Sticheleien in der Beziehung

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teta23
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Sticheleien in der Beziehung

Beitrag Do., 24.10.2013, 11:24

Hallo zusammen,
Ich möchte gerne ergründen woher die unterschwelligen Sticheleien kommen, die mein Freund mir immer öfter entgegen bringt.
Wir sind seit ca. 9 Jahren ein Paar. Vor kurzem zusammengezogen (ca. 1/2 Jahr jetzt). Er hat seit ca. 2 Jahren angefangen, mich schlecht zu machen und zu kritisieren wo er nur kann (Vielleicht ist mir das auch vorher entgangen oder nicht so aufgefallen). Meist sind es kleine unterschwellige Sticheleien, manchmal aber auch direkte Kritik.
Beispiele:
1. Mein Studium ist total lächerlich und ich muss ja eigentlich gar nichts arbeiten (ist studiere Naturwissenschaften!)
2. Ich soll die ganze Hausarbeit alleine machen, weil ich arbeite ja nicht.
3. Er ist abends immer müde wenn er nach Hause kommt und kann dann wirklich gar nichts mehr machen, weder den Müll raus tragen, noch kochen oder irgendwas. Es ist ihm schlicht weg zu anstrengend. Statt dessen hängt er vorm PC und zockt Computerspiele oder ließt irgendwelche Artikel über Technik (er ist sehr Technik-aversiert und interessiert). Oder spielt mit seinem Smartphone rum. Aber ich bin diejenige die sich "abnormal" verhält, wenn ich mal den Mund aufmache und sage, dass ich das bedenklich finde.
4. Er erzählt mir von seinem Job ausgiebig, lässt mich aber nie etwas von meinem Studium erzählen (dass interessiert ihn nicht). Ich höre immer geduldig zu (weil man das ja so macht) und gebe ihm ernsthaftes Interesse an ihm und seiner Person. Ich kenne jede Menge Namen von Kollegen, Mitarbeitern und Kunden der Firma in der er arbeitet ohne je irgendwen von ihnen mal persönlich gesehen zu haben. Und er weiß nicht mal welche Fächer ich im Studium belegt habe oder was ich eigentlich überhaupt mache. Aber er weiß trotzdem, dass das was ich mache ja "Kiinderkram" ist und stichelt sehr sehr sehr häufig rum, dass ich ja gar nicht wüsste was Arbeiten ist usw. ( Was meiner Meinung nach mal so gar nicht stimmt, ich hab schon viele Nebenjobs gemacht (seit dem Abitur eigentlich immer wieder gearbeitet) und ich komme aus einer Handwerksfamilie wo alle immer mit anpacken mussten! Wenn jemand weiß, was Arbeit ist, dann ich, denn ich bin damit groß geworden! Meine Mutter war immer zu 100% berufstätig und ich war früh selbständig.
5. Ich bin diejenige, die einkaufen geht und sich ums Essen kümmert. Ich hätte es gerne mal, dass wir ab und zu zusammen einkaufen gehen, denn es bereitet mir viel Arbeit die schweren Einkaufstüten jedes mal alleine in das 3.OG zu schleppen (kein Fahrstuhl und Altbau, also richtig Treppen steigen angesagt.) Ich gehe eigentlich auch fast immer zu Fuß einkaufen. Er beschwert sich manchmal, dass ich zuviel Geld für Essen ausgebe (Wir haben eine Haushaltskasse). Er beschwert sich aber auch, wenn nix zu essen da ist. Paradox. Habe schon überlegt die Haushaltskasse aufzulösen bzw. daraus nur "gemeinsam genutzte Güter" wie Klopapier usw zu bezahlen und dass jeder sich selbst was zu essen kauft (wie in einer WG!) um diese Streitigkeit endlich ad acta zulegen.
6. Er verdient 3 mal so viel wie ich im Monat an Geld zur Verfügung habe (ist ja auch klar, weil ich Studentin bin). Ich zahle selbstverständlich alles selber! Die Hälfte der Miete, Hälfte Strom, Wasser usw., Hälfte der Kosten für Internet und Telefon, Hälfte des Geldes in der Haushaltskasse. Das ist auch soweit in Ordnung für mich, denn ich bin auch gerne unabhängig und sonst müsste ich mir wahrscheinlich regelmäßig irgendetwas von ihm anhören, was ihm gerade nicht passt. Es stört ihn aber, dass ich nicht arbeiten gehe, sondern studiere.
Er stichelt herum, hält mich klein. Er wollte nicht, dass ich meinen Master mache, weil er will dass ich Geld verdiene. (Dass ich trotzdem alles selbst bezahle und ihm nicht auf der Tasche liege ist dabei egal). Außerdem studiere ich ein Fach, das mit dem Bachelor eigentlich unabgeschlossen ist. Im besten Fall hängt man noch eine Promotion dran.
Mich ärgert das alles sehr! Ich frage mich warum er das macht?!?!
Klar bin ich auch schon auf die Idee gekommen, dass er eine Art Machtkampf mit mir hat oder er sich irgendwie beweisen muss oder einfach ein schlechtes Selbstwertgefühl hat.
Umso mehr muss ich mich fragen wie ich dem begegnen soll? Um ehrlich zu sein knabbere ich an dem Problem nicht erst seit Gestern sondern schon seit Jahren! Und ich bin auch am Ende mit meinem Latein.
Ich erwische mich seit 2-3 Monaten immer wieder dabei, wie ich mir vorstelle alleine zu wohnen und ohne ihn zu sein. Wie ich mir überlege, wie es ist einfach wieder Singel zu sein und zu gehen.

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Herzeleide
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Beitrag Do., 24.10.2013, 11:31

teta23 hat geschrieben:Umso mehr muss ich mich fragen wie ich dem begegnen soll? Um ehrlich zu sein knabbere ich an dem Problem nicht erst seit Gestern sondern schon seit Jahren! Und ich bin auch am Ende mit meinem Latein.
Ich erwische mich seit 2-3 Monaten immer wieder dabei, wie ich mir vorstelle alleine zu wohnen und ohne ihn zu sein. Wie ich mir überlege, wie es ist einfach wieder Singel zu sein und zu gehen.
Das musst Du Dich fragen - in der Tat!

Und ich denke, Du weißt für Dich auch schon eine Antwort.
Und was hindert Dich daran, zu gehen?
Was für "Brocken" liegen denn vor dem Umsetzen dessen, was Du schon längst fühlst?
Oder möchtest Du, dass das immer so weiter geht?

Weiß er von allen Deinen Punkten? Wie sieht Eure Kommunikation darüber aus?

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 11:41

Ich kann im Moment nicht gehen, weil ich irgendwie an die Wohnung gekettet bin. Ich habe sie selbst renoviert, mir gehören fast alle möbel und ich habe die Kaution bezahlt. Er steht auch im Mietvertrag. Ich könnte ich Wohnung aber auch nicht alleine halten und als WG ist die Wohnung untauglich. Natürlich könnte ich wenn ich wollte den "Radiaklschlag" machen und diese Gründe einfach überwinden und neu anfangen. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass es nicht so einfach ist, sich von ihm zu trennen, denn ich habe das schon mehrmals versucht!! Er setzt dann himmel und hölle in Bewegung und ich bin immer wieder schwach geworden. Wenn ich mich dazu entscheide zu gehen, muss ich konsequent sein, noch dazu, da ich das Wohnungsproblem zu lösen hätte.

Kommunikation:
Ja ich habe auf verschiedene Art und Weise versucht hier und da mal vorsichtig ein paar Sachen anzusprechen, aber er macht mir dann nur Vorwürfe oder ich bin dann halt die "Dumme" am Ende.

Und über das Thema "Geld und Arbeit" kann man sowieso nicht diskutieren, weil er da einfach ne absolute Ansicht hat.
Um so mehr rege ich mich auf, dass er sagt ich wäre faul bzw. soll alles allein machen/regeln was uns gemeinsam betrifft, während er eigentlich derjenige ist, der einfach nicht zu Potte kommt !! Das ist so unglaublich widersprüchlich! Das macht mich ohnmächtig.

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leuchtturm
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Beitrag Do., 24.10.2013, 11:49

wenn ich das so lese, kommt mir als Erstes die Frage in den Sinn:
warum seid ihr noch zusammen?
Er scheint sich nicht für dich als Person zu interessieren,
du magst kaum noch mit ihm zusammensein.

Was er dir gegenüber macht, sind keine Sticheleien. In meinen Augen ist das massives Niedermachen. Repsektlosigkeit. Willst du dich wie ein unbezahltes Dienstmädchen behandeln lassen??

Für die Wohnungsfrage müsste es doch eine Lösung geben, ganz spontan fällt mir da ein: neue suchen und die bisherige kündigen.
Renovierungskosten könnte der Nachmieter ja anteilig mittragen, immerhin wohnt ihr ja noch nicht lange drin.

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Herzeleide
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Beitrag Do., 24.10.2013, 11:58

Liebe Teta,

die Beschreibung Eures Zusammenlebens liest sich für mich wie nach 25 Jahren Ehe, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Nur, dass Ihr noch so jung seid! Der REspekt ist völlig flöten gegangen, das liest sich wirklich erschreckend! Wo ist da noch Liebe?

Du weißt, dass Dir das nicht gut tut!
Es haben sich schon Abhängigkeits-Mechanismen ergeben, die Dich irgendwann innerlich total lähmen, wenn Du Dich nicht befreist.
Sei Dir doch bitte auch was wert! Es scheint durch jeden Satz durch, den Du schreibst, dass Du schon weißt, was Du bist und kannst, Dich aber von Deinem Partner ständig angreifen lässt. Das ist bei Euch wie Krieg!

Er ist derjenige, der sich eigentlich Hilfe holen sollte. Der platziert irgendeinen Hass bei Dir und arbeitet den an Dir ab.

Wenn Du zu große Angst vor der Trennung hast, nimm Dir eine Begleitung. Schon einige Stunden Gespräch mit einem therapeutischen Zuhörer können Dir da bestimmt die nötigen Rückendeckung geben.

Ich kann verstehen, dass Du an der Wohnung hängst. Aber das wird solange noch so sein, bis Du fertig studiert hast und einen Job gefunden hast. Und dann?

Wer sich schon nach dem Single-Leben sehnt....das sind allzudeutlich Zeichen. Du brauchst nur den Schubs und jemanden, der Dir von außen sagt, dass das nicht mehr geht.

Ich wünsche Dir den nötigen Mut!

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 12:28

Ja ich habe auch schon gedacht "Wie ein altes Ehepaar". Manchmal reiße ich uns aus diesem Trott raus, organisiere etwas, plane Unternehmungen usw. Aber es ist anstrengend, weil von ihm nicht viel kommt. Er schafft es nicht mal mich zum Kino einzuladen oder zum Essen. Wenn dann muss ich das organisieren/planen und ihn motivieren, und dann natürlich auch alles selbst bezahlen. Im Endeffekt profitiert er dann davon, dass ich mir Mühe gebe unsere Beziehung zu gestalten. Außerdem findet er es dann auch immer schön, mal was anderes zu sehen/zu unternehmen. Nur leider ist das immer anstrengend für mich, zumal er erstmal "keine Lust dazu" hat und man ihn motivieren muss. (Hinterher fand er dann bisher immer alles super). Ich vermute, dass er einfach unkreativ ist! Unkreative Menschen sind auch langweilig und häufig blockiert. Sie streben nach Sicherheit und sind daher auch nicht besonders mutig um mal was zu wagen. Aber satt dass er es annimmt wie es ist, nämlich dass er von meinem "tun" profitiert und ich ihm schöne Erfahrungen und Anreize in seinem Leben bringe und Abwechslung (man sich also gegenseitig ausgleicht/ergänzt) passt ihm das nicht in den Kram und er sieht darin wieder einen Fehler (also muss mich abwerten).
Früher hatte ich Mitleid mit ihm. Er fühlt sich nämlich in der "Opferrolle", seine Eltern haben ihn nie finanziell unterstütz und sowieso zieht er immer den kürzeren im Leben und das Grass in Nachbarsgarten ist ja sowieso auch immer grüner..... Da ich ihn nun aber schon viele Jahre kenne und mir dieses "Schauspiel" lange angesehen habe, kann ich sagen, dass er sich gerne selbst in dieser "Opferrolle" sieht und gerne auch Dinge dramatisiert. Und vorallem ist er nie zufrieden. Diese Unzufriedenheit kann ich ihm aber nicht abgewöhnen. Ich habe in viel Detailarbeit ihm immer wieder gut zugeredet und ihm klare Fakten auf den Tisch gelegt, damit er die Dinge nicht immer so verklärt sieht. Aber er lästert über seine besten Freunde, wenn sie mehr verdienen als er oder öfter in den Urlaub fahren und und und....
Außerdem hatte er während seines Bachelorstudiums häufig Depressionen weil er eigentlich für das Studieren nicht taugt, Lernen ist nicht sein Ding. Da haben wir echt Kämpfe mit einander ausgestanden. Ich habe ihn mehrmals wie einen 8 Jähren Jungen zwinge müssen zu lernen und hab ihn abgefragt und ihm bei Hausarbeiten geholfen. Ich hab echt gedacht, jetzt wo sein Studium vorbei ist und er endlich Geld verdient (vorher war er immer dauerpleite) würde ich etwas ändern!

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Beitrag Do., 24.10.2013, 12:39

Neue Wohnung suchen ist auch nicht so einfach. Wir wohnen in einer Großstadt, wo man teilweise monatelang suchen muss bis man was findet. Außerdem habe ich keinen cent mehr um die Kosten zu tragen die sich ergeben würden. (Die Renovierungsmaterialien und die Kaution habe ich von einer Lebensversicherung bezahlt die meine Eltern mal angelegt hatten für mich, die aber jetzt auch nicht viel Wert gewesen ist) Es ist kein Geld mehr davon übrig. Und ich erhalte den Höchstsatz Bafög und muss damit auskommen. Meine Eltern können mir da leider auch nicht so richtig helfen. Umso schlimmer finde ich es, dass er immer behauptet ich hätte von zu Hause aus mehr Unterstützung als er, weil das einfach nicht stimmt. Aber wie ich bereits oben schrieb, ist er in der "Opferrolle" und ihm geht es immer schlechter als allen anderen. Er ist immer arm dran! (tut mir leid wenn das jetzt schon böse klingt, aber seit JAHREN höre ich mir das jetzt schon an!!


kaja
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Beitrag Do., 24.10.2013, 12:59

aber seit JAHREN höre ich mir das jetzt schon an!!


Stellt sich nach wie vor die Frage was es Dir gibt seit Jahren bei so einem Mann zu bleiben.
Die Wohnung -nebenbei: Wenn ich unglücklich bin nützt mir auch die beste Wohnung nichts- kann es ja nicht gewesen sein, denn die gibt es noch keine Jahre.
Warum also hast Du viel Geld investiert und bist mit einem Mann zusammengezogen mit dem es seit "JAHREN" Probleme gibt und warum verharrst Du passiv in der Situation und kehrst immer wieder zurück ?

Diese Frage zu klären wäre mir wichtiger als von anderen bestätigt zu bekommen das er sich unmöglich verhält und warum er es macht.
After all this time ? Always.

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 13:11

hallo kaja.

JA ich habe definitiv eine falsche Entscheidung getroffen, als ich mit ihm zusammen gezogen bin. Ich habe mich auch lange davor gesträubt. Aber ich habe auch gedacht, wenn er nun einen Arbeitsstelle hat nach dem Studium und nun endlich mal Geld verdient, dass es ihm dann besser geht und er nicht immer auf den Teller des anderen gucken muss. Aber dem ist nicht so. Und ich hätte auch nie und nimmer gedacht dass er so schlecht mit Geld umgehen kann. Ich frage mich nämlich "Wo ist der Rest von seinem Gehalt?" Wenn er einmal im Monat Sonntags morgens Brötchen holt, dann lässt er sich von mir jeden Cent wieder geben für jedes Brötchen dass ich esse. Ich finde das alles total bescheuert und irgendwie hatte ich mir auch das mit der Wohnung anders vorgestellt. Er hat mir vorher auch hoch und heilg versprochen im Haushalt mehr zu machen als in seiner "Junggesellen-Bude" (da war es immer total dreckig und unaufgeräumt + leerer Kühlschrank). Ich hab ihm das erst auch nicht geglaubt, aber er hat immer wieder davon angefangen und behauptet er würde alles machen und tun und sich einsetzten würde usw. Das ist aber leider mal so gar nicht passiert! Eher das totale Gegenteil. Ich glaube er hat es selbst geglaubt und wollte mich nicht auf den Arm nehmen. Jetzt sitze ich nun mal in dieser Situation! Ich kann es ja nicht ungeschehen machen, dass wir zusammengezogen sind.

;(

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 13:16

edit: Und ja auch eine gute Frage: Warum bin ich noch mit ihm zusammen? Warum war/bin ich so lange seine Freundin? DAS würde ich auch gerne mal wissen!!!

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(V)
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Beitrag Do., 24.10.2013, 13:33

Hallo Teta23,

falls es dir ein Trost: Ja, manchmal läuft es wirklich so blöd, und man merkt JAHRELANG nicht, dass der Liebste z.B. ein Geizhals ist. Also, mach dir bitte keine Vorwürfe, dass du quasi drauf reingefallen bist.

Man sollte es nicht meinen, aber ja, es kommt vor, dass sich wesentliche Charaktermerkmale hinter den Umständen verstecken, und man sie erst wenn sich diese Umstände geändert haben, deutlich zum Vorschein zu kommen.

Ich beispielsweise war 13 Jahre lang mit jemanden zusammen, 10 davon verheiratet (mit Kind) bis ich realisierte, dass mein Göttergatten ein Geizhals ist. All die Jahre lang hatten wir immer mit Arbeitslosigkeit und Sozialämtern zu kämpfen, und er war schlichtweg immer pleite, und deswegen habe ich nie Ansprüche gestellt. Nie. Im Gegenteil. Da konnte er mir lange was vom Pferd erzählen, dass er ja EIGENTLICH gerne und selbstverständlich und sowieso und überhaupt, aber leider, leider habe er nun mal kein Geld. Die Frage GEIZIG oder NICHT GEIZIG stand demnach nie wirklich im Raum, und ich kannte es ja auch nicht anders. Im Nachhinein könnte ich mich in den Hintern beißen für meine Blindheit und Gutmütigkeit. Ich erinnere mich noch genau den Tag, als ich aufgewacht bin. Als sei es gestern. Ziemlich banal. Nachdem ich immer wieder alles bezahlt hatte, jahrelang, ihm oft was "geliehen" habe, ohne es je wirklich zurückzufordern, nie auch nur ansatzweise eine Szene wegen Geld gemacht habe, nicht mal wegen Kindesunterhalt, ... und da standen wir an einer Tankstelle bei einer etwas längeren Fahrt, und ich bat ihm mir dämliche 3 Euro für eine Kaffee zu leihen...(meinen Ehemann, 13 Jahre)...und er würde das Geld auch SOFORT zurückkriegen, sobald wir bei Ankunft bei einem Geldautomat vorbeikommen. Was hat er mich da auf einmal angezickt, und dass er das Geld auf jeden Fall zurückwolle, ("gefälligst!") und so schnell wie möglich, und überhaupt und sowieso. Wie der abging nach all den Jahren, wegen 3 Euro, die er mir maximal für einen Nachmittag hätte leihen sollen. Mir fiel ja DERMASSEN alles aus dem Gesicht! Im Nachhinein, die Zeit danach und dann irgendwann die Trennung, hat sich diese Schreckenserkenntnis dann leider mehr als nur bewahrheitet: Ja, ich habe 13 Jahre lang vor lauter Pleite-Sein nicht gemerkt, dass er ein Geizhals war. Ich dachte immer: Wenn er mal Geld hätte, dann... DENKSTE!

Also, es kommt vor. Mach dir keinen Kopf. Aber zieh die Konsequenz, jetzt wo du es erkannt hast. Vermutlich WÜNSCHST du dir, du würdest dich irren, aber ich fürchte, das, was du jetzt erlebst, ist sein WAHRES Gesicht.

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 13:52

Hallo (V)
Danke für deinen Beitrag/deine Antwort.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Ich würde auch sagen, dass mein Freund kein Geizhals ist, man traut sich ja auch gar nicht sowas auch nur zu denken, aber vielleicht ist er es doch. Zumindest ist er nicht großzügig und muss alles mit mir abrechnen. Ich habe mir das wirklich nicht so vorgestellt, zumal ich ihm früher oft geholfen habe. Wie ich oben schon mal schrieb hatte er während seiner Studienzeit oft Depressionen und war blockiert. Einerseits weil er nicht wusste wie man lernt und dem Prüfungsdruck nicht standhalten konnte und andererseits weil er immer dauerpleite war! Während die anderen Paare und Nicht-paare also Freund am Wochenende ausgegegangen sind, mussten wir zu Hause bleiben, weil er kein Geld hatte. Ich fand das damals schon irgendwie komisch habe aber nicht weiter nachgedacht, denn wir haben beide das gleiche Bafög bekommen und er ist zusätzlich Jobben gegangen.... er war immer pleite...ich hatte immer mal hier und da 20 Euro über/gespart um mal was zu unternehmen. Er hat immer behauptet ich hätte mehr Geld als er (obwohl ich neben dem Studien nicht jobben konnte, zeitlich unmöglich gewesen) und er arbeiten gegangen ist. Man ist schon irgendwie auch blind. Außerdem wenn wir uns gegenseitig besucht haben am Wochenende, habe ich immer eingekauft und was zu essen gekocht wenn er bei mir zu besuch war. Wenn ich bei ihm zu besuch war musste ich mir immer selber was zu essen kaufen. Er hat mich nie eingeladen oder irgendwas. (Für ihn selbstverständlich, da ich ja mehr Geld hatte nach seiner logik --- was ja nicht stimmte).

Woher kommt sowas nur? Und wieso muss man überhaupt über Geld streiten?

Eigentlich bin ich eher ein zurückhaltender Mensch. Letztens als er sich Geld aus der Haushaltskasse genommen hat, weil er irgendwas kleines besorgt hat (ich glaube es war Butter für 60 Cent) hab ich ihn angesprochen und gefragt: Schämst du dich eigentlich manchmal, dass du so peinlich genau alles abrechnest obwohl du jetzt mehr Geld verdienst als dein Vater sein leben lang? (Sein Vater war Alleinverdiener, Mutter Hausfrau und er hat bis zur Rente weniger im Monat verdient und trotzdem alle "durchgebracht" ) Damit wollte ich ihm mal klar stellen, dass er "nicht so arm dran ist" wie er immer glaubt und dass das schon echt peinlich ist.

Aber was soll man machen?

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candle.
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Beitrag Do., 24.10.2013, 14:05

Hallo teta23!
teta23 hat geschrieben: Eigentlich bin ich eher ein zurückhaltender Mensch.
Ich denke, dass genau DAS auch ein Problem ist. Ihr seid ja jung zusammengekommen von daher wäre er ja vielleicht noch "formbar" gewesen, indem du gefordert hättest. Aber irgendwie hast du ihn doch ein bißchen wie Mutti behandelt, ihm alles angeschleppt gekocht und gemacht und getan. Einen kleinen Anteil hast du vielleicht auch an der Entwicklung beigetragen. Jetzt scheint es aber zu spät zu sein das wieder gerade zu biegen.

Wie steht er denn zu einer Trennung?

Viele Grüße!
candle
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Rosenfüchsin
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Beitrag Do., 24.10.2013, 14:11

Hallo Teta23,


*Argl* *Haarerauf*

Was tust du, wenn ich dir sage, dass ich gerade im Freundeskreis 2 Freundinnen habe, die deine Geschichte ungefähr 1:1 erlebt haben? Nicht die äußerlichen Details, aber das Wesentliche, die Struktur.
Die Opferrolle. Das Niedermachen. Der Partnerin nichts gönnen.

Kontrolliert er dich? Ist er eifersüchtig?

Die Frage, warum du noch mit ihm zusammen bist - die solltest du dir unbedingt selber beantworten.
Mein Rat wäre: zieh ganz schnell die Reißleine, ehe da z.B. eine ungeplante Schwangerschaft dazwischenkommt ... .

Wenn dein Freund wirklich so tickt,wie die beiden Männer, an die ich gerade denke: mach dich darauf gefasst, dass er versuchen wird, dir die Trennung auszureden. Er wird dir plötzlich das Blaue vom Himmel versprechen, versuchen, sich für eine Zeit in DEN Traumpartner verwandeln, den du schon immer haben wolltest - oder auch damit drohen, sich umzubringen...

Ich will dich damit nicht entmutigen - im Gegenteil: je früher du es schaffst, dich zu trennen (was spricht dagegen, zu versuchen, ihn aus dem Mietvertrag zu kriegen und dir eine Mitbewohnerin/ Untermieterin zu suchen?), desto besser sind deine Chancen. Je länger sich das hinzieht, desto schwieriger wird es.

Das würde ich abwägen gegen das, was dir gerade so schwierig erscheint (im Wesentlichen wohl die Wohnungsfrage).

Du kannst dich beim Mieterverein erkundigen, welche Chancen du hast, als Hauptmieterin eingetragen zu werden oder was du bedenken musst.

Hast du denn eine Idee, warum du bisher so hartnäckig über so wesentliche Punkte hinwegsehen konntest? Gibt es dafür ein Vorbild in deiner Familie, oder liegt dir die Helfer- Erlöser-Rolle?

VG,
Rosenfüchsin
Wir alle brauchen die Liebe am meisten, wenn wir uns fühlen, als hätten wir sie gerade gar nicht verdient.
"the ones who are hardest to love, probably need it the most" -Dan Millman

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teta23
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Beitrag Do., 24.10.2013, 14:19

hallo candle.
Diese Möglichkeit ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Vorallem in der Frage nach der gerechten Verteilung des Haushalts. Einerseits bin ich vielleicht selber schuld daran, dass er nicht hilft und nix macht und ich alleine mit allem darstehe, andererseits war/ist seine Mutter eine leidenschaftliche Hausfrau, die ihm auch später noch alles gewaschen und gebügelt hat und sogar per Lieferservice nach Hause gebracht hat. Vieles kann er auch einfach nicht, weil er es nie gemacht hat. (Also im Haushalt) Leider kann er auch die wie man sagt "typisch männlichen" Dinge nicht, einen Nagel in die Wand machen um ein Bild aufzuhängen muss ich, an Bohrmaschine ist gar nicht so denken!! Das was bei uns in der Wohnung an der Wand hängt hat mein Vater dahin gehängt. Ausrede von meinem Freund: Ich hab ja auch keine vernünftige Bohrmaschine so wie dein Vater. Dass ich ihm 2 Monate lange gesagt habe man kann auch eine im Baumarkt ausleihen für wenig Geld ist natürlich viiiiel zu umständlich und könnte ja in Arbeit ausarten.
Ich ärgere mich tatsächlich auch über mich selbst. Weil ich immer alles mache und organisiere. Dass alle Möbel und Waschmaschine und Geschirrspüler von mir kommen inkl. aller Gegenstände wie zb Töpfe Teller usw verwundert da auch nicht. Und das obwohl ich weniger Geld habe als er! Ich habe mich eben organisiert. Hier und da was vom Flohmarkt, Badmöbel und Geschirrspüler von meiner Schwester bekommen, Möbel teilweise von meiner Oma geerbt (die habe ich weiß lackiert, echte Schmuckstücke). Es ist schön in unserer Wohnung und ich habe Zeit und Energie investiert. und das ohne große Summen an Geld auszugeben.
Leider fällt es mir wie schuppen von den Augen, dass er sich gar nicht beteiligt hat und aber alles wie selbstverständlich nutzt und "sich gerne ins gemachte Netz" gesetzt hat.

Ich bin ziemlich blöd oder?

Trennung ist so eine Sache bei uns. Ich habe das letztens mal angedeutet. Er wendet sich dann ab und tut so, als wäre er einverstanden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihn wurmt. Er würde nicht wollen dass ich ihn verlasse, wenn dann bitte er mich! Aber er geht nicht! Es wäre mir auch lieber er würde aus freien Stücken selber gehen! Aber das macht er nicht. Ist ja auch zu bequem bei mir zu bleiben ;(

Ich weiß auch nicht. Irgendwie alles verzwickt.

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