Mißbraucht in der Kindheit

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Zero
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Mißbraucht in der Kindheit

Beitrag Di., 13.08.2013, 21:19

Hallo zusammen

mir fällt es sehr schwer über das zu schreiben, was mir vor fast genau 30 Jahren passiert ist und es ist immer noch so, als wär es gestern gewesen

Ich bin im Alter von 11 Jahren in einem Familienurlaub auf einem österreichischen Familienbauernhof von dem Vater des Bauern unter dem Vorwand mir die Pferde im Stall zeigen zu wollen, in eine dunkle Ecke gedrängt und mißbraucht worden. Zum Glück gab es keine Vergewaltigung. Aber ich musste diesen Mißbrauch mehrere Tage über mich ergehen lassen, inklusive Drohung es niemanden zu sagen.
Letztendlich hat mich dann eine Magen-Darm-Grippe gerettet.

Der Alte hat mich so dermaßen eingeschüchtert, das ich bis vor vier Jahren niemandem etwas davon erzählt habe. Zwischendurch hatte ich es sogar komplett verdrängt. Hatte mit 2 meiner Beziehungen überhaupt keine sexuellen Probleme.
Dann vor 4 Jahren hatte ich eine hitzige Diskussion mit einem guten Freund über eine Nichtigkeit, aber die hat gereicht um zu "platzen". Ich hab alles rausgelassen, hab ihm alles erzählt und er war der jenige, der mir klar gemacht hat, das ich mir psychologisch helfen lassen muss.
Nun bin ich bereits beim 2. Therapeuten und der versucht alles um mir zu helfen.

Mein größtes Problem liegt jetzt aber in meiner jetzigen Beziehung. Ich habe in ihm meine große Liebe gefunden, bin seinetwegen von NRW nach Leipzig gezogen. Er weiß um mein Trauma, hat sehr viel Verständnis und bringt jede Menge Geduld auf. Wir haben eine glückliche Beziehung, aber wenn es ums sexuelle geht, bin ich total blockiert.
Das geht nun schon drei Jahre so; ich bin seine erste Freundin und ich weiß, das er trotz großem Verständnis sehr darunter leidet.
In der Therapie wendet mein Psychologe derzeit EMDR an, in der Hoffnung, das ich verstehe, dass das 30 Jahre her ist und mir so was heute nicht mehr so leicht passieren kann. Der Alte ist lange tot und mein Freund ist eben nicht der Täter.

Mich belastet das sehr, was kann ich tun?
Liebe Grüße
Zero

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saffiatou
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 10:15

Hallo Zero,

tut mir leid zu lesen, was Dir angetan wurde.

Da ich ähnliches durchgemacht habe, kann ich das gut nachvollziehen.

Diese Verdrängung hilft einem jahrelang weiterzumachen, das war auch bei mir so,
als dann plötzlich die Flashbacks kamen, die durch eine Depression ausgelöst wurden,
funktionierte mein Leben nicht mehr, vieles was vorher normal war, geht nun nicht
mehr.

Ich kann die Ungeduld Deines Partners verstehen und freue mich, daß er Dich so gut unter-
stützt. Gerade in diesem Bereich, der bei Dir so verletzt wurde, braucht es viel Einfühlungs-
vermögen. Vielleicht kannst Du ihn mal mit in die Therapie bringen, um manches noch
klarer zu machen?

Alles Gute Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


Vincent
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 11:22

Hallo Zero,

der Alte, der dir das angetan hat, mag inzwischen tot sein. Aber vielleicht gibt es jenen Ort noch, jenen Hof, jene Scheune. Vielleicht hilft es dir, nochmals dahin zurückzukehren, mit deinem Freund. Möglicherweise wird deine Erinnerung daran dort wieder konkreter, greifbarer, so dass du besser erkennen kannst, dass du damals ein kleines Mädchen, heute aber eine erwachsene Frau bist. Geh dort hin und stell dir vor, dem Alten auf gleicher Höhe in die Augen zu sehen.

Wenn auch schmerzlich: Ein Versuch wäre es wert.

Alles Gute!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Zero
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 14:37

vielen lieben Dank euch beiden für eure Antworten.
Liebe Saffia, es wird innerhalb meiner Therapie noch dazu kommen, das mein Freund an der einen oder anderen Sitzung teilnimmt. Ich hoffe auch sehr, das es etwas bringt.
Vincent, diese Idee hatte ich auch schon, aber leider wird das wohl nicht gehen. Zum einen fehlen mir die finaziellen Mittel um nach Österreich zu fahren und zum anderen weiß ich ehrlichg gesagt nicht mehr genau, wo der Bauernhof war. Ich erinnere mich nur noch daran, das es in Kärnten war. Und meine Eltern sind beide schon tot, die mir sagen könnten, wo das war.
Liebe Grüße
Zero

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leapy
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 14:49

Hallo Zero,

wenn es um die Befreiung von seinem Täter geht, möchte ich dir ein Buch empfehlen:

Auf die Seele schauen, von Hunter Beaumont.

Er hat auf eindrucksvolle Weise die Zusammenhänge von Täter und Opfer freigelegt und damit verständlich gemacht.

Gruß
leapy


Vincent
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 15:28

Zero hat geschrieben:Vincent, diese Idee hatte ich auch schon, aber leider wird das wohl nicht gehen.
Vielleicht gibt es - trotzdem deine Eltern inzwischen gestorben sind - die Möglichkeit, herauszufinden, wo in Kärnten dieser Bauernhof liegt.
Und höchstens ein paar hundert Euro zu berappen, um anschließend 'geklärter' die zweite Lebenshälfte zu begehen, wäre die Investition sicherlich wert.

Wenn du dies aber von vornherein ausschließt, wirst du möglicherweise niemals erfahren, ob sich eine Konfrontation mit dem Ort des Geschehens trauma-mildernd auswirkt oder nicht.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Zero
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 17:17

Hallo leapy

ich danke dir für die Buchempfehlung, das werde ich mir mal besorgen.

@Vincent: ich schau mal, was ich machen kann. Es wär sicher in jedem Fall hilfreich, früher und heute mal gegenüber zu stellen. Danke schön.
Liebe Grüße
Zero

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