ARD-Mediathek: Wem nützt Psychotherapie?
ARD-Mediathek: Wem nützt Psychotherapie?
Wem nützt Psychotherapie?
Teurer Trost. Gesprächsleitung: Eggert Blum. | Es diskutieren: Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier - Psychologische Hochschule Berlin, Prof. Dr. Jürgen Margraf - Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Bernd Röhrle - Universität Marburg
hier: http://www.ardmediathek.de/swr2/swr2-fo ... d=12869578
Teurer Trost. Gesprächsleitung: Eggert Blum. | Es diskutieren: Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier - Psychologische Hochschule Berlin, Prof. Dr. Jürgen Margraf - Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Bernd Röhrle - Universität Marburg
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Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
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Leider leide ich im Moment an akutem Zeitmangel (so ganz unbesinnlich..), aber vielleicht kann jemand, der/die das sah, hier darüber berichten - das Ergebnis der spannenden Frage, "wem Psychotherapie nützt", würde mich sehr interessieren.
Ich fand den Beitrag gut! Wo bekommt man eigentlich eine Übersicht, wann solche Beiträge wo kommen?
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Oh, man kann das auch bei Zeitmangel gut hören; die Sendung hat exakt so lange gedauert wie das Geschenke-Einpacken
Wenn ich das mal so ganz unfachmännisch zusammenfassen soll, würde ich sagen: Die Botschaft ist, dass Psychotherapie alleine noch nicht die Lösung ist, sondern dass es wichtig ist, sich auch an andere Stellen zu wenden, Stichwort: Friseur , Pfarrer... Dass es wichtig ist, dass Mediziner, Psychologen und Sozialarbeiter zusammenarbeiten, damit der Patient nach der Therapie nicht wieder in alte Muster oder ein Loch fällt.
Und dann das Übliche: Es gibt zu wenige Therapieplätze; die Therapeuten behandeln wohl tendenziell eher zu lange ihre 'Lieblingspatienten', anstatt diese zügig wieder zu verabschieden, um Platz für neue, schwere Fälle zu haben. Kurze Therapien seien oft ausreichend und u.U. sogar sinnvoller als lange, Stichwort: Abhängigkeit.
Die Hemmschwellen sind immer noch relativ hoch, obwohl sich schon vieles gebessert hat. So ist die Psychotherapie wohl immer noch häufig ein Mittelklassen-Ding, während z.B. Migranten oft unbehandelt bleiben. Es kommt vor, dass Menschen sich behandeln lassen, obwohl ihr Problem keinen eigentlichen Krankheitswert hat, was v.a. dann problematisch sein kann, wenn sich an der schwierigen sozialen Situation des Betroffenen nichts ändert - damit schließt sich der Kreis zur erwünschten Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen.
Ich persönlich hab mich davon nicht angesprochen gefühlt, denn ich denke, das bezog sich v.a. auf Vehaltenstherapien - Stichwort: schnelle Beseitigung der Symptome, hohe Zielorientierung. Ich hab mich da eher erschrocken und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil es in einer Analyse ja doch anders läuft. Aber ich bin da jetzt so in dieser Denke drinnen, dass es mir schwerfällt, mir vorzustellen, dass ich jemandem einen Platz wegnehme. Ich könnte nach diesem Motto: kurz-knackig-effizient keine Therapie machen. Aber die Sendung war ja auch nicht exklusiv für mich gemacht, schätze ich
Wenn ich das mal so ganz unfachmännisch zusammenfassen soll, würde ich sagen: Die Botschaft ist, dass Psychotherapie alleine noch nicht die Lösung ist, sondern dass es wichtig ist, sich auch an andere Stellen zu wenden, Stichwort: Friseur , Pfarrer... Dass es wichtig ist, dass Mediziner, Psychologen und Sozialarbeiter zusammenarbeiten, damit der Patient nach der Therapie nicht wieder in alte Muster oder ein Loch fällt.
Und dann das Übliche: Es gibt zu wenige Therapieplätze; die Therapeuten behandeln wohl tendenziell eher zu lange ihre 'Lieblingspatienten', anstatt diese zügig wieder zu verabschieden, um Platz für neue, schwere Fälle zu haben. Kurze Therapien seien oft ausreichend und u.U. sogar sinnvoller als lange, Stichwort: Abhängigkeit.
Die Hemmschwellen sind immer noch relativ hoch, obwohl sich schon vieles gebessert hat. So ist die Psychotherapie wohl immer noch häufig ein Mittelklassen-Ding, während z.B. Migranten oft unbehandelt bleiben. Es kommt vor, dass Menschen sich behandeln lassen, obwohl ihr Problem keinen eigentlichen Krankheitswert hat, was v.a. dann problematisch sein kann, wenn sich an der schwierigen sozialen Situation des Betroffenen nichts ändert - damit schließt sich der Kreis zur erwünschten Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen.
Ich persönlich hab mich davon nicht angesprochen gefühlt, denn ich denke, das bezog sich v.a. auf Vehaltenstherapien - Stichwort: schnelle Beseitigung der Symptome, hohe Zielorientierung. Ich hab mich da eher erschrocken und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil es in einer Analyse ja doch anders läuft. Aber ich bin da jetzt so in dieser Denke drinnen, dass es mir schwerfällt, mir vorzustellen, dass ich jemandem einen Platz wegnehme. Ich könnte nach diesem Motto: kurz-knackig-effizient keine Therapie machen. Aber die Sendung war ja auch nicht exklusiv für mich gemacht, schätze ich
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Titus, ich denke, es geht da auch um den Kostenfaktor und eben auch um das Grad zwischen "soviel Therapie ist nötig" und "hier würde was Anderes besser sein".
Ansonsten finde ich Deine Zusammenfassung sehr schön, grade auch das hier:
Auf die Frage, wem Psychotherapie nützt, gab es eigentlich so gar keine klare Antwort, sondern es war eher ein Für- und Wieder bzw. ein Diskutieren zwischen zuviel und zuwenig Therapie, zu langen Wartezeiten, wielange und wie kurz darf Therapie gehen, Zusammenarbeit verschiedener Helfersystheme, Definitionen (Klient, Patient, Kunde). ...und eben auch, dass man Vieles gar nicht so klar sagen, sondern eher vermuten kann (ab wann ist zu lange, wer braucht was, ab wann ist wieder Therapie angesagt, etc.).
Vor allen Dingen habe ich auch das Gegenteil von "Therapeuten behandeln zu lange ihre Lieblingspatienten" (bzw. lieber leichtere Fälle, wie es auch hieß) herausgehört.
...Ach, und um den Wandel der Gesellschaft bzw. Therapie (es gibt mehr Plätze als früher, die Leute kommen eher,...) ging es auch noch ganz kurz.
Nun ja. Mich würde auf jeden Fall interessieren, wo man lesen kann, wenn solche Sendungen kommen (außerhalb des Forums). Das Meiste ist zwar eh schon bekannt (mir), aber manchmal ist es auch ganz gut, solche Beiträge zu hören. Die Gedanken kommen in Gang, man überlegt sich, es geht wieder in eine Richtung (so war es bei mir grade jedenfalls, ohne dass ich nun weiter da in die Tiefe gehen möchte (an diesem Ort).
Ansonsten finde ich Deine Zusammenfassung sehr schön, grade auch das hier:
titus2 hat geschrieben:wenn ich das mal so ganz unfachmännisch zusammenfassen soll, würde ich sagen: Die Botschaft ist, dass Psychotherapie alleine noch nicht die Lösung ist, sondern dass es wichtig ist, sich auch an andere Stellen zu wenden, Stichwort: Friseur , Pfarrer... Dass es wichtig ist, dass Mediziner, Psychologen und Sozialarbeiter zusammenarbeiten, damit der Patient nach der Therapie nicht wieder in alte Muster oder ein Loch fällt.
Auf die Frage, wem Psychotherapie nützt, gab es eigentlich so gar keine klare Antwort, sondern es war eher ein Für- und Wieder bzw. ein Diskutieren zwischen zuviel und zuwenig Therapie, zu langen Wartezeiten, wielange und wie kurz darf Therapie gehen, Zusammenarbeit verschiedener Helfersystheme, Definitionen (Klient, Patient, Kunde). ...und eben auch, dass man Vieles gar nicht so klar sagen, sondern eher vermuten kann (ab wann ist zu lange, wer braucht was, ab wann ist wieder Therapie angesagt, etc.).
Vor allen Dingen habe ich auch das Gegenteil von "Therapeuten behandeln zu lange ihre Lieblingspatienten" (bzw. lieber leichtere Fälle, wie es auch hieß) herausgehört.
...Ach, und um den Wandel der Gesellschaft bzw. Therapie (es gibt mehr Plätze als früher, die Leute kommen eher,...) ging es auch noch ganz kurz.
Nun ja. Mich würde auf jeden Fall interessieren, wo man lesen kann, wenn solche Sendungen kommen (außerhalb des Forums). Das Meiste ist zwar eh schon bekannt (mir), aber manchmal ist es auch ganz gut, solche Beiträge zu hören. Die Gedanken kommen in Gang, man überlegt sich, es geht wieder in eine Richtung (so war es bei mir grade jedenfalls, ohne dass ich nun weiter da in die Tiefe gehen möchte (an diesem Ort).
Ich hoffe, Deine Päckchen-Verpackung ist schön geworden!titus2 hat geschrieben:Oh, man kann das auch bei Zeitmangel gut hören; die Sendung hat exakt so lange gedauert wie das Geschenke-Einpacken
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... naja, schön ist was anderes, ich kann nur Quader einpacken.
Zum Kostenfaktor: Es wurde ja gesagt, dass eine PT in vielen Fällen nicht nur relative Kosten spart = der Patient geht seltener zum Arzt. Sondern dass sie auch absolut günstiger sein kann = das, was die Therapie kostet, ist weniger als das, was die Kasse ausgeben würde, wenn es die Therapie nicht gegeben hätte.
Die Frage, ob lang oder kurz wurde ja nicht diskutiert, denn es waren sich alle einig, dass kurze Therapien anzustreben sind. So, als gebe es keine Patienten, die mit 100h nichts erreichen würden. Das war für mich etwas seltsam, dass da nicht so unterschieden wurde.
Das, was dort als 'leicht' bezeichnet wurde, war mir auch nicht klar: Es gibt sicher Patienten, die suizidal sind, denen man aber womöglich schnell helfen kann. Und es gibt Patienten, die keine Selbstmordgedanken haben, deren Störung aber hartnäckiger ist und die daher längere Therapien benötigen. Insofern habe ich mich über den Begriff 'leicht' gewundert: Ist jetzt jemand ein leichter Fall, nur weil er nicht akut gefährdet ist? Dann müsste ich ja in der Tat heute meinen Platz räumen, denn es gibt gewiss Menschen, die unglücklicher sind als ich und die noch keinen Platz haben.
Also, mir wurde da zu wenig differenziert; aber vielleicht ist das in 45 Minuten für ein Laienpublikum auch nicht anders zu regeln.
Zum Kostenfaktor: Es wurde ja gesagt, dass eine PT in vielen Fällen nicht nur relative Kosten spart = der Patient geht seltener zum Arzt. Sondern dass sie auch absolut günstiger sein kann = das, was die Therapie kostet, ist weniger als das, was die Kasse ausgeben würde, wenn es die Therapie nicht gegeben hätte.
Die Frage, ob lang oder kurz wurde ja nicht diskutiert, denn es waren sich alle einig, dass kurze Therapien anzustreben sind. So, als gebe es keine Patienten, die mit 100h nichts erreichen würden. Das war für mich etwas seltsam, dass da nicht so unterschieden wurde.
Das, was dort als 'leicht' bezeichnet wurde, war mir auch nicht klar: Es gibt sicher Patienten, die suizidal sind, denen man aber womöglich schnell helfen kann. Und es gibt Patienten, die keine Selbstmordgedanken haben, deren Störung aber hartnäckiger ist und die daher längere Therapien benötigen. Insofern habe ich mich über den Begriff 'leicht' gewundert: Ist jetzt jemand ein leichter Fall, nur weil er nicht akut gefährdet ist? Dann müsste ich ja in der Tat heute meinen Platz räumen, denn es gibt gewiss Menschen, die unglücklicher sind als ich und die noch keinen Platz haben.
Also, mir wurde da zu wenig differenziert; aber vielleicht ist das in 45 Minuten für ein Laienpublikum auch nicht anders zu regeln.
Naja, es kommt ja auch immer darauf an, wen die da hinsetzen, zum Diskutieren. Also aus welcher Richtung wer kommt, welche Haltung wer hat...und manchmal auch, welche Antworten kommen sollen (so in der Richtung). Je nachdem ist eine Sendung ja auch ausgerichtet, werden Fragen gestellt.
Ich halte solche Sendungen auch nicht für das Non plus ultra.
...und manchmal kann es sogar gefährlich werden, im Sinne davon, dass ein Bild an die Öffentlichkeit (Laien,...) transportiert wird, was in Wirklichkeit viel vielschichtiger ist.
...oder auch auf den immer wiederkehrenden Hinweis zu irgendwelchen Studien (jetzt unabhängig von dieser Sendung): Das sind Studien, die irgendjemand mit einer bestimmten, ausgewählten Gruppe durchgeführt hat...und auch die Fragen und Aufgaben sind von irgendjemanden gestaltet worden. In einer gewissenweise also dann auch wieder individuell (persönlich, situativ, regional) und wenig anwendbar auf die Allgemeinheit.
...und dann heißt es: "Die Studie hat gezeigt, dass...: Homöopathie so und soviel wirkt oder auch nicht. Borderline heilbar ist oder nicht. Therapie zu kurz oder zu lang ist. Kinder in homosexuellen Partnerschaften besser oder schlechter dran sind. Hauptschule gut oder scheiße ist (mal ganz platt gesagt)...".
...und damit wird dann ein entsprechendes Argument bekräftigt, so als wäre eine Studie das Maß und der Beweis aller Dinge!
Ich halte solche Sendungen auch nicht für das Non plus ultra.
...und manchmal kann es sogar gefährlich werden, im Sinne davon, dass ein Bild an die Öffentlichkeit (Laien,...) transportiert wird, was in Wirklichkeit viel vielschichtiger ist.
...oder auch auf den immer wiederkehrenden Hinweis zu irgendwelchen Studien (jetzt unabhängig von dieser Sendung): Das sind Studien, die irgendjemand mit einer bestimmten, ausgewählten Gruppe durchgeführt hat...und auch die Fragen und Aufgaben sind von irgendjemanden gestaltet worden. In einer gewissenweise also dann auch wieder individuell (persönlich, situativ, regional) und wenig anwendbar auf die Allgemeinheit.
...und dann heißt es: "Die Studie hat gezeigt, dass...: Homöopathie so und soviel wirkt oder auch nicht. Borderline heilbar ist oder nicht. Therapie zu kurz oder zu lang ist. Kinder in homosexuellen Partnerschaften besser oder schlechter dran sind. Hauptschule gut oder scheiße ist (mal ganz platt gesagt)...".
...und damit wird dann ein entsprechendes Argument bekräftigt, so als wäre eine Studie das Maß und der Beweis aller Dinge!
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Ja, und was mich in diesem Zusammenhang auch stört, ist, dass in diesen Sendungen oft eine Tendenz spürbar wird, dass jedoch der Eindruck erweckt werden soll, dass alles ganz objektiv sei.
Wenn man dann nicht so ein bisschen im Thema drinnen ist - soweit das als Laie möglich ist -, dann denkt man, es handele sich da um Tatsachen; dabei sind es immer auch die subjektiven Haltungen, wie du ja sagst, die transportiert werden sollen.
Mich hat z.B. irritiert, dass der Moderator offensichtlich die These vertreten hat, dass Psychotherapie etwas ist, das zwar leider irgendwie nötig ist, das aber eigentlich schon irgendwie doof ist, so nach dem Motto: "Wenn es denn UNBEDINGT sein muss, dann macht man das halt mal und guckt, dass man es schnell hinter sich bringt". Es wurde denn ja auch immer die Frage gestellt, ob es denn nun auch wirklich notwendig ist - und ich hab als Hörer den Eindruck, dass die Botschaft des Moderators zwar ist, dass sich niemand deswegen schämen muss, dass es aber auch nichts ist, was er persönlich empfehlen würde.
Und ich frage mich, ob es da inzwischen schon wieder so was wie einen Paradigmenwechsel gibt: Also, ganz früher gab es das gar nicht. Dann war es sozusagen zweigeteilt: ein Luxus für die Reichen und peinlich für die Armen. Später hieß es dann, dass Psychotherapie so normal sei wie der gang zum Facharzt - und nun sagt man: "Es wäre besser, wenn nicht jeder, der mal einen Alptraum hat, sofort eine Therapie macht" - im Sinne von: Eigentlich ist doch sowieso niemand glücklich.
Dann stellt sich also die Frage nach der genauen Indikation, nach der Diagnostik. Aber die wurde hier nur am Rande erwähnt; es wurde nur gesagt, dass Diagnostik wichtig ist, um z.B. somatische Krankheiten von seelischen Störungen abzugrenzen und zu erkennen, inwieweit sie sich gegenseitig bedingen. Die psychischen Störungen selbst wurden nicht genauer differenziert, meine ich. Es ging um die Klassiker Depressionen und Angst, wobei auch das nur als Symptom gesehen wurde, das man schnell beseitigen könne.
Wenn man dann nicht so ein bisschen im Thema drinnen ist - soweit das als Laie möglich ist -, dann denkt man, es handele sich da um Tatsachen; dabei sind es immer auch die subjektiven Haltungen, wie du ja sagst, die transportiert werden sollen.
Mich hat z.B. irritiert, dass der Moderator offensichtlich die These vertreten hat, dass Psychotherapie etwas ist, das zwar leider irgendwie nötig ist, das aber eigentlich schon irgendwie doof ist, so nach dem Motto: "Wenn es denn UNBEDINGT sein muss, dann macht man das halt mal und guckt, dass man es schnell hinter sich bringt". Es wurde denn ja auch immer die Frage gestellt, ob es denn nun auch wirklich notwendig ist - und ich hab als Hörer den Eindruck, dass die Botschaft des Moderators zwar ist, dass sich niemand deswegen schämen muss, dass es aber auch nichts ist, was er persönlich empfehlen würde.
Und ich frage mich, ob es da inzwischen schon wieder so was wie einen Paradigmenwechsel gibt: Also, ganz früher gab es das gar nicht. Dann war es sozusagen zweigeteilt: ein Luxus für die Reichen und peinlich für die Armen. Später hieß es dann, dass Psychotherapie so normal sei wie der gang zum Facharzt - und nun sagt man: "Es wäre besser, wenn nicht jeder, der mal einen Alptraum hat, sofort eine Therapie macht" - im Sinne von: Eigentlich ist doch sowieso niemand glücklich.
Dann stellt sich also die Frage nach der genauen Indikation, nach der Diagnostik. Aber die wurde hier nur am Rande erwähnt; es wurde nur gesagt, dass Diagnostik wichtig ist, um z.B. somatische Krankheiten von seelischen Störungen abzugrenzen und zu erkennen, inwieweit sie sich gegenseitig bedingen. Die psychischen Störungen selbst wurden nicht genauer differenziert, meine ich. Es ging um die Klassiker Depressionen und Angst, wobei auch das nur als Symptom gesehen wurde, das man schnell beseitigen könne.
Ich habs mir neben Koffer packen angehört:
- Es wurde erwähnt, dass gerade Menschen aus der untersten sozialen Schicht eine hohe Rückfallqote aufweisen, weil sie nach ihrer Therapie in ihr altes Umfeld zuückkehren, z.B. Einsamkeit oder Arbeitslosigkeit.
- Es wird eine "schnelle" Therapie angestrebt, damit der Klient nicht in Abhängigkeit vom Therapeuten gerät. Es wird jedoch auch erwähnt, dass es Störungen gibt, die eine längerfristige Therapie erfordern.
- Es wurden die Begrifflichkeiten "Patient" und "Klient" diskutiert. Patient wird mit "leidende Person" assoziiert, "Klient" mit "abhängige Person".
- Es wurde erwähnt, dass Menschen, die ihre Therapie selber zahlen müssen, motivierter sind.
- Es wurde der Vorschlag geäußert - vom Hintergrund der langen Wartezeit - Gruppentherapien anzubieten, in denen Menschen mit ähnlichen Problemen "auf einen Schlag" behandelt werden, um so auch z.B. Menschen mit einer sozialen Phobie durch die Gruppensitution ein Übungsfeld zu bieten. Dies ist jedoch auch rechtlichen Gründen nicht möglich.
- Es wurde erwähnt, dass Psychotherapeuten in manchen Fällen nicht die richtige Anlaufstelle sind, z.B. dann, wenn psychische Probleme von sozialen Problemen herrühren (z.B. Arbeitslosigkeit).
- Es wird eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Psychotherapeuten gefordert, damit z.B. Panikpatienten eine adäquate Behandlung bekommen und nicht psychisch therapiert werden, obwohl eine organische Störung vorliegt und umgekehrt, von Arzt zu Arzt rennen, obwohl eine psychische Störung vorliegt. Hier wurde das Beispiel eines Patienten genannt, dessen Therapeut die Ursache für Schluckbeschwerden eines Patienten im psychischen Bereich suchte, der jedoch in Wahrheit einen Tumor hatte.
- Es wurde diskutiert, wann eine Therapie beendet ist. Sie ist beendet, wenn der Patient sein Therapieziel erreicht bzw. Symptomreduktion erreicht hat.
- Therapie kostet zwar viel, langfristig ist sie jedoch kostengünstiger für die Kasse.
- Es wird über Nebenwirkungen und Verschlechterungen diskutiert. Wenn Nebenwirkungen eintreten, sollte eine weitere Therapie gewähleistet sein (z.B. Scheidung).
- Bei den Themen Arbeitslosigkeit und Scheidung werden bei Therapeuten Defizite beklagt.
- Es wird gefordert, dass sich Therapeuten nicht nur eine Seite anhören, nämlich vom Paienten, sondern auch vom Partner.
- Es wurde kontrovers das Thema "Selbsthilfegruppen" diskutiert. Verschiedene Meinungen: Ansteckungsgefahr, ebenso hilfreich wie Psychotherapie, nicht mit Therapie vergleichbar.
- Es wurde erwähnt, dass gerade Menschen aus der untersten sozialen Schicht eine hohe Rückfallqote aufweisen, weil sie nach ihrer Therapie in ihr altes Umfeld zuückkehren, z.B. Einsamkeit oder Arbeitslosigkeit.
- Es wird eine "schnelle" Therapie angestrebt, damit der Klient nicht in Abhängigkeit vom Therapeuten gerät. Es wird jedoch auch erwähnt, dass es Störungen gibt, die eine längerfristige Therapie erfordern.
- Es wurden die Begrifflichkeiten "Patient" und "Klient" diskutiert. Patient wird mit "leidende Person" assoziiert, "Klient" mit "abhängige Person".
- Es wurde erwähnt, dass Menschen, die ihre Therapie selber zahlen müssen, motivierter sind.
- Es wurde der Vorschlag geäußert - vom Hintergrund der langen Wartezeit - Gruppentherapien anzubieten, in denen Menschen mit ähnlichen Problemen "auf einen Schlag" behandelt werden, um so auch z.B. Menschen mit einer sozialen Phobie durch die Gruppensitution ein Übungsfeld zu bieten. Dies ist jedoch auch rechtlichen Gründen nicht möglich.
- Es wurde erwähnt, dass Psychotherapeuten in manchen Fällen nicht die richtige Anlaufstelle sind, z.B. dann, wenn psychische Probleme von sozialen Problemen herrühren (z.B. Arbeitslosigkeit).
- Es wird eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Psychotherapeuten gefordert, damit z.B. Panikpatienten eine adäquate Behandlung bekommen und nicht psychisch therapiert werden, obwohl eine organische Störung vorliegt und umgekehrt, von Arzt zu Arzt rennen, obwohl eine psychische Störung vorliegt. Hier wurde das Beispiel eines Patienten genannt, dessen Therapeut die Ursache für Schluckbeschwerden eines Patienten im psychischen Bereich suchte, der jedoch in Wahrheit einen Tumor hatte.
- Es wurde diskutiert, wann eine Therapie beendet ist. Sie ist beendet, wenn der Patient sein Therapieziel erreicht bzw. Symptomreduktion erreicht hat.
- Therapie kostet zwar viel, langfristig ist sie jedoch kostengünstiger für die Kasse.
- Es wird über Nebenwirkungen und Verschlechterungen diskutiert. Wenn Nebenwirkungen eintreten, sollte eine weitere Therapie gewähleistet sein (z.B. Scheidung).
- Bei den Themen Arbeitslosigkeit und Scheidung werden bei Therapeuten Defizite beklagt.
- Es wird gefordert, dass sich Therapeuten nicht nur eine Seite anhören, nämlich vom Paienten, sondern auch vom Partner.
- Es wurde kontrovers das Thema "Selbsthilfegruppen" diskutiert. Verschiedene Meinungen: Ansteckungsgefahr, ebenso hilfreich wie Psychotherapie, nicht mit Therapie vergleichbar.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
zB hier: http://www.google.com/alerts?hl=de bei der suchanfrage als stichwort zB psychotherapie eingeben (oder was einen eben interessiert) und man erhält dann personalisierte infos zum entsprechenden thema. finde das ganz praktisch.ENA hat geschrieben: Wo bekommt man eigentlich eine Übersicht, wann solche Beiträge wo kommen?
danke jenny für die kompakte zusammenfassung. ich hatte auch noch keine gelegenheit den beitrag zu hören.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
Ja, das kam bei mir auch an. Habe ich mich nicht so von beeinflussen lassen, aber für andere, die vielleicht in dem Thema noch neu ist, kann das schon so sein.titus2 hat geschrieben:dass der Moderator offensichtlich die These vertreten hat, dass Psychotherapie etwas ist, das zwar leider irgendwie nötig ist, das aber eigentlich schon irgendwie doof ist, so nach dem Motto: "Wenn es denn UNBEDINGT sein muss, dann macht man das halt mal und guckt, dass man es schnell hinter sich bringt". Es wurde denn ja auch immer die Frage gestellt, ob es denn nun auch wirklich notwendig ist
Das habe ich nicht daraus gehört. Mag Dich aber zu den Gedanken geführt haben.titus2 hat geschrieben:Und ich frage mich, ob es da inzwischen schon wieder so was wie einen Paradigmenwechsel gibt: Also, ganz früher gab es das gar nicht.
Danke, für den Link, aber ich habe da leider keinen Radiobeitrag gefunden!carö hat geschrieben:zB hier: http://www.google.com/alerts?hl=de bei der suchanfrage als stichwort zB psychotherapie eingeben (oder was einen eben interessiert) und man erhält dann personalisierte infos zum entsprechenden thema.
Hallo!
Ich lieg mit ner Magen-Darm-Grippe im Bett und hab mir den Podcast auch mal angehört. Es waren schon sehr interessante Ansätze drin, z. B. dass vieles einfach nicht in den Bereich der Psychotherapie zu lösen ist und dass nicht jede Lebenskrise gleich etwas mit einer psychischen Erkrankung zu tun hat.
Ich hab interessehalber die drei Herrschaften alle mal gegoogelt. Und siehe da: Alle drei sind Verhaltenstherapeuten. Finde ich schade, denn das führt zu einer doch eher einseitigen Sicht der Dinge. Ich bin mir sicher, wenn man Leute von verschiedenen Schulen zu Wort kommen hätte lassen, wäre das repräsentiver gewesen.
GLG Sandrin
Ich lieg mit ner Magen-Darm-Grippe im Bett und hab mir den Podcast auch mal angehört. Es waren schon sehr interessante Ansätze drin, z. B. dass vieles einfach nicht in den Bereich der Psychotherapie zu lösen ist und dass nicht jede Lebenskrise gleich etwas mit einer psychischen Erkrankung zu tun hat.
Ich hab interessehalber die drei Herrschaften alle mal gegoogelt. Und siehe da: Alle drei sind Verhaltenstherapeuten. Finde ich schade, denn das führt zu einer doch eher einseitigen Sicht der Dinge. Ich bin mir sicher, wenn man Leute von verschiedenen Schulen zu Wort kommen hätte lassen, wäre das repräsentiver gewesen.
GLG Sandrin
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Gute Besserung, sandrin!
Ja, das dachte ich mir auch, und das war es auch, was mir so fremd war. Dass 'Therapie' gleichgesetzt wurde mit 'Verhaltenstherapie' und damit zusammenhängend mit einem bestimmten Procedere und mit bestimmten Annahmen - wenn man wenigstens erwähnt hätte, dass es sich um VTler handelt, dann wäre das stimmiger gewesen. Muss ja auch nicht schlecht sein, die Symptome schnell weghaben zu wollen, wie das dort immer wieder deutlich gesagt wurde. Nur arbeiten Tiefenpsychologen halt anders. Und dieses stillschweigende Davonausgehen, als würde jegliche Therapie so funktionieren, hat mich gestört und das war dann eben auch undifferenziert.
Ja, das dachte ich mir auch, und das war es auch, was mir so fremd war. Dass 'Therapie' gleichgesetzt wurde mit 'Verhaltenstherapie' und damit zusammenhängend mit einem bestimmten Procedere und mit bestimmten Annahmen - wenn man wenigstens erwähnt hätte, dass es sich um VTler handelt, dann wäre das stimmiger gewesen. Muss ja auch nicht schlecht sein, die Symptome schnell weghaben zu wollen, wie das dort immer wieder deutlich gesagt wurde. Nur arbeiten Tiefenpsychologen halt anders. Und dieses stillschweigende Davonausgehen, als würde jegliche Therapie so funktionieren, hat mich gestört und das war dann eben auch undifferenziert.
Genau, titus. Und das führt auch dazu, dass sich alle, die keine VT machen und länger in Therapie sind, sich "rechtfertigen" müssen, weshalb sie immer noch jede Woche dahin rennen. Symptome kann man bestimmt schnell weghaben. Die Frage ist nur aber, wie lange die dann weg sind bzw. ob sie sich nicht ein neues Gewand suchen, weil die Ursache noch nicht behoben ist.
Danke für die Genesungswünsche. Gemein, ein Magen-Darm-Infekt an Heiligabend .
Danke für die Genesungswünsche. Gemein, ein Magen-Darm-Infekt an Heiligabend .
Als ob es bei einer VT nur um das (kurzfristige) wegbekommen von Symptomen geht und dem Therapeuten nicht an einer langfristigen Verbesserung der Situation seines Klienten gelegen ist.
Man redet da ja auch nie über Ursachen oder die Vergangenheit, macht ständig Hausaufgaben und Konfrontation und im Grunde ist das alles nur total oberflächlich....immer diese Vorurteile *seufz*
Man redet da ja auch nie über Ursachen oder die Vergangenheit, macht ständig Hausaufgaben und Konfrontation und im Grunde ist das alles nur total oberflächlich....immer diese Vorurteile *seufz*
After all this time ? Always.
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