Hallo,
in den letzten Wochen ist bei mir ein anhaltendes Gefühl der Schutzlosigkeit zu Tage getreten. Ich hatte Urlaub und viel Ruhe, da hat es sich nach und nach in meinem bewussten Gefühlserleben verankern können. Es ist mir also als Thema bewusst geworden.
Meine Therapie ist seit 2 Jahren vorbei, sonst würde ich es dort ansprechen. Mich interessiert, ob ihr solche Gefühle von euch kennt, und ob es eventuell sogar euren Alltag und eure Wahrnehmung beeinflusst, eure Einstellung und euer Verhalten zu Menschen, etc.
Nun zum Gefühl selbst: Weil ich viel Zeit hatte und das Wetter toll war, bin ich im letzten Monat viel draußen gewesen, war spazieren, wandern, fahrradfahren. Es ist mir mehrmals passiert, dass mir plötzlich bewusst wurde, dass ich mich in einer schutzlosen Situation befinde (z.B. alleine und ohne Hund in einem Wald oder auf einem entlegenen Feldweg) und dann hat mich diese Angst überfallen, so dass ich fast panisch wurde bei dem Gedanken, dass da nur ein Vergewaltiger oder Mörder sein braucht und es ist um mich geschehen. Herzklopfen bis zum Hals, Atemnot, panische Fluchtreaktion). Weiteres Beispiel: auch am Arbeitsplatz habe ich sehr oft das Gefühl, der Willkür anderer ausgesetzt zu sein, sei es, weil sie gestresst sind, ich ihnen nicht gefalle, oder sie sonst wie schlecht von mir denken. Es geht so weit, dass ich mir vorstelle (vor allem bei meinem Chef), dass er mich heimlich vergiften möchte, indem er z.B. im Kühlschrank meine Getränke vergiftet oder meinen Tee, der auf meinem Tisch steht.
Das sind zwei Beispiele von mehreren. Das Gefühl ist dasselbe. Meine Reaktionen waren bislang für mich wenig auffällig: Inaktivität mit dem Hang in den eigenen vier Wänden zu bleiben, Rückzug und genervter Ekel mit einem Gefühl der Bedrängnis bei der Vermutung ein Mann könne Interesse an mir haben und ich müsse dann mit seinem aufdringlichen Sexualtrieb zurechtkommen, es geht soweit, dass ich den männlichen Sexualtrieb als Grundproblem in unserer modernen Welt sehe. Allgemein: Gefühle der Ablehnung, der Verachtung und Irritation bis hin zur blanken Angst.
Mich interessiert, inwiefern ich halt Realistin bin, die die Dinge so sieht wie sie sind, einen gesunden Schutzmechanismus besitzt, der schnell die Alarmglocken läuten lässt, oder ob ich ein Opfer meiner irrationalen Angst bin.
Ich habe mich z.B. auch viel mit der Übernahme fremder Gefühle und Traumata von z.B. Eltern beschäftigt, und leider ist es so, dass meine Mutter als Teenager sexuell missbraucht wurde, sich aber weigert, diesen Missbrauch zu bearbeiten. Ich vermute, dass ich von ihr sehr viel "eingeimpft" bekommen habe. Ist diese Vermutung plausibel?
So, viele Fragen, die überall verstreut sind. Über eure Meinungen dazu würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Klampfe
Gefühl der Schutzlosigkeit
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Es ist eine Sache, sich dessen bewußt zu sein, daß es keine Sicherheit gibt. Es ist eine andere Sache, wie man mit dieser Erkenntnis umgeht:
Das hat schon wahnhaften Charakter, von Realismus bist Du, wenn Du solche Gedanken hegst, meilenweit entfernt. Sehr interessant finde ich ja in diesem Zusammenhang:Klampfe hat geschrieben:(...) es geht soweit, dass ich den männlichen Sexualtrieb als Grundproblem in unserer modernen Welt sehe.
Es wäre nicht überraschend, wenn diesbezüglich Zusammenhänge bestünden, andererseits mußt Du Dir auch die Frage stellen, was der Grund dafür ist, daß Du gewisse Ansichten dermaßen ungefiltert übernommen hast. Was wiederum zu jenem Punkt führt, an dem Du zwischen Deinem (etwaigen) Trauma und dem der Mutter unterscheiden mußt...Klampfe hat geschrieben:Ich habe mich z.B. auch viel mit der Übernahme fremder Gefühle und Traumata von z.B. Eltern beschäftigt, und leider ist es so, dass meine Mutter als Teenager sexuell missbraucht wurde, sich aber weigert, diesen Missbrauch zu bearbeiten. Ich vermute, dass ich von ihr sehr viel "eingeimpft" bekommen habe. Ist diese Vermutung plausibel?
Nein, diese Ängste sind sicherlich nicht mehr realistisch zu nennen. Ganz auffällig wird es bei der Vergiftung durch den Chef; das sind lediglich Gedanken, die bei Dir in Angst übergehen, sie entbehren gewiss einer echten Grundlage und wirken jedenfalls befremdlich.
Die Angst, wenn Du allein im Wald bist o. ä. ist schon nachvollziehbarer, nur sind es auch hier eigentlich Deine Gedanken, nicht die Situation an sich, die die Angst bei Dir erzeugen. Du versetzt Dich selbst damit in Panik.
Ich denke auch, Du hast Ängste "übernommen", und sie haben zu einem Trauma geführt.
Die Angst, wenn Du allein im Wald bist o. ä. ist schon nachvollziehbarer, nur sind es auch hier eigentlich Deine Gedanken, nicht die Situation an sich, die die Angst bei Dir erzeugen. Du versetzt Dich selbst damit in Panik.
Ich denke auch, Du hast Ängste "übernommen", und sie haben zu einem Trauma geführt.
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