Bildung - Chancengleichheit oder -ungleichheit?

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stern
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Bildung - Chancengleichheit oder -ungleichheit?

Beitrag Sa., 09.02.2013, 16:54

Angeregt von einem anderem Thread, eröffne ich mal einen neuen Faden.

Die Threadüberschrift gibt die grobe Richtung vor: Wie sieht es aus bzgl.:

Bildung - Chancengleichheit oder -ungleichheit?
Zugang zu Bildung?
Verbesserungsbedarf? Erfahrungen?
Gibt es Gleich- oder Ungleichbehandlungen j nach sozialer Herkunft, Alter, Geschlecht, Nationalität, usw.

Also recht weit gefassstes topic rund um Bildung und Bildungschancen... ich hoffe Themenformulierung passt einigermaßen
Liebe Grüße
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kaja
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:20

Es gibt keine Chancengleichheit. Zwar ist es mit viel Einsatz möglich einen guten Bildungsabschluß zu erreichen, aber Kinder aus bildungsnahen Schichten haben es meiner Erfahrung nach deutlich leichter.
Die bildungsnahen Schichten sind überwiegend auch die "Besserverdiener", deshalb fangen die Unterschiede schon bei Nachhilfestunden, Auslandsaufenthalten, Studien- und Semestergebühren, Lernmaterial usw. an.

Es macht schon einiges aus ob man z.B. sein Studium selbst finanzieren muss oder man sich nur auf die Uni konzentrieren kann.
Auf bestimmte Bücher musste ich zum Teil unglaublich lange warten weil sie dauernd vergriffen waren, Pflichtpraktika kosteten mal eben 250,- Euro, dazu vorgeschriebene Kleidung und Instrumente etc. Selbst wenn man diese Dinge, wie ich, ausschliesslich gebraucht kauft geht es enorm ins Geld.
Auch die Zahlung von BaföG, ohne die viele gar nicht studieren könnten, bedeutet zeitgleich das man nach dem Studium erstmal mit einem Berg Schulden in das Berufsleben startet.

Grundsätzlich gibt es für jeden den Weg (in D) etwas für seine Bildung zu tun. Allerdings müssen dafür einige eine enorme Zusatzleistung erbringen die man nicht ignorieren sollte.
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:27

Positive Diskriminierung: beobachten wir in den Schulen unserer Söhne.

Auf jeden Fall wird mit Herrn und Frau Dr. so und so anders gesprochen und umgegangen als mit Ali Ötztürk oder Chantalle Müller

Ist so.

Jede soziale Gruppe begünstigt sich selber.
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kaja
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:36

Auf jeden Fall wird mit Herrn und Frau Dr. so und so anders gesprochen und umgegangen als mit Ali Ötztürk oder Chantalle Müller
Eine ähnliche Erfahrung habe ich in der Grundschule auch gemacht.
Allerdings gab es da noch ein weiteres Extrem : Wenn Chantalle Müller Ali Öztürk beleidigt bekommt sie einen Schulverweis. Im umgekehrten Fall nicht. Auch eine Form von Diskriminierung (den ich nicht glauben würde wenn ich es nicht selbst gehört hätte).
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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:39

Doch, kann ich mir SEHR gut vorstellen.
Glaube, das funktioniert in alle Richtungen, in allen möglichen Varianten.

Ich bin nicht akademisch sozialisiert, hab mir Abitur und Studium auch erkämpft
ABER ich bin auch im Herzen (klingt doof ist aber so)nie dort angekommen, tief innen drin fühl ich mich bis heute in diesen Kreisen fremd und ein bisschen unwohl.
Ich weiss wie man sich darin bewegt, kann das auch leisten aber es ist eben angelernt.

Bei meinem Mann ist das anders, der bewegt sich viel natürlicher weil er es eben mit der Muttermilch mit bekommen hat, es ist ein Teil von ihm.
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stern
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:48

Auf jeden Fall wird mit Herrn und Frau Dr. so und so anders gesprochen und umgegangen als mit Ali Ötztürk oder Chantalle Müller
entspricht auch meiner Erfahrung (als Schülerin damals)... nicht alle Lehrer. Selbst zu Studienzeiten teilweise. Also von Pauschalierung distanziere ich mich gleich mal prophylaktisch.

Auffällig bereits manche Fragen, die es mitunter gab, ob bestimmte Schüler Sohn oder Tochter von Herrn oder Frau Sonstwie sind.

Der Unterschied kann sie bei Empfehlung (nach der Grundschule) welcher Schultyp geeignet sei, dann nochmals bemerkbar machen (klar nicht wenn die Notenlage ganz eindeutig ist... aber im Zwischenbereich).
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 17:50

ja, wir erleben das gerade auch ganz massiv im Rahmen der Grundschulempfehlungen.

Sicher nicht pauschal aber eben doch so, dass es auffällt.

Aber wie verhalten als Betroffene?
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pandas
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:19

@ adw

Zumeist ist es doch so, dass den Grundschulempfehlungen nicht entsprochen werden muss?
Die Kinder sozusagen zur Probe auf´s Gymnasium gehen können?

Auf jeden Fall also widersprechen. Ggfs. auf eine andere Schule ausweichen, ein Neuanfang? Wie sich solche Vor-Stereotypen durchziehen kann von Schule zu Schule unterschiedlich sein, meistens ist es auch innerhalb einer Schule von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:29

Biber,

bei uns ist es anders herum.

Unser Sohn hat sich beim Bewerbungsgespräch der weiterführenden Schule einfach daneben benommen, ja hat er, kanns nicht anders formulieren.

Ich bin sicher, hätte ein Ali Ötztürk Geräusche wie Donald Duck von sich gegeben oder angeboten das ABC zu rülpsen oder derart unhöflich alle auf dem Tisch stehenden Kekse nacheinander weggegessen, das wärs gewesen für den Ali.

Aber wir können ihn ja auch nicht bestrafen weil er den Platz bekommen hat.

Trotzdem weiss ich ganz genau, dass er den Platz auch (nicht nur, denn dazu gabs zu viele Bewerber) aber auch wegen uns als Eltern bekommen hat weil da das "richtige" stand.

Das ist positive Diskriminierung.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:32

und Ali und Chantalle?

Kämpfen, kämpfen, kämpfen

reinkommen ja aber unter Kampf

und vielleicht -da kann ich nur von mir sprechen - sich nicht heimisch fühlen
wenn man endlich drin ist.

Mir alleine hat der Wissensdurst nicht ausgereicht
ich hätte mehr gebraucht.

Kampf, immer Kampf.
Zusätzlich zum Lernen noch ganz andere Kämpfe.
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pandas
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:38

@ adw

Achsooo,

na, die weitere Erziehungsarbeit ( schröckliches Wort, ich weiss, passt aber gerade ) steht ja noch bevor.

Bestrafen, nein, da sollte man schon gemeinsam froh sein, dass die Pädagogen dort die Augen zugedrückt haben, das Gesamt gesehen, wenn es denn die richtige Schule für ihn ist.

Es wird ja weitergehen: Die Erziehungsarbeit liegt ja nun in der Begleitung dessen.

Bei welchem Kind es anders gewesen wäre, man weiss es nicht. Auf jeden Fall ist das Interesse der Lehrer da, wenn entsprechende Vorleistungen vorliegen, wobei auch die Benotung oftmals subjektive Komponenten hat.

Was leider bei Schulpädagogen auch mit hineinspielt: Eltern aus prekären Schichten, oder schlicht Arbeiterschaft, wird oftmals nicht zugetraut, den Schulbesuch so zu begleiten wie es anderen Eltern zugetraut wird .... dies wird dann rational als Grund für Abweisungen genannt; dass das Kind dadurch fürs Leben benachteiligt wird, blenden die Pädagogen dann oft aus.

Insgesamt sind aber leichte Fortschritte erkennbar.
So hat der Anteil am Abitur von türkischen Jugendlichen in den letzten Jahren wohl beachtlich zugenommen.

Aber es bleibt dabei: Gleich und gleich gesellt sich gern, viele Lehrer werden allein deshalb lieber mit Akademiker-Eltern sprechen als mit anderen; und hier Rüpelhaftigkeit belächeln, dort selbige abartig finden ....
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kaja
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:40

@ADW
Sehe ich auch so, für Menschen mit unserem familiären Bildungshintergrund ist es ein andauernder Kampf.
Man muss immer mehr Leistung bringen, wird argwöhnischer betrachtet und kann eben nicht einfach mal in aller Seelenruhe das Abitur ablegen und gemütlich in die Uni plumpsen.
Da hängt immer auch der Kampf um Existenzsicherung und mehrfach Belastung mit drin, bevor man überhaupt mal an das Lernen denken kann und darf.
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pandas
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:46

@ adw

Möchte der Junge denn eigentlich auf diese Schule?

Wie kam es denn, dass er sich so komisch verhalten hat?

Wenn es ihn dort partout nicht gefällt, ist´s schon die Frage, ob es wirklich passt.
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:50

Der junge Herr hatte schlichtweg keine Lust.
Es war der Freitag an dem wir umgezogen sind
und er wollte lieber dort mitwerkeln als zu diesem Termin zu gehen.
Seine Form von Protest
und...er findest suuuuper witzig Geräusche wie Donald Duck zu machen oder das ABC zu rülpsen.

( Ich komm nur bis zum E und dann ist bei mir Schluss)
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 09.02.2013, 18:54

Diese Vorstellungsgespräche an den privaten oder 'Elite-'Gymnasien haben nur formellen Wert: Es steht schon vorher fest, ob das Kind genommen wird. Mein Sohn hatte zwei Gespräche; wir hatten uns einen abgebrochen, weil wir nicht sicher waren, ob sie ihn nehmen, da der Andrang so riesig war. Der Junge hat ewig überlegt, bis er mal was gesagt hat. Und am Ende sagt der Direktor zu uns: "Glauben Sie denn ernsthaft, wir würden so jemanden ablehnen?" - also, die gucken nach den Zeugnissen. Aber weil das auch nicht so gut aussehen würde, tut man so, als würde man allen eine Chance geben.

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