Betreuungsmodell Kinder

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Ella_H
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Betreuungsmodell Kinder

Beitrag Fr., 02.05.2014, 10:16

Ich hab mal eine Frage an euch.
Ich bin seit 4 Jahren geschieden, und meine Jungs (7+9) leben seither im Doppelresidenzmodell, wobei sie den Heuptwohnsitz beim KV haben, der auch Familienbeihilfe bezieht (wie es dazu gekommen ist, ist jetzt glaub ich mal nicht so relevant), und die Hälfte der Woche sowie jedes zweite Wochenende bei mir verbringen.

Nun ist es aber so, dass vor allem der Jüngere mit den Jahren, und jetzt vor allem in der Schule seit einem halben Jahr immer größer werdende Auffälligkeiten zeigt, die lt Schulpsychologin aus großen Verlust- und Versagensängsten resultiert. Und nun überlege ich, ob das Wechselmodell für die kids doch nicht so toll ist, wie ursprünglich angenommen. Auch wegen der Tatsache, dass sich herausgestellt hat, dass KV und ich wirklich in zwei Welten unterwegs sind. Auch sind alle Omas und Opas (auch meine Familie!!!!! ) nur bei ihm für eventuelle Kinderbetreuung zuständig, aber ich mit mit meinem Mann "alleine".....Die kids kommen immer wieder in Gewissenskonflikte, weil sie sich zB über Omas Verhalten bei mir beschweren, ich das dann gegenüber KV anspreche, und er dann den kids quasi einen "Maulkorb" erteilt, etwas schlechtes über Oma zu sagen....

Meine Überlegung ist nun, den Kindern einen Lebensmittelpunkt zu ermöglichen, indem sie komplett beim KV leben (alles andere würde einen Gerichtsbeschluss notwendig machen, dem er nicht zustimmen würde) und nur alle 14 Tage am Wochenende bei mir sind.
Kann das ein gangbarer Weg sein? Meine Tür ist ja immer offen, d.h. wenn sie wollen, könnten sie ja jederzeit kommen. Sofern es beruflich vereinbar ist natürlich.

Habt ihr Erfahrungen mit diesem Betreuungsmodell? Bzw. mit solcher Familiensituation?

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Christine_Walter
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 19:32

ich bin zwar weder mutter noch besonders kinderlieb, aber ich kann mich immer sehr gut da hineinversetzen, wie ich als kind gedacht habe.

mich würde es als kind nerven, wenn ich zb meinem vater sage: "ich bin bei dem neuen mädchen aus der klasse zum geburtstag eingeladen", er freut sich mit mir, und dann fällt mir ein, dass ich an dem tag bei der mutter bin und es unklar ist, ob sie es mir erlaubt, mich hinfahren kann oder ähnliches.

ich glaube, auch, es irritiert kinder, wenn sie beim vater länger fernsehen dürfen, bei der mutter mehr süßigkeiten bekommen, beim vater mehr im haushalt helfen müssen und bei der mutter früher ins bett. weil sie, glaube ich, automatisch den anderen idealisieren. "bei mama muss ich nie abtrocknen", "papa hätte mir erlaubt, den krimi zu sehen" etc.

vielleicht könnt ihr erst mal "auf probe" den lebensmittelpunkt des kindes zum vater verlegen? vielleicht, dass das kind erst mal ein halbes jahr "fest" bei ihm bleibt und bei dir eben am wochenende oder in den ferien zu besuch kommt?

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K4GE
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Beitrag Fr., 02.05.2014, 19:35

Ich habe keine Erfahrung mit dem Betreuungsmodell, aber ich weiß, dass Kinder in diesem Alter eine Bezugsperson brauchen. Meistens sind das die Eltern.
Mein Gedanke daher: Wieso wohnen deine Kinder nicht bei dir?

Es ist wichtig, dass den Kindern die Präsenz ihrer Mutter bewusst ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es deinen Kindern gut geht, wenn sie "hin und her geschoben" werden. Das zeigt ebenfalls die Verlustängste deines Jüngsten.
Wenn es sich vermeiden lässt, dann empfehle ich sehr, dass deine Kinder bei dir wohnen und ihre Hausaufgaben mit ihre Mami machen. Ich habe mich auch immer sehr gefreut, wenn ich nach Hause kam und es leckeres Essen bei Mami in der Küche gab.

Edit:
Wenn sie wollen, können deine Kinder zu dir? Du übermittelst deinen Kindern, dass sie nicht erwünscht sind. Auch wenn deine Tür offen ist, deine Kinder verstehen das in dem Alter noch nicht. Sie merken nur, dass ihre Mutter nie da ist und schlussfolgern daraus, dass sie nicht geliebt werden.

Grüße
k4ge
"Nothing in life is to be feared, it is only to be understood. Now is the time to understand more, so that we may fear less."


Eremit
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Beitrag Sa., 03.05.2014, 00:54

K4GE hat geschrieben:Mein Gedanke daher: Wieso wohnen deine Kinder nicht bei dir?
Weil sie beim KV ihren Hauptwohnsitz haben. Steht doch schon so im ersten Posting.
K4GE hat geschrieben:Wenn es sich vermeiden lässt, dann empfehle ich sehr, dass deine Kinder bei dir wohnen und ihre Hausaufgaben mit ihre Mami machen. Ich habe mich auch immer sehr gefreut, wenn ich nach Hause kam und es leckeres Essen bei Mami in der Küche gab
Ähm, das ist nicht Deine Mutter, K4GE...
K4GE hat geschrieben:Wenn sie wollen, können deine Kinder zu dir? Du übermittelst deinen Kindern, dass sie nicht erwünscht sind.
Dieses "Meine-Tür-ist-immer-offen" kenne ich als Alibi-Spruch, mit dem zwar oberflächlich suggeriert werden soll, man wäre für die Kinder da, allerdings benutzen Eltern, die diesen Spruch ablassen, selbst nicht diese Tür, um auf das Kind zuzugehen. Sie werden (bleiben?) passiv/reaktiv und schieben den Kindern die gesamte Verantwortung für die Eltern-Kind-Beziehung zu (was zu Parentifizierung und später unter Umständen zu Beziehungsunfähigkeit führt). Es geht nur darum, sich abzuputzen, mehr nicht. Die Gründe dafür sind mannigfaltig.

Ein gewisser Schaden ist durch die Scheidung bereits angerichtet, das läßt sich auch nicht reparieren. Das muß allerdings kein Weltuntergang sein.

Zudem ist eine ungünstige Familiensituation wie diese nicht der einzige Auslöser für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Wer weiß, vielleicht wird der betroffene Sohn in der Schule gemobbt...

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Ella_H
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Beitrag Sa., 03.05.2014, 14:16

Danke für eure Antworten!
K4GE hat geschrieben:Ich habe keine Erfahrung mit dem Betreuungsmodell, aber ich weiß, dass Kinder in diesem Alter eine Bezugsperson brauchen. Meistens sind das die Eltern.
äääähm.....wir sind geschieden! Und die Kinder haben ihre Eltern. Zu gleichen Teilen. Derzeit. Mit Hauptwohnsitz beim KV.

K4GE hat geschrieben: dann empfehle ich sehr, dass deine Kinder bei dir wohnen und ihre Hausaufgaben mit ihre Mami machen. Ich habe mich auch immer sehr gefreut, wenn ich nach Hause kam und es leckeres Essen bei Mami in der Küche gab.
Oh, da triffst du einen wunden Punkt. Ja, so hätte ich mir das für meine Kinder immer gewünscht. Leider ist es anders gekommen. Es kam zur Scheidung, und ich kann es mir leider finanziell nicht leisten, nicht arbeiten zu gehen, statt dessen daheim Mittagessen für dich Jungs zu kochen und Hausaufgaben mit ihnen zu machen . Essen gibts in der Schule und Hausaufgaben werden auch da gemacht.....ich kannte das als Kind auch anders.

K4GE hat geschrieben:Wenn sie wollen, können deine Kinder zu dir? Du übermittelst deinen Kindern, dass sie nicht erwünscht sind.
Das irritiert mich jetzt etwas. Ich soll meinen Kindern vermitteln, dass sie nicht erwünscht sind, wenn ich ihnen sage, sie können jederzeit zu mir kommen? Das ist widersinnig.....

Eremit hat geschrieben:Dieses "Meine-Tür-ist-immer-offen" kenne ich als Alibi-Spruch, mit dem zwar oberflächlich suggeriert werden soll, man wäre für die Kinder da, allerdings benutzen Eltern, die diesen Spruch ablassen, selbst nicht diese Tür, um auf das Kind zuzugehen. Sie werden (bleiben?) passiv/reaktiv und schieben den Kindern die gesamte Verantwortung für die Eltern-Kind-Beziehung zu (was zu Parentifizierung und später unter Umständen zu Beziehungsunfähigkeit führt). Es geht nur darum, sich abzuputzen, mehr nicht. Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
Das tut mir leid, dass du offenbar solche Erfahrungen gemacht hast. Ich kann das für mich persönlich so ganz und gar nicht unterschreiben. Was ich irgendwie erreichen möchte, ist, dass so wie Christine geschrieben hat, es für die Kinder nicht mehr anstrengend und belastend ist, ständig nach Plan hin und her zu fahren, auch wenns nur zehn Minuten sind, sondern ein Heim zu haben, aber dennoch zu wissen, wenn es ein Problem gibt, Mama ist immer da!

Eremit hat geschrieben:Ein gewisser Schaden ist durch die Scheidung bereits angerichtet, das läßt sich auch nicht reparieren. Das muß allerdings kein Weltuntergang sein.
glaube mir, die Situation war für die kids vor der Trennung auch nicht lustig

Eremit hat geschrieben:Zudem ist eine ungünstige Familiensituation wie diese nicht der einzige Auslöser für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Wer weiß, vielleicht wird der betroffene Sohn in der Schule gemobbt...
Nein, das wird er nicht. Es gehen sämtliche "Attacken" immer von ihm aus .....ob verbal oder physisch, er ist immer der Anstifter. Er hat auch deshalb kaum mehr Freunde, weil er es sich mit allen verscherzt


Der Gedanke von Christine, es auf Probe zu versuchen, gefällt mir sehr gut......

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K4GE
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Beitrag Sa., 03.05.2014, 18:04

Es tut mir Leid, wenn ich einige Sachen falsch verstanden habe. Ich wollte mit meinem Post keine Verwirrungen auslösen.
Eremit hat geschrieben:Ähm, das ist nicht Deine Mutter, K4GE...
Mir ist durchaus bewusst, dass Ella_H nicht meine Mutter ist. Ich wollte Ella_H nur eine mögliche Seite des Familienlebens zeigen. Ein Zusammenleben, wie sie harmonisch und freundlich funktioniert. Ich wollte mir nicht anmaßen irgendjemandes Sohnes zu sein.
Ella_H hat geschrieben:Es kam zur Scheidung, und ich kann es mir leider finanziell nicht leisten, nicht arbeiten zu gehen, statt dessen daheim Mittagessen für dich Jungs zu kochen und Hausaufgaben mit ihnen zu machen
Dass du arbeiten musst ist verständlich. Ich will nicht vorschlagen, dass du nur halbtags arbeiten sollst, das ist dir überlassen. Wenn du mehr Zeit mit deinen Kindern verbringen möchtest, kannst du sie ja jedes Wochenende zu dir kommen? Ist das machbar?
Eremit hat geschrieben:Dieses "Meine-Tür-ist-immer-offen" kenne ich als Alibi-Spruch
Das wollte ich dir sagen. Kinder in diesem Alter verstehen es noch nicht, wenn man sagt, dass sie jederzeit zu ihrer Mutter gehen können. Was sie sehen und was sie erleben ist, dass du nicht da bist und wenn eine Mutter nicht da ist, bedeutet das Hass.
Ich würde sie noch einige Jahre so hin und her fahren, bis sie alt genug sind, um die ganze Situation zu verstehen. Es ist einfach nur unglaublich traurig für die Kinder, wenn sich Eltern getrennt leben. Was anderes realisieren sie nicht (noch nicht).
Ella_H hat geschrieben:Es gehen sämtliche "Attacken" immer von ihm aus
Das ist ein Zeichen, dass er seinen Gefühlen irgendwo Luft macht.

Eine Probezeit ist keine schlechte Idee, aber hast du deine Kinder mal gefragt, bei wem sie denn am Liebsten sein wollen? Es kann gut sein, dass sie sich bei ihrer Mutter besser aufgehoben fühlen, als bei ihrem Vater.
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feenstaub
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Beitrag Sa., 03.05.2014, 21:43

Liebe Ella_H,
wir haben auch lange so ein Wechselmodell gelebt. Unsere Kinder waren bei der Trennung 7 Jahre alt und es war beiden sehr wichtig, viel Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben. Erst später wurde ihnen das hin und her etwas lästig. Meine Tochter lebt jetzt nach einem Zerwürfnis mit meinem Ex, bei mir. Mein Sohn reist immer noch hinund her. Sicher ist das nicht einfach für die Kinder, aber der stetige Kontakt zu beiden war wichtiger.Alllerdings haben wir uns bemüht, den Erziehungsstil des anderen zu respektieren und nicht zu kritisieren.
Wir habenuns zu der Zeit aber auch noch sehr gut verstanden als Eltern. Wir waren kein Paar mehr, aber er war mein bester Freund geworden.
Jetzt ist das nicht mehr so, aber mein Sohn ist auch alt genug.
Was wollen denn deine Kinder?
Liebe Grüße
feenstaub


Eremit
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Beitrag Sa., 03.05.2014, 22:56

Ella_H hat geschrieben:Ich soll meinen Kindern vermitteln, dass sie nicht erwünscht sind, wenn ich ihnen sage, sie können jederzeit zu mir kommen? Das ist widersinnig.....
Wenn Du es auf die "offene Tür" reduzierst, dann ist es so. Eltern müssen auf ihre Kinder zugehen, nicht umgekehrt! Die Umkehrung wäre Parentifizierung.
Ella_H hat geschrieben:Das tut mir leid, dass du offenbar solche Erfahrungen gemacht hast.
Habe ich aber nicht, ich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich gebe nur wieder, was ich von unzähligen Gesprächen mit Scheidungskindern erfahren habe, viele davon aus Selbsthilfeforen. Der "Meine-Tür-ist-immer-offen-Alibi-Spruch" ist sehr weit verbreitet, und er dient immer dem Zweck, die Verantwortung den Kindern zuzuschieben und sich selbst aus der Affäre zu ziehen. Damit verlangt man den Kindern ab, auf einmal wie Erwachsene zu handeln, während die Eltern sich wie kleine Kinder aufführen, die ganz selbstverständlich erwarten, daß auf einmal die Kinder auf sie aktiv zugehen. Dieser Rollentausch führt ziemlich umfassend zur Ende der Kindheit, egal, wie alt das Kind wirklich ist.
Ella_H hat geschrieben:Was ich irgendwie erreichen möchte, ist, dass so wie Christine geschrieben hat, es für die Kinder nicht mehr anstrengend und belastend ist, ständig nach Plan hin und her zu fahren, auch wenns nur zehn Minuten sind, sondern ein Heim zu haben, aber dennoch zu wissen, wenn es ein Problem gibt, Mama ist immer da!
Das ist allerdings eine vollkommen unrealistische, weltfremde Vorstellung. Deine Kinder haben keinen Lebensmittelpunkt mehr, keine Sicherheit, zumindest so lange nicht, bis sie erwachsen sind und sich selbst diese Dinge aufbauen können. Im Moment leben sie in einem emotionalen Niemandsland, und niemand kann sie da rausholen. Das muß allerdings nicht ihr ganzes Leben lang so weitergehen. Aber es wird lange Zeit problematisch sein.

Mama ist eben nicht da, Papa auch nicht. Das ist eine Lektion, die beide schon gelernt haben. Man kann sich auf niemanden verlassen, es gibt keine Sicherheit, alles kann morgen schon vorbei sein. Ist eine harte Lektion, die sie später noch hätten lernen können, ohne Zweifel. Scheidung zwingt Kinder sehr schnell dazu, erwachsen zu werden.
Ella_H hat geschrieben:glaube mir, die Situation war für die kids vor der Trennung auch nicht lustig
Davon gehe ich mal stark aus.
Ella_H hat geschrieben:Nein, das wird er nicht. Es gehen sämtliche "Attacken" immer von ihm aus .....ob verbal oder physisch, er ist immer der Anstifter. Er hat auch deshalb kaum mehr Freunde, weil er es sich mit allen verscherzt
Dafür kann es viele Ursachen geben. Vielleicht versucht er, durch seine Aggression rückwirkend einen Sinn in die Welt zu bringen. Denn wenn er aggressiv ist, würde es einen Sinn ergeben, warum sich auf einmal geliebte Menschen (Eltern, Großeltern und Konsorten) von ihm abwenden. Er übernimmt unter Umständen innerlich bereits die volle Verantwortung für das Scheitern der Beziehung seiner Eltern und den damit einhergehenden Liebesentzug.

ABER: Es muß nicht so bleiben. Emotional lösen können das die Kinder allerdings nun nur noch selbst, und bis sie dazu in der Lage sind, werden noch viele Jahre vergehen. Es wird also noch lange schwierig bleiben und sogar noch schwerer werden.
K4GE hat geschrieben:Ich würde sie noch einige Jahre so hin und her fahren, bis sie alt genug sind, um die ganze Situation zu verstehen.
Dazu würde ich auch tendieren. Mit Veränderungen sollte man erstmal vorsichtig sein.

Eine wichtige Frage noch zum Schluß: Wie verstehen sich die Kinder untereinander? Bilden sie eine solidarische Leidensgemeinschaft, oder sind sie verfeindet?

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Ella_H
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Beitrag So., 04.05.2014, 09:17

Eremit hat geschrieben:Der "Meine-Tür-ist-immer-offen-Alibi-Spruch" ist sehr weit verbreitet, und er dient immer dem Zweck, die Verantwortung den Kindern zuzuschieben und sich selbst aus der Affäre zu ziehen. Damit verlangt man den Kindern ab, auf einmal wie Erwachsene zu handeln, während die Eltern sich wie kleine Kinder aufführen, die ganz selbstverständlich erwarten, daß auf einmal die Kinder auf sie aktiv zugehen. Dieser Rollentausch führt ziemlich umfassend zur Ende der Kindheit, egal, wie alt das Kind wirklich ist.
Du scheinst dich da auszukennen. Ich hätte das aus meiner (offenbar naiven??) Sicht nicht so gesehen, zumal auch häufig die Frage hier aufkommt, was denn meine Kinder möchten. Ich habe mal wo gelesen, dass man Kinder in dem Alter heillos überfordert, wenn man sie danach fragt, was sie denn möchten, weil sie dann das Gefühl haben, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen, was automatisch bedeuten würde, sich gegen den andern zu entscheiden. Und das macht große Gewissenskonflikte.
Abgesehen davon, müßte KV einer Verlegung des Lebensmittelpunktes zu mir und meinem Mann gerichtlich zustimmen, und ich glaube nicht, dass er das tun würde. Die Kids werden in seinem Haus von ihm, von seinen Eltern, und von meiner Mutter betreut. Diese ganzen - regelmäßigen - Kontakte, die ich für die kids auch für sehr wichtig halte, würden dann ebenfalls wegfallen. Diese Personen setzen nie im Leben einen Fuß über meine Schwelle. Leider.
Das soll jetzt nicht nach Ausrede klingen, aber es sind halt schon Überlegungen, womit man den Jungs was Gutes tut und womit nicht. Also wo sozusagen das kleinere Übel liegt.
Eremit hat geschrieben:Mama ist eben nicht da, Papa auch nicht. Das ist eine Lektion, die beide schon gelernt haben.

Das stimmt doch so nicht! Wir sind doch beide da! Zu halbwegs gleichen Teilen!

Eremit hat geschrieben:Eine wichtige Frage noch zum Schluß: Wie verstehen sich die Kinder untereinander? Bilden sie eine solidarische Leidensgemeinschaft, oder sind sie verfeindet?
Naja, das ist sehr ambivalent. Ich würd sagen, sie leben so eine Art Hassliebe. Das war aber schon immer so, auch vor der Scheidung. Sie können nicht mit- aber auch nicht ohne einander. Wenn sie beisammen sind, wird ständig gepiesackt und gestritten. Wir haben auch schon versucht, sie räumlich zu trennen, tageweise, und alleine kommen sie erst mal viel besser zurecht, aber nach zwei Tagen fangen sie an, den Bruder furchtbar zu vermissen. Von einer solidarischen Lebensgemeinschaft sind sie derzeit aber weit entfernt


Insgesamt macht ihr mir ja nicht grade Mut . Das Leben meiner Kids war vor der Scheidung durch die familiäre Situation sehr belastet, und so wie ich hier rauslese, seid ihr der Meinung, dass es jetzt nur noch schlimmer wird ....das macht mich grad sehr traurig. Und so hilflos!

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feenstaub
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Beitrag So., 04.05.2014, 11:43

Hallo Ella_H,
natürlich sind Kinder überfordert, wenn sie das selbst entscheiden sollen.
Das habe ich auch nicht gemeint.Aber trotzdem kannst du sie doch fragen, wie sich mit der Situation fühlen und was sie sich wünschen. Redet ihr darüber, wie sich deine Jungsmit alledem fühlen?

Liebe Grüße
feenstaub

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feenstaub
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Beitrag So., 04.05.2014, 11:51

Nachtrag: Wenn sich die Kinder bei dir über die Oma beschweren, reicht das meistens auch, wenn sie sich gehört fühlen. Wenn man ihre Gefühle ernst nimmt. Ansonsten ist es bei 'Oma eben so. Leben sie ganz bei deinem Ex, fällt die Möglichkeit,sichmal bei Mama Luft zu machen, ja ganz weg.

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K4GE
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Beitrag So., 04.05.2014, 12:52

Eremit hat geschrieben:Der "Meine-Tür-ist-immer-offen-Alibi-Spruch" ist sehr weit verbreitet, und er dient immer dem Zweck, die Verantwortung den Kindern zuzuschieben und sich selbst aus der Affäre zu ziehen. Damit verlangt man den Kindern ab, auf einmal wie Erwachsene zu handeln, während die Eltern sich wie kleine Kinder aufführen, die ganz selbstverständlich erwarten, daß auf einmal die Kinder auf sie aktiv zugehen. Dieser Rollentausch führt ziemlich umfassend zur Ende der Kindheit, egal, wie alt das Kind wirklich ist.
Ich kann mich Eremit nur anschließen.
Ella_H hat geschrieben:Insgesamt macht ihr mir ja nicht grade Mut
Suchst du nach Hilfe oder suchst du nach Trost? Wir im Forum können dir beides geben, aber das heißt auch, dass du dich mit Meinungen auseinandersetzen musst, die vielleicht nicht gerade deiner Eigenen entsprechen. Wir geben dir ehrlich und unverbindlich unsere Gedanken wieder und versuchen dir darzustellen, wie deine Situation gerade ist. Manchmal können wir nicht immer auf deiner Seite sein, wenn es nicht möglich ist. Und in diesem Fall solltest du mehr den Schwerpunkt mehr auf deine Kinder legen.
Auf keinen Fall wollen wir dir prophezeien, dass deine Situation schlimmer wird. Du kannst noch immer etwas unternehmen und das Richtige tun. Wir legen alle Karten offen und darunter fällt auch den Worst-Case-Fall zu nennen. Ich glaube, es liegt in deinem Interesse, wenn wir sachlich fundiert vorgehen und nicht alles schön reden.

Ich fasse noch einmal zusammen:
- Die Kinder sollen weiterhin hin und her gefahren werden, bis sie alt für ihre eigenen Entscheidungen sind.
- "Die Tür ist immer für meine Kinder offen". Diesen Satz willst du nicht mehr als "Alibi" nehmen. Was du dagegen machst, steht im nächsten Punkt.
- Deine Kinder wollen so viel Zeit mit dir verbringen, wie du entbehren kannst. Du willst ihnen diese Zeit schenken. Das beudeutet, jedes Wochenende kommen deine Kinder zu dir.
- Du willst es deinen Kindern nicht unnötigen schwer machen. Du fragst nach ihrem Empfinden und Wünschen und gehst gegebenfalls auf diese ein.

Ich sehe ansonsten keine weiteren Probleme, die auftreten könnten (bezüglich der Frage, wo deine Kinder wohnen sollen und wie lange sie mit dir verbringen sollen) und wenn du deinen Kindern wirklich die Zeit gibst, die sie mit ihrer Mutter brauchen, dann brauchst du auch keine Gedanken machen, dass sich eure Beziehung irgendwie negativ entwickeln könnte.

In diesem Sinne viel Erfolg!
"Nothing in life is to be feared, it is only to be understood. Now is the time to understand more, so that we may fear less."

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Ella_H
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Beitrag So., 04.05.2014, 14:28

feenstaub hat geschrieben:Redet ihr darüber, wie sich deine Jungsmit alledem fühlen?
Natürlich tun wir das!

Aber das läuft dann meist darauf hinaus, dass sie sich wünschen, dass Mama und Papa wieder unter einem Dach wohnen

Ich werde mich auch mit der Schulpsychologin nochmal kurzschließen.

Vielen Dank für eure Hilfe!


Eremit
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Beitrag So., 04.05.2014, 20:22

Ella_H hat geschrieben:Ich habe mal wo gelesen, dass man Kinder in dem Alter heillos überfordert, wenn man sie danach fragt, was sie denn möchten, weil sie dann das Gefühl haben, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen, was automatisch bedeuten würde, sich gegen den andern zu entscheiden.
Das hängt aber in erster Linie damit zusammen, daß Erwachsene prinzipiell Suggestivfragen stellen, um die Kinder zu "biegen". Meistens natürlich nur unterbewußt.
Ella_H hat geschrieben:Das stimmt doch so nicht! Wir sind doch beide da! Zu halbwegs gleichen Teilen!
Dann verstehst Du nicht, wie Kinder sowas aufnehmen. Für Kinder ist diese Situation lebensbedrohend, weil sie abhängig von ihrem Umfeld sind. Ist vergleichbar mit der Situation, daß auf einmal ein Elternteil stirbt. Auf gewisse Art und Weise - partiell - bist Du und Dein Ex für Eure Kinder "gestorben". Nicht mehr verfügbar, wenn man sie braucht, nicht verlässlich. Deswegen würde ich am derzeitigen Arrangement erstmal nichts ändern, sonst wird es nur noch schlimmer. Mal abgesehen von der zwangsläufigen emotionalen Entfremdung, wenn die Kinder ein Elternteil nur alle paar Wochen für ein paar Stunden sehen.
Ella_H hat geschrieben:Sie können nicht mit- aber auch nicht ohne einander.
Daß sich die Beziehung untereinander nicht wesentlich gewandelt hat, würde ich als positiv interpretieren. Schlecht wären Extreme in die eine oder andere Richtung, sogar sehr schlecht.
Ella_H hat geschrieben:Das Leben meiner Kids war vor der Scheidung durch die familiäre Situation sehr belastet, und so wie ich hier rauslese, seid ihr der Meinung, dass es jetzt nur noch schlimmer wird.
Scheidung verbessert die Situation nicht, im Idealfall dient sie nur der Schadensbegrenzung.
feenstaub hat geschrieben:Wenn sich die Kinder bei dir über die Oma beschweren, reicht das meistens auch, wenn sie sich gehört fühlen. Wenn man ihre Gefühle ernst nimmt. Ansonsten ist es bei 'Oma eben so. Leben sie ganz bei deinem Ex, fällt die Möglichkeit,sichmal bei Mama Luft zu machen, ja ganz weg.
Absolute Zustimmung! Auch das nehme ich als positives Zeichen war.

Als Negativbeispiel kann ich wiederum dienen: Bei mir ist nahezu alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte, was unter Anderem zu selektivem Mutismus führte. Mit Erwachsenen habe ich gar nicht mehr geredet, nicht ein Wort, so konsequent, daß man schließlich beim Grundschulantritt dachte, ich wäre geistig zurückgeblieben. Das ist natürlich ein Extremfall, soll aber das Prinzip darstellen. Wenn sich die Kinder bei Dir beschweren, ist das eine gute Sache!
Ella_H hat geschrieben:Ich werde mich auch mit der Schulpsychologin nochmal kurzschließen.
Ein noch besserer Rat an Dich: Halte Dich an die Angaben von Scheidungskindern, an Menschen, die sich noch gut an all die Gedanken und Gefühle von damals erinnern können. Die meisten werden Dir sagen, daß es schon viel ist, wenn sich die Dinge nicht noch weiter verschlechtern. Es wird ja noch zu genug Veränderungen kommen: Neue Partner, die sich "hineindrägen", um nur ein Beispiel zu nennen. Das derzeitige Arrangement ist in Wahrheit um ein Vielfaches besser, als Du denken magst. Mit Änderungen würde ich persönlich warten, bis sie ein paar Jahre älter sind, so zwischen 12 und 16, grob geschätzt. Dann können sie ihre Wünsche schon viel deutlicher und fokussierter artikulieren.

Wenn Ihr Euer derzeitiges Arrangement wirklich konsequent noch ein paar Jahre fortsetzt, werden sich die Kinder besser daran gewöhnen. Wichtig ist Stabilität und Konsistenz, ist besser als etwaige Verschlimmbesserungen. In so einer Situation ist es leicht, alles kaputt zu optimieren...

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