Mein Freund ist Bipolar

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ibsensmaedchen
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Mein Freund ist Bipolar

Beitrag Sa., 23.08.2014, 12:22

mein freund ist seit 6 jahren bipolar, wir sind fast zwei jahre zusammen und haben großes vertrauen zueinander aufgebaut. selbst wenn er in einer tiefphase ist, hat er sich inzwischen so gebessert, dass er mir sagen kann, dass er mich nicht verletzen möchte aber gerade nicht für mich sorgen kann. es fällt mir etwas schwer die sache in worte zu fassen, er hat leider seit ca 4 monaten seine seroquel abgesetzt, von sich aus. von mir lässt er sich, wenn es um seine krankheit geht wenig sagen. gerade im sommer häufen sich seine tiefs, es fällt mir schwer teilweise die richtigen worte zu fassen, die abgrenzung in solchen phasen funktioniert schon ganz gut (wo ich zugegeben wirklich stolz auf mich bin, dass ich mich nicht mehr so mit ihm hineinsteigere) nun ist meine eigentliche frage folgende er sagt mir oft, dass er selbst nicht in der lage ist etwas zu unternehmen, aber es ihm gut tun würde rauszugehen. jetzt habe ich das schön des öfteren versucht und einmal hat er sich auch darauf eingelassen und es hat sich gelohnt. aber ich bin doch immer vorsichtig mit ihm im umgang in jenen zeiten. wie geht man das am besten an? was sind sachen die ich ihm sagen könnte? wäre es ratsam ihm einfach anzubieten rauszugehen? wie könnte ich ihm näherbringen einen termin bei seiner ärztin in erwägung zu ziehen? fragen über fragen, und selbst wenn diese nicht beantwortbar wären, ist es einfach schön mit euch darüber sprechen zu können, da in meinem Freundeskreis nur wenig Verständnis, etc. für die Krankheit meines Freundes da ist und sie immer wieder abgetan wird… es fehlt einfach das Bewusstsein, dass es sich eben um eine Krankheit handelt und nicht um jux und tollerei!
danke schonmal im voraus!

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wind of change
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Beitrag Di., 02.09.2014, 00:47

Hallo Ibsensmaedchen ,

also ich kenne solche depressiven Phasen auch sehr gut und ich war auch schon sehr "überaktiv", also sozusagen manisch.

Also, vor einigen Wochen Sonntags war ich dann auch den ganzen Tag allein zuhause, Jalousien runter und hätte mich auch eigentlich (wie so oft) zu nichts aufraffen können.

Ich hab dann noch gedacht: "Ich weiss jetzt zwar überhaupt nicht, was das bringen soll (stimmungsmässig), aber ich werde jetzt trotzdem rausgehen." (Na ja, es war AUCH so, dass ich durch das am-ganzen-Tag-in-der-Wohnung-allein-sein und das mit Jalousien-zu und meistens-liegen immer mehr Kopfschmerzen gekriegt hab und von daher auch schon fast "gezwungen" war, was zu machen).

Bin dann auch rausgegangen, bin u.a. in ein Eiscafe gegangen und hab mich selbst beobachtet.
Ergebnis: eigentlich war ich innerlich genervt, vielleicht auch in so ner Art "Abwehrhaltung", falls mich irgendjemand "blöd anmachen" will. Ich hab mir aber nach aussen nichts anmerken lassen und die Leute waren doch sehr freundlich zu mir.
Was ich daraus "mitgenommen" habe ist, dass gerade, wenn ich nicht gut drauf bin, da möglicherweise immer noch Leute sind, die mir "wohlgesonnen" sind und ich es leider gerade dann nicht merke, weil ich so mit mir selbst beschäftigt oder auch so "negativ" bin...
Folge für die Zukunft: Ich versuche jetzt gerade auch noch dann meine Augen offen zu halten und mich nicht zu sehr in meine Stimmungen reinzusteigern, denn es wäre doch sehr schade, wenn ich dadurch irgendwelche Möglichkeiten zu neuen, schönen Begegnungen oder mehr verpasse, darüber hinaus möchte ich auch vermeiden, dass irgendjemand unschuldigerweise durch MEIN Verhalten frustriert ist (weil mein Gegenüber sich dann vielleicht denkt, alle Anstrengungen seinerseits / ihrerseits seien umsonst, wer weiss, vielleicht ist mein Gegenüber ja auch einsam und sucht Kontakt oder zweifelt an sich selber ?)

Ob es mir gelingen wird, diese Vorsätze immer so umzusetzen, sei dahingestellt, aber im Nachhinein hat mir dieses Rausgehen doch ein ganz eindrückliches Aha-Erlebnis eingebracht, hat sich also wirklich gelohnt

Ich hab auch festgestellt:
Klar, es ist gemütlich, einfach zu Hause "abzugammeln".
Bei mir kommt dann aber ganz langsam und zunächst unmerklich (und das ist das "vertrackte") der Punkt, wo ich langsam "abrutsche", wie in so ein Schlammloch. Während des "Rutschens" merk ich oft noch nicht mal, DASS ich am "abrutschen" bin und irgendwann kommt dann das (böse) Erwachen.
Ich geh dann oft auch erst raus, wenn ichs körperlich schon nicht mehr aushalte (Kopfschmerzen...), obwohl früher natürlich besser wäre....
Manchmal gehts einfach nicht, obwohl ich mir damit selber eigentlich keinen Gefallen tue ....manchmal ist es vielleicht aber auch gut, nicht rauszugehen, wenn es einfach nur anstrengend ist, noch "gute Miene" zu machen und ich danach noch kaputter oder ausgelaugter bin als vorher....

Du könntest ja Deinem Freund vielleicht mal indirekt von diesen (meinen) Erfahrungen erzählen, vielleicht könnte ihn das ja irgendwie "anspornen"

Nur, wenn er absolut nicht will.... es ist und sollte immer noch letztlich seine Entscheidung sein, letztlich ist es am wichtigsten, was seine innere Stimme sagt, finde ich.

Viele liebe Grüsse
wind of change
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ibsensmaedchen
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Beitrag So., 07.09.2014, 15:51

Danke liebe wind of change für deine Antwort,

schön, dass du den großen Schritt, des Rausgehend für dich meistern konntest!

Es ist manchmal wirklich schwer nicht in den Strudel reinzurutschen. Gerade dieses Wochenende ist wieder ein harter Brocken für mich. Ich vermeide es oft mit meinem Freund etwas zu Planen, da ich mich doch vor einer Zurückweisung fürchte, deshalb haben wir uns damit arrangiert, indem er mir sagt wie seine Pläne diese Woche aussehen und er - soweit es für mich möglich ist - vorschlägt, wann wie wo wir uns treffen möchten.

Vielleicht ist es gut jetzt so ein aktuelles Beispiel zu nennen. Er hat also geplant, dass wir uns diese Woche Donnerstag treffen und ein wenig wandern gehen, des abends wollten wir es ruhig angehen lassen, etwas kochen, zeit für einander haben. Aber nein, schon am Donnerstag lief das schief, er wollte alleine sein, und das habe ich respektiert, auch wenn ich immer noch nicht ganz abstellen kann, dass ich gekränkt bin. Aber meine Hoffnung war das Wochenende. In unserer Stadt gab es Gestern ein großes Fest mit vielen Bands und vor allem vielen gemeinsamen Freunden. Er wusste, dass es mir viel bedeutet ihn zu sehen. Wir haben auch miteinander geschrieben, er wollte mich abholen und dann gemeinsam dorthin spazieren, doch eine halbe Stunde vor der ausgemachten Zeit, hat er mir geschrieben, dass er keine lust hätte und dann in einer weiteren Nachricht, dass er einen Einbruch hat und eine Tablette (seine Psychologin hat ihm seroquel verschrieben, da es die Tabletten waren, auf die er am besten angesprochen hat, jedoch nimmt er diese seit einem Jahr nicht mehr regelmäßig, vor allem, weil er dann immer so lange schläft, etc.) genommen hat. Eigentlich wollte ich auch nicht mehr zu dem Fest, jedoch hat mir eine Freundin einen Schubs gegeben und hat mich rausgeholt aus meinem eigenen Loch… Gut ich war erst wirklich sauer, dass er mir jetzt wieder abgesagt hat, deshalb habe ich ihm auch erst nach Mitternacht geschrieben, dass ich hoffe es ginge ihm besser und ich an ihn denken würde. natürlich keine Antwort. als ich dann zuhause war, schrieb ich ihm nochmals, dass es schön wäre ihn morgen zu sehen und vielleicht zusammen zu kochen und dass er eine gute nacht haben solle. keine Antwort. Nun habe ich nach 20 stunden warten, entschlossen ihn anzurufen. entgegen meiner Erwartungen,d ass er sein handy ausgeschalten habe klingelte es, doch er drückte mich promt weg. nichtmal eine minute später, bekam ich die volle sucht ab "lass mich bitte in ruhe!!! ich bin nicht deine unterhaltungsmaschine!!!" das ist was mich wohl am meisten ärgert und diesen Vorwurf musste ich mir schon so oft anhören! Ich bin so vorsichtig mit ihm wie selten jemand, ich versuche so gut wie möglich ihm das Gefühl zu geben, dass ich da bin, wenn er mich braucht. aber nein, dann muss ich mir anhören er wäre meine unterhaltungmaschine?!?!? dabei fühle ich mich inzwischen, wie seine unterhaltungsmaschine, ich muss sagen, gut ich bin gerade etwas sauer und vor allem enttäuscht. wir fahren nächste Woche auf urlaub und ich fürchte mich fast davor, weil wir eigentlich heute ausmachen wollten, was wir uns ansehen möchten etc… das große problem ist, dass Flug hotel etc gebucht sind… naja ich weiß gerade wirklich nicht wie ich das schaffen soll… vielleicht kennt jemand solche Situationen? ich weiß, dass er mich sehr gerne mag, er ist nicht der typ mensch, der andauernd Herzchen durch die Gegend wirft aber wenn er eines zu mir rübergibt weiß ich dass es ihm ernst ist…

ach ich bin irgendwie verzweifelt.

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wind of change
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Beitrag So., 07.09.2014, 23:09

Hi ,

willkommen nochmal nachträglich im Forum ! Ist mir eben erst aufgefallen, dass das Deine ersten Beiträge hier sind.

Zitat von Dir:
"schön, dass du den großen Schritt, des Rausgehend für dich meistern konntest!"

Danke !
Ich hatte das auch früher schon das ein und andere Mal gemacht, hab mich dann vielleicht irgendwo hingesetzt oder bin dann die Strasse runtergegangen und hab dann vielleicht, an irgendeiner "Bude", was gegessen.
Dann nach Hause gegangen. Dazu in einem ziemlich schnellen Schritt, weil ich das oft so an mir hab (schwer abzugewöhnen). Dann wieder nach Hause gekommen, durchgeschwitzt, abgehetzt und vielleicht mit irgendwas vollgestopft und dann noch frustrierter. Beim nächsten Mal war dann die Hemmschwelle noch höher (was bringt das denn jetzt ? Hab ich doch alles schon erlebt (s.o.)...ein Teufelskreis).

Diesmal wars vielleicht etwas anders....bin irgendwie "wach" rausgegangen (mit offenen Augen) und vielleicht auch "bewusster"....

Zitat von Dir:
"Er hat leider seit ca 4 monaten seine seroquel abgesetzt, von sich aus. von mir lässt er sich, wenn es um seine krankheit geht wenig sagen."

Das Medikament kenn ich relativ gut.
Nach Deinem Schreiben scheint er im Moment in einer depressiven Phase zu hängen ....ich finde das eigentlich gar nicht so schlecht mit dem Seroquel-abgesetzt, wenn ich mal von meiner persönlichen Erfahrung, als Laie, ausgehe.
Denn das Seroquel macht auch mich immer ziemlich müde und schlapp und dann schlaf ich auch ziemlich lange. Und wenn ich das in einer depressiven Phase noch weiter nehmen würde, würde das dann doch das depressive noch verstärken (NUR aus meiner Erfahrung, als Laie).
Ich habe es eigentlich oft genommen, wenn ich "die Faxen dick" hatte und mal kurz ne "Auszeit" nehmen wollte....was sich auch auf Dauer nicht unbedingt positiv ausgewirkt hat.
Seit einiger Zeit schaff ich das, das zu lassen (Ausnahmen inbegriffen ).

Zitat von Dir:
"In unserer Stadt gab es Gestern ein großes Fest mit vielen Bands und vor allem vielen gemeinsamen Freunden"

Aus meiner persönlichen Erfahrung:
Wenn ich depressiv bin, hab ich eigentlich wenig Motivation, noch zu einem (fröhlichen Fest) zu gehen, möglicherweise noch mit dem "Zwang", den fröhlichen Leuten doch nicht die Stimmung zu verderben und einen auf "hipp hipp hurra, alles super, alles wunderbar" zu machen. Während der depressiven Zeit habe ich sogar lange gar keine Musik gehört (erst jetzt wieder verstärkt, Gott sei Dank !).

ABER: Ihr hattet Euch ja schon einige Zeit vorher dafür verabredet und von daher kann ich Deine Enttäuschung schon verstehen !

Vielleicht hast Du innerlich Deine Enttäuschung nicht akzeptiert und Dir noch irgendwie Vorwürfe für Dein Gekränktsein gemacht und ihm dann aus diesem Gefühl heraus die erste Nachricht geschrieben und dann, aus inner "Panik" heraus, da er Dir nicht geantwortet hat (ich hätte in dem Seroquel-Tran wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt, dass mir überhaupt jemand geschrieben hat haha) immer noch weiter Nachrichten geschrieben, sozusagen innerlich mit dem "Beisatz": "Bitte antworte mir doch, sag dass Du mich magst!" Und er wollte nur seine Ruhe (was wohl nichts mit dir persönlich zu tun hat).

Vielleicht wäre es angebrachter gewesen, Deine Enttäuschung innerlich zu akzeptieren und dann das Fest zu geniessen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes dann (in dem "Moment") "liegenzulasen".

Du solltest ja eigentlich nicht seine "Krankenschwester" sein, die sich immer und überall um ihn kümmert und ihn insofern auch "bei Laune hält" (was ja hier dann sowieso danebengegangen ist), sondern es sollte sich ja um eine gleich-berechtigte Partnerschaft handeln.
Und in einer gleich-berechtigten Partnerschaft ist GEGENSEITIGE Rücksichtnahme und BEIDERSEITIGES Entgegenkommen angesagt, also AUCH VON SEINER SEITE.
Vielleicht kannst Du ihm GANZ RUHIG und SEHR KLAR und auch EHRLICH sagen, was dieses Verhalten mit DIR macht und ihr ja trotz allem auch PARTNER seid und dann auch vielleicht etwaige Fehler zugeben (wie oben ?), die aber wohl aus guter Absicht und vielleicht auch Unsicherheit entstanden sind.
Wenn er Dich liebt, könnte ich mir schon vorstellen, dass er sich das zu Herzen nimmt.

Wegen dem Urlaub:
Nach der Aussprache wegen der Party könntest Du vielleicht sowas sagen wie dass Du jetzt auch noch (aus dieser Erfahrung heraus) wegen dem Urlaub verunsichert bist...und dann schliesst sich daran möglicherweise das klärende Grspräch und auch sozusagen Versöhnung an ....
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wind of change
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Beitrag So., 07.09.2014, 23:11

Ach sorry dass ich nicht eher geschrieben habe, ich war bis eben unterwegs
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ibsensmaedchen
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Beitrag Mo., 08.09.2014, 08:17

Guten morgen, danke für deine Antwort, es tut wirklich gut mit einer neutralen Person einmal darüber zu schreiben! Deine Erfahrungen mit Seroquel entsprechen so ziemlich genau jenen, die ich von außen bei ihm beobachten kann. Dass du "wach und bewusster rausgegangen" bist ist ziemlich schön formuliert, ich habe das Gefühl einen wichtigen Einblick in das Innenleben dieser Krankheit zu bekommen. Besonders die Depressiven Phasen bekomme ich bei meinem Freund selten am eigenen Leibe mit! Wir wohnen nicht beisammen, deshalb beschränkt sich seine und damit unsere Kommunikation auf SMS schreiben, was mich teilweise sehr stört, es gibt viel zu viele Auslegungen und Arten Texte zu lesen.

Ich danke dir dafür, dass du deine Erfahrungen und deine Sichtweise mit mir teilst!

Heute zum Beispiel bin ich aufgewacht und hatte auch schon die erhoffte Nachricht von ihm bekommen, nur nicht mit dem Inhalt, den ich, aufgrund meiner Erfahrungen mit ihm, erwartet hatte. "ich will dich nicht verletzen. ab jetzt Handyverbot" und ganz ehrlich, dass würde mich schon so in die Verzweiflung treiben?! weil hallo? Handyverbot für mich für dich? Wie lange? Also um ehrlich zu sein, bin ich einfach sauer auf mich, dass ich diese Reise gebucht habe! Manchmal frage ich mich ob ich überhaupt dafür gemacht bin um seinen Phasen standzuhalten. Ich habe es jetzt zwei Jahre geschafft aber was tu ich wenn er mich wirklich sitzen lässt. damit bringt er mich in eine tiefe Traurigkeit… Wie reagiere ich nun am besten darauf ohne ihn wieder weiter wegzuschieben. Der Flug das Hotel alles ist bezahlt…?!

Außerdem bindet er mir die Hände. Natürlich zwingt er mich nicht dazu nicht rauszugehen etc. aber er bringt mich doch in die Position einer Wartenden. Jeden Tag warte ich darauf ob wir einander nicht vielleicht sehen mögen oder er einfach ein Lebenszeichen von sich gibt.

Ach ich weiß nicht… Was mir noch einfällt, kann es sein dass es etwas mit dem Mond zu tun hat? Jedes mal wenn der Vollmond naht folgt auf eine starke Manie eine tiefe Depression?

Eine Frage hätte ich noch, dann gebe ich eine Ruhe. Eine Freundin von mir, hat mir gestern beigestanden (Diesen Vorwurf mit der Unterhaltungsmaschine kenne ich leider schon zu gut und viel zu oft wollte ich ihm erklären, dass er für mich eben genau das nicht ist - entschuldige den folgenden Sarkasmus - aber würde ich mir als Unterhaltungsmaschine schon eher einen beständigen Menschen an meine Seite holen und nicht ihn) naja jedenfalls habe ich ihr wie so oft versucht zu erklären, dass ich das Gefühl habe, dass er einfach nicht er selbst ist in solchen Phasen. Aber er versteht nicht, dass er nicht er selbst ist? Wie ist das in einer akuten Phase? Weißt du da was du tust? kann man das irgendwie lenken? gäbe es irgendeine Möglichkeit für dich das jemand zu dir durchdringt?

Danke, ich wünsche einen angenehmen Start in die Woche!
Alles liebe Lila.

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wind of change
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Beitrag Di., 09.09.2014, 21:51

Hallo Lila ,

Du hast eine für mich interessante Frage gestellt, nämlich die:
ibsensmaedchen hat geschrieben: Was mir noch einfällt, kann es sein dass es etwas mit dem Mond zu tun hat? Jedes mal wenn der Vollmond naht folgt auf eine starke Manie eine tiefe Depression?
Da hab ich gedacht: ...Uff....DA hab ich ja noch NIE drüber nachgedacht !
Bei mir persönlich glaub ich das eigentlich nicht, da die Phasen jeweils viel zu lang sind.
Aber jeder ist anders und es gibt ja auch verschiedene Formen von "Bipolarität" ("rapid".... kann ich jetzt auch nicht so ganz genau sagen...).

Aber das Thema hat mich dann doch interessiert und so hab ich als google-Suchbegriff eingegeben: "bipolar vollmond":

Da hab ich dann u. a. dies gefunden:

http://www.bipolar.at/wbbdrei/index.php ... eadID=3797

und auch dies:

http://www.bipolar-forum.de/read.php?5,585053
ibsensmaedchen hat geschrieben: ...dass ich das Gefühl habe, dass er einfach nicht er selbst ist in solchen Phasen.
Aber er versteht nicht, dass er nicht er selbst ist?
Wie ist das in einer akuten Phase?
Weißt du da was du tust?
kann man das irgendwie lenken?
gäbe es irgendeine Möglichkeit für dich das jemand zu dir durchdringt?
Schwierige, aber auch interessante Fragen für mich, die auch mir letztendlich helfen könnten, wenn es mir gelingt, sie zu beantworten....

Zu Deinem "...dass ich das Gefühl habe, dass er einfach nicht er selbst ist in solchen Phasen." :
Bei mir stellte sich da zuerst die Frage: Wer bin ich überhaupt ?
Bei mir sind die Phasen, wie gesagt, ziemlich lang, letztes Jahr mehrere Monate sozusagen manisch, wo ich aufgeräumt habe wie blöde, dann konnte ich irgendwann wirklich nicht mehr (totale Erschöpfung) und jetzt bin ich irgendwie schon längere Zeit "wie gelähmt" und schaff es einfach nicht, wieder meinen Haushalt so einigermassen "in den Griff" zu kriegen.
Es hängt AUCH mit Zwängen zusammen (alles möglichst perfekt machen wollen bzw. "müssen" und dadurch dann zu keinem Ende kommen...) und dann auch wohl noch mit anderen Faktoren.
Also letztes Jahr extrem aktiv und jetzt sehr "unter-aktiv", was auch wohl mit der Angst zusammenhängt, wenn ich wieder anfange z.B. aufzuräumen, dass ich dann wieder in diese "Zwänge" komme und das ganze dann wieder von vorne losgeht.

Also zwei Extrreme.
Ich denke mir eher, dass es so eine Art "Schatten" sein kann.... es sollte eigfentlich alles "ausgeglichen" sein (wie eine Waage "aus alten Tagen") ... wenn ich erst das eine Extrem bin und das andere sozusagen "negiere", bricht das andere irgendwann "mit Gewalt" durch und "erzwingt" sich seinen Raum.
Ich habe gestern morgen in einem ganz anderen Zusammenhang von jemandem gelesen, der die Bücher von Rüdiger Dahlke sozusagen gelobt hat. Da hab ich gedacht: Ja, ich erinner mich, ich fand sie auch immer sehr interessant (hab damals das Buch gelesen: "Krankheit als Weg" von Thorwald Dethlefsen / Rüdiger Dahlke), da wurde auch von "Schatten" gesprochen, soweit ich mich erinner.

Hab mich dann noch rein interessehalber auf den beiden vorgenannten Seiten bipolar.at und bipolar-forum umgeschaut.
Und, was sehe ich ?
U.a. dies:
http://www.bipolar.at/wbbdrei/index.php ... eadID=4777

Aber ich habe mir dann auch gedacht, was nützt es, wenn Du Dich jetzt total informierst über die Krankheit, sozusagen zum "Krankheitsexperten" wirst, es geht ja um euer beider Zusammenleben und letztendlich um Dich, wie DU damit am Besten "umgehst" (für Dich und für ihn).

(Fortsetzung folgt...)
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Beitrag Di., 09.09.2014, 22:01

(Fortsetzung: )
ibsensmaedchen hat geschrieben: was tu ich wenn er mich wirklich sitzen lässt. damit bringt er mich in eine tiefe Traurigkeit…
Du hängst (natürlich) ziemlich an ihn.
Ich könnte vielleicht auch sagen: Du hängst ZU SEHR an ihm, so dass Du (sorry) ab-hängig bist.
Und er hängt lieber zuhause rum.

Das sagt auch für mich dieses von Dir aus:
ibsensmaedchen hat geschrieben: Natürlich zwingt er mich nicht dazu nicht rauszugehen etc. aber er bringt mich doch in die Position einer Wartenden. Jeden Tag warte ich darauf ob wir einander nicht vielleicht sehen mögen oder er einfach ein Lebenszeichen von sich gibt.
Meine Freunde / innen leben größtenteils ganz woanders als ich. Der Kontakt beschränkt sich insofern auch so ziemlich auf Telefon, SMS..... so ähnlich vielleicht wie bei Dir und Deinem Freund. Hier wo ich wohne habe ich eigentlich kaum Freunde.
Und so habe ich auch sehr oft z.B. irgendeine SMS geschrieben und es kam einfach keine Antwort.
Und ich war / bin insofern abhängig von diesen Kontakten, da ich hier kaum was hab.
Ich war dann oft total verunsichert, warum denn keine Antworten kommen, frustriert, weil ich ja (wieder mal und nett) geschrieben hatte und einfach keine Antworten kamen. Und diese Warterei war SCHRECKLICH für mich. Zuletzt hatte ich dann auch irgendwie "Groll".
Einmal hab ich dann eine Bekannte ganz zaghaft per SMS gefragt, ob sie denn meine SMS gekriegt hat und wenn ja, ob mein Geschriebenes irgendwie "falsch" war für sie und wenn ja, warum ?
Da hat sie geantwortet so ungefähr "Ach, die hab ich wohl ganz vergessen zu beantworten, nee, überhaupt nicht schlimm, manchmal bin ich ein Schussel, HDL".
Aha.

Diese Warterei: SCHRECKLICH !
Und so hab ich mir irgendwann gedacht, ich muss mich irgendwie un-abhängiger machen von diesen Kontakten, indem ich mir HIER was suche. Und seitdem ich (etwas) un-abhängiger bin, klappt es auch besser für mich (hab nicht mehr solche "Frustrations-Gefühle", manchmal erleb ich sogar schon fast "die andere Seite").

Vielleicht wäre dieses un-abhängiger sein für Dich, indem Du Sachen nachgehst, die Dich interessieren, was Du schon immer mal wissen wolltest, eine Leidenschaft / Passion, frühere Hobbys "ausbuddeln".....(?)
ibsensmaedchen hat geschrieben: Manchmal frage ich mich ob ich überhaupt dafür gemacht bin um seinen Phasen standzuhalten. Ich habe es jetzt zwei Jahre geschafft
Das klingt für mich ehrlich gesagt ein bisschen so wie "Hochleistungssport"

Aber ihr seid doch Partner ! Wo man sich eigentlich entspannt, sich erholt, sich gegenseitig aufbaut, wo der eine für den anderen UND der andere für den einen da ist !

Du bist vielleicht irgendwie (verständlicherweise) durch seine Krankheit verunsichert (wie gehe ich damit am Besten um ? Er ist doch krank....).
Und irgenwie fühlst Du Dich vielleicht auch für ihn verantwortlich:
ibsensmaedchen hat geschrieben: Also um ehrlich zu sein, bin ich einfach sauer auf mich, dass ich diese Reise gebucht habe!
Warum bist DU sauer auf DICH ? Die Entscheidung lag und liegt doch in Euer beider Hand ...!

Wenn DU immer NUR Rücksicht auf ihn nimmst, LÄSST Du ihn auch irgendwie in der Position des Kranken (oder auch: des Kindes, das keine Verantwortung übernehmen braucht). Und dann hat er auch vielleicht irgendwie keine Veranlassung, "aufzustehen" und sein Leben selber in die Hand zu nehmen, erwachsen zu werden.

Ja, er ist wohl krank, aber er ist AUCH Dein Partner.
Und Du hast wohl wirklich Einfluss auf ihn, so scheint es mir im Moment. Nämlich, indem Du ihn auch wie einen Partner behandelst, so dass er eine Veranlassung hat "aufzustehen" und insofern "gesund zu werden".
Und einem gleichberechtigtem-Partner sagt man auch schon mal, wenn einem was nicht passt.

Du sagst:
"Wie reagiere ich nun am besten darauf ohne ihn wieder weiter wegzuschieben."

Er schiebt Dich doch auch weg ! Oder eigentlich schiebt ER Dich hauptsächlich weg und nicht Du ihn (weil Du "wieder" sagst). Und wann schiebt man jemanden weg ? Wenn der andere einem zu nahe kommt (entschuldige, ich will Dich nicht angreifen ).
Also, eigentlich schiebst Du ihn indirekt und ungewollt weg, indem Du ihm zu nahe kommst.

(Fortsetzung folgt....)
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Beitrag Di., 09.09.2014, 22:05

(Fortsetzung: )

Wenn Du sagst "...bin ich einfach sauer auf mich, dass ich diese Reise gebucht habe!", dann könntest Du ja auch Deinen Gefühlen treu sein und einfach alleine fahren. Dadurch bringst Du ihn dann vielleicht auch dazu, ein gleich-berechtigter Partner zu sein und kein "Patient" Und sorgst gleichzeitig für Dich selbst !
Vielleicht könntest Du als "Ersatz" für ihn eine Freundin, Geschwister o.ä. mitnehmen...oder auch, dann das Geld zurückverlangen, was "auf seine Kosten" gegangen wäre. So dass er gezwungen ist, Verantwortung zu übernehmen.
Du kannst ihn (links) liegen lassen (was den Urlaub angeht), dann ist er wohl irgendwie gezwungen, aufzustehen. Hört sich jetzt vielleicht hart an, aber manchmal muss man vielleicht auch jemanden scheinbar "fallen lassen", damit er dann von selbst wieder aufsteht.

Zu Deiner Frage an mich:
ibsensmaedchen hat geschrieben: gäbe es irgendeine Möglichkeit für dich das jemand zu dir durchdringt?
Ich sag mal so ganz allgemein:
Vielleicht bin ich den "falschen" Leuten hinterhergerannt.
Die so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie "keine Augen" mehr für mich hatten.
Die Leute, die MIR sozusagen "zugewandt" waren: Denen konnte ICH mich irgendwie nicht so richtig zuwenden (das würde jetzt in meinem jetzigen Beitrag wohl zu viel sein zu beschreiben, warum und wieso... könnte ich jetzt auf Anhieb auch nicht so genau sagen...).

Da mich die beiden Bipolar-Foren auch interessiert haben, habe ich mich dort noch ein bisschen umgeguckt. Besonders interessant finde ich dieses:

http://www.bipolar-forum.de/read.php?11 ... msg-446052

Vielleicht könntest Du auch eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe aufsuchen ?

Viele Grüße und alles Gute !
wind of change

P.S: UUpps, ist wohl etwas viel geworden
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