Diagnose beeinflusst vom Geschlecht des Psychiaters?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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WhoCares
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Diagnose beeinflusst vom Geschlecht des Psychiaters?

Beitrag Fr., 24.05.2013, 19:20

Hallo zusammen,

ich bin auf die Frage im Betreff gekommen durch eine Aussage meiner Therapeutin.

Ich verletze mich selber und mag auch ein paar leichte Tendenzen Richtung einiger typischer BL Verhaltensweisen haben, aber weder ich noch meine Therapeutin wuerden mich ansatzweise als Borderlinerin bezeichnen.

Dann ging es darum, dass ich vielleicht mal zu einem Psychiater gehe. Sie schreib in einer Email, dass ich vielleicht eher zu einer Frau gehen sollte.
Als ich sie dann in der naechsten Stunde frug, warum, sagte sie, dass aus ihrer Erfahrung heraus maennliche Psychiater im Durchschnitt schneller dazu neigen bei selbstverletzendem Verhalten sofort auf BL zu schliessen als Frauen.
Sie sagte, dass das bei Therapeuten anders sei, weil die mehr Zeit mit den Klienten verbringen, aber Psychiater, die die Patienten nur ganz kurz und selten sehen, da habe sie die Erfahrung gemacht.

Habt ihr mal so eine Geschlechts-Anhaengigkeit im Zusammenhang mit der Diagnoseerstellung erlebt oder davon gehoert? Und ich meine hier das Geschlecht des Psychiaters oder auch Therapeuten und nicht des/der Klienten.

Mich hat die Aussage ehrlich gesagt etwas verwundert, aber vielleicht stimmt das schon so, ich weiss es nicht.

Gruss, WhoCares
"Could be worse ... could be raining" (aus Young Frankenstein, 1974)

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Nachtauge
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Beitrag Fr., 24.05.2013, 19:39

Hallo WhoCares,

bei mir war es tatsächlich so, daß ein männlicher Psychiater, nach der ersten Vorstellung und der Mitteilung der Selbstverletzungstendenzen eine Borderline-Diagnose gestellt hat. Mein ebenfalls männlicher Therapeut hat damals eine ähnliche Äußerung getan wie Deine Therapeutin, nämlich das männnliche Psychiater bei Frauen die sich selbst verletzen recht schnell zu der Borderline-Diagnose kommen, auch wenn diese nicht wirklich gegeben ist. Er hat das damals auch damit abgetan, daß halt ein Psychiater seine Patienten nur kurzzeitig sieht und sich nicht wie der Therapeut schon längere Zeit evtl. auch mit seiner Klientin abgegeben hat. Denn bei mir steht ganz klar fest, daß meine Selbstverletzung mit der Diagnose der Posttraumatischen Belastungsstörung einher geht.
Ich habe mich damals auch lange geweigert zu einem Psychiater zu gehen. Ich hatte schlichtweg Angst davor. Da aber eine Medikation auch aufgrund von Schlafstörungen erfolgen sollte, bin ich letztlich doch zu einem Psychiater - mein Unwille diesem gegenüber ist allerdings geblieben.

LG Nachtauge


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 24.05.2013, 19:42

Habt ihr mal so eine Geschlechts-Anhaengigkeit im Zusammenhang mit der Diagnoseerstellung erlebt oder davon gehoert?
Kein einziger meiner männlichen Therapeuten bzw. Berater diagnostizierte bei mir die Multiple Persönlichkeitsstörung und Borderline Persönlichkeitsstörunge und postulierte einen verdrängten sexuellen Missbrauch,
wohl aber sämtliche weiblichen Therapeutinnen.
Alle drei Diagnosen haben sich als falsch herausgestellt. Der männliche Therapeut lag mit seiner Diagnose bei mir richtig, die weiblichen Therapeutinnen lagen mit ihren drei Diagnosen falsch.

Ich erfülle jedoch auch kein einziges Borderline-Kriterium. Ob es anders gewesen wäre, wenn ich mich selbst verletzt hätte, weiß ich nicht.

Ob man das jedoch am Geschlecht festmachen kann? ... Interessante Frage.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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WhoCares
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Beitrag Sa., 25.05.2013, 22:37

Jenny Doe hat geschrieben:Ob man das jedoch am Geschlecht festmachen kann? ... Interessante Frage.
Ich denke nicht, dass es eine absolute Korrelation zwischen Geschlecht und Diagnose gibt, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es eine gewissen Korrelation gibt zwischen Tendenzen gewissen Diagnosen schneller oder ueberhaupt zu stellen und Eigenschaften, die man im Durchschnitt eher Frauen bzw. Maennern zuordnet.

An euren zwei Beispielen sieht man ja schon, dass es alles andere als eindeutig ist.

Vielleicht haben ja ein paar andere noch eine Meinung dazu...

Interessant finde ich, dass es diese Meinung, dass maennliche Psychiater bei SVV schneller eine BL Diagnose stellen als weibliche, ja einschenend bei dem einen oder anderen Therapeuten gibt. Zumindest bei meiner Therapeutin und auch dem von Nachtauge.

Gruss,
WhoCares
"Could be worse ... could be raining" (aus Young Frankenstein, 1974)

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