der Thread "Kuschelbedürfnis" hat ein Thema angestoßen, das mich sehr beschäftigt, vor allem folgende Zeilen:
Mein Therapeut (Analytiker) ist so distanziert, dass ich keine Geborgenheit, keine Nähe, keine Wärme spüre, die von ihm ausgeht. Das hat mich bisher nicht so sehr gestört, weil ich anderes von ihm bekommen habe: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Verständnis, Akzeptanz, Geduld. Ich kann auf einer theoretischen Ebene ganz gut mit seiner Begleitung an mir arbeiten. Und die Geborgenheit habe ich in meinen Erinnerungen an meinen Ex-Therapeuten bewahrt und in der Phantasie aufleben lassen. Das war auch ehrlichgesagt für mich der weniger gefährliche Weg, weil ich Angst habe, mich auf eine tiefe Beziehung einzulassen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass es für mich mit meinem jetzigen Therapeuten gar nicht möglich ist - auch weil ich das von IHM nicht will, vielleicht weil er nichts väterliches für mich hat.titus2 hat geschrieben:Ich denke, es ist zu einfach, wenn man sagt, dass der Patient das selbst tun muss. Ich glaube nicht - aus eigener Erfahrung -, dass man das umsetzen kann, ohne wirklich gespürt zu haben, wie es ist, wenn man gehalten und beruhigt wird. Wie soll man sich selbst trösten und halten können, wenn man es nie erfahren hat?Er sagt aber, dass ein Therapeut niemals den Vater o. die Mutter ersetzen kann, den/die man nie hatte. Wie sollte aber sonst mein Bedürfnis befriedigt werden?
Trotzdem IST der Therapeut nicht die Mutter. Aber er kann sich so verhalten - nur eben ein bisschen anders... In dieser Beziehung kann es gelingen, dass der Patient spürt, dass er sicher und geborgen ist, und dann kann er dieses Gefühl mit hinaustragen in die Welt und er ist für Krisenzeiten gut gerüstet, weil er nicht mehr das Gefühl hat, verloren zu sein.
Ich selbst hab auch ein extremes Kuschelbedürfnis in der Therapie. Aber ich hatte glücklicherweise schon immer das Gefühl, dass wir dort genau das tun: kuscheln mit Worten. Nein, nicht mit Worten, sondern mit seiner Stimme. Es ist egal, WAS er sagt: Ich fühle mich gestreichelt. Der Wunsch nach Zärtlichkeit ist noch immer da, aber ich merke langsam, wie ich selbst mich ganz wohlig fühle, auch wenn er nicht da ist. Das hätte ich alleine niemals hinbekommen - auch nicht mit der Ansage: "Mach mal selbst".
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Ich denke, es ist die Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, zwischen Intimität und Getrenntsein, die einerseits so schwer auszuhalten ist, dass man meint, man würde platzen, wenn man nicht endlich den Kopf an die Brust des Anderen legen kann - und andererseits ermöglicht genau diese Distanz das persönliche Wachstum.
Für meine persönliche Entwicklung wäre aber (glaube ich) genau das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Beziehung kann man doch nur in Beziehung lernen. Was ich mit ihm habe, ist aber trotz allem eine sehr geschäftsmäßige Zusammenarbeit. Aber das ist doch etwas, und ich habe wirklich auch viel mit ihm erarbeitet.
Ein anderer Punkt ist, dass ich einfach gerne mal methodisch andere Zugänge finden würde, er aber klassisch analytisch arbeitet. Womit ich ja auch ganz gut gefahren bin, bisher.
Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich den Therapeuten und die Therapiemethode wechseln soll. Ich habe eine Therapeutin im Hinterkopf, die Ärztin für Psychosomatik ist, TFP und Hypnotherapie anbietet. Die psychosomatische Komponente würde auch sehr gut passen aufgrund jahrelanger Schmerzproblematik. Es gibt noch andere Therapeuten, die ich mir vorstellen könnte. Alles Tiefenpsychologen aber methodisch ein bisschen offener. Ausschlaggebendes Kriterium wäre aber Warmherzigkeit. Ein Gefühl, wirklich gemocht zu werden.
Ist das bescheuert, den Therapeuten zu wechseln, obwohl man eigentlich gut mit ihm arbeiten kann, nur weil man einander nicht sooo gerne mag??
Ich würde mich über Meinungen dazu freuen!
weidenkatz