Was kann ich (man) von Psychotherapie erwarten?
Was kann ich (man) von Psychotherapie erwarten?
Das ging mir gerade so durch den Kopf, vielleicht habt Ihr ein paar Antworten für mich, ich halte das für ein interessantes Thema.
Wir gehen aus vielerlei Gründen zur Psychotherapie und haben etliche Wünsche und Ziele, was wir dort erreichen wollen, also was dadurch aus uns werden soll, bzw. was mit uns passieren soll, wohin wir uns verändern wollen.
Nun gibt es sicher Wünsche/Ziele, die realisierbar sind und welche, die es nicht sind.
Was sind da Eure Erfahrungen? Meinungen?
Welche Veränderungen stellt Ihr an Euch fest und worauf wartet Ihr vergeblich?
Wir gehen aus vielerlei Gründen zur Psychotherapie und haben etliche Wünsche und Ziele, was wir dort erreichen wollen, also was dadurch aus uns werden soll, bzw. was mit uns passieren soll, wohin wir uns verändern wollen.
Nun gibt es sicher Wünsche/Ziele, die realisierbar sind und welche, die es nicht sind.
Was sind da Eure Erfahrungen? Meinungen?
Welche Veränderungen stellt Ihr an Euch fest und worauf wartet Ihr vergeblich?
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Bei mir habe ich gerade den Eindruck, dass ich durch die Psychotherapie grundlegende Dinge leider nicht ändern kann, dass sich aber meine Einstellung dazu und zu mir selbst zum Positiven hin verändert. Es ist nicht das, was ich mir gewünscht hätte, aber es ist trotzdem sehr hilfreich.
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Für mich hat sich an meiner ursprünglichen Symptomatik nichts verändert, aber meine Sicht auf die Welt, auf meine Mitmenschen, auf mich und auf die Beziehung zu meinen Mitmenschen hat sich sehr verändert. Mein Gefühlsleben hat sich deutlich 'erweitert', und ich nehme viele Dinge sehr viel differenzierter wahr als vorher. Vorher fühlte ich mich fast ein bisschen blind und taub und hab nicht viel gespürt. Jetzt probiere ich sehr viel aus und hab aufgehört, nur davon zu träumen, mal mit dem Leben anfzufangen.
Einerseits könnte ich vermutlich sagen: Solange die Symptome da sind, hat es nicht geholfen. Ich glaube aber, dass man das so nicht sehen kann, denn ich wüsste gar nicht, wie diese Narben verschwinden könnten. Das geht ja bei körperlichen Behinderungen auch nicht. Ich glaube nicht, dass sich die Seele quasi beliebig umformen lässt, nur weil man auf jemanden trifft der es gut mit einem meint.
Einerseits könnte ich vermutlich sagen: Solange die Symptome da sind, hat es nicht geholfen. Ich glaube aber, dass man das so nicht sehen kann, denn ich wüsste gar nicht, wie diese Narben verschwinden könnten. Das geht ja bei körperlichen Behinderungen auch nicht. Ich glaube nicht, dass sich die Seele quasi beliebig umformen lässt, nur weil man auf jemanden trifft der es gut mit einem meint.
leberblümchen, wenn sich Dein Gefühlsleben "erweitert" hat, so hat dies doch auch Auswirkung auf die Symptome?
Viele Symptome stehen doch eng in Verbindung mit Gefühlen.
Auch Gefühlstaubheit, nur eben in negativer Weise.
Viele Symptome stehen doch eng in Verbindung mit Gefühlen.
Auch Gefühlstaubheit, nur eben in negativer Weise.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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Ich glaube, das hat mein Therapeut sich auch selbst anders vorgestellt... So eine Grundangst vor dem Leben hab ich nicht mehr (die hat sich darin geäußert, nichts anpacken zu können, nichts abschließen zu können und keine Kontakte knüpfen zu können). Aber die konkrete Angst vor bestimmten Ereignissen ist davon leider unberührt.
Hallo Miesel,
das frage ich mich zur Zeit auch oft und halte mir es auch immer wieder vor Augen. Es ist schön, dass du das hierhin stellst und ich quasi wieder darauf gestupst werde. Ich beobachte mich oft und stelle fest, dass 2 Jahre Verhaltenstherapie mich wirklich "verändert" haben. Vorher war ich völlig ängstlich vor allem, besonders ängstlich vor dem Leben, fühlte mich eingefroren und überhastet. Mein Ziel damals war, dass ich die Angst weghaben möchte, um wieder zu arbeiten und auf dem Level bleiben möchte, wo ich war. So naiv! Ich wollte nur diese Angst weghaben, die immer immer größer wurde und mich so sehr eingeschränkt hat und so viel Kraft gekostet hat.
Ich habe für mich erkannt, dass ich mich annehmen soll, wie ich bin, dass die Angst und die damit verbundenen körperlichen Symptome ein Zeichen sind, dass etwas nicht stimmt und ich was ändern muss.
Jetzt achte ich mehr auf mich, auf meine Gefühle und versuche sehr oft darauf zu hören und mir selbst zu vertrauen. Ich muss niemanden mehr gefallen und mich verstellen. Das hat sich grundlegend verändert. Meine Gefühle sind wieder da, ich kann fühlen! Das konnte ich vorher nicht. In dem Prozess der Therapie habe ich lange gebraucht, um mich wahrzunehmen. Hatte immer Angst davor die Kontrolle zu verlieren. Man kann sagen, dass ich gelernt habe zu fühlen und mir zu vertrauen. Das war aber nur möglich in einem Rahmen, w ich wusste, ich darf das, ich darf mich ausprobieren! Sonst hätte ich es nicht geschafft!
Und damit ist irgendwie auch diese übermächtige Angst vor allem Möglichen nicht mehr so übermächtig. Sie ist nicht weg, aber ich kann jetzt gut damit umgehen. Es gibt solche und solche Tage, ich habe akzeptiert und angenommen.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich froh über diese Angst. Ich habe dadurch die Möglichkeit gehabt, vieles zu ändern, ich habe zu mir selbst gefunden, bin viel ruhiger als vorher und akzeptiere, wenn es auch noch immer schwer fällt, dass die Angst noch immer mein Begleiter ist. Aber dann kann ich mittlerweile schauen, was sie mir sagen will. Verstehst Du?
Das habe ich damals von der Therapie nicht erwartet. Ich erwartete wirklich Symptomfreiheit und das ein bisschen schnell bitte! Ich wollte es weghaben!
Jetzt hab ich viel gewonnen. Ich kann fühlen und dazu gehört auch Angst und Traurigkeit.
Ganz liebe Grüße
das frage ich mich zur Zeit auch oft und halte mir es auch immer wieder vor Augen. Es ist schön, dass du das hierhin stellst und ich quasi wieder darauf gestupst werde. Ich beobachte mich oft und stelle fest, dass 2 Jahre Verhaltenstherapie mich wirklich "verändert" haben. Vorher war ich völlig ängstlich vor allem, besonders ängstlich vor dem Leben, fühlte mich eingefroren und überhastet. Mein Ziel damals war, dass ich die Angst weghaben möchte, um wieder zu arbeiten und auf dem Level bleiben möchte, wo ich war. So naiv! Ich wollte nur diese Angst weghaben, die immer immer größer wurde und mich so sehr eingeschränkt hat und so viel Kraft gekostet hat.
Ich habe für mich erkannt, dass ich mich annehmen soll, wie ich bin, dass die Angst und die damit verbundenen körperlichen Symptome ein Zeichen sind, dass etwas nicht stimmt und ich was ändern muss.
Jetzt achte ich mehr auf mich, auf meine Gefühle und versuche sehr oft darauf zu hören und mir selbst zu vertrauen. Ich muss niemanden mehr gefallen und mich verstellen. Das hat sich grundlegend verändert. Meine Gefühle sind wieder da, ich kann fühlen! Das konnte ich vorher nicht. In dem Prozess der Therapie habe ich lange gebraucht, um mich wahrzunehmen. Hatte immer Angst davor die Kontrolle zu verlieren. Man kann sagen, dass ich gelernt habe zu fühlen und mir zu vertrauen. Das war aber nur möglich in einem Rahmen, w ich wusste, ich darf das, ich darf mich ausprobieren! Sonst hätte ich es nicht geschafft!
Und damit ist irgendwie auch diese übermächtige Angst vor allem Möglichen nicht mehr so übermächtig. Sie ist nicht weg, aber ich kann jetzt gut damit umgehen. Es gibt solche und solche Tage, ich habe akzeptiert und angenommen.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich froh über diese Angst. Ich habe dadurch die Möglichkeit gehabt, vieles zu ändern, ich habe zu mir selbst gefunden, bin viel ruhiger als vorher und akzeptiere, wenn es auch noch immer schwer fällt, dass die Angst noch immer mein Begleiter ist. Aber dann kann ich mittlerweile schauen, was sie mir sagen will. Verstehst Du?
Das habe ich damals von der Therapie nicht erwartet. Ich erwartete wirklich Symptomfreiheit und das ein bisschen schnell bitte! Ich wollte es weghaben!
Jetzt hab ich viel gewonnen. Ich kann fühlen und dazu gehört auch Angst und Traurigkeit.
Ganz liebe Grüße
Ja, so ähnlich geht es mir auch gerade.Tristezza hat geschrieben:Bei mir habe ich gerade den Eindruck, dass ich durch die Psychotherapie grundlegende Dinge leider nicht ändern kann, dass sich aber meine Einstellung dazu und zu mir selbst zum Positiven hin verändert.
Symptomfreiheit habe ich nie erwartet. Vielleicht auch, weil meine Therapeutin mir gleich zu Beginn gesagt hat, dass das auch eher nicht eintreffen wird.lia17 hat geschrieben:Ich erwartete wirklich Symptomfreiheit und das ein bisschen schnell bitte! Ich wollte es weghaben!
Was ich genau erwartet habe, bzw. noch erwarte, dass kann ich irgendwie gar nicht richtig zu fassen bekommen, um es zu erzählen.
Es hat sich viel getan in der Zeit, seit ich da in Therapie bin und es wird auch noch einige Zeit weitergehen.
Ich habe lange gebraucht, und bin auch heute noch oft dabei zu überlegen, was ich eigentlich will.
So viel geht mir durch den Kopf und wenn ich dann in der Stunde bin, ist nur noch ein Bruchteil davon da und der Rest wird wieder nicht angesprochen.
Aber es ist irgendwie nichts so richtig greifbar für mich.
Ja, ich bin klarer, ich bin resoluter, ich tu mehr für mich, achte meine Wünsche mehr.
Aber in mir ist da eine sehr tief liegende Sehnsucht irgendwie, die ich nicht so richtig benennen kann.
Ich würde gerne lernen, die zu befriedigen, oder zu mildern, oder was auch immer....einfach Bewegung da reinzubringen.
Aber wie, wenn ich sie doch nicht einmal zu fassen bekomme? Nicht einmal benennen kann?
Ich hätte mir gewünscht, mir meiner selbst sicherer zu sein. Nicht im Umgang mit anderen Menschen, nicht im Auftreten, nicht mich überlegen fühlen, oder sowas, sondern einfach in mir eine Ruhe zu schaffen, eine Sicherheit, die Gewissheit hier im Leben richtig zu sein, einfach zu sein und damit zufrieden sein....
Klingt schräg, oder?
Klingt überhaupt nicht schräg, finde ich. Ist das Thema in deiner Therapie? Ich selber bin innerlich ruhiger und zufriedener geworden durch meine Analyse. Das hat auch viel mit der intensiven und beständigen therapeutischen Beziehung zu tun.Miesel hat geschrieben:Ich hätte mir gewünscht, mir meiner selbst sicherer zu sein. Nicht im Umgang mit anderen Menschen, nicht im Auftreten, nicht mich überlegen fühlen, oder sowas, sondern einfach in mir eine Ruhe zu schaffen, eine Sicherheit, die Gewissheit hier im Leben richtig zu sein, einfach zu sein und damit zufrieden sein....
Klingt schräg, oder?
Ja, das ist schon auch mal Thema gewesen.Tristezza hat geschrieben: Klingt überhaupt nicht schräg, finde ich. Ist das Thema in deiner Therapie? Ich selber bin innerlich ruhiger und zufriedener geworden durch meine Analyse. Das hat auch viel mit der intensiven und beständigen therapeutischen Beziehung zu tun.
Ja und das mit der Beziehung. Hm. Die empfinde ich als sehr intensiv, aber leider, leider gibt's da eine Stundenbegrenzung und die hält mich davon ab, mich da wirklich so ganz fallen zu lassen.
Ich fürchte den Schmerz zu sehr, der mit dem Abschied kommt, wenn ich mich zu tief fallen lasse.
Momentan mache ich ja eine TFP. Aber ich habe auch schon dran gedacht, mal eine Analyse zu machen.
Vielleicht wäre es das, was ich bräuchte. Aber es ist halt auch so schwer einen Platz zu bekommen und dann muss es ja auch noch beziehungstechnisch passen.
Wieso denkst du, dass es so schwer ist, einen Analyse-Platz zu bekommen?
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Liebe Miesel,Miesel hat geschrieben: in mir eine Ruhe zu schaffen, eine Sicherheit, die Gewissheit hier im Leben richtig zu sein, einfach zu sein und damit zufrieden sein....
danke dafür, das hast du schön gesagt, vor allem die Gewissheit, hier im Leben richtig zu sein, das weckt in mir auch gleich eine Sehnsucht danach. Sehnsucht spüren ist gut, glaub' ich, ein Zeichen der Hoffnung, des Wünschens, des Vielleicht-Möglichen - und auch das möglicherweise ein positiver Effekt deiner Therapie?
Bei mir war (ist) es so, dass ich anderes bekommen habe als erwartet.
Das liegt - auch - daran, dass meine Selbsteinschätzung zu Therapiebeginn einigermassen mangelhaft war, ziemlich daneben sogar.
Auch wenn es ziemlich nebulos klingt, aber ich würde sagen, das Beste an der Therapie ist das Gefühl der zunehmenden Ichselbstwerdung und dazu gehört sehr viel von dem, was du gesagt hast. Ruhe und Gelassenheit wird mir wohl eine Lebensaufgabe bleiben ... Dennoch fühle ich mich mehr in mir verankert, weniger leicht beeinflussbar von außen, Menschen, Ereignissen und deren Dramen und Problemen.
Alleine dass ich mich in der Therapie mit mir selbst beschäftigen darf, finde ich schon unglaublich toll. Dass da ein Platz ist, in der Therapie, wo ich sein darf. Ich glaube, das vor allem ist das, was jeder von Psychotherapie erwarten darf oder dürfen sollte.
Fundevogel
Das hab ich schon probiert und nur Absagen bekommen.Tristezza hat geschrieben:Wieso denkst du, dass es so schwer ist, einen Analyse-Platz zu bekommen?
Danach kam ich zur TFP.
Hast du Absagen bekommen, weil es keine freien Plätze gab, oder weil die Therapeuten eine Analyse bei dir nicht für indiziert hielten?
Ja, das ist es auch, was mir an der ganzen Sache am wertvollsten ist.Fundevogel hat geschrieben:
Alleine dass ich mich in der Therapie mit mir selbst beschäftigen darf, finde ich schon unglaublich toll. Dass da ein Platz ist, in der Therapie, wo ich sein darf. Ich glaube, das vor allem ist das, was jeder von Psychotherapie erwarten darf oder dürfen sollte.
Manchmal gehe ich in die Therapiestunde und überlege, was mir grad so am Herzen liegt. Worüber ich gerne sprechen würde.
Und manchmal denke ich, ich will heute gar nicht so viel sprechen. Ich will einfach sein. Einfach dort sein zusammen mit der Therapeutin und fühlen und genießen, dass ich einfach da sein darf.
Oh je, mir wird das so sehr fehlen, wenn das mal zu Ende ist.
Manchmal sitze ich da so ihr gegenüber und versuche sie "einzusaugen", ein Stück dieser wohlwollenden Akzeptanz mitnehmen zu können.
Und dann schäme ich mich wieder so sehr für diesen Wunsch und fühle mich so gestört dabei.
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