchte nicht, dass es sich Therapeuten zu einfach mit mir machen. Schon erlebt- nie wieder! Evt wird dann auch einfach mal so behutsam mit mir umgegangen wie ich es verdient habe, aber leider nicht ausstrahlen kann.
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- Helferlein
- , 40
- Beiträge: 53
Was ist Leid?
Warum muss, jeder dies oder jene schlimme Erfahrung gemacht haben, um Leid zu erfahren.
Das kann ich nicht nachvollziehen.
Ich muss nicht missbraucht worden sein, um komplex traumtisiert zu sein.
Ich finde es ist eine sehr individuelle Geschichte.
Wenn es dir schlecht geht mit schlechten Erfahrungen, dann ist das und musst für dich einen Weg finden, damit umzugehen.Sei es mit einer Psychotherapie.
Vergleich mit anderen, die schlimmere Dinge erlebt haben, bringen meiner Meinung nach nichts.
Jeder Mensch ist individuell, genau wie negative und positive Erfahrungen individuell empfunden werden.
Jedem dem es psychisch schlecht geht, wünsche ich die Hilfe, die er braucht.
LG Seelenhunger
Warum muss, jeder dies oder jene schlimme Erfahrung gemacht haben, um Leid zu erfahren.
Das kann ich nicht nachvollziehen.
Ich muss nicht missbraucht worden sein, um komplex traumtisiert zu sein.
Ich finde es ist eine sehr individuelle Geschichte.
Wenn es dir schlecht geht mit schlechten Erfahrungen, dann ist das und musst für dich einen Weg finden, damit umzugehen.Sei es mit einer Psychotherapie.
Vergleich mit anderen, die schlimmere Dinge erlebt haben, bringen meiner Meinung nach nichts.
Jeder Mensch ist individuell, genau wie negative und positive Erfahrungen individuell empfunden werden.
Jedem dem es psychisch schlecht geht, wünsche ich die Hilfe, die er braucht.
LG Seelenhunger
LG Seelenhunger
Seelenhunger, ich gehe völlig mit dir d'accord. Deswegen schreib ich ja auch hier. Weil ich mich an diesem Punkt verändern möchte, aber immer wieder in diesen Mechanismus hineinfalle.
Ich mache Therapie. Die ist auch in etwa darauf angelegt Gefühle akzeptieren zu lernen und ich bin innerhalb von drei Jahren und drei (teil) stationären Aufenthalten auch weiter gekommen.
Ich bin durch den anderen Thread aber wieder drauf gestoßen, dass ich diesen Vergleich ständig wieder ziehe.
Und richtig verstehen tue ich es auch nicht.
Ich mache Therapie. Die ist auch in etwa darauf angelegt Gefühle akzeptieren zu lernen und ich bin innerhalb von drei Jahren und drei (teil) stationären Aufenthalten auch weiter gekommen.
Ich bin durch den anderen Thread aber wieder drauf gestoßen, dass ich diesen Vergleich ständig wieder ziehe.
Und richtig verstehen tue ich es auch nicht.
@ KdesZ
Mir hilft bei unklaren Fragen bzgl. meiner eigenen Person Beobachten. So konnte ich schon so einige Mechanismen bei mir aufspüren, begreifen und schließlich auch korrigieren. Wenn es wieder passiert, dass Du dich mit anderen vergleichst, Inne halten und nachspüren, was bei Dir los ist, was Du gerade fühlst, was Dir gerade durch den Kopf geht. Meine Erfahrung ist: Sobald ich mir bewusst werden, warum ich etwas mache, werde ich sensibilisiert für das Verhalten, achte mehr drauf, wann und warum ich es an den Tag lege. So gelingt es mir dieses automatisierte Verhalten (passiert ja ohne Absicht, automatisch, unbewusst) langsam aber sicher zu durchbrechen.Ich kann dir diese Fragen nicht zu 100% ' richtig' beantworten. Ich stelle mal ein paar Thesen auf.
(...)
Und richtig verstehen tue ich es auch nicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
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- [nicht mehr wegzudenken]
- , 44
- Beiträge: 6034
Hallo, KdesZ,
es könnte ja auch denkbar sein, das Vergleichen als etwas anzunehmen, was für dich wichtig ist. Ich finde die Frage (den Vorwurf?): "Wieso vergleichst du?" so nicht-sehend, weil es - für mich - klingt wie: "Das muss nicht sein".
Anhand deiner Beschreibung nehme ich an, dass du so schwer geschädigt bist, dass du nicht weißt, wer, wie, warum du bist. Dann dient der Vergleich dazu, dich irgendwo wiederzufinden, ist also identitätsstiftend (auch wenn das natürlich nicht wirklich funktioniert, aber so ist das halt mit den menschlichen Kategorien). Wenn du sagen kannst: "Mir geht es so wie xy", dann hast du einen Bezugspunkt. Wenn du sagen kannst: "Mir geht es schlechter", dann sagst du das vielleicht, weil du in diesem Moment spürst, wer du im Verhältnis zum Anderen bist. Wenn du sagst: "Mir geht es besser", dann kann das z.B. bedeuten, dass du dich wirklich besser fühlst - aber wenn das so wäre, dann würdest du ja an dieser Stelle den Laptop runterfahren und einen Spaziergang machen... Also kommt nach dem: "Eigentlich geht's mir besser" der von dir beschriebene innere Konflikt. Du WEISST also offensichtlich nicht WIRKLICH, wie es dir geht - und das ist kein angenehmes Gefühl.
Bist du auch so einer, der beim Friseur auf die Frage, ob die Wassertemperatur angenehm ist, antwortet: "egal"?
Vielleicht versuchst du, über diese Kategorisierung und den Vergleich näher an das, was du wirklich fühlst, heranzukommen? Ich würde das gar nicht so als 'Abwerten' interpretieren, sondern eben als Versuch, dich dir selbst anzunähern.
(Ich glaub übrigens, das ist das Missverständnis zwischen Lehrer und Schüler in den Grundschulen, wenn die Lehrer immer meinen: "Wozu vergleicht ihr euch untereinander?" - weil sie nicht verstehen, dass der EIGENTLICHE Konflikt nicht ist: "Bin ich besser als Hans-Otto?", sondern: "Wer bin ich? Sehen mich die Anderen so, wie ich mich sehe? Und wenn nicht: was mache ich damit?")
Ich glaube eigentlich nicht, dass wir Menschen - wo ja jeder Therapeut vom 'sozialen Wesen' spricht - dazu fähig sind, glücklich zu leben OHNE die Spiegelung und Anerkennung durch Andere. Wer das so sagt, der kann sich diesen 'Luxus' m.E. nur erlauben, weil er bereits - vermutlich so früh und 'kumulativ' (nur im positiven Sinne!) lebensbegleitend - (scheinbar kleine) Erfahrungen des Anerkanntseins gemacht hat, an die er sich im Einzelnen gar nicht mehr wird erinnern können.
Wenn wir diese Rückmeldung nicht haben, sind wir verloren, denke ich. Dann schweben wir im sozialen Vakuum. Das betrifft natürlich nicht nur das Leiden, sondern auch - logischerweise - positive Dinge, aber eben AUCH das Rückmelden: "Ich sehe dich".
Insofern ist dein Vergleichen meiner Meinung nach weder auffällig noch störend. Es quält dich vermutlich nur deshalb so stark, weil es die grundsätzliche Anerkennung von außen so nicht gibt (und ich meine damit keine Schulterklopfer, sondern eine umfassende Anerkennung, die auch deine Schwachstellen miteinschließt).
es könnte ja auch denkbar sein, das Vergleichen als etwas anzunehmen, was für dich wichtig ist. Ich finde die Frage (den Vorwurf?): "Wieso vergleichst du?" so nicht-sehend, weil es - für mich - klingt wie: "Das muss nicht sein".
Anhand deiner Beschreibung nehme ich an, dass du so schwer geschädigt bist, dass du nicht weißt, wer, wie, warum du bist. Dann dient der Vergleich dazu, dich irgendwo wiederzufinden, ist also identitätsstiftend (auch wenn das natürlich nicht wirklich funktioniert, aber so ist das halt mit den menschlichen Kategorien). Wenn du sagen kannst: "Mir geht es so wie xy", dann hast du einen Bezugspunkt. Wenn du sagen kannst: "Mir geht es schlechter", dann sagst du das vielleicht, weil du in diesem Moment spürst, wer du im Verhältnis zum Anderen bist. Wenn du sagst: "Mir geht es besser", dann kann das z.B. bedeuten, dass du dich wirklich besser fühlst - aber wenn das so wäre, dann würdest du ja an dieser Stelle den Laptop runterfahren und einen Spaziergang machen... Also kommt nach dem: "Eigentlich geht's mir besser" der von dir beschriebene innere Konflikt. Du WEISST also offensichtlich nicht WIRKLICH, wie es dir geht - und das ist kein angenehmes Gefühl.
Bist du auch so einer, der beim Friseur auf die Frage, ob die Wassertemperatur angenehm ist, antwortet: "egal"?
Vielleicht versuchst du, über diese Kategorisierung und den Vergleich näher an das, was du wirklich fühlst, heranzukommen? Ich würde das gar nicht so als 'Abwerten' interpretieren, sondern eben als Versuch, dich dir selbst anzunähern.
(Ich glaub übrigens, das ist das Missverständnis zwischen Lehrer und Schüler in den Grundschulen, wenn die Lehrer immer meinen: "Wozu vergleicht ihr euch untereinander?" - weil sie nicht verstehen, dass der EIGENTLICHE Konflikt nicht ist: "Bin ich besser als Hans-Otto?", sondern: "Wer bin ich? Sehen mich die Anderen so, wie ich mich sehe? Und wenn nicht: was mache ich damit?")
Ich glaube eigentlich nicht, dass wir Menschen - wo ja jeder Therapeut vom 'sozialen Wesen' spricht - dazu fähig sind, glücklich zu leben OHNE die Spiegelung und Anerkennung durch Andere. Wer das so sagt, der kann sich diesen 'Luxus' m.E. nur erlauben, weil er bereits - vermutlich so früh und 'kumulativ' (nur im positiven Sinne!) lebensbegleitend - (scheinbar kleine) Erfahrungen des Anerkanntseins gemacht hat, an die er sich im Einzelnen gar nicht mehr wird erinnern können.
Wenn wir diese Rückmeldung nicht haben, sind wir verloren, denke ich. Dann schweben wir im sozialen Vakuum. Das betrifft natürlich nicht nur das Leiden, sondern auch - logischerweise - positive Dinge, aber eben AUCH das Rückmelden: "Ich sehe dich".
Insofern ist dein Vergleichen meiner Meinung nach weder auffällig noch störend. Es quält dich vermutlich nur deshalb so stark, weil es die grundsätzliche Anerkennung von außen so nicht gibt (und ich meine damit keine Schulterklopfer, sondern eine umfassende Anerkennung, die auch deine Schwachstellen miteinschließt).
Im Grunde gibst Du Dir schon im ersten Post die Antwort selbst: Du möchtest Anerkennung Deines Leids.
Dies ist wichtig für Dich; warum das so ist, ist dabei sekundär. Dein Eindruck, dies würde Dir verweigert, macht es Dir schwer, es selbst anzunehmen.
Da man andere kaum zu etwas bekommen kann, das sie nicht von selbst geben wollen, ist es in Deiner Umgebung nicht möglich, zu erhalten, was Du brauchst. Anerkennung erhältst Du in einer Therapie, gerade die des subjektiv erlebten Leides.
Dies ist wichtig für Dich; warum das so ist, ist dabei sekundär. Dein Eindruck, dies würde Dir verweigert, macht es Dir schwer, es selbst anzunehmen.
Da man andere kaum zu etwas bekommen kann, das sie nicht von selbst geben wollen, ist es in Deiner Umgebung nicht möglich, zu erhalten, was Du brauchst. Anerkennung erhältst Du in einer Therapie, gerade die des subjektiv erlebten Leides.
@ KdesZ,
noch ein Gedanke von mir in Richtung, nicht nur eigenes Leid sehen und annehmen, sondern auch in Richtung (Selbst)Heilung gehen.
Wenn Du Dich das nächste Mal mit anderen vergleichst, dann schau auch, was Du im Gegensatz zu anderen alles schon alles geschafft hast, welche Stärken Du aus Deinen Erfahrungen gewinnen konntest. Du hast das, was Du erlebt hast, überlebt. Allein schon dies zeigt, dass Du Stärken hast, die andere, die an ihren Erfahrungen zerbrochen sind, nicht haben. Und darauf kannst und darfst Du auch stolz sein.
So in die Richtung: Vor ein paar Wochen sagte ich zu einer älteren Dame, im Seniorenheim, in dem ich arbeite: "Sie sind immer so fröhlich, gut gelaunt und glücklich". Sie antwortete: "Ach wissen Sie, ich vergleiche mich mit denen, die in meinem Alter sind und denen es noch schlechter geht als mir. Dann sehe ich wie fitt ich doch nich bin und bin ich stolz auf das, was ich in meinem Alter noch alles kann".
Vergleiche haben mehrere Gesichter: Man kann sie nutzen, um sich selbst abzuwerten, man kann sie nutzen zur Selbstheilung, ...
noch ein Gedanke von mir in Richtung, nicht nur eigenes Leid sehen und annehmen, sondern auch in Richtung (Selbst)Heilung gehen.
Wenn Du Dich das nächste Mal mit anderen vergleichst, dann schau auch, was Du im Gegensatz zu anderen alles schon alles geschafft hast, welche Stärken Du aus Deinen Erfahrungen gewinnen konntest. Du hast das, was Du erlebt hast, überlebt. Allein schon dies zeigt, dass Du Stärken hast, die andere, die an ihren Erfahrungen zerbrochen sind, nicht haben. Und darauf kannst und darfst Du auch stolz sein.
So in die Richtung: Vor ein paar Wochen sagte ich zu einer älteren Dame, im Seniorenheim, in dem ich arbeite: "Sie sind immer so fröhlich, gut gelaunt und glücklich". Sie antwortete: "Ach wissen Sie, ich vergleiche mich mit denen, die in meinem Alter sind und denen es noch schlechter geht als mir. Dann sehe ich wie fitt ich doch nich bin und bin ich stolz auf das, was ich in meinem Alter noch alles kann".
Vergleiche haben mehrere Gesichter: Man kann sie nutzen, um sich selbst abzuwerten, man kann sie nutzen zur Selbstheilung, ...
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Hallo!
KdesZ müßte ich noch nachlesen um etwas schreiben zu können, aber das hat mich irgendwie angesprochen bzw. ich habe das auch nicht verstanden, weil ich da einen Widerspruch sehe Jenny Doe!
Du schreibst:
Ich muß dazu sagen, dass ich "Überleben" eh für so ein Unwort halte, also mich schüttelt es jedes Mal, wenn man mir das sagt oder ich es lese.
Viele Grüße!
candle
KdesZ müßte ich noch nachlesen um etwas schreiben zu können, aber das hat mich irgendwie angesprochen bzw. ich habe das auch nicht verstanden, weil ich da einen Widerspruch sehe Jenny Doe!
Du schreibst:
Also meine Frage ist doch: Wann hat man überlebt und Stärken, wann ist man zerbrochen (und hat dann keine Stärken?) und wo fängt dann der Heilungsansatz an?Jenny Doe hat geschrieben: Du hast das, was Du erlebt hast, überlebt. Allein schon dies zeigt, dass Du Stärken hast, die andere, die an ihren Erfahrungen zerbrochen sind, nicht haben.
Ich muß dazu sagen, dass ich "Überleben" eh für so ein Unwort halte, also mich schüttelt es jedes Mal, wenn man mir das sagt oder ich es lese.
Bei physischen Leiden ist das auch einfacher erkennbar und vielleicht kennt die alte Dame auch keine Depressionen o. ä?Sie antwortete: "Ach wissen Sie, ich vergleiche mich mit denen, die in meinem Alter sind und denen es noch schlechter geht als mir. Dann sehe ich wie fitt ich doch nich bin und bin ich stolz auf das, was ich in meinem Alter noch alles kann".
Klar, es geht, nur wer hat schon einen Vergleich zu anderen psychisch Kranken? Ich eher nicht.Vergleiche haben mehrere Gesichter: Man kann sie nutzen, um sich selbst abzuwerten, man kann sie nutzen zur Selbstheilung, ...
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
@ Candle
KdesZ hat solche Vergleichsmöglichkeiten. Sie schrieb, dass sie sich in Kliniken mit anderen Klienten vergleicht. Darauf bezog ich mich.Klar, es geht, nur wer hat schon einen Vergleich zu anderen psychisch Kranken? Ich eher nicht.
Vielleicht hat sie deshalb keine Depression, weil sie in der Lage ist nicht nur das zu sehen, was sie alles nicht mehr kann und wie krank sie, sondern auch das zu sehen, was sie alles noch kann. Es hilft ihr sich mit anderen zu vergleichen, insbesondere mit Gleichaltrigen, denen es schlechter geht als ihr selbst. Das gibt ihr Stärke, das hilft ihr zu sehen, was sie alles noch leisten kann.Bei physischen Leiden ist das auch einfacher erkennbar und vielleicht kennt die alte Dame auch keine Depressionen o. ä?
Objektive Kriterien gibt es da gewiss nicht. Aber man kann von sich selbst ausgehen und sich mit anderen vergleichen und z.B. festsellen, das man selber noch arbeitsfähig ist, was andere nicht mehr sind, dass man es selber geschafft hat, sich Hilfe zu holen, dass man sich gewehrt hat, dass man es geschafft hat, von zu Hause auszuziehen, dass man es geschafft hat, Schuldgefühle hinter sich zu lassen, ... Das alles sind Dinge, die zeigen, dass man Stärken hat, Stärken, die andere in dieser Form nicht haben (dafür haben andere wiederum andere Stärken, die man selber vielleicht nicht hat).Wann hat man überlebt und Stärken, wann ist man zerbrochen (und hat dann keine Stärken?) und wo fängt dann der Heilungsansatz an?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Schwierig für mich zu fassen da ich ja Rentner auf Zeit bin. Wobei ich Ausziehen von Zuhause wieder als normalen Akt des Lebens empfinde, der keiner besonderen Stärke bedarf. Sicher kann das in Einzelfällen anders sein. Schuldgefühle sind natürlich ein interessantes Thema und damit für mich auch das Schwerste, weil ich das nicht komplett begreife.Jenny Doe hat geschrieben: Objektive Kriterien gibt es da gewiss nicht. Aber man kann von sich selbst ausgehen und sich mit anderen vergleichen und z.B. festsellen, das man selber noch arbeitsfähig ist, was andere nicht mehr sind, dass man es selber geschafft hat, sich Hilfe zu holen, dass man sich gewehrt hat, dass man es geschafft hat, von zu Hause auszuziehen, dass man es geschafft hat, Schuldgefühle hinter sich zu lassen, ... Das alles sind Dinge, die zeigen, dass man Stärken hat, Stärken, die andere in dieser Form nicht haben (dafür haben andere wiederum andere Stärken, die man selber vielleicht nicht hat).
candle
Now I know how the bunny runs!
Hallihallo,
da bin ich wieder. Brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken.
Leberblümchen, ich glaube, du hast recht mit dem Identitätsstiftenden Moment.
Na klar, weiß ich eigentlich nicht wirklich wer ich bin, ist ja auch ne pholosophische Frage, aber diese Einsicht, die mir dein Beitrag gegeben hat, war gerade ein wenig erschütternd. Weil ich bisher immer dachte mich in Grundzügen zu kennen und auch einschätzen zu können.
Wenn meine Identität an anderen hängt wie soll das denn dann gehen mit der eigenen?
Jenny, zu dir schreib ich später was. Muss gleich los, die Schule ruft :(
da bin ich wieder. Brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken.
Leberblümchen, ich glaube, du hast recht mit dem Identitätsstiftenden Moment.
Na klar, weiß ich eigentlich nicht wirklich wer ich bin, ist ja auch ne pholosophische Frage, aber diese Einsicht, die mir dein Beitrag gegeben hat, war gerade ein wenig erschütternd. Weil ich bisher immer dachte mich in Grundzügen zu kennen und auch einschätzen zu können.
Wenn meine Identität an anderen hängt wie soll das denn dann gehen mit der eigenen?
Jenny, zu dir schreib ich später was. Muss gleich los, die Schule ruft :(
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