die Suche nach den eigenen guten Gefühlen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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rag
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die Suche nach den eigenen guten Gefühlen

Beitrag Di., 08.10.2013, 13:34

Hallo zusammen

Mein erstes thema war wohl ein griff in die hose, da der begriff distanzierter beschützer hier wohl zu wenig geläufig ist. das thema beschäftigt mich aber weiterhin....

ich versuche das ganze anderst zu erklären, vielleicht ein wenig anderst zu schreiben. vielleicht kann sich jemand mit dem thema identifizieren.

also, meine wenigkeit wurde durch diverse traumatische erfahrungen, welche auch länger gedauert haben, ziemlich "kalt". Gefühlsmässig kalt. Ich kann mich nur sehr schwer mit anderen freuen, freuen allgemein, vermissen, die liebe etc etc werden sehr unterdrückt. ich wirke distanziert, viele sagen ich sei arrogant, was ich nicht bin .

nun ich bin 2 jahre in therapie und gewisse gefühle werden in mir nach langer zeit wieder geweckt, die hatte ich teilweise 15 jahre nicht mehr....z.b. glücklich fühlen (wow was für ein gefühl).

das alles läuft immernoch sehr auf sparflamme, auch wenn ich grosse fortschritte gemacht habe....nun möchte ich wissen, wer kennt dieses innere abklühlen, und was hat er dagegen gemacht....ich weiss nicht ob es vielleicht möglichkeiten gibt, mehr an das innere kind zu gelangen....

ich hoffe auf eure antworten...

gruss rag

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hope_81
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Beitrag Di., 08.10.2013, 13:52

Hi Rag,
Dein "inneres abkühlen" ist zunächst einmal ein Schutz. Dieser ist nicht so schlimm, aber er wird schlimm, weil er die Sehnsucht schürt.
Da Du aber weißt, wie es sich damals anfühlte, spürst Du, dass es unnatürlich ist.
In diesem Moment ( auch wenn Du das noch nicht siehst) bewegst Du etwas.
Du brauchst keine Tipps hier von uns. Vertraue in Dich, vertraue auf Deinen Prozess und Du wirst sehen, das alles bald wieder in Dir vorhanden sein wird, denn es war nie wirklich weg.

Beste Grüße
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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rag
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Beitrag Di., 08.10.2013, 13:58

Tipps oder Erfahrungsaustausch, nenne es wie du willst. Manchmal tut es einfach gut zu lesen, das es anderen genau so geht und es eventuell Erfolgsgeschichten gibt die einem Mut machen.

Psychotherapie heisst arbeiten an sich selbst, dies wird leider nicht nur mit Vertrauen in sich selbst erledigt.

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hope_81
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Beitrag Di., 08.10.2013, 14:01

Mir gehts genauso
Deswegen weiß ich, dass Du die Antwort in Dir trägst
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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ichbins(nur)
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Beitrag Di., 08.10.2013, 17:32

Hallo rag,
rag hat geschrieben:also, meine wenigkeit wurde durch diverse traumatische erfahrungen, welche auch länger gedauert haben, ziemlich "kalt". Gefühlsmässig kalt. Ich kann mich nur sehr schwer mit anderen freuen, freuen allgemein, vermissen, die liebe etc etc werden sehr unterdrückt. ich wirke distanziert, viele sagen ich sei arrogant, was ich nicht bin .
Ja, ich erkenne mich darin wieder...
nun ich bin 2 jahre in therapie und gewisse gefühle werden in mir nach langer zeit wieder geweckt, die hatte ich teilweise 15 jahre nicht mehr....z.b. glücklich fühlen (wow was für ein gefühl).

das alles läuft immernoch sehr auf sparflamme, auch wenn ich grosse fortschritte gemacht habe....nun möchte ich wissen, wer kennt dieses innere abklühlen, und was hat er dagegen gemacht....ich weiss nicht ob es vielleicht möglichkeiten gibt, mehr an das innere kind zu gelangen....
Nun, was diese alten Gefühle angeht, die jetzt auf einmal wieder wach werden, befinde ich mich wohl gerade an einem ähnlichen Punkt wie du. Nur dass mir erst jetzt, im Nachhinein, bewusst wird, dass ich die ganze Zeit "innerlich abgekühlt" war. Zuvor war ich fest überzeugt, dass ich eben so bin.

Was ich dagegen mache? Nun: eine Therapie bei jemandem, zu dem ich sehr großes Vertrauen habe; anders wäre mir das nicht möglich. Bei mir kommen jüngere Anteile immer mal "anteilsspezifisch" hoch, also verschiedene äußere Auslöser lassen jeweils einen anderen, jüngeren inneren Anteil von mir "aufwachen". Verstehst du, was ich meine? Bei mir passiert das automatisch, und ich kann es im Moment noch nicht bewusst steuern, so dass ich dir darauf leider keine Antwort geben kann. Wie sieht das denn dein(e) Thera?

Und ansonsten ist es das, was dir bereits hopeless geantwortet hat: ein Prozess, in dem du dich langsam entwickelst, ganz in deinem Tempo.

Alles Gute für diesen Prozess!

ichbins(nur)
[center]Wie können wir wissen, wer wir sind,
wenn wir nicht wagen,
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rag
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Beitrag Mi., 09.10.2013, 07:30

Hi ichbins

Ich dachte auch das ich so bin, frauen fanden das sogar sehr anziehend wenn man so distanziert wirkte...meine ex sagte einmal das wirke lebenserfahren...oh man...das problem war dann einfach als ich eine angststörung eingefangen habe und das ganze von einer anderen sichtweise angeschaut habe. ich merkte das das was ich bin und war, eigentlich nicht "normal" ist.....gut jeder mensch ist verschieden, aber ich war da sehr speziell..

ich war 3 monate bei einem therapeuten und konnte meinen ganzen balast loslassen..ich dachte da...juhu ich bin geheilt. witzigerweise war auch etwas anderst...ich habe mich das erste ma richtig verliebt...und nicht nur 1 woche dann war fertig....mit dem zugang zu diesen gefühlen kamen aber auch ängste hoch....jahre später hab ich mich wieder in eine therapie gewagt, als ich merkte da ist noch viel mehr zu tun....ich hab das erste ma angefangen mich mit mir selber auseinander zu setzen und das mit 30 jahren. ich stürzte vollgas in eine depression durch dieses aufschaffen. toll dachte ich.....

mein thera meint einfach auch, das ich da dran bin und das ganze nicht forcieren kann....da ich aber ein starker kopfmensch bin, denk ich mir das es da sicher dinge gibt, die einem in diesem prozess helfen können...

diesen jüngeren anteil ...ja den kenn ich ....ich nenne das so eine art backflash zur jugend....die ersten paar mal als ich dieses glücklichfühlen entdeckte, war das immer im zusammenhang mit erinnerungen aus der kindheit......

was mich momentan am meisten stört ist, das ich die liebe zu meiner freundin von jetzt auf sofort ausblenden kann....dieser schutz geht sogar so weit, das ich nicht weiss, was wir die letzten 15 monate zusammen erlebt haben, geschweige den was ich gefühlt habe...es ist wie eine innere mauer, welche alles abblockt.....erinnerungen, gedanken, gerüche, bilder.....manchmal ist der schutz weniger gross, manchmal so stark, das ich zeitweise keine erinnerungen habe....toll oder? ich weiss natürlich auch, was mir passiert ist, ist sehr sehr schlimm und man wünscht das keinem kind....nur sind diese nachwirkungen heute nicht mehr nötig, aber trotzdem so stark, das mein leben dadurch eingeschränkt ist....

was sagt den dein thera zu dem thema? sagt er auch, das dieser prozess einmal ein ende finden kann oder das dies ein lebenswerk ist?

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ichbins(nur)
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Beitrag Do., 10.10.2013, 19:39

Hi rag,
rag hat geschrieben:gut jeder mensch ist verschieden, aber ich war da sehr speziell..
Joa, auch das kenne ich irgendwoher...
ich war 3 monate bei einem therapeuten und konnte meinen ganzen balast loslassen..ich dachte da...juhu ich bin geheilt. witzigerweise war auch etwas anderst...ich habe mich das erste ma richtig verliebt...und nicht nur 1 woche dann war fertig....mit dem zugang zu diesen gefühlen kamen aber auch ängste hoch....jahre später hab ich mich wieder in eine therapie gewagt, als ich merkte da ist noch viel mehr zu tun....ich hab das erste ma angefangen mich mit mir selber auseinander zu setzen und das mit 30 jahren. ich stürzte vollgas in eine depression durch dieses aufschaffen. toll dachte ich.....
Ja, wirklich "toll" ist das nicht. Andererseits sehe ich das allerdings auch als ein Zeichen dafür, dass sich da in dir tatsächlich etwas bewegt hat - noch immer bewegt.

Meine eigene "Karriere" auf der Psychoschiene fing auch erst mit 30 an...
mein thera meint einfach auch, das ich da dran bin und das ganze nicht forcieren kann....da ich aber ein starker kopfmensch bin, denk ich mir das es da sicher dinge gibt, die einem in diesem prozess helfen können...
Geht mir genauso: der Kopf will alles steuern und kann einfach nicht loslassen... Aber ich denke mir, das einzige, was wir wirklich tun können, IST eben genau das: loslassen und die Psyche das Steuer übernehmen lassen, soweit es sie betrifft.
Dieser Prozess, der da gerade abläuft, der verläuft in keinem konstanten Tempo, sondern mal schneller und mal langsamer, je nachdem, was gerade ansteht, was es auszuräumen gilt. Und das ist bei jedem anders. Forcieren würde gar nichts bringen, und ich meine, wir würden uns nur selbst um eine wertvolle Entwicklungsstufe bringen, würden wir das alles jetzt überspringen wollen, nur um schon zwei Schritte weiter zu sein.
Ich versuche (!) gerade, meinen Kopf dazu zu bringen, dass er es einfach mal so laufen lässt, wie es läuft. Denn es läuft ja, das spüre ich. Ich versuche, ein wenig mehr "zuzuschauen" und wirklich nur im Notfall einzugreifen, also wenn ich merke, dass ich vor die nächste Wand fahre, wenn ich jetzt nicht mal kurz gegenlenke. Mein Thera hilft mir da enorm.
was mich momentan am meisten stört ist, das ich die liebe zu meiner freundin von jetzt auf sofort ausblenden kann....dieser schutz geht sogar so weit, das ich nicht weiss, was wir die letzten 15 monate zusammen erlebt haben, geschweige den was ich gefühlt habe...es ist wie eine innere mauer, welche alles abblockt.....erinnerungen, gedanken, gerüche, bilder.....manchmal ist der schutz weniger gross, manchmal so stark, das ich zeitweise keine erinnerungen habe....toll oder? ich weiss natürlich auch, was mir passiert ist, ist sehr sehr schlimm und man wünscht das keinem kind....nur sind diese nachwirkungen heute nicht mehr nötig, aber trotzdem so stark, das mein leben dadurch eingeschränkt ist....
Hast du denn eine Idee, was deine Freundin da in dir ausgelöst haben könnte? Und wodurch?
Was sagt denn Thera dazu?
was sagt den dein thera zu dem thema? sagt er auch, das dieser prozess einmal ein ende finden kann oder das dies ein lebenswerk ist?
Das habe ich ihn noch gar nicht gefragt. Bislang sagte er nur, dass das ein Prozess ist und dass der eben seine Zeit braucht. Ich persönlich denke, dass es eine Lebensaufgabe wird. Jetzt das Alte aufzuräumen ist ein Prozess, und die Unterstützung dabei ist zeitlich begrenzt. Doch die restlichen Arbeiten, die an einem selbst, die man größtenteils allein schafft - das ist für mich etwas, das lebenslang bleibt und wo man immer dranbleiben muss. Vielleicht wird mich das Leben eines Besseren belehren, doch bis dahin gehe ich davon aus, dass ich den Prozess immer so weiterführen muss. Mit dem, was ich aus meiner Therapie lerne, dann später irgendwann wieder allein.

Wie siehst du es für dich?
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