Warum gibt es so viele Lügner/innen?

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neuro33
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Warum gibt es so viele Lügner/innen?

Beitrag Mi., 25.06.2014, 10:34

Ich würde hier gerne mal Meinungen zu folgender Beobachtung meinerseits sammeln und würde mich über Antworten sehr freuen

Im Laufe des Lebens trifft man auf viele Menschen aus vielen sozialen Milieus und Ländern, Leute mit denen man sich gut versteht, Leute mit denen man sich weniger gut versteht, Menschen mit denen man viel gemein hat, vielleicht daraus Freundschaften resultieren, Menschen mit denen man weniger gemein hat und denen man lieber aus dem Weg geht. Doch unter zahllosen Leuten habe ich eine (zugegeben sehr naiv begründete) Beobachtung gemacht: Nahezu jeder Mensch lügt in bestimmten Angelegenheiten, und/oder handelt oft sehr unzuverlässig und sehr auf sich konzentriert. Lügen wegen kleiner Dinge, Lügen wegen elementarer Dinge (z.B. in einer Partnerschaft). Die besten Freunde und der liebste Partner/die liebste Partnerin lügt und/oder handelt in wichtigen Situationen oft so unzuverlässig, dass daraus oft grobe Probleme entstehen. Die Beweggründe mögen so verschieden sein wie sie oft unersichtlich sind. Das führt dazu, dass oft simpelste Planungen mit Freunden und in einer Partnerschaft einfach verunmöglicht werden und mangelnde Verlässlichkeit oft jedes Vertrauen verunmöglicht. Gegen die eine oder andere Notlüge, z.B. um einen Menschen den man gerne hat nicht unnötig zu verletzen oder auch um sich unnötige Probleme in einer Situation zu ersparen, sagt ja niemand was. Aber woher kommt bloß dieses permanente Lügen, Übertreiben und der oft nicht mal verdeckte absolute Egozentrismus der oft so skrupellos ist. Ich verstehe das einfach nicht, ich weiß und kann auch durch zahlreiche Beispiele, die oft Nachteile für mich brachten, belegen, dass ich z.B. tendenziell nicht so agiere, obwohl ich mich sonst nicht für einen Heiligen betrachte. Nur bin ich in 95% immer ehrlich und halte auch Versprechen die ich gebe.
Wie geht es euch in Bezug auf dieses Thema? Wie ehrlich und zuverlässig erlebt ihr eure Mitmenschen bzw. euch selbst? Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

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Proge
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 11:18

Hallo, neuro33!

Ich würde dir gerne antworten, doch leider habe ich immer noch Probleme zu verstehen, was du genau unter Lügen verstehst.
Nicht jede begrenzte Selbstoffenbarung ist eine Lüge. Manche Dinge behält man aus Selbstschutz für sich! Auch gibt es genügend Situationen, in denen Lügen wertvoll und notwendig sind! Um andere zu schützen oder ganz einfach sie nicht zu verletzen.

Die einzigen Lügen, welche ich persönlich nicht schätze sind solche, die zum Zwecke der Selbstberäucherung stattfinden oder darauf abzielen, jemandem zu schaden!

Lügen darf man nicht generell in einen Topf werfen - genausowenig wie einen Lügner, wenn man seine Motivation nicht erkennen kann.

Schliesslich sind jene, die ausdrücklich darauf bestehen, immer die Wahrheit zu sprechen, meist nur Leute, die dies als Vorwand benutzen um zu verletzen!

Bye,
Ghostvoice
I'm not here - I'm just your imagination!


Vincent
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 11:28

neuro33 hat geschrieben:Warum gibt es so viele Lügner/innen?
Zuerst schien mir diese Frage wirklich sehr naiv zu sein.
Als ich sie vorhin las, dachte ich sofort, die Antwort liegt doch auf der Hand. Trotzdem habe ich noch ein bisschen gestöbert und nachgelesen. Folgende Seite befasst sich ausführlich mit den psychologischen Gründen für das Lügen:

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... egen.shtml

Edit: Ich persönlich will sagen, dass ich relativ wenig lüge... was möglicherweise mit ein Grund dafür ist, dass ich es mit Mitmenschen oft schwer habe bzw. sie mit mir.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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neuro33
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 12:31

Vielen Dank für eure Antworten Progue und Vincent! Also der Link ist wirklich eine super Sache, sehr erklärend muss man sagen, und -und damit kann ich auch Progue's Frage vl beantworten- nach dem was in dem Link steht meine ich eher das "unsoziale Lügen" bzw. das Angstlügen, die skrupellose Lüge und die Geltungslüge, wobei mir die angegebenen Prozente aus reiner Erfahrung her weit untertrieben vorkommen, vl haben die "verlogenen Befragten" auch hier gelogen haha Den Unterschied zwischen der katholischen Kultur und dem Protestantismus kann ich aber nicht bestätigen. So finde ich eher das Gegenteil, da der Protestantismus noch um eine spur "gottgläubiger" ist und sich strikt an die Bibel hält, was natürlich mit einer gewissen Selbstlüge angesichts menschlicher Logik zusammenhängt. Ebenso der berühmte "Protestantische Arbeitseifer". Kein Lebewesen arbeitet gerne und das oberste ökonomische Gesetz der Natur ist: Bei möglichst wenig Arbeitsaufwand möglichst viel Ertrag. Dazu muss man nur in die Natur sehen, von physikalischen Gesetzen über das Verhalten der Tierarten. Demnach belügt man sich in der Idealisierung von Arbeit unheimlich, wahrscheinlich um das Leid das aus der unbewusst ungewollten Akzeptanz seiner ökonomischen Verwertbarkeit entsteht zu lindern. Nicht umsonst sind psychische Erkrankungen viel häufiger in den nördlichen Industriestaaten als in den südlichen-eher katholisch geprägten Ländern. Dort steht man zur Trägheit als etwas Natürliches haha^^

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chaosfee
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 18:12

neuro33 hat geschrieben:Nicht umsonst sind psychische Erkrankungen viel häufiger in den nördlichen Industriestaaten als in den südlichen-eher katholisch geprägten Ländern.
Ist das wirklich so? Oder wird nur mehr diagnostiziert, weil die Leute für alles zum Arzt gehen, weil es mehr Ärzte gibt, die Krankenkassen ein größeres Leistungsspektrum haben, psychisch Kranke weniger stigmatisiert werden etc.?
neuro33 hat geschrieben:Dort steht man zur Trägheit als etwas Natürliches
Mit so etwas wäre ich auch vorsichtig. Den faulen Südländer halte ich für ein Klischee. Die Masse der Menschen, das ist zumindest mein persönlicher Eindruck, arbeitet sehr viel härter als wir. Nur ist das Thema Arbeit nicht so allgegenwärtig, sodass man leicht den Eindruck bekommt, "die sitzen doch den ganzen Tag nur in der Sonne und essen".
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


Eremit
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 22:27

Hilft Dir vielleicht das weiter, neuro33?

https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlbergs ... ntwicklung

Nur, um weitere Faktoren einzuwerfen, weitere "Gründe" für Lügen.
Vincent hat geschrieben:Ich persönlich will sagen, dass ich relativ wenig lüge... was möglicherweise mit ein Grund dafür ist, dass ich es mit Mitmenschen oft schwer habe bzw. sie mit mir.
Das kommt mir bekannt vor.

Unsere ganze Zivilisation ist ja auf Lügen aufgebaut, nicht auf Wahrhaftigkeit. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, daß man für Ehrlichkeit von allen Seiten eins auf den Deckel kriegt. Wahrhaftigkeit trennt die Menschen voneinander, während die Lüge sie verbindet. Und der größte aller Lügner ist der Staat.
neuro33 hat geschrieben:Den Unterschied zwischen der katholischen Kultur und dem Protestantismus kann ich aber nicht bestätigen.
Auch ein Herr Stangl lügt, und das ist eine seiner (Selbst?)Lügen.
chaosfee hat geschrieben:Oder wird nur mehr diagnostiziert, weil die Leute für alles zum Arzt gehen, weil es mehr Ärzte gibt, die Krankenkassen ein größeres Leistungsspektrum haben, psychisch Kranke weniger stigmatisiert werden etc.?
Ich unterstreiche das mal ganz subtil.
chaosfee hat geschrieben:Die Masse der Menschen, das ist zumindest mein persönlicher Eindruck, arbeitet sehr viel härter als wir.
Anders, aber per se nicht mehr und nicht härter. Die Aufgabenstellungen sind ja schon aufgrund der völlig anderen Infrastruktur und des Technologieangebotes ganz anders.


Vincent
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Beitrag Mi., 25.06.2014, 22:33

Eremit hat geschrieben:Unsere ganze Zivilisation ist ja auf Lügen aufgebaut, nicht auf Wahrhaftigkeit. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, daß man für Ehrlichkeit von allen Seiten eins auf den Deckel kriegt. Wahrhaftigkeit trennt die Menschen voneinander, während die Lüge sie verbindet.
Ich sag's ja immer wieder: Der Mensch als solcher ist das absolut absurdeste Wesen im Universum (und wahrscheinlich in allen anderen Universen).
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Eremit
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Beitrag Do., 26.06.2014, 00:48

Vincent hat geschrieben:Ich sag's ja immer wieder: Der Mensch als solcher ist das absolut absurdeste Wesen im Universum (und wahrscheinlich in allen anderen Universen).
Mit Verlaub, das ist allerdings genauso vermessen wie die Behauptung, der Mensch wäre das vernunftbegabteste Wesen im Universum...

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