Krankenakte vernichten

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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lostsheep
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Krankenakte vernichten

Beitrag Sa., 05.01.2013, 22:03

Frohes Neues!

Ich habe eine Frage und hoffe, jemand hier kennt sich damit aus:

Ich habe eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie abgeschlossen und eine analytische Therapie begonnen und abgebrochen.

Mir geht es super. Ich habe aufgeräumt in meinem Inneren.

Aber: Nun fühle ich mich sehr unwohl damit, dass bei beiden Ärzten meine Krankenakten noch herum liegen. Ich habe in beiden Akten selbst eingesehen, ich möchte allerdings, dass diese vernichtet werden, ist dies möglich?

Ich möchte einfach komplett mit den dort bearbeiteten Themen abschließen und meine eigene Stigmatisiertung beenden und dafür möchte ich gerne diese Akten vernichtet wissen.
Es fühlt sich komisch an, dass "irgendwo" noch alles schriftlich besteht und andere vielleicht noch einsehen können (Kollegen - die die Praxis übernehmen könnten - , ArzthelferInnen usw.).

Dazu kommt das Gesetz, das besagt, dass Erben nach meinem Tod (toi, toi, toi) Einsicht erhalten dürfen, wenn ich nicht vorher dem Untersagt habe. - Ich bin ja der Meinung, dies sollte umgekehrt von statten gehen aber gut, so ist es.
Demnach auch hier meine Frage, wie findet diese Untersagung statt? Reicht da eine E-Mail/ein Brief an meine Therapeuten?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Lostsheep

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kaja
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 22:08

Nein, sie müssen ihrer gesetzlichen Dokumentationspficht nachgehen.
Nach Ablauf der Frist können die Unterlagen vernichtet werden.

Wenn du etwas untersagst würde ich persönlich das immer per Brief machen, am besten sogar als Einschreiben mit Rückschein damit du den Nachweis hast das der Empfänger über deinen Willen in Kenntnis gesetzt wurde.

Bis du mal Enkel hast ist diese Frist eh abgelaufen.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 22:16

Auch wenn du die Antwort nicht hören möchtest: Wenn du wirklich in dir drinnen aufgeräumt hast, dann hast du auch keine Angst vor den Akten...

Wie kaja sagt: Dagegen kannst du nichts machen.


kaja
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 22:20

Sinnvollerweise hätte ich noch dazuschreiben sollen das die Aufbewahrungsfrist für Unterlagen bei Psychotherapeuten 10 Jahre beträgt.
Das ist eine Mindestfrist, d.h diese 10 Jahre ist der Therapeut gesetztlich verpflichtet die Unterlagen aufzubewahren.

Erfahrungsgemäß sind die wegen Platzmangel auch sehr froh das sie den Kram dann endlich in den Schredder packen können.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 22:27

Wie bei Ärzten auch. Wer weiß, vielleicht wird es auch noch mal relevant. Es muss ja auch nicht alles falsch sein, was in den Akten steht. Diese Behandlung ist ein Teil von deinem Leben gewesen, auch wenn sie nicht gut lief. Das kann man dann auch nicht einfach vernichten.

Ich hätte neulich mal einen Befund von 1976 gebraucht - war natürlich auch vernichtet. Damals und auch noch viel später dachte ich, ich würde das nie mehr benötigen, war allerdings auch medizinisch und nicht psychologisch.

In zehn Jahren kann viel passieren.

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candle.
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 23:24

Das kann ich bestätigen, dass du die Dokumente nicht vernichten lassen kannst. Es gibt da unterschiedliche Regelungen wieviel Jahre oder Jahrzente aufgehoben werden muß, habe die aber leider nicht mehr im Kopf.

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kaja
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 23:29

@candle
kaja hat geschrieben:Sinnvollerweise hätte ich noch dazuschreiben sollen das die Aufbewahrungsfrist für Unterlagen bei Psychotherapeuten 10 Jahre beträgt.
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candle.
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 23:40

Ah ja...

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lostsheep
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Beitrag Mi., 30.01.2013, 20:24

Ich bewundere immer wieder, wie hier Leute von sich auf andere schließen - Titus!

Jeder Mensch tickt anders, das hat nichts damit zu tun, dass ich in mir nicht aufgeräumt habe.
Du kennst mich doch gar nicht.
Ich habe eine leichte Frage gestellt und möchte eine einfache Antwort und keine "möchtegern" Analyse.
Das möchte ich nun bewusst mal so hart sagen, weil ich das auch anderen gegenüber hier lese - dass so geantwortet wird.

Es gibt zum Beispiel die Methode, alle Gedanken aufschreiben und verbrennen. Das kann helfen, los zu lassen.
Hast du das so schon einmal gesehen?
Vielleicht kann ich nicht los lassen, weil da irgendwo alles noch schwarz auf weiß steht... UND die Gefährdung da ist, dass da jemand einsehen könnte.

Es ist nicht schlimm, was in der Akte steht und ja, einiges stimmt auch, vieles aber auch nicht, ich habe die Akte doch gelesen. Und damit meine ich jetzt nicht einmal die UNTERSCHIEDLICHEN Diagnosen (auch verwunderlich, wie unterschiedlich stigmatisiert wird), ich meine klare Angaben. In der Akte habe ich gelesen, wie intensiv mir zugehört wurde... dass die Rede von meiner Schwester war (dabei habe ich gar keine Schwester) usw.

Ich denke auch nicht, dass ich das, was da in der Akte steht, jemals gebrauchen werde. Ein neuer Arzt/Therapeut würde eh wieder eine neue Diagnose stellen, das würde ich sogar wollen, weil die Zeit eine andere ist. Und so viel steht auch gar nicht in den Akten: Meine Lebensgeschichte, meine Probleme... also, die werde ich sicherlich nicht schwarz auf weiß anfordern müssen, für was? Und sicherlich werde ich keine Therapie mehr machen.

Und vielleicht, einfach einmal hinnehmen, wenn jemand eine Frage stellt und einfach Mund halten oder Antworten.

Demnach: Danke an die, die mir einfach mal eine Antwort gegeben haben.
Und danke für den Tipp, es per Einschreiben zu schicken.
Wobei ich mich noch immer Frage, ob dem wirklich so ist, dass ich das schriftlich verhindern muss, dass jemand einsehen KÖNNTE!?

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Ombra
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Beitrag Do., 31.01.2013, 01:09

Ich persönlich finde ja die Krankenakten gar nicht schlimm, die irgendwo rumliegen. Ich meine, da kann ja nicht so viel passieren.

Aber die Diagnosen sind ja überall elektronisch gespeichert: In meinem Fall, Kankenkasse, Polizei...

Also ich gehe mal davon aus, dass ich falls ich mal ne Lebensversicherung abschließen will, wird das nicht funktionieren.

Und einen Job so im Beamtenverhältnis kann ich wahrscheinlich auch vergessen.

Ich find dass viel schlimmer, was da alles so gespeichert wird.

Weil dadurch hat man ja die wirklichen Nachteile später. Je nach politischer und gesellschaftlicher Entwicklung unvorhersehbare.
Die Nachteile, die ich jetzt davon habe sind mir ja noch ziemlich egal, aber man weiß ja nie ...
Und sowas passiert dann ja nicht weil irgendwo eine vergilbte Akte in Papierform rumliegt.

Ansonsten hier http://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumen ... tz_neu.pdf ab S. 11. Sie müssen 10 Jahre aufbewahrt werden, danach werden sie sowieso vernichtet. Ist gesetzlich so geregelt. Keine Ahnung, ob man das umgehen kann.
attitude to life : dispensable


Silent*
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Beitrag Do., 31.01.2013, 19:17

Hallo an alle.

Mit der Aufbewahrungsfrist ist mir ja klar.
Wie ist es aber, wenn die Therapeutin wegzieht bei laufender Therapie und ihre Praxis von einer anderen therapeutin übernommen wird?
Bekamen als Option auch, das diese therapeutin die Klienten der jetzigen übernimmt.
Wäre es dann mit den Akten ebenso?

Ich möchte nicht zur "Ablösung" gehen, werde es dann somit auf Eis legen.
Was aber wird mit meiner Akte?
Geht die dann mit meiner Therapeutin in die neue Stadt?
Oder wo verbleibt sie?
Weil ich finde, ihrer Ablösung geht meine Akte ja nichts an.

Weiß da jemand was drüber?
Oder hat selbst Erfahrung gemacht?

MfG, silent

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lostsheep
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Beitrag Sa., 23.02.2013, 15:53

Hallo Ombra,

bist du dir da sicher?
Eine Freundin meinte das auch schon einmal, dass sie gerne eine Therapie machen würde, dass dann aber für ihren Beruf (angehende Lehrerin) hinderlich sei.
Ich finde das ganz schön... bescheuert... ich meine, wie viele sind da draußen in ihren Berufen (inklusive Psychotherapeuten), die eine Therapie bräuchten sie aber nicht machen!!!
Das kann ja nicht sein, dass es hinderlich wird, wenn man bereit ist, an sich zu arbeiten - was ja nur zur Heilung beiträgt.
Auch die Diagnose darf nirgends gespeichert sein... die Krankenkasse lässt eine Therapie doch nur über einen Gutachter bewilligen oder nicht, mehr erfährt die Krankenkasse doch nicht...

Silent:
Das ist auch eine gute Frage, die mich noch beschäftigt: Was passiert, wenn meine alten Therapeuten nicht mehr praktizieren und jemand die Praxis/Patienten übernimmt.
Ich finde nämlich auch, dass meine Akte niemand anderen etwas angeht und damit auch die Schweigepflicht verletzt wird.
Ebenso kann jederzeit eine Arzthelferin in die Akten da im Schrank einsehen... das stört mich alles.
Abgesehen von dem tatsächlichem Gefühl, dass da noch alles mögliche (was teilweise auch nicht stimmt) geschrieben steht und ich es gerne vernichtet hätte - wie ein Blatt voller Sorgen, dass ich verbrenne und danach geht es mir einfach besser.

Ich war neulich bei einer Psycho-Beratung. Bezüglich meines chronischen Erschöpfungssyndrom, damit ich einfach lerne, mich demnach besser auszurichten... auf jeden Fall habe ich das Thema dort auch angesprochen, sie möchte sich jetzt erkundigen und versteht es auch... würde sie auch nicht wollen... und wenn ich schriftlich etwas einreichen muss, damit wirklich niemand anderes meine Akte sieht, dann würde sie das an meiner Stelle tun.
Werde ich auch!

Ich habe keine Geheimnisse, meine Freunde usw. wissen eh über alles Bescheid und haben die Akte mit mir gesehen... aber ich möchte schon noch selbst entscheiden, wer was wann erfährt und am liebsten eben auch, wo was über mich geschrieben herum liegt...

So eine Akte ist ja leider auch nicht anonym, wie der Antrag beim Gutachter... auf meiner Akte steht ja mein Name, plus Geburtsdatum und Geburtsort.

Also da muss in Sache Schweigepflicht und Datenschutz noch EINIGES getan werden!!!

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