Regression in der Psychotherapie noch vertretbar?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Millischnulli
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Regression in der Psychotherapie noch vertretbar?

Beitrag Fr., 18.10.2013, 15:10

Liebes Gemeindeforum,

meine Therapie habe ich im September 2011 begonnen.
Ich gehe einmal in der Woche zu ihr, manchmal aber auch zweimal.
Mein Problem sind regressive Phasen.
Momentan ist es sehr schlimm, das ich mir einen Nuckel gekauft habe,
den ich abends mit ins Bett nehmen muss und dabei mir die warme Hand und die Nähe der Psychologin vorstellen muss.
Ich würde mir am liebsten auch noch ein Schnuffeltuch kaufen,
was ich mit zur Therapie nehme und was mich an meine Psychologin
erinnert, Geruch des Raumes usw...
Das mit dem Nuckel und dem Tuch beschäftigt mich in einem Ausmaß
dass ich schon überlegt habe zu einer anderen Beratung zu gehen, um
mich zu informieren, ob das noch "normal" ist, aber ich habe jetzt
dieses Forum gefunden.
Könnt ihr mir bitte helfen, kennt das jemand von euch?
Danke.

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 16:43

Also, diese Frage ist m.E. zu undifferenziert. Eine "offene" Regression wie in analytischen Therapien hallte ich für Irrsinn, einerseits Regression fördern dann das "Kleine Kind" nach der Stunde ungeschützt auf die Straße schicken aber gleichzeitig die "Eigenverantwortung" des Erwachsenen anmahnen und jede Hilfe zu verweigern (Klient ist ja erwachsen der weiss sich ja schon selbst zu helfen). Eine Regression die auf die Therapiesitzung beschränkt ist und in einer Art "Trance" in kindliche Zustände reingeht um dort Verletzungen zu behandeln halte ich für sehr gut, die Schema-Therapie geht übrigens so vor. Jede Hypnose funktioniert so.
Die Aufgabe der Hypnose mit Breuer war m.E. eine folgenschwerer Fehler von Freud.
Zuletzt geändert von Mr Mindconrtrol am Fr., 18.10.2013, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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Herzeleide
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 16:50

Liebe Millischnulli,
ich finde Deine Frage nicht undifferenziert und ich mag nicht meine ideologischen Vorstellungen hier auskippen...

Statt dessen: Hast Du das Deiner Therapeutin auch schon erzählt? Wenn nein, warum? Traust Du Dich nicht?
Die Einzige, die das zusammen mit Dir "lösen" kann - durch Gespräch - ist aber sie, denn ihr gelten Deine Gefühle...

Wünsche Dir Mut!

P.S. "Gemeindeforum" ist ja entzückend

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Millischnulli
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:11

Mr Mindconrtrol ich verstehe deinen Text in Bezug auf meine Frage der Normalität für mein Verhalten gar nicht.

Herzeleide, danke für deine Antwort, aber ich kann ihr das nicht sagen bevor mir nicht jemand erklärt, ob das mit dem Schnuffeltuch und dem Nuckel normal ist, ich werde ihr das nicht mitteilen, das wäre mir einfach zu peinlich.
Kennt sich niemand damit aus?
Ich finde auch im Netz nichts brauchbares
100 Zugriffe und nur zwei Antworten, das gibt mir sehr zu denken.

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Millischnulli
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:34

Ersatzbefriedigung in Mangel-Situationen, fortdauernde Gewohnheitsbildung als Ausdruck einer Regression
könnte das bedeuten oder?
bin verunsicht, ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen für meine Therapie?
Ich habe eine sehr gute Beziehung zu meiner Psychologin. Ich vertraue ihr sehr.

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ENA
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:40

Du kannst es ja auch erstmal umschreiben bei ihr, also andeuten, ohne konkret zu sagen, was Du machst.
Die Basis scheint ja jedenfalls zu stimmen, wenn Du ihr vertraust. Ob das was Du machst, nun zuviel ist?
Also ein Nuckel wäre mir zuviel, ich fände das Tuch passender. Ich denke aber auch, es kommt darauf an, wie sehr man das trennen kann. Ich meine, zu Hause kann man ja da durchaus mit rumlaufen, wenn es einem gut tut (und warum nicht das innere Kind beruhigen?). Wenn man aber anfängt, das nach Außen zu tragen, fände ich es schwierig.
Auch kommt es auf die Dauer des Ganzen an. Also wenn das eine Phase ist, okay, aber wenn das dauerhaft über Jahre so geht, man darunter leidet und es auch den Kontakt nach Außen behindert, dann würde ich sagen, wäre das schon etwas, was man sich nochmal genau anschauen sollte.

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Millischnulli
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:50

Guten Tag ENA.
Ich habe den Nuckel nur gekauft, aber ihn nicht gebraucht. Ich halte den Schnulli nur in der Hand.
Ich trage das nicht in meine Umwelt hinein, ich beruhige mich so mit ihrer Abwesendheit und
brauche Wärme, und es ist nur in der Nacht so.

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ENA
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:55

Ist doch okay, find ich. Selbst wenn Du den Schnuller original nutzen würdest. Wenn es Deine Zähne schädigen würde, Du damit draußen rumlaufen würdest, Du ohne ihn nicht mehr raus könntest, ich denke, das wäre noch was Anderes.
...aber so, wenn es Dir gut tut, warum nicht?
...und etwas in der Hand zu halten finde ich im Übrigen auch ganz schön.

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candle.
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 17:58

Hallo Millischnulli!

Willkommen im Forum!

Ganz untherapeutisch oder frei raus aus mir: Was ist denn so schlimm daran an Schnulli und Schnuffeltuch? Ich kenne Menschen, die immer Kuscheltiere bei sich haben und nicht in Therapie sind. Erlaubt ist doch alles was einem hilft schwere Phasen zu überstehen, ob es nun der Becher heiße Milch oder ein Schnulli in der Hand ist.

Muß man darüber in Therapie reden? Ich weiß nicht? Ich finde es muß nicht thematisiert werden, sehr wohl aber, dass es dir nicht gut geht und was dir da noch raushelfen kann.

Wie gesagt, ich meine das eher lebenspraktisch als therapeutisch. Und dann ist es für mich normal.

Viele Grüsse!
candle
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:00

Hallo und willkommen!

Mal etwas vereinfacht gesagt (und nicht wissend, ob ich irre), würde ich sagen, dass dein Verhalten nicht auffällig ist, denn ich kenne das so ähnlich. Ich hab mir keinen Nuckel gekauft, aber da du ja ohnehin nicht nuckelst, sehe ich gar nichts, was dich irgendwie besonders verwirren müsste. Ich hatte (und habe) auch sehr heftige Nähewünsche und hab mir vorgestellt und gewünscht, mich auf den Schoß meines Therapeuten zu setzen. Ich wusste, dass das nicht schlimm ist, deshalb war ich dabei relativ entspannt.

Allerdings sehe ich ein Problem, und das solltest du nicht ignorieren: Der Witz an der Regression ist vollkommen weg, wenn man nicht darüber reden kann. Es geht ja eben nicht darum, dass die Patienten im Privatleben ein kleinkindliches Verhalten annehmen, sondern es geht eher darum, sich der kleinkindlichen Bedürfnisse bewusst zu werden, sie als Teil deiner Persönlichkeit anzunehmen und darüber zu reden, was dir eigentlich genau fehlt. Denn offenbar fehlt dir ja etwas ganz Entscheidendes aus deiner frühen Kindheit. Einiges kann nachgeholt werden in der Therapie, aber nicht alles, und natürlich auch nicht so heftig, wie wir uns das vielleicht wünschen.

Deine Therapeutin sollte - wenn die Therapie effektiv sein soll - wissen, wie es in dir aussieht. Das muss dir nicht peinlich sein, denn du bist nicht die Erste und Einzige, die so empfindet.

Und noch was: Ich bin jetzt vielleicht ein bisschen hart, aber: Ich glaube nicht, dass du deiner Therapeutin wirklich so vertraust, wie du das betont hast. Wenn es so wäre, könntest du mit ihr darüber reden - oder dir zumindest erst mal VORSTELLEN, mit ihr darüber zu reden. Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt den Versuch und es öffnet neue Türen.

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Millischnulli
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:23

und lösen sich die Gefühle dann auf, wenn ich es ihr mitteile? Wie solle ich das machen?
Diese intensiven Gefühle, die kennt sie, aber das ich nuckeln, saugen möchte, um mich zur beruhigen.
Wie enstehen diese Gefühle? Die verändern sich stets.
Mal wollte ich sie kuscheln, jetzt möchte ich immer ihre Hand halten und brauche gedanklich ihre Zuwendung und Beruhigung.
Es ist eigentlich sehr schön und warm, aber ich leide auch nachts, weil sie nicht da ist.
Ich habe sehr starke Verlustängste und so intensive Nähewünsche.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:29

Ich kenne das auch. Gut, wenn es nur der Nuckel ist, der dir unangenehm ist, ist es ja gut; ich dachte schon, du würdest gar nicht über deinen Zustand mit ihr reden. Es ist ja nicht so, dass man sich wirklich komplett entblößen muss.

Wie sich das auflöst? Ich mache genauso lange Therapie wie du, allerdings häufiger. Aber ich hab im selben Monat angefangen. Und noch vor wenigen Wochen hatte ich so einen starken Wunsch, meinen Kopf an seine Brust zu legen, um seinen Herzschlag zu spüren. Aber es verändert sich auch immer wieder, wie du das ja auch geschildert hast.

Ich glaube, die steuern das schon auch, ohne dass wir das merken. Kennst du das auch so, dass deine Therapeutin mal so zart und sanft zu dir spricht, dass nicht mehr viel fehlt und du schmeißt dich ihr an den Busen? Und in anderen Stunden redet ihr so miteinander, als ginge es um die Steuererklärung. Das wird sich wechselseitig bedingen: Du machst ihr ein 'Beziehungsangebot', und sie geht - nicht immer bewusst! - darauf ein, indem sie dieses Angebot annimmt. Du machst ihr dieses Angebot aber nur, weil sie ihrerseits signalisiert hat: "Bei mir kannst du Liebe bekommen" - das hätte sich ja nicht so entwickelt, wenn sie wirklich eine Finanzbeamtin wäre...

Aber weil Therapie halt schon auch mehr ist als kuscheln, gibt es auch Phasen, in denen 'richtig' gearbeitet wird und man als erwachsener Mensch gefordert ist.

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candle.
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:30

Millischnulli hat geschrieben: Diese intensiven Gefühle, die kennt sie,
Und was sagt sie dann dazu?

candle
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Millischnulli
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:40

sie beantwortete das innerhalb eines therapeutischen Arbeitens als Übertragung.

leberblümchen meine Emotionen entstehen meist nach den Stunden. In den Stunden eigentlich nicht.
Glaubst du ich könnte ihr das einfach sagen.
Ist es konkret wichtig für die Therapeutin zu wissen um welche Emotionen und übertragene Wünsche es sich handelt?
Konstruktiver Austausch hier. Danke


leberblümchen
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 18:51

Naja, ich hab meine eigene Theorie über Offenheit in der Therapie - ob ich da so ein gutes Vorbild bin, weiß ich nicht. Mein Therapeut hat jedenfalls schon mehrmals gesagt, wie sehr er meine Offenheit schätzt und wie außergewöhnlich das ist. Allerdings hat das auch einen Preis: Oft geraten wir aneinander, gerade wenn es um dieses Thema geht. Ich hab halt auch phasenweise erotische Phantasien, und während er mit meinen frühkindlichen Kuschelbedürfnissen superoptimalperfekt umgegangen ist, gelingt es ihm nicht so gut, sich mal in Ruhe meine erotischen Phantasien anzuhören, ohne unruhig und zickig zu werden

Hinterher sag ich mir dann auch immer: Warum bist du eigentlich so ehrlich und offen?

Dennoch meine ich: Je mehr Offenheit, umso besser. Eigentlich ist das ja auch klar, oder? Aber es ist eben nur die Theorie. Und wenn in der Praxis irgendwelche Verstrickungen entstehen (die ja wiederum EIGENTLICH auch so sein sollen!), dann bin ich völlig panisch, weil ich zu leicht die Fassung verliere.

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