Verzweifle an der Jobsuche

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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chaosfee
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Verzweifle an der Jobsuche

Beitrag Mo., 17.02.2014, 16:23

Hallo,

einige hier hatten ja noch mitbekommen, dass ich im letzten Jahr meinen Job verloren habe. Seitdem habe ich nur noch kurze Jobs gehabt und nichts festes mehr gefunden. Ich hatte zum Beginn große Schwierigkeiten mit der Jobsuche, war ideen- und antriebslos, fiel erst einmal in ein Loch. Inzwischen habe ich das Heft wieder in die Hand genommen und bin mal mehr, mal weniger motiviert mich zu bewerben, wobei letzteres hauptsächlich daran liegt, dass ich so gut wie keine Stellenausschreibungen in meinem Bereich finde. Ich suche regelmäßig die Stellenmärkte durch, habe eine Liste von Unternehmen, auf deren Websites ich regelmäßig nach Ausschreibungen schaue und es deprimiert mich jeden Tag mehr. Es gibt einfach NICHTS.

Also habe ich angefangen mich initiativ zu bewerben. Ich telefoniere nicht so wahnsinnig gerne, wenn ich in der Bittstellerposition bin, aber ich überwinde mich immer wieder und rufe bei Institutionen an, die mich interessieren. Auch dabei ist bislang, bis auf ein paar nette Telefonate und Bewerbungen, NICHTS herausgekommen. Ich habe einige gute Kontakte in meiner Branche, habe mich mit Leuten getroffen, deren Kontakte mir wiederum vermittelt wurden, aber auch über die läuft und lief NICHTS. Es ist zum Verzweifeln.

Meine Bewerbungsunterlagen und Anschreiben habe ich von einem Fachmann durchsehen lassen, die sind tiptop. Auf manche meiner Bewerbungen habe ich eine Rückmeldung bekommen, mehrmals kam das Feedback - überqualifiziert. Meine Unterlagen liegen inzwischen bei so vielen interessierten Menschen auf dem Schreibtisch, aber keiner kann mir Arbeit geben.

Ich verzweifle an den permanenten Rückschlägen. ich informiere mich genau über eine Stelle, bevor ich mich bewerbe, investiere Zeit und Recherche. Wofür? Für eine knappe Absage. Klar, so läuft's eben, aber mich macht das auf Dauer fertig. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Dieses ewige Auf und Ab - erst beschäftigt man sich mit einer Stelle, bringt sich in eine entsprechende Begeisterung, damit die Bewerbung motiviert klingt, und dann von einer Sekunde auf die andere - Enttäuschung. Diese emotionale Berg- und Talfahrt, gepaart mit Zukunfts- und Existenzangst sowie größter Scham gegenüber ehemaligen Kollegen und Freunden und einem eh schon wackeligen Selbstbewusstsein, damit komm ich nicht klar.

Wie kann ich mit so was umgehen? Was hat euch in ähnlicher Situation geholfen?

Danke, chaosfee
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Hiob
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Beitrag Mo., 17.02.2014, 16:48

Es gibt einfach NICHTS.
Wie kann ich mit so was umgehen? Was hat euch in ähnlicher Situation geholfen?
Mehr Druck aufbauen und noch intensiver bemühen.
Das ganze ist wie die Reise nach Jerusalem. Das Spiel.
Vielleicht ist der erste Schritt, das einzusehen.
Bei jeder Runde ist ein Stuhl weniger da. (Grund Produktivitätssteigerung, eigentlich erstrebenswert)
Das einzige ist, dem langsamsten anderen den letzten Stuhl wegzunehmen.
Danach schreibt dieser mit dem gleichen Anliegen hier im Forum.
Der einzige Weg, dass du Arbeit findest, außer dem beschriebenen, ist, dass wir wieder Säcke mit der Hand schleppen, statt mit dem Kran zu verladen, dass wir Wäsche mit der Hand waschen, statt mit der Maschine, dass wir Gräben mit der Hand schaufeln, statt mit dem Bagger und Getreide mit der Hand dreschen, und die Mähdrescher verschrotten. Denn sie sind böse.

Liebe Grüße
Hiob


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chaosfee
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Beitrag Mo., 17.02.2014, 18:14

Hallo Hiob,

mein Anliegen war weniger, Tipps zur Stellensuche zu bekommen als vielmehr, mit der Situation klarzukommen und Kraft zu finden:
chaosfee hat geschrieben:Diese emotionale Berg- und Talfahrt, gepaart mit Zukunfts- und Existenzangst sowie größter Scham gegenüber ehemaligen Kollegen und Freunden und einem eh schon wackeligen Selbstbewusstsein, damit komm ich nicht klar.

Wie kann ich mit so was umgehen? Was hat euch in ähnlicher Situation geholfen?
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Verocasa
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Beitrag Mo., 17.02.2014, 18:31

Ich habs so ähnlich erlebt, und ich kann dir den Tipp geben: Stoisch weitermachen.

Kraft kannst du nur in dir selbst finden, genährt von Freunden und deinen eigenen Gedanken, die dir eine gewisse Distanz ermöglichen … Für mich heißen die Schlüsselworte: Ziel finden und fest ins Auge fassen; des weiteren: Vertrauen, manchmal entgegen der Logik, dass sich das Richtige schon finden wird. Einsehen, dass es keinen Grund zur Scham gibt, bestimmt solange du nicht aufgibst. Wer dich verurteilt, hat keine Ahnung und vermutlich selbst großes Glück.

Ausgleich in der Natur, im Sport, in Hobbys soweit möglich, haben mir außerdem geholfen, durchzuhalten.

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Hiob
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Beitrag Mo., 17.02.2014, 19:11

Liebe Chaosfee.

Du könntest so tun, alsob du noch zufriedene Sklavin wärest. Du könntest, auch wenn du derzeit keine Gelegenheit dazu hast, so tun, alsob du etwas leistest, damit du dasein dürftest. Merke, du musst arbeiten, damit du essen darfst!!!!! *schmunzel* Ich liebe euch. Irgendwie.

Du könntest dein Haus nur abends verlassen, den anderen sagen, du seiest grad am Strand gewesen, die Mücken hätten dich zerstochen, und das obwohl du dir grad ein Toastbrot am Strand leisten konntest. So hab ich es mit Reiner in Südfrankreich erlebt. Er tat so alsob. Und es war garnicht peinlich, wir unterstützten ihn psychisch. Er fühlte sich, alsob er seine Frma noch hätte, sie nicht pleite gegangen wäre. UNd wie sahen ihm zu und unterstützten ihn. Wir saßen und taten nichts. Nichts, trockneten unsere Tauchausrüstung und brieten abends die Schnecken, die auf den Steinen wuchsen, mit Petersilie und Weißwein. Was auch sonst, könnte ein Mensch tun? *schmunzel* Sich eine neue Sklavinnenstelle suchen?

Liebe Grüße mit der Sicherheit, dass du mich nicht verstehen wirst. *schmunzel*
Durchhalten, die Jobsuche mental mit Liebe umschließen und weiter bewerben.
Hiob

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luftikus
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Beitrag Di., 18.02.2014, 10:35

Hiob hat geschrieben:Liebe Grüße mit der Sicherheit, dass du mich nicht verstehen wirst. *schmunzel*
Das geht mir auch so... Ich komme mit solchen *schmunzelschmunzel*-Beiträgen meistens nicht so zurecht, und frage mich, wie sie der Threaderstellerin helfen sollen... Da schwingt immer so ein "ich weiß etwas, aber ich sage es nicht, kicher..." mit, das für den Kommunikationspartner meistens nicht besonders hilfreich ist.

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luftikus
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Beitrag Di., 18.02.2014, 10:50

Zurück zum Thema:

ein Freund von mir ist zurzeit in einer ähnlichen Situation. Bei ihm kommt noch das relativ fortgeschrittene Alter (etwa so alt wie ich) hinzu. Auch er bewirbt sich und sucht nach beruflichen Alternativen, aber er erntet größtenteils nur Absagen. Emotional hält er sich aber mit verschiedenen privaten Aktivitäten über Wasser. Zum Beispiel macht er viel im Garten, er macht Renovierungsarbeiten im Haus, usw. Außerdem hat er sich vom Arbeitsamt einen Bildungsgutschein für ein mehrmonatiges fachspezifisches Weiterbildungsseminar in einer anderen Stadt ausstellen lassen. Allein der Ortswechsel motiviert ihn....


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chaosfee
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Beitrag Di., 18.02.2014, 11:55

Danke erst mal für eure Antworten. Ich habe mir nach der ersten Antriebslosigkeit ein paar Beschäftigungen gesucht, sodass ich nun mindestens einmal pro Tag das Haus verlassen muss. Am Anfang hatte ich es oft tagelang nicht geschafft, vor die Türe zu gehen. Es ist eigentlich auch recht ausgewogen - ein bisschen Sport, ein bisschen geistige Betätigung, ein bisschen was Soziales.

Diese ganzen Dinge tun mir auch gut, wobei ich auf Rückschläge und Kritik dort übernatürlich sensibel reagiere, sodass es manchmal auch kontraproduktiv ist. Manchmal komme ich nach Hause mit dem Gedanken, selbst zum Atmen zu blöd zu sein. Und dann geht es wieder an die Stellensuche, toll. Mir fehlt irgendwie die positive Einstellung. Was ich beim Sport an Adrenalin freisetze, ist schon wieder verpufft, wenn ich nach Hause fahre. Die blöden Gedanken, wenn es mal nicht so gut war, die bleiben hingegen für den Rest des Tages. Ich hab irgendwie ein Abonnement darauf.

Hiob, zum Schnecken braten am Strand fehlt mir die Gabe, die Realität auszublenden. Und dieses "ich gebe etwas vor zu sein, was ich gar nicht bin", darauf angewiesen zu sein, bemühe ich mir gerade abzugewöhnen. Es frisst Energie und ich möchte so akzeptiert werden, wie ich bin. Leider müsste ich mich dafür als erstes wohl selbst akzeptieren.
Über den Rest deines Beitrages bin ich mir nicht sicher, was davon Ironie ist.
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luftikus
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Beitrag Di., 18.02.2014, 12:20

chaosfee hat geschrieben:Manchmal komme ich nach Hause mit dem Gedanken, selbst zum Atmen zu blöd zu sein.
Obwohl ich einen Job habe, geht es mir oft genauso...

Ich selber muss deshalb immer wieder versuchen, mein Selbstwertgefühl zu steigern. Dies mache ich in meiner Freizeit, indem ich gezielt Dinge mache, von denen ich glaube, dass ich sie ganz gut kann, und die mir Spaß machen (in meinem Fall z.B. Theaterspielen, Sprachen lernen, Fotografieren,...) Da ernte ich auch mal ein Lob und habe selbst das Gefühl, etwas gut gemacht zu haben. Das ist mir sehr wichtig, denn in meinem Beruf sind positive Rückmeldungen rar...

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pfirsich1
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Beitrag So., 04.05.2014, 20:51

@chaosfee

Die Aussage eines Arbeitgebers das du eine zu hohe Qualifikation hast dient nicht selten als Ausreden, das sollte dich nicht runter drücken. Ich würde deine Bewerbung auch zb da mal an eine Personalvermittlung weiter reichen. Bei einer personalvermittlung handelt es sich NICHT um Zeitarbeitsfirmen, selbige bieten solche Dienstleistungen aber auch oft an. Bei der Personalvermittlung wird die Agentur versuchen dir einen Job zu beschaffen, es fallen als Arbeitnehmer keine Kosten an.

Was die schon genannten Zeitarbeitsfirmen angeht, viele sind da leider nicht seriös, es gibt aber selbst da auch gute zu finden, wäre zumindest mal ein neuer Einstieg in die Arbeitswelt für dich, vielleicht auch in dieser Richtung mal suchen.

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