Probleme der Eltern zermürben mich

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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stuckfree
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Probleme der Eltern zermürben mich

Beitrag Sa., 28.06.2014, 01:44

Hallo an alle

Ich weiß gar nicht, wie ich all das, was mich bewegt zusammenfassen soll. Habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, dass ich "schlecht" über meine Eltern rede und mein Herz ausschütte. (Das ist auch Teilaspekt meines Problems)

Ich hatte eine sehr bewegte Kindheit, mit emotionaler Misshandlung. Stand immer zwischen den Fronten, wurde seit meinem 5. Lebensjahr in Konflikte miteinbezogen und um meine Meinung gefragt. Das passierte meist nachts, weshalb ich jetzt noch immer unter enormen Schlafstörungen und Panikanfällen in der Nacht leide. Ich musste immer ein braves Kind sein bzw. war es bis zu meinem 12. Lebensjahr zur Gänze. Als ich dann jedoch in die Pubertät kam und mein Ding durchzog, haben sich meine Eltern von mir abgewandt und mich wie den letzten Dreck behandelt. Ich hatte absolut keine Rechte mehr, alles was ich tat, war falsch, wurde aufs ärgste beschimpft und bekam nie Geld.

Meine Wochenenden verbrachte ich damit, mich vollzutrinken und mich an Männer zu klammern, damit ich nicht allein war und nicht nach Hause musste.
Meine erste langjährige Beziehung war eine Rekonstruktion der Beziehung meiner Eltern. Ich habe alle Verhaltensweisen übernommen und endete letztendlich (freiwillig nach einem Selbstmordversuch) in Therapie.

Der Therapeut hat sich sexuell anzüglich verhalten, mir über sein Privatleben erzählt.... Ich bin darauf angesprungen, und hab mich in ihn verliebt (trotz oder gerade wegen seines Verhaltens). Er hat sich verhalten, wie mein Vater mir gegenüber. Er hat das alles sehr subtil gemacht, sodass ich ihm am Ende vorwurfsvolle Mails und Beziehungswünsche geschrieben habe und gehofft hatte, dass er auch was für mich fühlt. Im Endeffekt habe ich die Therapie abgebrochen, ihn trotzdem gefühlsmäßig nicht loslassen können. Ich war so aufgewühlt, dass ich meine langjährige Beziehung beendet habe, weil ich dachte, dass dieser Therapeut die Liebe meines Lebens sei.

Was ich mit all dem sagen möchte: Ich kann keinem Menschen mehr vertrauen. Und ich komme immer wieder in Situationen, wo mich Menschen, die eigentlich "ihren Job" machen sollten, mich für ihre Zwecke benutzen wollen. Gleich, wie meine Eltern, Verwandten etc. es in meiner Kindheit getan haben.

Jetzt ist es so, dass ich im Leben ziemlich allein dastehe, weil ich mich niemandem mehr öffnen möchte und traue, weil es immer wieder eigenartig wird. Wenn ich mich wieder mal jemandem öffne und es klappt nicht, dann laufe ich wie ein kleines Kind zurück zu meinen Eltern und erzähle ihnen alles, was ich ihnen in den letzten Monaten eigentlich aus Respekt mir selbst gegenüber und aufgrund meines Wunsches, mich abzunabeln, nicht erzählt hatte.

Ich wohne weit entfernt von ihnen und fühle mich trotzdem, als würde ich noch daheim wohnen. Sie sind zwar nette Menschen und haben ihre guten Seiten, doch sind sie psychisch sehr belastet. Das weiß niemand, weil sie schon - seit ich lebe - heile Welt spielen und der Austragungsort ihrer Konflikte ICH bin. Umso mehr ich mich emotional usw. distanziere, desto schlechter geht es ihnen, weil sie jetzt mit sich als Paar konfrontiert sind.

Es gibt auch noch einen jüngeren Bruder, der noch bei ihnen wohnt. Um den mache ich mir Sorgen, weil er dem Wahnsinn (den sie nicht zugeben) ausgesetzt ist.

Der Grund, warum ich jetzt nach all der Zeit alles loswerden möchte: Meine Mutter hatte vor einer Woche einen panischen Anfall, mit Kreislaufkollaps etc. Jetzt mache ich mir Vorwürfe (ich habe aber keine Ahnung warum), mache mir Sorgen, wenn sie wieder zurück nach Hause kommt, dass sie sich was antut, oder dass sonst irgendwas ist. Kurz gesagt: Zuhause tobt der Wahnsinn, und niemand weiß das, außer unsere kleine Familie. Meine Eltern hassen sich und passen nicht zusammen. Sie sind einfach nur noch so zusammen und beide übergewichtig, aggressiv und unglücklich. Dabei wären sie so tolle, liebenswerte, begabte Menschen. Es zerreißt mich. Vermittlungsversuche bleiben ohne Wirkung. Einmal werfen sie sich hässliche Dinge an den Kopf, im nächsten Moment sind sie wieder glücklich. Und im Endeffekt, bin ich diejenige, die am meisten darunter leidet, obwohl ich schon seit 7 Jahren nicht mehr zuhause wohne.

Ich habe auch schon mit Freunden/Bekannten darüber gesprochen, doch ist das total belastend für die Beziehung. Außerdem ist in so einer Beziehung die emotionale Distanz nicht gegeben.

Ich habe es satt, weiter so zu leben, als hätte ICH das Problem. Mir fehlt es im Leben an nichts, außer an dem Glauben an das Gute im Menschen. Sie sind psychisch krank und ich möchte dafür nicht mehr andere Menschen belasten oder in Therapie gehen, weil ich nicht sagen könnte, was in MEINEM eigenständigen Leben schief läuft.

Ich hoffe, jemand kann mir Input geben!

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leuchtturm
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Beitrag Sa., 28.06.2014, 08:20

ganz schön belastend!

Aus meiner laienhaften Sicht kam mir beim Lesen mehrfach der Gedanke: Kontakt abbrechen.
Ganz.
Nicht mehr anrufen, nicht mehr hingehen.
Oder, wenn das nicht geht, die etwas sanftere, wenn auch nicht wirklich einfachere Variante:
wenn deine Eltern dich in ihren Dauerkonflikt hínziehen wollen, abblocken. Deutlich saegn: "Das ist euer Beziehungsproblem. Lasst mich da bitte raus!" Und weggehen, bzw. Telefon auflegen.

Du wirst ihre Probleme nicht lösen können, und du musst sie auch nicht zu lösen versuchen. Das ist nicht deine Aufgabe. Du lebst nicht ihr Leben, und du bist nicht ihre Therapeutin.
Mir scheint, du weißt das auch, vom Kopf her, doch die Umsetzung in die Praxis, das ist immer der schwierigere Part.
Da hilft nichts als es immer wieder versuchen. Immer wieder neuen Anlauf nehmen und dich deutlich abgrenzen.

Viel Durchhaltevermögen wünsche ich dir!

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stuckfree
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Beitrag Fr., 04.07.2014, 02:28

Hallo leuchtturm,

Danke für deine Antwort!
Kontakt abbrechen möchte ich nicht, weil ich sonst den Kontakt zu meinem Bruder verlieren würde und außerdem meine Eltern in eine totale Krise stürzen würde und mich selbst vielleicht auch. Sie sehen überhaupt nicht, wie sie wirklich sind und es tut mir auch total leid, aber sie sind einfach so sehr belastet, dass jedes Gespräch belastend ist.

Da bin ich auch schon beim Thema immer wieder abgrenzen: Gewisse Muster sind mir schon aufgefallen, wo ich mich abgrenzen kann. Doch kommt in jedem Austausch irgendwas auf manipulative oder subtile Art und Weise auf mich zu. Und sei es nur die negative Grundstimmung

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 04.07.2014, 06:43

Gewisse Muster sind mir schon aufgefallen, wo ich mich abgrenzen kann. Doch kommt in jedem Austausch irgendwas auf manipulative oder subtile Art und Weise auf mich zu. Und sei es nur die negative Grundstimmung
auf dich selbst kannst nur du aufpassen. Jemand anderes tut es nicht.
Ungesunde Strukturen können ebenfalls nur von beiden seiten aufgebrochen werden. Dann muss bei beiden seiten aber auch der Leidensdruck so groß sein, dass der Wille entsteht, etwas zu verändern.
Wenn du bei deinen Eltern immer "stillhältst", unterstützt du ihr ungesundes Verhalten nur noch. Welchen Grund sollten sie haben, etwas zu verändern? Wenn sie sich nicht ändern wollen--- du wirst es nicht schaffen.

Und da kann Abgrenzung, deutliche Abgrenzung, das einzige Mittel der wahl sein. Die wiederum fällt oftmals leichter, wenn man einen klaren Cut setzt. Weil man dann nicht bei jedem Anruf, bei jedem Treffen neu entscheiden muss: will ich das jetzt so?

Eine Therapie könnte dich bei dem Problem mit deinen Eltern unterstützen. Hast du das schon mal in Erwägung gezogen?

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stuckfree
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Beitrag So., 06.07.2014, 00:40

Da hast du Recht, das nur ICH auf mich aufpassen kann. Darin liegt meine Schwierigkeit. Mein inneres Kind kommt immer durch und das will dann lieb, nett und brav sein. Sie haben kein Problem, weil ich alles in mich reinfresse, damit es ihnen gut geht.
Sehe derzeit aber keinen Weg, außer in kleinen Schritten, daran was zu ändern.

Ich habe bereits Therapie hinter mir. Hab damit schlechte Erfahrungen gemacht, wobei ich beim ersten Mal gar noch nicht wusste, was mein Problem ist.

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havana
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Beitrag Do., 10.07.2014, 20:02

Wenn du etwas emotional " ungutes " an dich ran lässt frisst es dich auf.

Du musst es irgendwie schaffen die probleme deiner eltern nicht zu sehr an dich ran zu lassen, auch wenn ich mir das selbst sauschwer vorstelle.

Wie wäre es denn mit einer TherapeutIN ???? Erzähle ihr von deinem Vorgänger,,der Typ war anscheinend nicht grade eine Leuchte seines Fachs, sonst hätte er die gefahr gesehen das Du Dich schnell jedem verfällst von jeden bei dem du dich verstanden fühlst ( kann auch das nachvollziehen )

Ich würde ( trotz deines erwachsenen Alters ) vorschlagen : Die GESAMTE Familie sollte mal zu einer Familienberatung ? Deine Eltern haben Probleme, dahingehend auch Du und deinem Bruder wird es wohl auch nicht grade glänzend damit gehen, wenn er das zu Hause live erleben muss.

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Beitrag Sa., 19.07.2014, 21:49

Hallo havana,

Vielen Dank für deine Antwort!
Das stimmt, es wird dann irgendwie Teil von einem und man muss richtig streng aussortieren, welche "unguten" Gefühle einen Selbst betreffen und wo man wieder was aufgefangen hat...
Ich bin leider damit aufgewachsen "Mistkübel" zu sein. Bin eben in der Erkenntnisphase, dass ich ein wandelnder Mülleimer war und tw. noch bin. Jetzt fehlen mir halt noch Strategien, um ein Mensch zu werden

Habe jetzt eine Therapeutin gefunden, die mir sehr vertrauenswürdig erscheint. Dabei ist auch das Thema, nämlich der andere Therapeut aufgekommen. Der hat leider meine anerzogene Schwäche zur Gänze ausgenutzt...

Das mit der Familientherapie ist in unserem Fall nicht möglich, da meine Eltern ein so geringes Selbstwertgefühl haben, dass man ihnen nicht Mal sagen könnte, wenn ihr T-Shirt einen Fleck hat. Sie beziehen alles sofort auf ihre Minderwertigkeit. Wenn sie z.B. wüssten, dass ich in einem Forum über sie schreibe, würden sie meinen, ich wäre nicht ganz dicht, etc.... Habe 24 Jahre meines Lebens damit vergeudet, ihnen weiszumachen, dass sie Fehler gemacht haben und es ok ist... Herkunftsfamilienrettung: Da ist der Zug abgefahren.

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