Hallo ihr Lieben,
Ich hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen.
Ich bin 27 Jahre alt, im letzten Monat habe ich meiner Mutter geholfen unseren Keller auszuräumen, dabei sind mir immer wieder Sachen aus meiner Kindheit in die Hände gefallen. Mir ist dadurch bewusst geworden, dass ich mich an kaum etwas an aus meiner Kindheit erinnern kann. Richtige Erinnerung habe ich erst so ab dem 11 oder 12 Lebensjahr, vorher sind es nur einzelne Bilder.
Ich habe schon immer ein sehr schwieriges Verhältnis zu meinem Vater, er hat meine Mutter verlassen als ich ein Jahr alt war und ist fünf Jahre später auch in sein Heimatland zurück gekehrt, zeit seines Lebens hatte er auch Geldprobleme. Vorher waren meine Schwester und ich aber am Wochenende immer bei ihm. Was wir dort immer gemacht haben weiß ich tatsächlich nicht. Eines der wenigen Bilder ist, dass wir uns immer "hübsch" gemacht haben und schöne Kleider angezogen haben usw. Ich war ein angstliches, schüchternes und extrem zurückgezogenes Kind. Meine Mutter war sehr liebevoll, konnte aber das Verhalten meines Vaters nicht ausgleichen. Bisher habe ich immer gedacht, dass ich wegen der Scheidung meiner Eltern einfach traumatisiert war.
Mittlweile bin ich aber nicht sicher ob da nicht vielleicht mehr war. Das ich mich an kaum etwas erinnern kann macht mir Angst (vor allem weil es mir vorher nie so bewusst war!) Dazu kommt auch, dass ich als Erwachsene "schwierig" bin. ich lasse mich nicht gerne anfassen und finde schon Umarmungen unangenehm, ich leide immer mal wieder unter Anfällen von selbstverletzendem Verhalten (meistens habe ich das aber gut unter Kontrolle) und ich habe oft starke Abneigungen gegen meinen Körper, obwohl dieser eigentlich recht nett anzusehen ist. Auch meine Schwester hat ein schwieriges Verhältnis zu Männern. Es gibt sehr viele Nacktbilder von uns als Kinder, fürher habe ich mir dabei nichts gedacht. Es gibt noch mehr Kleingkeiten, die mich beunruhigen, ich möchte jetzt aber nicht zu sehr ins Detail gehen.
Könnte mein Vater vielleicht -um beispielsweise seine Geldprobleme zu lösen- zugelassen haben, dass andere Männer uns missbrauchen? Oder kann die Scheidung der Grund für die fehlenden Erinnerungen sein? Steigere ich mich gerade einfach nur in etwas hinein?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Viele Grüße
Ebelin
Ist mit mir als Kind etwas passiert?
Das sind nur Spekulationen. Es könnte passiert sein. Aber ob es so war kann niemand sagen, außer den Personen, die dabei waren. Oder hast Du etwas Konkretes ("mehr Kleingkeiten"?), warum Du denkst es ist wahrscheinlich das es so war?
Das was Du beschreibst - Probleme mit Männern, dass Du dich an deine Kindheit nicht erinnern kannst und dass Du dich nicht gerne anfassen magst - können viele Menschen über sich selbst sagen, auch viele, die nie missbraucht wurden. Das bedeutet nicht, dass Du nicht missbraucht wurdest. Das bedeutet aber, die Probleme sind kein Beweis, dass Du in der Tat missbraucht wurdest.
Das was Du beschreibst - Probleme mit Männern, dass Du dich an deine Kindheit nicht erinnern kannst und dass Du dich nicht gerne anfassen magst - können viele Menschen über sich selbst sagen, auch viele, die nie missbraucht wurden. Das bedeutet nicht, dass Du nicht missbraucht wurdest. Das bedeutet aber, die Probleme sind kein Beweis, dass Du in der Tat missbraucht wurdest.
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Moin,
ich glaube, dass die Missbrauchsthese viel zu schnell für jedwege Symptome herangezogen wird. Und das finde ich gefährlich. Gefährlich deshalb, weil "eingebildeter Missbrauch" wahrscheinlich mehr oder weniger genauso schlimm ist wie "real erlebter Missbrauch". Damit sage ich aber nicht, dass Du keinen Missbrauch erlebt haben könntest - denn das kann ich nicht wissen.
Wozu wäre es Deiner Meinung nach wichtig zu wissen, ob Du missbrauchst wurdest, wenn Du Dich eh nicht erinnern kannst und es insofern nicht beweissbar ist? Ich meine da bleiben doch immer Zweifel. Und die wiederum könnten zu einer ewigen Grübelei führen. Das hat dann mMn auch etwas von Selbstverletzung.
ich glaube, dass die Missbrauchsthese viel zu schnell für jedwege Symptome herangezogen wird. Und das finde ich gefährlich. Gefährlich deshalb, weil "eingebildeter Missbrauch" wahrscheinlich mehr oder weniger genauso schlimm ist wie "real erlebter Missbrauch". Damit sage ich aber nicht, dass Du keinen Missbrauch erlebt haben könntest - denn das kann ich nicht wissen.
Wozu wäre es Deiner Meinung nach wichtig zu wissen, ob Du missbrauchst wurdest, wenn Du Dich eh nicht erinnern kannst und es insofern nicht beweissbar ist? Ich meine da bleiben doch immer Zweifel. Und die wiederum könnten zu einer ewigen Grübelei führen. Das hat dann mMn auch etwas von Selbstverletzung.
@ Ebelin,
wieso ausgerechnet sexueller Missbrauch? Warum nicht emotionaler oder körperlicher Missbrauch? Warum nicht transgenerationale Weitergabe? , ....
Aber, .. ich kann dich schon verstehen. Deshalb antworte ich dir einfach nur mal mit meiner eigenen Erfahrung, einfach um dir zu zeigen, dass es auch andere mögliche Erklärungen gibt.
Ich hatte auch ein schwieriges Verhätnis zu Männer, glaubte, mich nicht an alles aus der Kindheit zu erinnern, ... Und auch bei mir hieß es "sexueller Missbrauch" als Ursache für diese "Symptome".
Doch mit der Zeit zeigte sich, dass ich einfach deshalb ein schwieriges Verhältnis zu Männer habe, weil ich lesbisch bin. Das Lesbischsein habe ich zwar lange gespürt, wollte es aber nicht wahrhaben und probierte es dennoch mit Männer.
Mit der Zeit begriff ich, dass es aus meiner Kindheit auch gar nicht viel zu erinnern gibt. Wenn jeder Tag gleich abläuft, dann ist es irgendwie so, als erinnere ich mich an nur einen einzigen Tag. An außergewöhnliche Dinge hingegene, erinnere ich mich sehr gut.
Ich habe nach Beweisen für einen Missbrauch gesucht. Ähnlich wie bei Dir: Ich als kleines Kind mit heruntergezogener Hose, einer Banane in der Hand auf dem Topf sitzend. Na, wenn das kein "Missbrauchsbeweis" ist. Und dann noch meine kleine Schwester, die hat dieselben Symptome wie ich. Dumm nur, dass sie meinen Vater
gar nicht kennt, und somit auch nicht von ihm missbraucht worden sein kann.
Einfach ein Rat von mir: Verenn dich nicht in Spekulationen und interpretier nicht alles als Beweis. Überleg, welche anderen Erklärungsmöglichkeiten gibt. Denn missbraucht worden zu sein ist genauso wenig schön wie irrtümlich zu glauben, missbraucht worden zu sein. Beides bedeutet sehr viel Leid, für dich und deine Familie - letzt genannte um so schlimmer, wenn in Wahrheit gar nichts passiert ist.
wieso ausgerechnet sexueller Missbrauch? Warum nicht emotionaler oder körperlicher Missbrauch? Warum nicht transgenerationale Weitergabe? , ....
Aber, .. ich kann dich schon verstehen. Deshalb antworte ich dir einfach nur mal mit meiner eigenen Erfahrung, einfach um dir zu zeigen, dass es auch andere mögliche Erklärungen gibt.
Ich hatte auch ein schwieriges Verhätnis zu Männer, glaubte, mich nicht an alles aus der Kindheit zu erinnern, ... Und auch bei mir hieß es "sexueller Missbrauch" als Ursache für diese "Symptome".
Doch mit der Zeit zeigte sich, dass ich einfach deshalb ein schwieriges Verhältnis zu Männer habe, weil ich lesbisch bin. Das Lesbischsein habe ich zwar lange gespürt, wollte es aber nicht wahrhaben und probierte es dennoch mit Männer.
Mit der Zeit begriff ich, dass es aus meiner Kindheit auch gar nicht viel zu erinnern gibt. Wenn jeder Tag gleich abläuft, dann ist es irgendwie so, als erinnere ich mich an nur einen einzigen Tag. An außergewöhnliche Dinge hingegene, erinnere ich mich sehr gut.
Ich habe nach Beweisen für einen Missbrauch gesucht. Ähnlich wie bei Dir: Ich als kleines Kind mit heruntergezogener Hose, einer Banane in der Hand auf dem Topf sitzend. Na, wenn das kein "Missbrauchsbeweis" ist. Und dann noch meine kleine Schwester, die hat dieselben Symptome wie ich. Dumm nur, dass sie meinen Vater
gar nicht kennt, und somit auch nicht von ihm missbraucht worden sein kann.
Einfach ein Rat von mir: Verenn dich nicht in Spekulationen und interpretier nicht alles als Beweis. Überleg, welche anderen Erklärungsmöglichkeiten gibt. Denn missbraucht worden zu sein ist genauso wenig schön wie irrtümlich zu glauben, missbraucht worden zu sein. Beides bedeutet sehr viel Leid, für dich und deine Familie - letzt genannte um so schlimmer, wenn in Wahrheit gar nichts passiert ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
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