Psychologie: Interessant , doch macht mich sehr traurig

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Vol
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Psychologie: Interessant , doch macht mich sehr traurig

Beitrag Mi., 28.11.2012, 01:29

Guten Abend,

ich mag dieses Forum, da man sich versucht hier gegenseitig zu helfen und zu unterstützen.

Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt mit meinem Dilemma helfen: Wie viele Menschen betreibe ich Persönlichkeitsentwicklung und hatte vor Kurzem einen richtigen Durchbruch. Ich bekam ein starkes Identitätsgefühl, das sehr stark mit einer Lebensmission einher geht und sich richtig anfühlt. Noch wie war ich dankbarer für mein Leben. So weit, so gut.

Da sich die Interessen überschneiden, laß ich neulich interessiert ein Psychologiebuch, dachte mir "wow, ein Fach wie geschaffen für mich".

Ich liebte die Inhalte und laß gerne darüber, doch es hat mich richtig traurig gemacht. Ich wusste zwar schon vor dem Studium einiges , doch nun wurde gnadenlos das Leben objektifiziert und rational runtergebrochen. Das Leben und meine eigene Identität wurde entmystifiziert. Gerade formt sich meine Persönlichkeit, ich fühle mich total wohl in meiner Haut und jetzt wird mir beigebracht, ich bin eine Einbildung der elektischen Wechselwirkung meiner Nerven, die entstanden ist als ein Produkt der Prägung von Umwelt und Genetik, ich bin gar nicht real und schöne Schicksalsschläge sind statistische Zufälle. Ich fühle mich weniger Einzigartig. Mir fällt es schwer sich an etwas zu erfreuen ohne dass mein Verstand dazwischen geht und es wissenschaftlich rationalisiert. Schicksal,Liebe, Freude, Hoffnung, alles molekulare Wechselwirkungen und Illusionen?

Ein Dilemma, ich bin mir sicher ich könnte mit dem Studium beruflich Wände einreißen, habe konkrete Ideen, doch ich habe richtig Angst davor, dass ich am Ende wie ein Zombie durch die Welt gehe und das "Mensch sein" sehr objektiv betrachte. Sich dem Ganzen stellen und hoffen sich zu gewöhnen oder Abstand nehmen? Denn irgendwie gibt es hier kein zurück, wenn man es einmal weiß, dann überträgt man das auch irgendwie auf sich selbst.

Was ist hier passiert? Habe ich denkfehler?
Falls hier Psychologiestudenten unterwegs sind:
Wie empfindet ihr das Studium? Habt ihr ähnliche Gedanken?

Danke sehr im Voraus.

Vol

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Stacheldraht
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 02:41

Herzlichen Glückwunsch und willkommen in Deiner Pubertät!
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 06:22

Hallo Vol
Gerade formt sich meine Persönlichkeit, ich fühle mich total wohl in meiner Haut und jetzt wird mir beigebracht, ich bin eine Einbildung der elektischen Wechselwirkung meiner Nerven, die entstanden ist als ein Produkt der Prägung von Umwelt und Genetik, ich bin gar nicht real und schöne Schicksalsschläge sind statistische Zufälle. Ich fühle mich weniger Einzigartig.
Gerade dadurch wirst du doch zu etwas Einzigartigem: Du hast einzigartige Gene deiner Eltern, du hast individuelle Erfahrungen, du hast individuelle Synapsenverbindungen in deinem Gehirn, du machst individuelle Erfahrungen aufgrund von Zufällen, du erlebst individuelle Schicksalsschläge, ... all dies ist begleitet von deiner individuellen Wahrnehmung, deiner individuellen Interpretation deiner Umwelt und deiner Erfahrungen, deinen individuellen Kognitionen, ...
Selbst wenn du objektiv gesehen dasselbe erlebst wie andere (z.B. einen gemeinsamen Schulunterricht), so erlebst du diesen dennoch subjektiv: Du schenkst anderen Dingen Aufmerksamkeit als deine Mitschüler, du bettest Gehörtes in deinen individuellen Lebenslauf ein, du machst dir andere Gedanken als andere, ...
Kurz: Du bist einzigartig, einzigartiger geht es nicht.

Wie einzigartig du bist zeigt schon allein dein Posting hier: Die Gedanken, die du dir machst, wie du neue Informationen in deinen individuellen Erfahrungsschatz einbettest, ... absolut einzigartig.
doch ich habe richtig Angst davor, dass ich am Ende wie ein Zombie durch die Welt gehe und das "Mensch sein" sehr objektiv betrachte.
Du wirst nie in der Lage sein, rein objektiv zu sein. Egal bei was, ob es um Aufmerksamkeit geht oder Interpretation oder Personenwahrnehmung, .... eine rein objektive Ebene ist nicht möglich. In allem, was du tust, spielt deine Einzigartigkeit, deine Individualität, deine persönlichen Einstellungen, Werte, Erfahrungen usw. usw. eine Rolle.

Wenn deine Befüchtung berechtigt wäre, dann müssten alle Psychologen dieser Welt zu denselben objektiven Ergebnissen, Diagnosen, Personenwahrnehmungen usw. usw. kommen. Tuen sie aber nicht.

Du bist noch sehr jung. Ich denke mal, dass du mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Erfahrung eine differenziertere Sicht über dich und deine Umwelt entwickeln wirst.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Eremit
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 08:13

Vol, es könnte schlimmer sein. Denke nur an Quantenphysik und Philosophie.

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Rezna
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 09:50

Stelle dir einen Berg vor.

Würde man ihn auf eine Leinwand projezieren, sähe er unter Garantie anders aus, als die Berge die sich alle anderen Menschen vorstellen. Selbst wenn es derselbe Berg ist, unterscheiden sich tausend Dinge... Perspektive, Nähe, Lichtstimmung, Vegetation,...

Auch wenn du genau weißt, dass du da nur einen Berg sehen kannst, den sich vorher mittels visueller oder sonstiger Prägung in dein Hirn gepflanzt hat, ist es doch einzigartig, WIE du ihn siehst. Du bist, sicher wohl, die Summe aller Fakten die dich beeinflussen - aber kein zweiter Mensch auf Erden hat dieselben Einflüsse. DAS macht einzigartig. Warum soll nur die geheimnisvolle Suppe einer diffusen Schöpfung einzigartig sein, nicht aber die Fakten, Einzigartig zu sein.

Mir gehts mit all dem Wissen sogar so, dass ich die Welt faszinierender finde. Je mehr ich weiß, umso mehr kann ich staunen. Man versuche sich vorzustellen, man selber säße in der Komandozentrale und müsste das alles managen...

Auch bin ich begeistert, dass, egal welches Metier man sich ansieht, man am Ende auf dieselben Gesetzmäßigkeiten trifft, immer wieder dieselben Muster erkennt.

Allerdings habe ich schon lange keine Sehnsucht mehr nach Mystik - welche mir regelrecht profan vorkommt.

(Und ich habe - wenn wir schon bei kalter Faktenlage sind - auch noch nie zwei idente Computer gesehen - egal wie intensiv es die ITechniker darauf angelegt haben)
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]


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Vol
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Beitrag Do., 06.12.2012, 23:26

Vielen Dank für die schönen Worte. Ihr habt recht, es ist einzigartig und ich glaube mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass ich nicht diese Art von Einzigartigkeit meinte, sondern der Kern meiner Enttäuschung folgende Gedankengänge sind:

Ich bin im Moment durch die Bioinhalte total drauf fixiert, uns und die Welt biologisch zu erklären, ich komme auch gar nicht mehr da raus. Früher hatte ich noch die träumerische Vorstellung, dass jeder von uns die einzigartige Chance hat am Leben teilzunehmen, eine Art "außerwähle Seele", doch jetzt glaube ich dass die Biologie eine Art "Illusion" , uns selbst erschafft, unser "Selbst/Persönlichkeit" ein Mitläufer/Nebenprodukt der Biologie, dadurch erscheint mir alles viel weniger wertvoll. Das meinte ich mit dem Verlust der Einzigartigkeit

Zudem lernt man wie Wahrnehmung funktioniert und das sich das Gehirn alles so zurechtlegt, wie es ihm am besten im Moment passt und nicht wie es teils "wirklich" ist. Das macht einen orientierungslos, man fragt man sich, was man überhaupt noch glauben kann/soll, wenn alles was man sieht/empfindet/glaubt eine subjektive Interpretation ist. Macht es dann da überhaupt noch Sinn sich an einer Sache zu erfreuen oder über etwas zu ärgern, da es vielleicht gar nicht der Tatsache entspricht was man gerade denkt/fühlt? Es könnte doch sein, dass ich eine Tatsache subjektiv einfach negativ falsch auslege, habe ich dann überhaupt noch das Recht mich über etwas zu Ärgern und konsequent zu handeln?

Ich fühle mich etwas enmachtet, als ob ich weniger Bestimmung hätte, nach dem Prinzip: Als Zuschauer dem folgen, was dir der Kopf vorgibt.

Das ist ja um einiges philosophischer geworden als ich dachte.

liebe Grüße,
Vol

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hope_81
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Beitrag Do., 06.12.2012, 23:34

Dazu sei gesagt, ich studiere Psychologie mit Schwerpunkt " Kognitive Neurowissenschaften", ich war kurz demoralisiert, kurz verwirrt, aber nur kurz.
Ja unser Gehirn unsere Prädispositionen leisten sehr, sehr wertvolle Dienste, schlimm wäre es anders... Keiner, sieht die Welt wie ein anderer sie sieht wahrnimmt, niemand riecht, schmeckt und fühlt wie du, du lebst und siehst deine Welt, super gut! Noch bemerkenswerter, das wir alle trotz allem uns wunderbar verstehen. Lerne Respekt vor jedem einzelnem Wesen mit dem Wissen, es sieht die Dinge anders, nimmt sie anders wahr...So spannend, so faszinierend. Doch mit einem Ziel, ein Ziel was alle Wesen auf diesem Planeten vereinigt, wir alle, egal was und wie wir sehen, wollen glücklich sein.
Und das, dieses Wissen ist es was jeder Mensch braucht, denn dann leben wir in Frieden mit uns und unserer Umwelt.
Und zum Schluss, wir alle sind mehr als unser Gehirn und unsere Prädispositionen...
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Rezna
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 12:10

Vol hat geschrieben:Früher hatte ich noch die träumerische Vorstellung, dass jeder von uns die einzigartige Chance hat am Leben teilzunehmen, eine Art "außerwähle Seele", doch jetzt glaube ich dass die Biologie eine Art "Illusion" , uns selbst erschafft, unser "Selbst/Persönlichkeit" ein Mitläufer/Nebenprodukt der Biologie, dadurch erscheint mir alles viel weniger wertvoll.
Mir geht es da genau umgekehrt. Die kindliche Idee einer durch Zauberhand willkürlich erschaffenen "Seele" kam mir schon immer sehr konstruiert vor - als wären die Erwachsenen zu feig, mit der Wahrheit herauszurücken. Hingegen faszinierte mich das "Konstrukt Ich" mehr, je mehr wissenschaftliches, aber auch philosophisches dazu las. Die Vorstellung, welche Arbeit meine Biologie leistet, um mir die Illusion eines Ichs zu schaffen, dass auch noch philosophisch über sich und die Welt nachdenken kann... einfach nur wow.
Vol hat geschrieben:Zudem lernt man wie Wahrnehmung funktioniert und das sich das Gehirn alles so zurechtlegt, wie es ihm am besten im Moment passt und nicht wie es teils "wirklich" ist. Das macht einen orientierungslos, man fragt man sich, was man überhaupt noch glauben kann/soll, wenn alles was man sieht/empfindet/glaubt eine subjektive Interpretation ist.
Eine Zeit lang ging es mir ähnlich. Als ich von der "Illusion des Freien Willens" erfuhr - allerdings auch, warum diese so wichtig ist. Wer entscheidet, dass ich das Forum hier öffnen will, und auf diesen Beitrag antworten?
Andererseits: Bei der Scheidung meiner Eltern kristallisierte sich heraus, das von den selben 15 Jahren acht Versionen unmittelbar Betroffener (also unter einem Dach zusammenlebender) gab, die sich teilweise drastisch voneinander unterschieden. Mitunter, hätte man uns befragt, wäre man nie auf die Idee gekommen, aus derselben Familie zu stammen. Das stieß mich damals vor den Kopf, weil ich dachte, es gäbe eine wahrnehmbare Objektivität. Auch die Tatsache, dass einen "etwas" trotz intensivsten Abnehmwunsch dazu veranlasst, entgegen dieses Willens zu handeln. Mitunter kam mir das vor wie diese mittlerweile oft karigierten Szenen aus Horrorfilmen, in der die eigene Hand einen erwürgen will, und man diese mit der anderen daran zu hindern versucht.

Aber im Endeffekt geht es nicht so sehr darum, was man glauben "soll", denke ich. Vor allem Glauben ist etwas das nur mit Wollen einhergehen kann, man kann nicht "glauben sollen" - gesolltes glauben wäre Heuchelei gegenüber sich selbst. Also gehts darum, was du glauben willst. Der Automatismus der die Wahrnehmung steuert und auch sonst die meisten unserer Taten, wird auch hier zuschlagen, und irgendwann nimmst du deine Interpretation von was auch immer an - idealerweise im Wissen, dass Andere es anders sehen, denken, empfinden. Das ist verdammt wertvoll für das Zusammenleben. Nunja, und "Subjektivität" IST Einzigartig.

Vol hat geschrieben:Macht es dann da überhaupt noch Sinn sich an einer Sache zu erfreuen oder über etwas zu ärgern, da es vielleicht gar nicht der Tatsache entspricht was man gerade denkt/fühlt?
Du kannst eh nicht anders. Gerade der Weg aus dem du kommst bestimmt, wie du eine Sache wahrnimmst und daher darauf (emotional wie kognitiv) reagierst. Natürlich macht das in etwa soviel Sinn wie ein Furz. Je nach Lage der Situation - deiner individuellen Situation - kann es einen enormen Sinn machen, wie du reagierst (auch beim Darmwind) - denn das entscheidet wiederum, wie es dir ergeht. Wenn du (beides) unterdrückst oder negierst, ist es deswegen nicht weg, eher wird es dich so lange quälen, bis du es zulässt, deiner Programmierung entsprechend zu handeln und Reaktionen deinerseits zuzulassen. Und genau das (wie die Reaktion darauf) entscheidet wiederum, wie du andere Sachen wahrnimmst.

Und: Was du denkst und fühlst entspricht immer DEINEN Tatsachen. Ob es objektiv angemessen ist oder nicht, spielt keine Rolle - als soziales Tier steht man in Beziehung zu subjektiven Wahrheiten, und muss sowohl mit der eigenen, als auch der der anderen klar kommen. Dir hilft es nicht, angemessen auf eine objektive Wahrheit zu reagieren, die ohnedies keiner wahrnehmen kann - vor allem, wenn du dabei deine eigene Sichtweise verraten musst. Gefühle sind nicht weniger wahr. Natürlich ist Traurigkeit real und wahr, auch dann, wenn es objektiv keinen Grund dazu gäbe, weil etwa der Tod eines Anderen eine Tatsache ist, die dir seit früher Kindheit völlig klar ist - und das an sich weder böse noch schlecht ist. Dennoch entscheidet dein individueller Bezug, deine subjektive Wahrnehmung dieser Person die Intensität der Trauer. Fällt ein Wang in Peking tot um, wird dir das hingegen egal sein - tut das deine Frau, hat das eine andere Dimension für dich.
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Rezna
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 12:13

Vol hat geschrieben:Es könnte doch sein, dass ich eine Tatsache subjektiv einfach negativ falsch auslege, habe ich dann überhaupt noch das Recht mich über etwas zu Ärgern und konsequent zu handeln?
Haben Andere das Recht? Du wie auch dein Umfeld werden Dinge immer subjektiv richtig oder falsch auslegen. Was von beiden es ist, bestimmt nicht die objektive Wahrheit sondern die Kollision jener Wahrheiten, die die Betroffenen haben. Auch wenn du NUR auf die reine objektive Wahrheit (so du in der Lage wärst, sie wahrzunehmen) reagieren würdest, nützte dir das nicht, da dein Gegenüber dein Handeln subjektiv wahrnimmt und daraus seine Reaktion ableitet. Er hat das Recht sich über dich zu ärgern, wenn er sich verletzt fühlt und du hast das Recht, verstört zu sein, weil du dir nicht darüber bewusst bist, in verletzt zu haben. DAMIT müssen du und dein Gegenüber klar kommen auch wenn eine objektive Betrachtung etwas ganz anderes ergäbe. Kommunikation wäre dann eine Annäherung beider Wahrnehmungen. Vielleicht erfährt dein Gegenüber, dass er überreagiert hat, weil er etwas von dir falsch interpretiert hat, und du dagegen erkennst, dass dein Gegenüber in einer bestimmten Sache sehr sensibel ist. Biologie hin oder her, der sozialen Dynamik können wir uns nicht entziehen, nicht den Automatismen und der damit verbundenen Tanzlieder. Vermutlich wird man mit denselben Menschen wegen ähnlicher Dinge immer wieder auf die Zehen steigen - sofern man nicht in der Lage ist, die Mechanismen zu verändern - und damit veränderte Tänze zu provozieren.

Vol hat geschrieben:Ich fühle mich etwas enmachtet, als ob ich weniger Bestimmung hätte, nach dem Prinzip: Als Zuschauer dem folgen, was dir der Kopf vorgibt.
Naja. Was auch immer dir dein Kopf vorgibt, im realen Leben musst du das umsetzen und damit klar kommen - das managen. Das schöne ist ja, dass du trotz allen Wissens die Illusion behalten wirst, dass du entscheidest. Auch wenn du nicht genau weißt, wer oder was dich dazu trieb, hier im Forum zu schreiben, und das was du schreibst - du hattest wohl den Eindruck, DU hast das gemacht und dich bewusst dazu entschlossen. Ob das so ist oder nicht - könntest du diesen Aspekt WIRKLICH auch so wahrnehmen? Und wenn - meinst du, etwas würde sich ändern? Angenommen, du meintest: Das schrieb hier "etwas" - würde das dazu führen, dass du nicht mehr schreibst? Wenn ja, verändert sich was. Und das durch seine bewusste Interpretation. Zu den Einflüssen die dein Unterbewusstes aufnimmt, gehört ja auch das - also wenn auch marginal, man programmiert ein bisschen mit.
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montagne
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Beitrag Fr., 07.12.2012, 14:22

Früher hatte ich noch die träumerische Vorstellung, dass jeder von uns die einzigartige Chance hat am Leben teilzunehmen...
Nö. Willkommen in der sozialen Realität.

Aber das gute ist, denke ich, Psychologie kann neben anderen Fächern schon dazu beitragen, dass mehr Menschen mehr teilhaben können am Leben. Psychologie ist aber auch ein Fach, dass beautragt ist die Menschen noch weiter in die einzuteilen, die teilhaben dürfen und die, die es weniger dürfen.

Was DU mit deinem Studium anfängst, entscheidest du.
amor fati

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