Der (Un-)Freistaat Bayern
Der (Un-)Freistaat Bayern
Wieder einmal ein Justizskandal im (Un-)Freistaat Bayern: Der unfassbare 'Fall Mollath'.
Sehenswert dazu: 'Beckmann' (Mollath selbst ist zu Gast):
http://www.daserste.de/unterhaltung/tal ... th100.html
Besonders beunruhigend ist der Gedanke, dass, wenn man erstmal in diesen bürokratisch-unmenschlichen Apparat hineingeraten ist (was offenbar jedem passieren kann), komplexe psychiatrische Gutachten über einen erstellt werden, ohne dass auch nur ein einziges persönliches Gespräch stattgefunden hat. Diese Praxis, das Beurteilen eines Menschen rein nach Aktenlage, ist aber gang und gäbe.
Sehenswert dazu: 'Beckmann' (Mollath selbst ist zu Gast):
http://www.daserste.de/unterhaltung/tal ... th100.html
Besonders beunruhigend ist der Gedanke, dass, wenn man erstmal in diesen bürokratisch-unmenschlichen Apparat hineingeraten ist (was offenbar jedem passieren kann), komplexe psychiatrische Gutachten über einen erstellt werden, ohne dass auch nur ein einziges persönliches Gespräch stattgefunden hat. Diese Praxis, das Beurteilen eines Menschen rein nach Aktenlage, ist aber gang und gäbe.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
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Erst, wenn die Justiz sich zu Mollath endgültig festgelegt hat, lohnt es sich, darüber zu schreiben. Das wird so in zwei, drei Wochen sein.
Von denen die erste bereits vorbei ist.
Ich weiß eigentlich bisher nur von einer einzigen Diplomarbeit, die sich um die 70er Jahre mit den psychischen Problemen von Abgeordneten befasst. Wahrscheinlich werden die mittlerweile alle vom Geheimdienst betreut.
Nö, das war ein Scherz. Psychische Probleme und Wahlkampf, das geht ja gar nicht.
Interessant ist, was aus dem Mann geworden ist. Er war wahrscheinlich schon Mediziner und hängte Psychologie dran und schrieb deswegen diese Arbeit. Jedenfalls ist er weder Arzt noch Psychiater geworden, sondern ist Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt, ich glaube, in der Chemie.
Veröffentlicht hat er nie mehr etwas, das hätte das Netz gewusst.
Mfg
haluro
Von denen die erste bereits vorbei ist.
Ich weiß eigentlich bisher nur von einer einzigen Diplomarbeit, die sich um die 70er Jahre mit den psychischen Problemen von Abgeordneten befasst. Wahrscheinlich werden die mittlerweile alle vom Geheimdienst betreut.
Nö, das war ein Scherz. Psychische Probleme und Wahlkampf, das geht ja gar nicht.
Interessant ist, was aus dem Mann geworden ist. Er war wahrscheinlich schon Mediziner und hängte Psychologie dran und schrieb deswegen diese Arbeit. Jedenfalls ist er weder Arzt noch Psychiater geworden, sondern ist Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt, ich glaube, in der Chemie.
Veröffentlicht hat er nie mehr etwas, das hätte das Netz gewusst.
Mfg
haluro
Nur so nebenbei:
Ich glaube, dass die Gefahr, dass so etwas passieren kann, nicht auf Bayern beschränkt ist.
Meine Freundin kommt aus NRW. Was die in der Psychiatrie erlebt hat, ist auch nicht von schlechten Eltern ...
Es ist insgesamt erschreckend, wie schnell man in diese Mühle geraten kann und wie schwer man da wieder rauskommt - ob nun in Bayern oder in Schleswig-Holstein!
Ich glaube, dass die Gefahr, dass so etwas passieren kann, nicht auf Bayern beschränkt ist.
Meine Freundin kommt aus NRW. Was die in der Psychiatrie erlebt hat, ist auch nicht von schlechten Eltern ...
Es ist insgesamt erschreckend, wie schnell man in diese Mühle geraten kann und wie schwer man da wieder rauskommt - ob nun in Bayern oder in Schleswig-Holstein!
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Von wegen diagnostiziert, ohne zu Gesicht zu bekommen zu haben. Die Ärzte wissen schon warum. Das ganze System ist Unsinn. Was macht das persönliche Gespräch denn schon aus? In der Tat ist es bemerkenswert, dass die Klinik sieben Jahre lang jemanden behandelt hat, ohne auch nur das Geringste an der Diagnose zu hinterfragen. Da muss man mal fragen dürfen, worauf hinbehandelt wurde.
Man sollte aber nicht vergessen, dass es eine Ebene im Fall Mollath gab, die kaum beleuchtet wurde. Die Mängel der Psychiatrie, Justiz, etc. wurden mehr oder weniger von Fachleuten ans Tageslicht gebracht. Was ist aber die Bankenebene? Es ist merkwürdig, dass man dazu nichts liest. Zumindest nichts von Fachleuten. Warum eigentlich? Der nichtsahnende Steuerzahler darf schließlich marode Banken retten.
Man sollte aber nicht vergessen, dass es eine Ebene im Fall Mollath gab, die kaum beleuchtet wurde. Die Mängel der Psychiatrie, Justiz, etc. wurden mehr oder weniger von Fachleuten ans Tageslicht gebracht. Was ist aber die Bankenebene? Es ist merkwürdig, dass man dazu nichts liest. Zumindest nichts von Fachleuten. Warum eigentlich? Der nichtsahnende Steuerzahler darf schließlich marode Banken retten.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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Ich habe mir eben (die ganze Zeit seit dem letzten Post) die Sendung (über den Link) angesehen.
Die Psychiaterin war sehr neugierig auf Mollaths Erfahrungen, da es leider nóch kein Wallraff-Buch über die forensischen Anstalten gibt.
Also, die Wiederaufnahme wird wahrscheinlich erst nächstes Jahr.
Es wird viel über Ungereimtheiten gesprochen, am Anfang und es dauert, bevor sie dargelegt werden.
Ganz klar ist, die Anzeige Mollaths wurde der SteuFa zugeleitet und ein SteuFa.Mann hat "M. = Spinner" geschrieben und ein anderer "Querulant". Das Papier wurde soundsooft im Fernsehen gezeigt. Aber woher wissen die Journalisten dann, wie Brixners Meinung über Mollath war?
Am lohnenswertesten sind die Fakten vom Schluß: Fast immer werden die Eingelieferten zuerst medikamentös "behandelt" und dann erst angeschaut. Und die Nebenwirkungen sind toll: Herzprobleme, Inkontinenz und noch mehr, was ich schon wieder vergessen habe.
Und es ist nicht bayernweit, sondern bundesweit. Weil der Justiz die Landesgrenzen wurscht sind, die arbeiten länderübergreifend viel besser zusammen als andere Verwaltungen.
Mfg
haluro
PS: Der Link da in meinem Beitrag von vorhin ist nicht von mir.
Die Psychiaterin war sehr neugierig auf Mollaths Erfahrungen, da es leider nóch kein Wallraff-Buch über die forensischen Anstalten gibt.
Also, die Wiederaufnahme wird wahrscheinlich erst nächstes Jahr.
Es wird viel über Ungereimtheiten gesprochen, am Anfang und es dauert, bevor sie dargelegt werden.
Ganz klar ist, die Anzeige Mollaths wurde der SteuFa zugeleitet und ein SteuFa.Mann hat "M. = Spinner" geschrieben und ein anderer "Querulant". Das Papier wurde soundsooft im Fernsehen gezeigt. Aber woher wissen die Journalisten dann, wie Brixners Meinung über Mollath war?
Am lohnenswertesten sind die Fakten vom Schluß: Fast immer werden die Eingelieferten zuerst medikamentös "behandelt" und dann erst angeschaut. Und die Nebenwirkungen sind toll: Herzprobleme, Inkontinenz und noch mehr, was ich schon wieder vergessen habe.
Und es ist nicht bayernweit, sondern bundesweit. Weil der Justiz die Landesgrenzen wurscht sind, die arbeiten länderübergreifend viel besser zusammen als andere Verwaltungen.
Mfg
haluro
PS: Der Link da in meinem Beitrag von vorhin ist nicht von mir.
Haluro, du hattest zum Zeitpunkt deines ersten Beitrags noch keinen blassen Schimmer von dem Fall, stimmt's?!?haluro hat geschrieben:Erst, wenn die Justiz sich zu Mollath endgültig festgelegt hat, lohnt es sich, darüber zu schreiben.
@sandrin und haluro
haluro hat geschrieben:Und es ist nicht bayernweit, sondern bundesweit. Weil der Justiz die Landesgrenzen wurscht sind, die arbeiten länderübergreifend viel besser zusammen als andere Verwaltungen.
Nach meinem Empfinden ist die bayrische Justiz da schon sehr speziell. Skandale und Skandälchen scheinen gerade dort besonders häufig vorzukommen. Gerade die Justiz arbeitet nämlich nicht länderübergreifend so eng zusammen. Die jeweiligen juristischen Apparate sind da eher für sich stehende Mikrokosmen.
Aber dass dieser 'Fall' so möglich ist in (einem Teil von) Deutschland, das ist das Unfassbare!
Was haben diese Leute eigentlich für ein Gewissen?!? Gerade die Gutachter, die da nach Aktenlage über ein ganzes Einzelschicksal bestimmen. Oder die bayrische Justizministerin. Was für eine widerliche Androidin!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Hallo Vincent,
ich weiß nicht genau, wann mein Interesse für den Fall Mollath losging. In meinem Tagebuch taucht er jedenfalls das erste Mal am 07.03.13 auf.
Nach meinem Gefühl war es in einem Herbst, aber ob 2012 oder noch früher ist schwer zu sagen.
Ich habe Internet am Arbeitsplatz, und man darf es privat nutzen, wenn man im Gegenzug die Erklärung unterzeichnet, dass man nix anstellt und der Arbeitgeber kontrollieren darf. Die konnte ich nun wirklich nicht unterschreiben.
Nach der bekannten Einstellung meines Arbeitgebers wird alles protokolliert, und irgendwann werden die schauen, wer den ganzen Tag nur surft und den werden sie in die Pfanne hauen. Das haben sie durchblicken lassen.
Also, mache ich nichts privates am dienstlichen PC, außer alle 2-2 Stunden die google-News aufzurufen und da interessiert mich auch, wie lange sich eine Meldung hält.
Mollath-Meldungen hielten sich immer lang, und ich habe die von Anfang an gelesen.
Während die Meldung, dass Merkel meint, es müsse mehr für die IT-Sicherheit getan werden, sich keinen Tag gehalten hat und auch den Weg in meine Zeitung nicht gefunden hat. Am Anfang dachte ich, das könnte so ein Manöver sein "ich versuche ja was zu machen, aber es hat nicht geklappt, weil die Kollegen aus der EU nicht mitgezogen sind". Denn zwei ihrer drei Ideen hat sie von EU-Mitarbeit abhängig gemacht.
Aber das muss nicht so kommen.
Schließlich hat sie nicht den Fehler gemacht wie dieser SPD-Abgeordnete (Olaf ... ?), der trommelte ungefähr 20 Abgeordnete für einen deutschen PC zusammen und als die merkten, was das kostet, war es aus.
Justiz ist für mich Polizei und Gerichtsbarkeit, weil sie dem gleichen Minister unterstehen. Definitiv ist die Zusammenarbeit bei der Polizei sehr gut, den üblichen Bayern-Hessen-Konflikt gibt es da nicht. Aber wie es bei der Gerichtsbarkeit aussieht, das weiß ich nicht bzw ich habe halt keinen Überblick.
Ich erzählte mal einem bayerischen Richter aus meinem weiteren Bekanntenkreis, wie ein Verfahren vor einem hessischen Verkehrsrichter gegen mich lief und der meinte "Das ist ein glattes Fehlurteil". Naja, ich hab's zu meinen Erfahrungen dazugezählt und die 100 € sausen lassen. Beim nächsten Verfahren dann, 10 € wegen fehlendem TÜV (die ASU-Plakette auf dem Nummernschild vorne war abgefallen und wenn der Polizist nicht doof gewesen wäre, dann hätte er auch auf das hintere Nummernschild geschaut, da war die TÜV-Plakette nämlich drauf und TÜV und ASU werden immer zusammen gemacht) war ich dann so nervend, dass die das Verfahren dann eingestellt haben vor dem Amtsgericht.
Definitiv hat einer meiner höchsten Dienstvorgesetzten vor dem Mollath-Ausschuß gelogen, aber während die Lüge des Verteidigungsministers in der Drohnenaffäre hochgepusht wurde, hat das keinen Wirbel ausgelöst. Ich glaube, er war das, der entweder "M=Spinner" oder "Querulant" geschrieben hat.
Mfg
haluro
ich weiß nicht genau, wann mein Interesse für den Fall Mollath losging. In meinem Tagebuch taucht er jedenfalls das erste Mal am 07.03.13 auf.
Nach meinem Gefühl war es in einem Herbst, aber ob 2012 oder noch früher ist schwer zu sagen.
Ich habe Internet am Arbeitsplatz, und man darf es privat nutzen, wenn man im Gegenzug die Erklärung unterzeichnet, dass man nix anstellt und der Arbeitgeber kontrollieren darf. Die konnte ich nun wirklich nicht unterschreiben.
Nach der bekannten Einstellung meines Arbeitgebers wird alles protokolliert, und irgendwann werden die schauen, wer den ganzen Tag nur surft und den werden sie in die Pfanne hauen. Das haben sie durchblicken lassen.
Also, mache ich nichts privates am dienstlichen PC, außer alle 2-2 Stunden die google-News aufzurufen und da interessiert mich auch, wie lange sich eine Meldung hält.
Mollath-Meldungen hielten sich immer lang, und ich habe die von Anfang an gelesen.
Während die Meldung, dass Merkel meint, es müsse mehr für die IT-Sicherheit getan werden, sich keinen Tag gehalten hat und auch den Weg in meine Zeitung nicht gefunden hat. Am Anfang dachte ich, das könnte so ein Manöver sein "ich versuche ja was zu machen, aber es hat nicht geklappt, weil die Kollegen aus der EU nicht mitgezogen sind". Denn zwei ihrer drei Ideen hat sie von EU-Mitarbeit abhängig gemacht.
Aber das muss nicht so kommen.
Schließlich hat sie nicht den Fehler gemacht wie dieser SPD-Abgeordnete (Olaf ... ?), der trommelte ungefähr 20 Abgeordnete für einen deutschen PC zusammen und als die merkten, was das kostet, war es aus.
Justiz ist für mich Polizei und Gerichtsbarkeit, weil sie dem gleichen Minister unterstehen. Definitiv ist die Zusammenarbeit bei der Polizei sehr gut, den üblichen Bayern-Hessen-Konflikt gibt es da nicht. Aber wie es bei der Gerichtsbarkeit aussieht, das weiß ich nicht bzw ich habe halt keinen Überblick.
Ich erzählte mal einem bayerischen Richter aus meinem weiteren Bekanntenkreis, wie ein Verfahren vor einem hessischen Verkehrsrichter gegen mich lief und der meinte "Das ist ein glattes Fehlurteil". Naja, ich hab's zu meinen Erfahrungen dazugezählt und die 100 € sausen lassen. Beim nächsten Verfahren dann, 10 € wegen fehlendem TÜV (die ASU-Plakette auf dem Nummernschild vorne war abgefallen und wenn der Polizist nicht doof gewesen wäre, dann hätte er auch auf das hintere Nummernschild geschaut, da war die TÜV-Plakette nämlich drauf und TÜV und ASU werden immer zusammen gemacht) war ich dann so nervend, dass die das Verfahren dann eingestellt haben vor dem Amtsgericht.
Definitiv hat einer meiner höchsten Dienstvorgesetzten vor dem Mollath-Ausschuß gelogen, aber während die Lüge des Verteidigungsministers in der Drohnenaffäre hochgepusht wurde, hat das keinen Wirbel ausgelöst. Ich glaube, er war das, der entweder "M=Spinner" oder "Querulant" geschrieben hat.
Mfg
haluro
Ist es denn überhaupt ein Skandal?Vincent hat geschrieben:Wieder einmal ein Justizskandal im (Un-)Freistaat Bayern: Der unfassbare 'Fall Mollath'.
Ich bin mir da alles andere als sicher!
So genau habe ich das ganze auch nicht verfolgt.
Wird jetzt ja hoffentlich untersucht werden.
Klar ist, dass grad auch begutachtende Psychiater sich wohl zumindest zum Teil geirrt haben.
War halt nicht alles nur von Mollath erdachtet, was er anderen vorwarf.
Aber das allein ergibt für mich noch nicht sofort einen Skandal.
Schon gar keinen, der sich auf Bayern und/oder die Justiz (allein) beziehen würde, wenn der Mann wirklich die ganze Zeit zu Unrecht weggesperrt wurde.
Das wäre für mich dann vor allem etwas, das weitgehend die beteiligten Psychiater, die Psychiatrie zu verantworten hätte. Beteiligt waren, soweit ich weiß, genug. Auch fortlaufend, tagtäglich.
Ob die sich alle geirrt haben oder nicht?
Will, kann ich zur Zeit nicht beurteilen.
Und deshalb seh ich noch auch keinen Skandal.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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@ Vincent: In einem Teil von Deutschland ... Aber man merkt Bayern schon irgendwie die Nähe zu Österreich an.
@ Hawi: Das Problem ist: Es geht hier nicht um Steuergelder, die verschwunden sind. Es geht um sieben Jahre eines Menschenlebens. Und Sekundär um das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat.
Wäre Mollath nicht als "psychisch krank" abgestempelt worden, hätte er vielleicht ein paar Monate bedingt bekommen. Es wird kritisiert, dass Mollaths Geisteszustand quasi fernuntersucht wurde. OK. Aber wieso konnte sich der Eindruck in den sieben Jahren nicht korrigieren? Da haben ihn doch genug Experten zu Gesicht bekommen.
Ein Justizskandal ist das ganze aber auch dann, wenn man das moralische Drumherum weglässt. Es wurden Formvorschriften missachtet, die Unabhängigkeit des Richters war von Anfang an nicht gegeben. Und das war auch der Grund, warum die Nürnberger das Urteil für ungültig erklären konnten. Sie haben sich schlicht auf das gefälschte Attest der Ärztin von seiner Ehefrau berufen. Wahnsinn. Dazu hat man 7 Jahre gebraucht. Das kann nicht mehr mit "Irren ist menschlich" erklärt werden. Da wurde ganze Arbeit geleistet, dass die Fälschung nicht aufflog. Fälschung sollte ich es vielleicht nicht nennen, wenn "in Vertretung" unterschrieben wurde.
@ Hawi: Das Problem ist: Es geht hier nicht um Steuergelder, die verschwunden sind. Es geht um sieben Jahre eines Menschenlebens. Und Sekundär um das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat.
Wäre Mollath nicht als "psychisch krank" abgestempelt worden, hätte er vielleicht ein paar Monate bedingt bekommen. Es wird kritisiert, dass Mollaths Geisteszustand quasi fernuntersucht wurde. OK. Aber wieso konnte sich der Eindruck in den sieben Jahren nicht korrigieren? Da haben ihn doch genug Experten zu Gesicht bekommen.
Ein Justizskandal ist das ganze aber auch dann, wenn man das moralische Drumherum weglässt. Es wurden Formvorschriften missachtet, die Unabhängigkeit des Richters war von Anfang an nicht gegeben. Und das war auch der Grund, warum die Nürnberger das Urteil für ungültig erklären konnten. Sie haben sich schlicht auf das gefälschte Attest der Ärztin von seiner Ehefrau berufen. Wahnsinn. Dazu hat man 7 Jahre gebraucht. Das kann nicht mehr mit "Irren ist menschlich" erklärt werden. Da wurde ganze Arbeit geleistet, dass die Fälschung nicht aufflog. Fälschung sollte ich es vielleicht nicht nennen, wenn "in Vertretung" unterschrieben wurde.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
Ich finde es interessant, wie gleichgültig die Menschen all diese Tatsachen, auch die, die hier Mollath vom internen Umgang mit Menschen "auf Station" schildert, hinnehmen. Egal ob die Menschen schwarz auf weiß bekommen, dass es die Stasi wieder gibt oder dass man versucht, ihnen ihr Saatgut wegzunehmen, ihre Lebensmittel wissentlich vergiftet oder offenkundig gewinnorientiert Pillen verschreibt, die ihnen nur helfen, alles besser zu ertragen. Sie mampfen weiter ihr Gras und geben fleißig Milch. Wollen, bevor ein ordentliches Gericht es nicht entschieden hat, ob Mollath "ungefährlich" ist, keine eigene Einschätzung wagen. Halten es für eine absurde Idee, dass sie eines Tages als Teil der Heerde zwischen die Brötchenhälften kommen. Die einfachsten menschlichen Regungen, der geringste Zweifel an Autoritäten, an Unstimmigkeiten in "Nachrichten" oder "Amtsentscheidungen". Ausgelöscht.
Man kann es beinahe lustig finden, wie verblödet die Heerde ist. Und wie weit sie davon entfernt ist, aus eigenem Urteil heraus, Dinge einschätzen zu können. Mitgefühl? Kenn ich nicht. Pädagogik. Die Lehre vom Ersetzen eigener Regungen durch fertige. Urteile. Werturteile. Realität und Fiktion verschwimmt...aber irgendwie ist es ihnen egal. *schmunzel*
H.
Man kann es beinahe lustig finden, wie verblödet die Heerde ist. Und wie weit sie davon entfernt ist, aus eigenem Urteil heraus, Dinge einschätzen zu können. Mitgefühl? Kenn ich nicht. Pädagogik. Die Lehre vom Ersetzen eigener Regungen durch fertige. Urteile. Werturteile. Realität und Fiktion verschwimmt...aber irgendwie ist es ihnen egal. *schmunzel*
H.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Ich hab mir die verlinkte Sendung angesehen und sehe das mit gemischten Gefühlen. Weil ich schon die Problematik sehe, dass man sich jetzt so ganz schnell so ein gesellschaftliches Panik-Urteil erlaubt: Man weiß gar nicht, was nun das eigentlich 'Unfassbare' ist. Meiner Meinung nach müsste man in dieser Diskussion differenzieren: Die Formfehler sind das Eine. Aber die haben ja mit der psychiatrischen Frage nur bedingt etwas zu tun, oder?
Die Ärztin im Beitrag bestätigte ja eigentlich immer wieder, dass das psychiatrische Procedere, das dem Betroffenen widerfahren ist, nichts ist, was irgendwie auffällig oder unüblich wäre.
Herr Mollath selbst aber äußert sich in erster Linie eben genau über die Psychiater und ihr vermeintliches Fehlverhalten. Da bekommt die Diskussion dann doch eine Schieflage: Möchte man über die Formfehler diskutieren, die dafür gesorgt haben, dass er sieben Jahre in der forensischen Psychiatrie saß? Oder möchte man darüber reden, wie 'unheimlich' es in der Psychiatrie zugeht? Ich glaube, beides zusammen geht irgendwie nicht: Oder doch: Es geht, aber nur, weil man damit die Öffentlichkeit wundervoll erreicht und ihre Ängste anspricht.
Aber der eigentliche Skandal hat doch mit diesen Ängsten gar nichts zu tun; der geschah doch außerhalb, denn wie wir gesehen haben, sind Gutachten nach Aktenlage nun mal üblich. Und wenn jemand nicht kooperiert, dann hat er es auch nicht gerade leichter.
Also, mich würde interessieren, an welcher Stelle genau der Skandal gesehen wird.
Die Ärztin im Beitrag bestätigte ja eigentlich immer wieder, dass das psychiatrische Procedere, das dem Betroffenen widerfahren ist, nichts ist, was irgendwie auffällig oder unüblich wäre.
Herr Mollath selbst aber äußert sich in erster Linie eben genau über die Psychiater und ihr vermeintliches Fehlverhalten. Da bekommt die Diskussion dann doch eine Schieflage: Möchte man über die Formfehler diskutieren, die dafür gesorgt haben, dass er sieben Jahre in der forensischen Psychiatrie saß? Oder möchte man darüber reden, wie 'unheimlich' es in der Psychiatrie zugeht? Ich glaube, beides zusammen geht irgendwie nicht: Oder doch: Es geht, aber nur, weil man damit die Öffentlichkeit wundervoll erreicht und ihre Ängste anspricht.
Aber der eigentliche Skandal hat doch mit diesen Ängsten gar nichts zu tun; der geschah doch außerhalb, denn wie wir gesehen haben, sind Gutachten nach Aktenlage nun mal üblich. Und wenn jemand nicht kooperiert, dann hat er es auch nicht gerade leichter.
Also, mich würde interessieren, an welcher Stelle genau der Skandal gesehen wird.
von titus: "...Man weiß gar nicht, was nun das eigentlich 'Unfassbare' ist. Meiner Meinung nach müsste man in dieser Diskussion differenzieren....
...Also, mich würde interessieren, an welcher Stelle genau der Skandal gesehen wird...."
Besser kann man es eigentlich nicht illustrieren. Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder verzweifeln soll. Lachen ist zumindest gesünder.
Liebe Grüße
Hiob
...Also, mich würde interessieren, an welcher Stelle genau der Skandal gesehen wird...."
Besser kann man es eigentlich nicht illustrieren. Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder verzweifeln soll. Lachen ist zumindest gesünder.
Liebe Grüße
Hiob
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Das ist eben das Problem: Dass von einem Skandal gesprochen wird, dass aber in Diskussionen der eigentliche Skandal in den Hintergrund tritt, während man sich über etwas aufregt, das zwar problematisch ist, das aber mit dem eigentlichen Skandal gar nichts zu tun hat.
Doch, es ist gerade wichtig, beides im Zusammenhang zu sehen: Die gesellschaftliche Instrumentalisierung von Psychiatrie.
Was bei Mollath im Großen geschehen ist, findet sich bei Psychiatrisierung oft mindestens im Kleinen: Jemand ist unliebsam o.ä., und wird mit Hilfe psychischer Diagnosen marginalisiert und ettikettiert. Das liegt auch schon in der Begründung der Psychiatrie mit drinnen. Man bedenke, was der soziale Kontext von Hysterie war.
Deshalb gibt es auch u.a. die Weglaufbewegung:
http://www.weglaufhaus.de/
Was bei Mollath im Großen geschehen ist, findet sich bei Psychiatrisierung oft mindestens im Kleinen: Jemand ist unliebsam o.ä., und wird mit Hilfe psychischer Diagnosen marginalisiert und ettikettiert. Das liegt auch schon in der Begründung der Psychiatrie mit drinnen. Man bedenke, was der soziale Kontext von Hysterie war.
Deshalb gibt es auch u.a. die Weglaufbewegung:
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"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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Hm, ich weiß nicht, ob Herr Mollath wirklich weggesperrt wurde, weil der den Betrug seiner Frau aufgedeckt hat und niemand davon erfahren sollte? So habe ich das noch gar nicht gesehen, dass das Wegsperren eine Funktion erfüllen sollte.
Dann aber müsste man sich doch trotzdem fragen, an welcher Stelle der eigentliche Skandal liegt. Natürlich klingt die Frage bescheuert und furchtbar naiv. Aber dann müsste man sie doch trotzdem beantworten können.
Dann aber müsste man sich doch trotzdem fragen, an welcher Stelle der eigentliche Skandal liegt. Natürlich klingt die Frage bescheuert und furchtbar naiv. Aber dann müsste man sie doch trotzdem beantworten können.
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