Ist eine Psychotherapieausbildung schaffbar?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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*Paulinchen*
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Ist eine Psychotherapieausbildung schaffbar?

Beitrag Mo., 09.12.2013, 12:26

Hallo, ich weiß jetzt nicht, ob sich hier auch Therapeuten tummeln, mich würde das einfach mal interessieren.
Mein Mann ist Klinischer & Gesundheitspsychologe. In seinem Job ist er am niedrigsten qualifiziert, da die anderen Kollegen zumindest schon das psychologische Propädeutikum hinter sich haben und mit der Therapieausbildung beginnen.
Er ist aber auch der einzige der schon Kinder hat und unser 3. ist gerade unterwegs.

Er leidet sehr, dass er noch nicht mit der weiteren Ausbildung begonnen hat, aber wenn ich an die Kosten denke die da auf uns zukommen (ca. 4000 Euro in einem Jahr allein fürs Prop) und an die Zeit, die er dann in der Familie fehlt... immer wieder Freitag nachmittags und samsag ganztags sicher 2 mal im Monat, dann wird mir ganz schlecht.
Dann seh ich ihn ja nur noch Sonntags...
Gibts hier irgendwen der die Ausbildung trotz Familie gemeistert und gut geschafft hat?

Würde mich über eine Antwort sehr freuen.

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Mirjam
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 12:32

Ich würde mir das bei der Familiensituation vor allem wegen der Kosten schwer überlegen. Die 4.000,- sind ja erst der mickrige (!) Anfang (und das Prop. allein kannst vergessen, das bringt gar nix)... Informiert euch da noch gründlich (Lehrtherapie, Supervision etc. nicht vergessen).
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*Paulinchen*
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 12:38

Ja eben, weil mit dem Prop allein schaust auch blöd aus der Wäsche. Aber wie schaffen denn die ganzen Therapeuten das? Hatten die alle noch keine Familie, oder einfach reiche Eltern, die viel mitfinanziert haben?

Oder einfach alles zusammengekratzt und jeden Cent in die Ausbildung gesteckt anstatt in Familienurlaub, Ausflüge, Geschenke,...?

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BillieJane
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 13:17

Hallo Paulinchen,
*Paulinchen* hat geschrieben:Ja eben, weil mit dem Prop allein schaust auch blöd aus der Wäsche. Aber wie schaffen denn die ganzen Therapeuten das? Hatten die alle noch keine Familie, oder einfach reiche Eltern, die viel mitfinanziert haben?

Oder einfach alles zusammengekratzt und jeden Cent in die Ausbildung gesteckt anstatt in Familienurlaub, Ausflüge, Geschenke,...?
Sowohl ich als auch mein Mann haben in anderen Bereichen immer wieder mal Zusatzfortbildungen und Ausbildungen gemacht über viele Jahre, welche sowohl zeitaufwändig an den Wochenenden waren und ebenso auch kostenintensiv. Das mit sehr kleinen Kindern und mit kleinem Budget.

Wir haben uns allerdings gegenseitig dabei unterstützt und auch entsprechend die Familienplanung angepasst an unsere Möglichkeiten und persönlichen Zuständen.......

Wir haben für uns eben Prioritäten gesetzt und uns im Rahmen unserer Möglichkeiten gemeinsam auch beruflich weiter entwickelt.

Denn was bringt eine Großfamilie, wenn der Partner darunter leidet, dass er beruflich in eine Falle geraten ist aus der er nicht mehr raus kommt, gleichzeitig aber eine wachsende Familie ernähren muss?

Was das bringt ist klar, die finanziellen Belastungen wachsen, die Verantwortung wächst, die beruflichen Möglichkeiten schwinden, damit auch die Möglichkeiten die Großfamilie zu ernähern........ tja, das gibt auf Dauer ein Ungleichgewicht und das Gnaze kippt.........

Liebe Grüße,

BillieJane

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Mirjam
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 19:23

Also, die, die ich kannte, waren tatsächlich in deutlicher Mehrzahl entweder jung und anhanglos oder reicher Herkunft. Natürlich auch welche mit eigener Familie, aber da auch bereits in anderen Jobs gut verdienend (Coaches oder in Wirtschaft etc.) und sich umorientieren wollend. Sicher auch solche wie BillieJane, aber eher selten (was ja nix heißt, seid ihr halt welche von den seltenen...). Da ist wohl zwischen euch noch eine Grundsatzdiskussion nötig. Das Ganze dauert halt auch sehr lang in Summe.

lg
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pseudologia
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 19:27

Liebe Paulinchen.
Ich kenne die Situation in der CH besser, aber wahrscheinlich ist es in Österreich ähnlich. Persönlich habe ich keine Familie, von dem her kann ich gut die Lebenskosten niedrig halten. Trotzdem ist für mich die Weiterbildung eine starke Belastung, da Sie extrem zeit- und geldintensiv ist. Vieles muss ich in meiner Freizeit erledigen, die ich eigentlich oftmals schon brauchen würde, um etwas abzuschalten. Meine Therapieausbildung ist aber vergleichsweise auch eher anstrengend. Die Anforderungen werden ja oftmals vom jeweiligen Therapieinstitut gesetzt. So gibt es auch Ausbildungen, wo man vieles Blockweise, also auch in den Ferien absolvieren kann.
Von meinen KollegInnen haben schon einige Kinder oder bekamen während der Ausbildung welche. Keine Ahnung wie die das bewerkstelligen, aber sie kommen mal alle irgendwie damit klar. Möchte aber nicht mit Ihnen tauschen.
An Stelle Deines Mannes würde ich mir wohl irgendwo im sozialpädagogischen Bereich eine Stelle suchen. Dort werden teils auch Psychologen angestellt und man kann sich auch individuell belgeitend weiterbilden lassen. Man hat dort meiner Einschätzung nach sogar noch bessere Aufstiegsmöglichkeiten als im eher von Ärzten dominierten Psychiatriebereich. Und in der konkreten Arbeit gibt es dann extrem viele Parallelen, teilweise macht man sogar genau dasselbe. Man darf es dann einfach nicht mehr "Therapie", sondern halt Beratung nennen.
Eine Alternative ist zu schauen, ob es beim österreichischen Therapeutenverband auch die Möglichkeit gibt, sich individuell eine Weiterbildung zusammenzustellen. In der CH wäre dies möglich und teils sogar zeit- und kostengünstiger. Es lohnt sich meiner Einstellung nach aber sehr, die Ausbildung auch nach solchen Kriterien zu wählen.
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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Mirjam
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 20:00

P.S.: Ich bin NICHT Therapeutin - nur, um das klarzustellen. Kann hier aber trotzdem aus Erfahrung mitreden, werd das aber nicht konkretisieren zwecks Anonymität.
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R.L.Fellner
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Beitrag Di., 17.12.2013, 12:14

Zu genau dieser Frage - der Schaff- bzw. Finanzierbarkeit - erschien heute ein recht interessanter Artikel im "SPIEGEL". Ich wußte gar nicht, dass die Lage hier jener in Österreich (insbesondere für PsychologInnen) doch so ähnelt:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsst ... 39348.html

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner


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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 11:56

Da bleibt einem ja direkt die Spucke weg - abgesehen von der m.E. auch inhaltlich fragwürdigen "Powerpoint-Verkaufsfolie" auf der o.a. Seite macht es mich geradezu fassungslos, dass weiter unten Ausbildungswilligen als "Erleichterung" gleich auch ein Kredit zur Ausbildungs-Finanzierung angeboten wird -- bequemerweise direkt vom Anbieter, der "Stiftung"?!
Derartige Methoden, und entsprechend "angeworbene" Leute, die dann ihr Geld ja wieder "hereinbekommen" müssen/wollen, sind leider geeignet, das Image der Psychotherapie nachhaltig zu schädigen.

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Ulrich
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Beitrag Do., 26.12.2013, 17:13

Eine solche Ausbildung (wie sie von der DPV angeboten wird) muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Immerhin werden angehende Therapeuten erst im dritten Ausbildungsjahr auf Patienten losgelassen. Man weiß ja nicht, was hinter den Kulissen so alles abläuft. Vielleicht entstehen Schulden nur dann, wenn sich nach zwei Jahren herausstellt, dass ein Kandidat für diesen Beruf gar nicht geeignet ist. Ich möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich über keine Insider - Informationen verfüge.

Ohnehin ist eine gute Ausbildung allein noch kein Garant dafür, dass die so Ausgebildeten auch dauerhaft brauchbare Resultate abliefern. Das ist in anderen Berufen nicht anders.

Ich hab mich im Thread "Freie Assoziation" einige Ideen gepostet, wie eine effektive Qualitätskontrolle aussehen könnte.

viewtopic.php?f=24&t=30056

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lonely69
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Beitrag Do., 26.12.2013, 17:36

Herr Fellner, ich versteh jetzt ihr Problem nicht. PA ist nun mal zeit- und damit kostenintensiv, als erstes für die Pat., dann für die Kandidaten, was aber den Pat. ja wieder zu gute kommt. Wer die Kosten scheut, kann ja was andres machen - nur sollte man sich dann auch fragen, ob man für weniger Geld dann auch weniger Leistung erwartet.
Die DPV geht doch wenigstens transparent mit dem Thema um - woanders wird das ja tabuisiert. Da trauen sich die Pat. ja noch nicht mal nach der Qualität der Aubildung zu fragen, geschweige denn nach der Supervision...

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Ulrich
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 10:23

Aus dem DPV - Link geht hervor, dass die Ausbildung zum Psychoanalytiker nicht teuer ist. Im Gegenteil. Was nach wie vor teuer ist und auch immer teuer bleiben wird ist sich auf die Couch zu legen und jemanden vollzusülzen.

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