Mitgehen und Distanz wahren
Über das Mitleid
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Das Mitleid sei verloren gegangen, heißt es öfter. Doch der Tsunami lehrte etwas anderes. Mitleid kann immer wieder erwachen. Mitleid ist Anteilnahme am Unglück anderer. Mit-Leiden heißt: die Leidenden begleiten durch ihren körperlichen und seelischen Schmerz - und Loslassen, wenn die Stunde es gebietet. Mitleid ist Liebe, die mit geht, und Distanz wahrt. Mitleid macht aus Menschen Mit-Menschen und schließt keine von Gott geschaffene Kreatur aus.
Aber: Echtes Mitleid kann auch gefährlich werden. Behinderte Menschen weisen immer wieder darauf hin. Sie lehnen mitleidigen Umgang ab.
Der Schweizer Psychoanalytiker Arno Gruen meint, dass recht verstandenes Mitleid Unmenschlichkeit verhindere. Wenn den Menschen das Mitleid verloren geht, werden sie zu stummen und tauben Zuschauern, die den Schrei des Nächsten nicht mehr hören.
Webseite der Reihe "Lebenszeichen" bei WDR 5 (Manuskript)
Mitgehen und Distanz wahren - Über das Mitleid
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