Annehmen der Depression fällt mir schwer. Wem noch?

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biene_maja
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Annehmen der Depression fällt mir schwer. Wem noch?

Beitrag Do., 29.11.2012, 17:51

Hi,

Wie der Betreff schon sagt, fällt es mir sehr schwer meine Depression anzunehmen. Ich habe seit ein paar Jahren immer wieder so Phasen wo ich depressiv bin und auch Therapie + Medikamente brauche. Aus meinem Umfeld hab ich es niemanden erzählt und sobald ich mit anderen zusammen bin, kommt wieder die Schauspielerin durch. Wenn es mir schlecht geht, weiß ich zwar, dass ich eine Depression habe, aber so richtig akzeptieren kann ich es nicht. Am Anfang einer solchen Phase, ist es auch ziemlich schwierig mir einzugestehen, dass ich Hilfe von Fachleuten brauche. Ich schäme mich irgendwie dafür......obwohl mein Kopf sagt, dass ich nichts dafür kann. Wie geht ihr mit dem Akzeptieren der Depression um? Gibt es irgendwas, dass euch geholfen hat oder gehts euch gleich wie mir?

Liebe Grüße,

Biene Maja

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Dampfnudel
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 29.11.2012, 19:53

Hallo Maja,

ich habe mich damit während der ersten zwei Jahre auch sehr schwer getan, und ich habe mich für eine ziemlich gute Schauspielerin gehalten. Später habe ich erfahren, dass mir einige Leute das abgenommen haben, andere aber auch genau gemerkt haben, dass es mir sehr schlecht ging. Ich habe mich auch geschämt, und ich hatte vor allem schreckliche Angst vor Ablehnung.

Für mich selbst akzeptiert habe ich aber schon, dass ich eine Depression hatte und Hilfe brauchte. Ich hab mich nur zuerst nicht getraut, darum zu bitten oder zu glauben, dass mir wirklich jemand helfen würde. Auch bei meiner Therapeutin hatte ich damals ewig lange Angst, dass sie mir nicht lange helfen würde und mich bald wegschicken würde.

Inzwischen gehe ich sehr offen damit um, und das ist unheimlich erleichternd. Es tut mir sehr gut, und meiner Umgebung auch, glaube ich.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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biene_maja
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Beitrag Do., 29.11.2012, 20:47

Hi Dampfnudel,

Danke für deine Antwort!

Die Angst vor Ablehnung kenne ich auch gut. Darf ich dich fragen wie lange du schon mit Depressionen zu tun hast?
Ich denke auch, dass es erleichternd ist es offen anzusprechen. Aber irgendwie möchte ich nicht, dass dann jeder Rücksicht nimmt oder mir nicht mehr so viel zutraut!?!? Heute ist so ein Tag, wo ich mir wünschen würde, dass ich es erzählen könnte: Ich habe vor einer Woche zu einer Veranstaltung zugesagt und heute geht es mir mies.....jetzt muss ich aber dahin und dabei habe ich schon meine ganze Energie verwendet um heute Nachmittag mitzuspielen....

Darf ich dich fragen, wie das für dich war, als du es deiner Familie und deinen Freunden erzählt hast? Ich befürchte, dass mir ein sehr großer Teil von Freunden/ Familie gar nicht glauben würde, weil ich eben in den letzten Jahren immer mitgespielt oder mich versteckt habe. Bei meiner Familie kommt noch die Sorge hinzu, dass sie die Krankheit als solche gar nicht akzeptieren......so quasi, du bist ja selber schuld weil du dir immer so viel aufhalst.....!

Ich denke mir, dass es auch für mich leichter wäre es anzunehmen. Aber nachdem mein Selbstbewusstsein schon im Keller ist, traue ich mir durch die Depression noch weniger zu. Es ist einfach schwierig zu wissen, dass ich krank bin und auch immer wieder mit einem Rückfall rechnen muss.......ich komme mir dabei so schwach vor ;-(. Und dehalb "schieb" ich das ganze immer beiseite und die Depression ist irgendwie nicht real ;-(

Inwiefern ist es für dein Umfeld leichter? Hast du ihnen gesagt, wie und welcher Umgang in einer depressiven Phase für dich gut wäre?

Entschuldige bitte meine 1000 Fragen....mich beschäftigt das Thema gerade ziemlich ;-(

Liebe Grüße.
Biene Maja

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Tarengrim
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Beitrag Fr., 30.11.2012, 12:24

Auch wenn ich mich sehr oft wiederhole, aber sich anderen Mitzuteilen macht solche Probleme viel einfacher. Und du beginnst es viel schneller zu verarbeiten, wenn du darüber sprichst. Beim ersten Mal ist es natürlich sehr schwer und ungewohnt, aber du verarbeitest das Problem durch das Sprechen.

Von daher würde ich dir empfehlen, dass du dir einen oder Zwei deiner Freunde aussuchst und mit ihnen einmal darüber sprichst. Ihnen erklärst wie du dich die letzten Jahre gefühlt hast, wie es in dir wirklich aussieht. Die meisten Leute werden Verständnis dafür haben und dir vermutlich auch anbieten, dass du sie jeder Zeit anrufen kannst wenn es dir nicht gut geht.
Und Hilf von Freunden anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche. Es gehört viel mehr Mut dazu es zu sagen als es zu verbergen und verstecken.

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Zerbrechlich
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Beitrag Sa., 01.12.2012, 23:59

Das seh ich auch so, dass es sehr gut ist, Freunde einzuweihen. Es ist sehr wichtig, dass man jemanden an seiner Seite hat und es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Es zeigt, dass man selbst bereit ist dazu, auch Hilfe anzunehmen und einem klar ist, dass man Hilfe benötigt. Viele haben ja Probleme damit, Hilfe anzunehmen, doch es ist wichtig.

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corinna
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Beitrag So., 02.12.2012, 06:54

ich lebe mit der depression nun schon über 2 jahre .. bin aber erst seit einem jahr in therapie. im frühjahr wurde dann im krankenhaus auch was anderes festgestellt .. bipolare störung.

damit umzugehen .. hmm .. ich fands schwierig mich jemanden zu öffnen. und diejenigen die es mitbekamen und denen ich das auch erzählt habe, die haben es nicht wirklich verstanden. man wird dann als faul,k arrogant, introvertiert, nicht gesellschaftsfähig usw tituliert und zwanghaft nach aussen mitgeschleift. sich zu verstellen und nach aussen hin "normal" zu wirken, ist ziemlich anstrengend und zerrt sehr an den kräften.

ich habe 2 gute freunde, die das wissen und das auch wirklich verstehen. sie haben auch verständnis wenn ich mal wieder zu hause hocke und keinen schritt vor die tür gehen möchte. oder auch mit keinem plaudern will.
wichtig ist, dass du es akzeptierst .. auch wenns schwer fällt. das ist aber auch eine gradwanderung, denn zu sehr in die krankheit reden, bringt auch nichts. man bemitleidet sich dann selbst, fragt ständig "warum gerade ich?" und das zieht einen noch mehr runter.

aber es tut unheimlich gut, mit jemanden darüber zu reden .. also wie man sich gerade fühlt und was man denkt. und wenn man glück hat, dann bekommt man vom gegenüber wirkliche hilfe. nund scheue dich nicht mit deinem therapeuten offen darüber zu reden .. wirst sehen, das hilft und irgendwann verlierst du deinen scham darüber zu reden.
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lg corinna
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biene_maja
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Beitrag Mo., 03.12.2012, 22:43

Hi Leute,

Ich danke euch für die Beiträge- ihr macht mir wirklich Mut!!

Nach einer sehr intensiven Phase des Nachdenkens, habe ich beschlossen die Vorweihnachtszeit zu nutzen und ein paar gute Freunde einzuweihen. Was für mich unglaublich wichtig werden wird, ist der Start in so ein Gespräch......ich muss mir vorher schon genau überlegen, was ich sage und wie...sonst schaffe ich es erst nicht. Meine Freunde gehen ja davon aus, dass es mir gut geht und da ist es fast ein bisschen schwierig auf einmal zu sagen, dass es mir nicht gut geht.....ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen! Heute habe ich mir schon 100 Varianten überlegt, wie ich das Gespräch anfangen könnte und alle 100 wieder verworfen
Habt ihr Tipps für mich, wie ich so ein Gespräch anfangen könnte?

Ich denke auch, dass darüber reden auch eine Form der Verarbeitung ist. Noch so eine Angst von mir ist das "Hilfe annehmen".....darin bin ich ziemlich schlecht. Bieten euch eure Freunde jetzt auch noch Hilfe an, oder wird es mit der Zeit weniger? Das letze was ich möchte ist, jemanden mit meinen schlechten Phasen zu nerven.

Ach, es ist manchmal nicht leicht, wenn man so introvertiert ist wie ich. Wahrscheinlich hätte ich ohne die Depression überhaupt nie über meinen Innenleben gesprochen.....traurig eigentlich!!

Danke und liebe Grüße, Maja

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corinna
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Beitrag Di., 04.12.2012, 09:06

meist ist es ja so - zumindest bei mir -, dass mich freunde anrufen und das erste was man so fragt ist: na wie gehts? heute antworte ich wahrheitsgemäß - zumindest zu diejenigen die wissen was mit mir los ist - nicht gut .. mies .. schlecht usw.
das hab ich im krankenhaus gelernt, man sollte seinen zustand nicht "verdecken", sonst kann einem das gegenüber ja nicht helfen.
vielleicht ist dies ja leichter für dich .. es jemandem am telefon anzuvertrauen!

viele meiner bekannten haben sich zurückgezogen, als ich ihnen sagte warum ich so bin wie ich bin .. leider. also überlege dir vorher genau wen du es sagst. die meisten können damit nicht umgehen und ziehen sich zurück. und die anderen, die dann noch zu dir halten und dich unterstützen, sind meist welche die selbst einmal durch eine hölle gegangen sind. dies ist jetzt nicht unbedingt auf krankheiten gemünzt. zb meine beste freundin hatte so probleme mit ihrem ex-mann der sie bedrohte und auch schlug .. dies war ihre hölle (da hab ich sie voll unterstützt .. eh klar) .. und genau sie versteht voll und ganz und hat mich nicht fallen gelassen. sie ist die einzige bei der ich alles sagen kann, ohne mich verstellen zu müssen. und sie unterstützt mich auch weiterhin!

mir fällt es auch sehr schwer hilfe anzunehmen. aber die gespräche mit meinem therapeuten sind sehr angenehm. und da nehme ich die gesprächshilfe sehr gerne an. ich hab meine scheu verloren .. denn helfen kann er ja nur, wenn er/sie weiß was in dir vorgeht.

weiter so! du schaffst das!
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lg corinna
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Dampfnudel
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Beitrag Di., 04.12.2012, 22:28

corinna hat geschrieben:und die anderen, die dann noch zu dir halten und dich unterstützen, sind meist welche die selbst einmal durch eine hölle gegangen sind.
Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass ich fast ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht habe. Die Leute in meinem Umfeld haben wirklich fast alle selbst schon ganz schöne Päckchen mit sich herumgeschleppt.
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Tarengrim
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Beitrag Do., 06.12.2012, 10:39

hm, denkt ihr wirklich, dass es nur Leute sind, die ebenfalls Probleme hatten? Ist natürlich eine interessante Hypothese. Ich würde als Gegenstück dazu sagen, dass es einfach Leute gibt/gab, die gerne Zeit mit dir verbringen weil sie es eben tun, und andere die gerne Zeit mit dir verbringen weil du sie glücklich machst so wie du im Moment bist, oder besser, so wie sie dich im Moment sehen.
Wenn sich das ändert und der "Gewinn" ausbleibt, wird natürlich auch der Kontakt verringert. Die Frage ist dann, will man mit solchen Leute weiterhin Zeit verbringen, die dich meiden sobald du ihnen nicht mehr das gibst, nach dem sie suchen?

Der Vorschlag mit dem Telefon von corinna find ich persönlich weniger gut. Liegt vielleicht daran dass ich ein wenig altmodisch bin, aber wenn ich etwas mit jemanden besprechen muss, das mir wichtig ist, mach ich das lieber direkt. Aber ja, das ist persönlicher Geschmack.

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corinna
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Beitrag Do., 06.12.2012, 11:58

ich hab die erfahrungen so gemacht, also, dass diejenigen mehr verständnis haben wenn sie selbst in einem tiefen lock steckten. naja und die, die damit nicht umgehen konnten, waren sowieso nicht mehr erreichbar. es tut zwar weh, weil man sich in dem menschen so getäuscht hat, aber auf der anderen seite weiß man dann auch, dass dies nicht wirklich eine tiefe freundschaft war.

es gibt auch die, die angst vor einem kriegen, weil sie null ahnung haben was es heißt depri zu haben. die wollen es aber auch gar nicht genau wissen, sondern distanzieren sich lieber.

das mit dem telefon .. naja, ich persönlich habs den eingeweihten auch persönlich erzählt. und die haben sich auch die mühe gemacht und tante google befragt, was das eigentlich ist und wie man damit umgehen kann.

ich finds aber wichtig, dass man jemanden hat, der das akzeptiert und trotzdem freund bleibt. ohne meine freundin - die ich zu jeder tages- und nachtzeit anrufen kann - wäre ich sicher noch tiefer ins loch gefallen. und hätte auch keine anstösse, manches mal von einer anderen perspektive zu sehen.
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lg corinna
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Tarengrim
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 10:50

Da stimme ich dir zu. Wie schon öfters erwähnt sind Freunde und "über seine Probleme, Ängst oder dergleichen sprechen" sehr wichtig. Etwas, das man heutzutage kaum noch tut.

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