Selbsthilfegruppen als Alternative für Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sandrin
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Selbsthilfegruppen als Alternative für Therapie

Beitrag Di., 30.04.2013, 15:18

Hallo liebe Forumsgemeinde!

Ich hätte gerne mal gehört, ob jemand Erfahrung mit Selbsthilfegruppen anstatt Therapie hat. Wie läuft das ab? Wie kommt man an solche Gruppen? Habt ihr euch wohl gefühlt, wohler als in einer Therapie? Was hat es euch gebracht?

Bin gespannt!

LG Sandrin

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 18:31

Hm... Keiner in Selbsthilfegruppen? Schade...

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per_se
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Beitrag Di., 30.04.2013, 18:39

Naja, da gibt es ja auch riesen Unterschiede. Die wurden hier glaub auch mal disskutiert. Ob Gruppe ohne Anleitung (was ich manchmal schwierig finde) und welche mit.

Ich denke für Menschen die selbst nicht nur sehr reflektierend sind, sondern auch stabil genug sich um sich selbst zu kümmern ist dies eine gute Alternative (evtl. auch erstmal ein guter Anfang)

In solche Gruppen kommt man recht einfach, manche machen vorher ein Vorgespräch, nachdem man nochmal genau schauen kann ob es passt. Sodass man nicht ganz planlos irgendwo "reingeworfen" wird. In jeder größeren Stadt gibt es i.d.R. z.b. Kiss Zentren, oder andere Selbsthilfegemeinschaften/vermittlungen. Sind leicht auszugoogeln.
Frequenz usw. ist immer individuell.
Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.
Nietzsche

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 20:15

Oh, danke. Da müsste ich mich mal erkundigen. Ich würde das halt gern anonym machen, also ohne exakte Namensnennung, weil ich ja doch einen recht öffentlichen Beruf habe.

Ich hab mir einfach überlegt, dass so eine Gruppe (mir wäre es lieber ohne Therapeut) einfach das Gefühl vermitteln könnte, Gleichgesinnte zu haben. Ich merke das im Moment hier so sehr. Es gäbe da draußen NIEMANDEN, mit dem ich über mein neuerliches Scheitern in der Therapie reden könnte. Und auch beim letzten Mal war das schon so. Dann habe ich alles in mich hineingefressen und das war die Hölle und hat meiner Gesundheit auch sehr geschadet.

Mir wäre es wichtig, dass ich in der Gruppe ernst genommen werde und mich unbefangen äußern kann, ohne beschwichtigt zu werden. Meine Vorstellung ist, dass das vielleicht in einer Gruppe viel einfacher ist.

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ENA
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Beitrag Di., 30.04.2013, 20:31

Für welches Thema soll denn die Gruppe sein?
Also wenn Du es anonym haben willst, eine Gruppe, wo man Dich reden lässt und ohne Therapeut, wäre z.B. eine der 12-Schritte-Gruppe etwas. Je nach Thema z.B. EA ( http://www.emotionsanonymous.de/ In dem Link stehen auch die einzelnen Gruppen) .
Ansonsten hat bei uns das Gesundheitsamt auch eine Liste der Selbsthilfegruppen der Stadt.

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 20:34

Das soll eine Gruppe für Depressive sein. Einfach eine langfristige gegenseitige Unterstützung, die einem Stabilität und das Forum für die Bearbeitung schwieriger Themen gibt.

Zum Gesundheitsamt will ich ungern, weil ich ja Staatsbedienstete bin und mich da nicht "öffentlich" machen will.

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ENA
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Beitrag Di., 30.04.2013, 20:37

Na dann passt EA ja. Jetzt müsstest Du nur noch gucken, ob es eine Gruppe für Dich in der Nähe gibt (in EA sind viele, die Erfahrungen mit Depressionen haben) und ob Du mit dem Programm klar kommst. Kannst ja einfach mal ausprobieren und mit den Leuten reden.

Beim Gesundheitsamt müsstest Du, um Dir das Heft mit den Gruppen zu holen, auch nicht Deinen Namen sagen. Ansonsten, vielleicht steht es ja auch online irgendwo, welche Angebote es bei Euch gibt.

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 20:42

Klingt interessant. Da müsste ich mich mal erkundigen. Hm... Könnte mir vorstellen, dass die ziemlich überfüllt sind (gerade in den Großstädten). Aber man kann ja mal schauen.

Danke dir!!!

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Miss_Understood
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:09

Sind die EA Gruppen nicht überall nach dem gleichen Schema organisiert?
Meine Erfahrung mit einer auch nach den Prinzipien der 12 Schritte funktionierenden Selbsthilfegruppe fand ich für mich leider nicht sehr hilfreich. Ich habe versucht dem ganzen eine Chance zu geben, war auch drei Mal dann da, weil mich der Organisator im Vorgespräch schon briefte, dass es einem zunächst seltsam erscheinen mag und man das Hilfreiche erst später bemerkt und man deshalb schon mehr als einmal kommen sollte - nun ...

Das Grundprinzip, so wurde es mir dann erläutert und habe ich es dann erlebt, war ein recht festes Ritual. Zunächst las jemand die Regeln vor, darunter vor allem, dass immer nur einer redet und keiner etwas zu dem gesagten unmittelbar sagt (also so wie hier im Forum der Spiegelsaal), dann sagte man gemeinsam eine Art 'Gebet' auf. Dann wurde entweder ein Thema festgelegt oder etwas aus den Büchern der 12-Schritte Bewegung vorgelesen. Diese Texte fand ich schon sehr Gedanken anstossend, aber doch sehr moralisierend. (Ok, womöglich trug mein Gefühl dazu bei, was mich ereilt, wenn ich mich in kirchlichen Räumen befinde, und seien es Nebenräume - und auch die anderen Gruppenteilnehmer vermutete ich als deutlich katholisch und vom Auftreten und Kleidungsstil weitaus konservativer.) Dann wurden 3-4 Teilnehmer ausgesucht/gelost, die durften dann 15 min (mit Wecker) ihr aktuelles Thema mitteilen. Dann bedankten sich die anderen für diese Mitteilung. Ich glaube, dann durfte man jeweils wenn man etwas dazu zu 'sagen' hatte zu dem Thema des anderen seine Assoziationen, eigenen Erfahrungen und so weiter mitteilen, aber ein direkter Dialog war außerhalb des Konzeptes und wurde vom Leiter unterbunden. Am Schluß wurde nochmal das Gruppen'gebet' gesprochen (oder Manifest oder wie auch immer) und darin betont, dass man seine Abhängigkeiten (auch emotionaler Natur, ursprünglich ist das ganze ja eine Gruppenbewegung für Alkoholiker/Suchtkranke) einer 'höheren Macht' anvertraue.

Alles in allem konnte ich persönlich mit dieser Art nicht wirklich etwas anfangen. Außer dass ich die Regelmässigkeit schätzte.

Dann dachte ich, ich versuche es mit einer Gruppe zum Thema Depression. Deren es einige hier gibt, aber entweder so überfüllt, dass sie keine neuen mehr aufnehmen - heißt: die Gruppe scheint zu funktionieren. ODER - ich hatte deren zwei Ansätze - leider eben mit sehr akut Depressiven Menschen beabsichtigt durchzuführen, dass sie zum Teil oft oder gar nicht hingehen. Ich stand bei zwei verschiedenen Gruppen mehrfach alleine vor der Tür. Nachfragen bei der Selbsthilfekoordinationsstelle war das Problem bekannt. Bei einer dritten dann war ich insgesamt glaub ich 5 Mal, da waren so gut wie jedes Mal komplett andere Menschen und irgendwie war mir das dann zu anstrengend und nicht vorankommend. Ich habe keine rechte Ahnung wie man das Thema wirklich in einer Selbsthilfegruppe, selbst organisiert UND noch dazu kostenfrei (was ja für eine gewisse Verpflichtung spricht) hinzubekommen.

Dennoch habe ich immer mal wieder den Wunsch es nochmal zu versuchen. Am liebsten würde ich allerdings eine eigene gründen. In der man miteinander redet, abwechselnd moderiert und sich vielleicht anhand von mitgebrachten Texten regelmässig austauscht.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:17

Liebe Missunderstood!

Danke für die Erfahrungswerte. Scheint ja auch nicht so einfach zu sein.
Tja, wie du sagst. Eine eigene Selbsthilfegruppe, das wär's. Ich kann mir das sehr fruchtbar vorstellen. Und man hat halt auch nicht immer diesen Fokus Patient-Therapeut, der ja an und für sich schon oft stört (also mich zumindest), sondern kann sich auf die eigentlichen Probleme konzentrieren und die Erfahrungen der anderen mit in Betracht ziehen.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:39

Ich habe viele Jahre mit Selbsthilfegruppen zu tun gehabt, habe selbst welche gegründet, Konzepte geschrieben etc... War für mich der totale Segen, hat mir zudem mein Leben gerettet, sonst hätte ich meine Analyse nicht überlebt.

Das ist alles schon einige Jahre her, aber ich denke heute noch in großer Dankbarkeit an meine alten SH-Gruppenmitglieder und darüber was ich mit Ihnen gemeinsam gelernt habe. Das Schöne war, wir haben auch viel miteinander gelacht und unternommen. Und mit einigen von denen bin ich heute noch befreundet.

Leider habe ich in der jetzigen Stadt noch nicht das richtige für mich gefunden, sonst wäre ich schon längst wieder irgendwo aktiv.

EA wäre aber absolut NICHTS (war einmal da) für mich, eher DAS Grauen, weil die nur aneinander vorbeischwafeln.

Ich kann SHG total empfehlen.

LG,
pp

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:44

Hallo!
Hast du dann nach der Analyse die SHG gehabt oder währenddessen?

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peppermint patty
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:48

Währenddessen!

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sandrin
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:52

Wusste dein Analytiker das?
Ich würde es für mich als Alternative wählen wollen.

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lebonaut
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Beitrag Di., 30.04.2013, 21:53

Ich therapiere mich selbst mit Psilocybin, (weicht mich auf, sodass ich mich
verändern kann) eigener Philosophie, Büchern über Psychologie, (auf dass
ich mich und meine Mitmenschen metaphorisch besser verstehen lerne)
Büchern über Dinge, die mich persönlich interessieren (z.B. lese ich gerade
ein Buch übers Aufräumen - ein Ding, was mich schon immer genervt hat...
weshalb ich u.A. nie Kontakt zu 'normalen' Menschen hatte) natürlich die
Musik, (komponiere und produziere meine eigene Musik - höre leidenschaftlich
Musik) meinen Mitmenschen, (ich kam aus der Isolation und bin nun dabei, mir
einen Freundeskreis aufzubauen) Liebe zu meiner Familie, den Gesprächen mit
meinem Therapeuten, meiner Zwischenquetschung in die Gesellschaftsordnung,
(Arbeit, Smalltalk, extrovertierte Dinge wie Kleidung/Aussehen) Träumen,
und vor allem mit meinem Gehirn, das psychisch krank war und mir den Weg
gezeigt hat, wohin ich gehen muss, um zu genesen.... (Selbstreflektion)


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