Wann hört dieses Vermissen endlich auf?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Leah_1994
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Wann hört dieses Vermissen endlich auf?

Beitrag So., 27.04.2014, 20:01

Liebes Forum,

ich habe ca. 1,5 Jahre lang Therapie gemacht und währenddessen hier öfter mal reingesehen. Leider hatten meine Therapeutin und ich (aber vorallem ich) die Therapie im September letzten Jahres beendet. Es war ein Abschied, der sein musste, da ich zwecks meines Studiums in eine andere Stadt gezogen bin und naja, ich hatte mich für diese Stadt entschieden...ich hätte auch einen Studienplatz in meiner Heimatstadt haben können.

Nun sind seit September fast sieben Monate rum - sieben Monate in denen ich wirklich JEDEN Tag mehrmals an sie denken muss; ich bin tief innerlich so unfassbar traurig, dass ich keinen Platz mehr bei meiner Therapeutin habe.
Ich habe am Anfang immer gedacht, dass das so eine Phase von maximal einem viertel Jahr ist...deswegen wollte ich euch fragen, bis zu welchem Zeitraum denkt ihr, ist das normal noch in diesem sogenannten "Ablösungsprozess" zu stecken?

Ich freue mich über jede Antwort.
Viele liebe Grüße,
Leah

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spyde
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Beitrag So., 27.04.2014, 20:58

Ich habe meine Therapie vor 3 Jahren beendet, vor 2 Jahren haben wir uns noch ein mal gesprochen. Ich denke noch immer an SIE !!! Es war eine VT, jetzt mache ich eine TP und habe über die Übertragungen gelernt.
Ich bin mir sicher, dass bei mir die Sehnsucht und Zuneigung eine reine Übertragung ist, es nimmt nur leider kein Ende . Wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich manchmal nicht an die Übertragung glauben, aber es ist besser für mich, wenn ich realistisch bleibe und mir nicht einbilde, dass die Thera auch ab und zu an mich denkt ...

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Leah_1994
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Beitrag So., 27.04.2014, 21:18

Hallo Spyde,

danke für deinen Beitrag.
Seit drei Jahren??? Danke für diese Ehrlichkeit, aber das lässt mich bei mir nichts gutes hoffen...

Ich hatte auch mal überlegt eine neue Therapie "zur Ablenkung" zu machen - aber ich bin einfach kein Mensch der andere Menschen ersetzt und das wäre der falsche Ansatz für eine Therapie. Und wenn du schreibst, dass du dich gerade in einer neuen Therapie befindest und trotzdem an deine alte Therapeutin denken musst, dann bestätigt das nur meine Annahmen.

Ich habe meiner Ex-Therapeutin nach ca. zwei Monaten eine Mail geschrieben und ihr erzählt, wie sehr ich sie vermisse, wie oft ich abends an sie denke und weinen muss. Sie hat mir die wundervollste Mail zurückgeschrieben und Mut gemacht, dass alle Klienten durch so einen Ablösungsprozess gehen und ich mir keine Gedanken machen soll...ich frage mich nur, wie lange ich das noch aushalten soll...hast du das Vermissen auch mal mit deiner Therapeutin/Ex-Therapeutin besprochen?

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cap7
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 27.04.2014, 21:29

Meine Erfahrung ist, es verändert sich. Irgendwann denkt man nicht mehr täglich an sie. Es sind dann Phasen. Die sind vielleicht nicht weniger schmerzhaft, aber es hilft zu wissen, dass es auch Zeiten gibt, in denen es nicht weh tut. Und die kommen immer wieder und dauern mit der Zeit immer länger.

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spyde
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Beitrag So., 27.04.2014, 21:47

Leah_1994 hat geschrieben: Ich habe meiner Ex-Therapeutin nach ca. zwei Monaten eine Mail geschrieben und ihr erzählt, wie sehr ich sie vermisse, wie oft ich abends an sie denke und weinen muss. Sie hat mir die wundervollste Mail zurückgeschrieben und Mut gemacht, dass alle Klienten durch so einen Ablösungsprozess gehen und ich mir keine Gedanken machen soll...ich frage mich nur, wie lange ich das noch aushalten soll...hast du das Vermissen auch mal mit deiner Therapeutin/Ex-Therapeutin besprochen?
Hi Leah,
ich hatte mit meiner Thera leider nicht die beste Beziehung, bei uns ging alles nur bergab. Und ich war zu stolz um zuzugeben, dass ich sie mag und dass ich das Ende der Therapie nicht verkraften konnte. Es war für mich ein Alptraum, ich hatte niemanden mit dem ich reden konnte. Eerst 4 Monate später durch einen Zufall bekam ich einen neuen Therapieplatz.
Aber die Sehnsucht bleibt ...
Und ich glaube, dass nicht alle Therapeuten den Abschied gut verpacken können, so dass die Patienten nicht sehr leiden müssen. Konntet ihr den Abschied nicht über mehrere Stunden ausdehnen und besprechen ?

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Lisa99
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 06:57

Liebe Leah,
da gefühlte 90% der Therapieteilnehmer diese intensiven Gefühle für ihre Therapeut(inn)en entwickeln, egal wie sie tatsächlich sind, würde ich mal davon ausgehen, dass diese Gefühle nicht dem "Mensch" Therapeut gelten (wenn dann eher indirekt). In der Regel lernt man sie ja auch nicht wirklich individuell kennen, sondern eher das, was sie ausstrahlen.

Ich denke mal, dass sie durch ihre spezielle Art der Arbeit und ihr (Rollen)Dasein etwas in uns zum Schwingen bringen, das vorher im Dornröschenschlaf lag. Das ist sicher bei jedem anders (nur als Beispiel: das Ernst genommen werden, das Interesse an deiner Person ohne ausgenutzt und vereinnahmt zu werden, die Achtung deiner Entwicklung gegenüber). All das sind ja existentiell wichtige Aspekte einer Beziehung, die dir evtl bisher in irgendeiner Form gefehlt haben und die du in der Therapie vielleicht erstmals erlebt hast. All das verbindet man mit der Zeit mit der Person der Therapeutin.

Ist das ein Wunder, dass man das vermisst? Ich finde es auch gar nicht schlimm, dass man dann nach der Therapie genau deshalb warme Gefühle für die Therapeutin "pflegt". Das ist doch eigentlich etwas sehr Schönes.

Trotzdem scheint es dich in deinem Alltag zu belasten und nicht glücklich zu machen. Vielleicht solltest du dich in dir selbst mal auf die Suche machen, was genau deine Therapeutin während der Therapie in dir zum Schwingen gebracht hat? Was dir vorher (und vielleicht jetzt noch) ganz konkret fehlt und sie dir durch ihre Art oder Ansprache in dir ersetzt hatte.
Ich bin nicht der Meinung, dass man sich nur und ausschließlich in einer Therapie weiterentwickeln kann. In einer Therapie lernt man (meist indirekt) Möglichkeiten, sich selbst zu sehen und zu "behandeln", die einem auch hinterher im normalen Leben helfen können.

Vielleicht hilft es dir, dir ganz bewusst und offen den Blick deiner Therapeutin zu "leihen" und dich selbst mal mit ihren Augen anzuschauen. Und vielleicht motiviert dich ja dabei der Gedanke an einen potentiellen zweiten Brief (irgendwann in ferner Zukunft). Wenn du ihr dann irgendwann schreiben kannst, dass du dich selbst (und deine eigenen Qualitäten) dabei entdeckt hast, kannst du ihr keine bessere Bestätigung ihrer Arbeit geben.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 07:24

Lisa,
in deinen Beiträgen kann ich die Wärme, die du in dir hast und die du wohl auch selbst durch deine Therapie bekommen hast, richtig spüren. Es ist kein wildes Feuer, sondern eher so wie eine Wärmflasche, die nie kalt wird (weiß nicht, ob du es so mit Wärmflaschen hast...). So wünsche ich mir das für die Zeit nach meiner eigenen Therapie auch: dass ich das Feuer nicht mehr suchen muss und ständig neu entfachen muss, sondern dass die Wärme 'einfach' bleibt.

So stelle ich mir das auch grundsätzlich vor: dass das, was wir bekommen haben, etwas Bleibendes ist, das wir weitertragen können - in uns, aber auch im Kontakt mit dem Anderen. Dass wir einerseits abschließen können und uns Neuem widmen können, dass das Gute aber trotzdem bleibt.

Leah,
wenn du dieses Gefühl so gar nicht hast und du gerade mal so klarkommst, dann fehlt vielleicht noch irgendetwas Wichtiges. Wenn dir die Gedanken von Lisa oder von Anderen nicht helfen, dann würde ich mal überlegen, doch noch mal für eine kurze Zeit therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen - und sei es nur, um deine jetzigen Gefühle zu klären.

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Lisa99
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 07:50

Liebes leberblümchen,
danke für dein schönes Bild! Witzigerweise fühlt es sich tatsächlich ein bißchen so an, als hätte ich eine Wärmflasche in mir, an der ich mich wärmen kann.
Um aber kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Ich bin keineswegs mit dieser "Wärmflasche" aus meiner Therapie herausgegangen. Das hat sich damals viel eher wie ein freundlicher Schubs ins kalte Wasser angefühlt (auf keinen Fall "satt" oder "fertig").
Ich bin trotzdem der Meinung, dass es der richtige Zeitpunkt für das Therapieende war. In den Monaten danach habe ich für mich alleine die Therapiezeit aufgearbeitet, reflektiert und vor allem nachgefühlt (dazu hat mir während der Therapie eindeutig die Distanz gefehlt). Inzwischen bin ich konstant in Frieden mit der Therapie, meiner Therapeutin und vor allem mit mir selbst. Ist zwar irgendwie paradox, aber der einvernehmliche Abschied und das Beenden der Therapie war dafür wesentlich und notwendig. Ich habe zwar keinen persönlichen Kontakt mehr, aber das Gefühl einer Verbindung ist geblieben.

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Betthupferl
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 19:54

Liebe Lisa99,

diesen deinen Beitrag mit dem keineswegs satt sein...aber aus der Distanz und VORALLEM DIESE TIEFE RUHE nach der Therapie,
das kann ich voll unterstreichen,
der Ablöseprozess schmerzt, aber da ist so eine tiefe Ruhe...
was mir vorallem aufgefallen ist,
ich hatte während der Therapie massive Schlafprobleme in der Nacht,
seitdem Therapieende schlafe ich wie ein Baby...
tagsüber aber, da gab es immer Phasen des Wehmuts, ob man es richtig gemacht hat ect.

Aber ich sehe es heute auch so,
In Therapie geht man eigentlich dann, wenn man im zwischenmenschlichem Bereich "im wahren Leben" Probleme hat,
wenn man das Gefühl hat, MAN KANN SEINE PROBLEME IM ZWISCHENMENSCHLICHEM BEREICH auch anders schaffen, durch andere Begegnungen, dann hat der Therapeut "ausgedient"...
eine Therapie ist wie ein "kurzweiliger" Lebenslehrer,
auch die Schuljahre gehen mal vorbei,
den einen Lehrer mochte man, den anderen vergisst man, manchen hasst man, manchen behält man für immer im Herzen...
ist einfach eine Sache der Herzensbegegnung - und die Spuren die manche Menschen für immer hinterlassen,
und manche eben nicht...
Liebe und Lachen wirken Wunder

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Gelli
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Beitrag Di., 29.04.2014, 07:21

In Bezug auf "Vermissen" des Therapeuten nach Beendigung der Therapie möchte ich sagen,das auch ich immer noch meinen Therapeuten vermisse.Bin seit Anfang Februar auch weg von Beratungsstelle und Therapeuten und hab mit dem Tag der Verabschiedung die innerliche und äusserliche Verbindung des Theras verloren.
Eine Therapie die gut zuende geggangen ist,einen Thera den man innigst vertraut hat,so etwas verliert man ja im Grunde nicht,zumindes weiß das alles nur mein Kopf,aber innerlich kann ich auf nichts mehr zurückgreifen was mich jahrelang mit meinem Thera verbunden hat.
Ich habe meinen Thera jahrelang durchweg erfahren können,aber ich höre schon seit dem Abschiedstag innerlich nicht mehr seine Stimme,ich kenne seinen Klang nicht mal mehr,ich weiß nicht mehr wie ich all die Jahre bei ihm war,weder Inhalte noch Gefühle spüre und kenne ich.
Mich macht das tief traurig,denn ich dachte etwas tiefbleibendes würde bleiben wenn ich von meinem Thera gehe(wir sind einvernehmlich auseinander gegangen)aber nichts ist mir geblieben.
Es fühlt sich für mich an als habe ich meinen Thera "verloren"etwas was nie mehr sein und kommen wird.
Denn egal wie es bei mir aussehen könnte,meinen Thera werde ich niemals mehr wieder aufsuchen,denn es würde nie mehr das sein was es mal war.
Beim Abschiedstag habe ich nicht mal weinen können,das ist auch etwas was ich mir selbst nie verzeihen werde,denn ich habe auch dort wie es oft in meinen Leben ist im entscheidenen Moment versagt.
Es ist mir völlig egal was mein Thera in mir gesehen haben mag,das ist mir nie ausreichend,wichtig wäre für mich gewesen,das ich ihm hätte zeigen können wie weh es mir tut mich von ihm zu verabschieden.
Diesen entscheidenen Moment werde ich mit nichts mehr zurückholen können,ich hab ihn verloren und dieses vermissen zerfrisst mich irgentwie.
Aber was will man machen,vorbei ist vorbei.
GUT DING WILL WEILE HABEN


leberblümchen
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Beitrag Di., 29.04.2014, 08:08

Aber wer sagt denn, dass es vorbei ist?

Was spricht denn dagegen, ihn noch einmal aufzusuchen, um das mit ihm zu besprechen?

Ich würde das für meine eigene Therapie ausschließen, weil wir dieses Thema schon seit Beginn sowieso in der Therapie selbst behandeln. Wenn wir damit klar sind, dann ist das auch so. Wenn nicht, müssen wir weitergucken, woran es scheitert.

Wenn du das Thema 'Abschied' noch nicht mit ihm geklärt hast, wenn du ihm sogar nicht mal zeigen konntest, wie schwer dir der Abschied fällt - und wenn du nun denkst, er wüsste das nicht -, dann melde dich doch noch mal bei ihm.

Oder aber du guckst weiter, vielleicht mit einem anderen Therapeuten, woran es liegt, dass du das innere Bild vom Therapeuten nicht mitnehmen kannst. Das ist eigentlich - soweit ich das beurteilen kann - das Wichtigste in einer Therapie (jedenfalls für Leute, die damit ein Problem haben): dass sie den Therapeuten 'in sich' mitnehmen können.

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Gelli
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Beitrag Di., 29.04.2014, 09:19

Leberblümchen,danke für deine Rückmeldung.

Doch,ich habe meinen Therapeuten "verloren",genau so fühlt es sich an.
Und er weiß mitlerweile,das ich symbolisch die "offenen Türen"zugeknallt habe.Dieses tat ich weil er für mich innerlich nicht mehr greifbar noch fühlbar wurde.
Ich kann ihn innerlich nicht mehr erreichen und mein eigentliches entscheidenes "versagen"hindert mich daran Kontakt zu ihm noch zu einen anderen Therapeuten aufzunehmen.
Ich hab schon so oft versucht innerlich zu meinen Thera Kontakt aufzunehmen,und sei es nur darin das ich weiß wie seine Stimme immer klang,aber ich komme nicht mehr daran,sie ist wie tot.Jemand der "tot"ist zu dem kann ich keinen Kontakt mehr aufnehmen.


soweit ich das beurteilen kann - das Wichtigste in einer Therapie (jedenfalls für Leute, die damit ein Problem haben): dass sie den Therapeuten 'in sich' mitnehmen können.

ja damit hast du recht,aber ich habe es nicht "in mir"dieses Bild und das ist schade.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Lisa99
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Beitrag Di., 29.04.2014, 10:43

Gelli, darf ich nochmal fragen - ich habe das nicht ganz verstanden. Wie hast du das gemeint, dass du symbolisch die Türen zugeknallt hast? Bedeutet das, dass du ihm das so geschrieben oder gesagt hast, oder meinst du damit, dass du dich ihm bewusst verschlossen hast innerlich?
Und worin besteht dein "Versagen"? Wirfst du dir vor, dass du dich in der letzten Stunde nicht ausreichend geöffnet hast, um ihm deine wahren Gefühle/ deine Tränen zu zeigen? Oder meinst du das grundsätzlicher?

Auf mich machst du irgendwie den Eindruck, dass du dich aktiv blockierst (kann das sein oder trete ich dir jetzt zu nahe?). Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine 10jährige Therapie noch ganz andere Gefühle weckt wie Therapien, die kürzer und zielgebundener angelegt sind. Irgendwie verstehe ich schon, dass du dich enttäuscht fühlst (und dich getäuscht siehst), gerade weil die Therapie länger gedauert hat als normal (und das ein Gefühl vermittelt hat, vllt doch mehr als "nur" therapeutische Beziehung zu sein), du aber gleichzeitig das Gefühl hast, offiziell kein Recht für dieses Gefühl zu haben, dass dir also deine Enttäuschung nicht zugestanden wird (auch von dir selbst nicht). Vielleicht auch deshalb das Bild, dein Therapeut sei "tot". Zu "Toten" kann man zwar keinen Kontakt aufnehmen, aber man "darf" sie wenigstens offiziell betrauern.

Liebe Gelli, du bist sehr streng mit dir selbst. Die Zeit nach dem Therapieende ist nicht leicht, in deinem Fall ganz besonders. Eigentlich spürst du dich selbst sehr genau, du erlaubst es dir nur (noch) nicht.

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Betthupferl
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Beitrag Di., 29.04.2014, 10:59

Liebe Gelli,

mir tun deine Worte, die du dir selbt gegenüber im Herzen trägst, "weh"...ich meine das nicht abwertend, im Gegenteil,
vermutlich war dir dein Th. SEHR wichtig, und es ist mehr als versändlich, dass du dich so verletzt fühlst,
jedoch ist wichtig FÜR DICH, dass du mit der Zeit einen Weg findest, der dir erlaubt "mit den Dingen" gut zu sein.
Da du sonst stecken bleibst in dieser "negativen Trauerspirale" und sich daraus wieder depressives Verhalten entwickeln kann.

Mir hilft in solchen Phasen
HO´OPONOPONO

Wenn du dich auf diesen Prozess "hoppen" einlässt, dann lernst du gütig zu sein mir der Welt UND VORALLEM MIT DIR SELBST,
dir deine Fehler verzeihen, und dem Th. auch.

Türen knalt man nur zu wenn man sich tief verletzt fühlt,
aber jede Tür KANN MAN AUCH IRGENDWANN wieder öffnen,
manchmal müssen Erlebnisse (auf beiden Seiten) sickern können und dürfen,
über längere Zeit,
danach fühlt sich vieles anders an, und dann kannst du ihm ja mal einen Brief schreiben oder so,
schau einfach SPÄTER MAL was aus dir, und deinem Th. - und dem Gefühl zu ihm so geworden ist,
und eines noch Gelli,
wenn du ihm dann schreibst, ihn vielleicht sogar triffst auf ein Gespräch,
dann fühlst du dich besser,
wenn du die Zeit von jetzt bis später GELEBT und "was aus deiner Erfahrung gemacht hast", das tut dir gut,
und deinem Th. wird das auch gefallen...

lass dich auf den Prozess des Lebens ein - und fange an zu staunen, was das Leben alles bringt...

mir persönlich hilft ganz besonders, egal was oder wie es war,
mir einzugestehen,
das mein Therapeut mir sehr wichtig war - und ich innerlich zu ihm sagen kann "ich hab dich echt gern" (du Sch...kerl )

P.S.: Sagt dir der Film was:
DIE FÜNF MENSCHEN DIE DU IM HIMMEL WIEDER TRIFFST

Ich habe schon die ersten drei wichtigsten Menschen zusammen, die ich im Himmel wieder treffen will,
und ER gehört dazu

und wenn es klappt, treff ich ihn ja vorher noch irgendwo auf der Strasse wieder,
und ich werde so stolz sein, wenn ich einfach sagen kann,
"ist das schön dich hier zu treffen"...
Liebe und Lachen wirken Wunder

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Gelli
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Beitrag Di., 29.04.2014, 11:13

Lisa99 natürlich darfst du fragen ja auch hinterfragen was du an meinen Ausführungen oder Gedanken nicht verstanden hast.

In Bezug auf "Türen zugeknallt"meine ich das so:
Mein Thera hat mir am Abschiedstag gesagt:ich dürfe immer wieder gern zu ihm kommen,die Türen blieben offen dafür(was er auch tat als wir aus seinem Büro hinausgingen).
Nach einigen Wochen als sich weiterhin in mir nichts tat in Bezug innerlich ihn greifen oder hören zu können,schrieb ich das ihm und machte klar,das ich verstärkt mit meinem "Versagen"die Türen zu ihm endgültig "zuknalle".Ein "zuknallen"hört sich laut und wütend an,ja so sollte es auch klingen.
Mein "Versagen"besteht darin,das ich im entscheidenen Moment nicht weinen konnte,das ich jedesmal dann,wenn mir was total wichtig ist ich dann "versage",das spielt sich in alle meine Lebensbereiche wieder.
Ich konnte über Mibrauch reden als sei es ein "Roman"gewesen,ich konnte detaliert erzählen,beschreiben,nachfühlen ohne das jemals Tränen darum geweint wurden,nach aussen bin ich der Mensch der gleichgültig,zugleich unsicher rüber kommt.
Es bin immer ich die sich darin so schwer tat und schwer tut irgentwas zuzulassen,ich kenne zwar alle meine Persönlichkeiten,hab sie alle in mir integriert und jeder hat seinen Platz in mir aber regieren und handeln das ist "Gelli"die starke,die emotionslose.

Nein die lange Therapiezeit hat nie andere Gefühle für mich geweckt oder hätte wecken können,da ich immer mit dem Wissen lebte,ich bin wie alle Klieenten austauschbar,mein Thera hat seinen "Job"gemacht wenn auch guten Job gemacht.
Und ich wusste innerlich immer das sein Leben,seine Arbeit mit Klieenten weiterlaufen wird,die eine geht,der andere kommt.Das Gesülz er würde mich auch vermissen,und es würde ihm auch schwer fallen das eine langjährige Klieentin nun bereit sei Ihren Weg allein weiter zu gehen,das hab ich ihm nie abgekauft,denn sein Job geht einfach weiter.Und erzählen kann man vieles,ich kann nicht in seinen Kopf oder Herzen schauen.
Ja Lisa99 du hast recht,einen "toten"darf man betrauern,und wie gern würde ich es tuen wenn ich meinen Thera innerlich irgenwie nur greifen ja auch begreifen könnte,aber er ist einfach nur weg,so als habe es ihn und die Zeit mit ihm nie gegeben,er ist wie "ausgelöscht",aber spüre,da fehlt etwas,sonnst wäre dieses "vermissen"ja nicht vorhanden.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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