Diagnosegespräch Asperger negativ - wie geht es weiter?

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Talya
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Diagnosegespräch Asperger negativ - wie geht es weiter?

Beitrag Di., 05.02.2013, 18:55

Liebes Forum,

nachdem ich im Internet aufgrund meiner Beiträge vermehrt darauf aufmerksam gemacht worden war, dass bei mir das Asperger-Syndrom vorliegen könnte, strebte ich eine Diagnostik an.

Ich ließ mir im Sommer letzten Jahres die Fragebögen einer Uniklinik zuschicken, füllte sie aus und bekam nach dem Zurücksenden umgehend Antwort, dass man mich zu einem Diagnosegespräch einladen würde.
Im Januar bekam ich Bescheid und hatte gestern das Diagnosegespräch in der Autismusambulanz.

Ich hatte es mit einer jungen Ärztin zu tun, die ziemlich arrogant auf mich wirkte. Beim Gespräch anwesend war noch eine Assistenzärztin.
Man hat mir eine Unmenge an Fragen gestellt, die ich trotz meiner Nervosität versuchte, so genau wie möglich zu beantworten.
Teilweise habe ich mich leider etwas blöd angestellt.

Ich wurde z.B. gefragt ob ich mich gut in die Gedanken anderer hineinversetzen könne. Ich gab als Antwort, dass ich das gut könne, wenn ich ähnliche Meinungen und Sichtweisen wie der andere habe! Das ist ja dann wohl kein Kunststück!
Die Ärztin fragte mich, wie ich sie einschätzen, also charakterisieren würde. Ich nannte drei Eigenschaften, und sie wollte wissen, woran ich das festmache. Ich sagte, an ihrer Art zu reden (sie sprach sehr forsch). Sie wollte wissen, ob ich das an noch weiteren Dingen festmachen könne, was ich mit "nein" beantwortete.
Auch wurde ich gefragt, ob ich Metaphern und Redewendungen verstehe. Ich sagte, dass ich die meisten verstehe, das aber in meiner Kindheit nicht konnte. Ich sollte daraufhin erklären, was "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" bedeutet.
Toll, ich habe herumgedruckst und konnte es nicht richtig formulieren.

Sie stellte auch Fragen zu meiner Kindheit und wollte die Grundschulzeugnisse sehen.

Zum Abschluss meinte sie, sie habe gar keine Tendenz. Weder kann sie sagen, dass bei mir das Asperger-Syndrom vorliegt noch kann sie es definitiv aussschließen. Vieles, was ich erzählte habe, passe zu AS. Im Gespräch sei ihr auch aufgefallen, dass meine Mimik ziemlich emotionslos sei.
Aber eindeutig dagegen spricht, dass ich schwingungsfähig sei (wenn sie mich angelächelt hat, habe ich zurückgelächelt).
Außerdem wisse ich ja anscheinend sehr genau, mit welchen Aussagen man andere Menschen verletzen könne.

Sie meinte, sie könne nichts weiter dazu sagen, denn sie könne nicht leichtfertig so eine Diagnose vergeben.
Sie will das ganze noch mit dem Oberarzt besprechen und evtl. wird dann noch ein zweites Gespräch stattfinden.
Der Oberarzt soll sich erst einmal von dem aufgezeichneten Gespräch ein Urteil bilden.
Hinzuziehen würden sie noch den Befund aus der Tagesklinik, der wohl auch gegen das Asperger-Syndrom spricht, da es dort u.a. heißt, dass ich affektiv schwingungsfähig und meine Mimik natürlich sei.
Ich erhielt dort die Diagnose "nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung mit selbstunsicher-vermeidenden, zwanghaften und abhängigen Anteilen".

Ich bin enttäuscht!
Meine Vermutung ist jetzt, dass das ganze im Sand verlaufen wird, da man mir keine Diagnose nennen kann. Dass man eben auch nicht weiß, was sonst es bei mir sein könnte.

Doch meine vielfältigen Probleme bleiben ja bestehen.
Ich werde weiterhin eine massive Kontaktstörung haben und immer wieder im Berufsleben scheitern.

Könnt ihr mir einen Rat geben, was ich noch machen kann?

Liebe Grüße,
Talya

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Beitrag Do., 07.02.2013, 08:13

Hallo Talya

Warum fixierst Du doch so auf Asperger? Ich würde zu einem "normalen" Gutachter gehen und Dir "allgemein" eine Diagnose geben lassen, jetzt nicht speziell auf Asperger. Das wäre der nächste Schritt.
Lieben Gruß
elana

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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 12:52

Talya hat geschrieben: Auch wurde ich gefragt, ob ich Metaphern und Redewendungen verstehe. Ich sagte, dass ich die meisten verstehe, das aber in meiner Kindheit nicht konnte. Ich sollte daraufhin erklären, was "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" bedeutet.
Na sowas, ist das etwa ein Indiz für AP-Autismus, wenn man das nicht kann? Merkwürdig, manche Autisten haben doch Bücher geschrieben, die wohl sehr ausdrucksstark waren.

Ich finde es auch schwierig, unbedingt eine spezielle Diagnose bekommen zu wollen.
Obwohl es in dem Sinne ja auch nicht komplett schief lief, das Institut will es doch weiter überprüfen.

Möchtest Du berentet werden? Das kannst Du auch mit der Persönlichkeitsstörung ....
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Talya
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:03

elana hat geschrieben:Hallo Talya

Warum fixierst Du doch so auf Asperger? Ich würde zu einem "normalen" Gutachter gehen und Dir "allgemein" eine Diagnose geben lassen, jetzt nicht speziell auf Asperger. Das wäre der nächste Schritt.
Hallo Elana,

eine "allgemeine" Diagnose habe ich ja schon, die lautet "nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung."
Nur eine Persönlichkeitsstörung hindert einen in der Regel eher nicht daran, einer Berufstätigkeit nachzugehen.
Ich aber habe immense Probleme wegen meiner Langsamkeit, Konzentrationsstörungen, mangelnder Flexibilität und der Tatsache, dass ich mich immer nur jeweils auf eine Tätigkeit konzentrieren kann. Was um mich herum passiert, bekomme ich dann nicht mehr mit.

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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:08

Talya hat geschrieben: Ich aber habe immense Probleme wegen meiner Langsamkeit, Konzentrationsstörungen, mangelnder Flexibilität und der Tatsache, dass ich mich immer nur jeweils auf eine Tätigkeit konzentrieren kann. Was um mich herum passiert, bekomme ich dann nicht mehr mit.
Hallo Tayla,

m.E. ist nur letzterer Punkt spezifisch für AP-Autismus, Langsamkeit und Konzentrationsstörungen gehören nicht zum Bild von Asperger.

Man kann auch wegen einer Persönlichkeitsstörung arbeitsunfähig seien,
das hängt ab vom Grad der Symptome etc.
Es gibt auch Menschen, die sind wegen Depressionen arbeitsunfähig.
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:21

biber hat geschrieben:
Talya hat geschrieben: Ich aber habe immense Probleme wegen meiner Langsamkeit, Konzentrationsstörungen, mangelnder Flexibilität und der Tatsache, dass ich mich immer nur jeweils auf eine Tätigkeit konzentrieren kann. Was um mich herum passiert, bekomme ich dann nicht mehr mit.
Hallo Tayla,

m.E. ist nur letzterer Punkt spezifisch für AP-Autismus, Langsamkeit und Konzentrationsstörungen gehören nicht zum Bild von Asperger.

Man kann auch wegen einer Persönlichkeitsstörung arbeitsunfähig seien,
das hängt ab vom Grad der Symptome etc.
Es gibt auch Menschen, die sind wegen Depressionen arbeitsunfähig.
Hallo Biber,

die Psychologin meinte, Langsamkeit und Konzentrationsstörungen seien teilweise typisch für Asperger-Autismus.
Aber ich sollte mich wohl davon verabschieden, eine Diagnose zu bekommen.

Ich war ja zunächst erleichtert, als ich die Autismusambulanz verließ.
Da war erst einmal der Gedanke: du bist wohl neurotypisch, also tickst du so wie die meisten Menschen.
Inzwischen hat sich bei mir aber eine Traurigkeit eingeschlichen, weil ich keine Ahnung habe, wie es weitergehen soll.
Das Gefühl, unfähig fürs Berufsleben zu sein, bleibt.


pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:24

hallo Tayla,

wäre es denn anders gewesen, wenn Du die Asperger-Diagnose mitbekommen hättest?

So oder so, geht es doch daran, dran zu bleiben, und für Dich zu kämpfen, Dein Leben so zu gestalten, dass Du Dich darin wohlfühlst. Das kann auch ohne Zentrierung zu einem Norm.beruf sein.
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Jenny Doe
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Beitrag Do., 07.02.2013, 13:57

Hallo Tayla,
Aber ich sollte mich wohl davon verabschieden, eine Diagnose zu bekommen.
(...)
Inzwischen hat sich bei mir aber eine Traurigkeit eingeschlichen, weil ich keine Ahnung habe, wie es weitergehen soll.
Das Gefühl, unfähig fürs Berufsleben zu sein, bleibt.
Ich denke, du brauchst nicht traurig sein. Denn Symptome kann man auch behandeln, ohne dass diese klassifiziert werden müssen. Selbst wenn bei dir Asperger diagnostiziert worden wäre, so würde ja nicht Asperger an sich therapiert werden, sondern die Symptome, die aufsummiert zu Asperger klassifiziert werden.

Wenn du unter Konzentrationsstörungen, mangelnder Flexibilität usw leidest, ... dafür gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Man kann lernen seine Konzentration zu steigern, genauso wie man Flexibität lernen kann. Dafür gibt es Techniken, die man lernen kann. Ansprechpartner dafür wären z.B. Ergotherapeuten, (beschränkt) Neuropsychologen usw.

Lass den Kopf nicht hängen.

viele Grüße
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:28

Talya hat geschrieben:Ich aber habe immense Probleme wegen meiner Langsamkeit, Konzentrationsstörungen, mangelnder Flexibilität und der Tatsache, dass ich mich immer nur jeweils auf eine Tätigkeit konzentrieren kann.
Liebe Talya

Es gibt auch Persönlichkeits- und andere Störungen, die solche Symptome ergeben (z. B. Zwänge, zwanghafte Langsamkeit, etc.). Mit einer allgemeinen Persönlichkeitsstörung würde ich mich aber nicht abspeisen lassen, das lässt sich schon noch näher eingrenzen. Ich würde wie gesagt zu einem Gutachter gehen und um eine saubere Diagnose bitten. Beschreibe Deine Problematik möglichst konkret an vielen Beispielen.
Lieben Gruß
elana

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