Therapeut ist frustriert

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Aisha40
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Therapeut ist frustriert

Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:28

Hallo,

ich mache jetzt seit 2,5 Jahren eine TpT mit 2 Stunden in der Woche. Bisher hatte ich ein gutes Vertrauensverhältnis, das auch sehr herzlich war, zu meinem Therapeuten. Er hat es geschafft, dass ich auch die emotionale Nähe zu ihm spüren konnte, fühlte mich in der Therapie sicherer und habe mir auch mehr zugetraut. Alles kleine Fortschritte, die für mich nicht selbstverständlich waren, da ich komplexe Traumafolgestörungen habe.

Die letzten 2 Stunden empfand ich ihn als abgekühlt und disstanziert. In der letzten Stunde, als es um Selbstfürsorge ging und ich damit nichts anfangen konnte, war er sehr aggressiv und sagte mir: " Ich bin von Ihnen frustriert. " Die ganze Stunde über wurde er bei allem was ich sagte sehr ärgerlich und wütend, einmal machte er das auch nur an einem Wort fest.

Ich war und bin es immer noch sehr verunsichert und es belastet mich sehr, da ich zur Zeit in einer sehr depressiven Phase bin. Nun frage ich mich wie ich darauf reagieren soll.

Ich habe gedacht, dass ich ihn in der nächsten Stunde darauf anspreche und ihm mit teile, dass ein von mir frustrierter Therapeut, mir nicht helfen kann und ob er überhaupt noch mit mir arbeiten möchte oder eine Pause will.

Wie würdet ihr reagieren oder hat es auch schon mal einer von Euch erlebt, das der Therapeut vom Patienten frustriert ist?

Aisha

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pandas
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:32

Ich habe manchmal die Befürchtung, dass er es ist, aber er verneint das dann immer (bisher).

Nun, bei Dir, kann es sein, dass die Therapie sich dem Ende nähert?

Da ist er wahrscheinlich in End-Erfolgspanik. Gerade bei dem Thema Selbstfürsorge.
Und er vermutet Widerstand bei Dir, nicht-loslassen-wollen.
Und möchte es deswegen "auf die härtere Tour" probieren, damit bei Dir etwas in Bewegung kommt, vielleicht auch, damit Du nicht nur auf ihn setzt, sondern auch wieder Deine eigenen Ressourcen einbeziehst, eben selbstfürsorglich wirst. Das kann auch über Abgrenzung gehen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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charlotta
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:36

Na sag mal, das bekommt man ja selber Frust, wenn einem ein Therapeut sowas sagt!
Ich hätte ein Problem damit, würde mein Therapeut bei allem was ich sage, ärgerlich und wütend reagieren.
Ganz klar würde ich ihm sagen, dass ich mich, bedingt durch seine Art, nicht mehr weiter öffnen kann. Das kann eigentlich für eine Therapie nicht sein, denn er sollte ein Klima schaffen, bei dem du dich gut fühlst, und du genügend Vertrauen entwickelst, um dich ihm zu zeigen.
Du musst das unbedingt ansprechen!

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:46

frustriert dich nicht so etwas zu hören
stellt sich da tatsächlich die Frage es anzusprechen?
Frage nicht...sag es.

Hätte meine Therapeutin jemals so etwas gesagt...gedacht hat sies bestimmt das ein oder andere Mal
aber die Gedanken sind bekanntlich frei und bei manchen eben auch das Mundwerk
aber meines wäre im entsprechenden Fall dann auch sehr lose geworden.

Wünsche dir, dass ihr es klären könnt

LG ADW
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Aisha40
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:50

Danke für eure Antworten.

@Biber
Nein die Therapie nähert sich nicht dem Ende, soweit sind wir noch lange nicht, auch eine Aussage von ihm. Ich zahle die Therapie auch selbst und auch er hat nicht das Ende angesprochen. Die härter Tour bewirkt bei mir nur Misstrauen, Rückzug und Angst, aber auch das weiß er.

Naja das Problem der Selbstfürsorge und einsetzen der Ressourcen ist schon das ich überhaupt keine Vorstellung davon habe, was ich machen kann. Ich habe mein ganzes Leben nur wie ein Roboter funktioniert, das zwar gut aber ohne jegliche Gefühle.

@ charlotta
Ja ich werde es ansprechen, weil ich glaube, das ein frustrierter Therapeut mich nicht weiterbringt und ich mein Geld nicht zum Fenster rausschmeißen will. Es frustriert mich nicht nur, es macht mich wütend, traurig und ich bin auch enttäuscht.

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Aisha40
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:53

**AufdemWeg** hat geschrieben:stellt sich da tatsächlich die Frage es anzusprechen?

Nein, es stellt sich nicht die Frage.

Ich hatte gehofft vielleicht hat der eine oder andere das auch schon mal erlebt.
Vielleicht hatte er einen schlechten Tag oder war von anderen Patienten schon sehr eingespannt. Dann weiß ich aber nicht wie ich reagiere, das mich die Aussage und das Verhalten sehr verletzt haben.

Ich hoffe auch sehr auf Klärung und danke für die Wünsche


pandas
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Beitrag Sa., 24.11.2012, 23:55

Aisha40 hat geschrieben: Naja das Problem der Selbstfürsorge und einsetzen der Ressourcen ist schon das ich überhaupt keine Vorstellung davon habe, was ich machen kann. Ich habe mein ganzes Leben nur wie ein Roboter funktioniert, das zwar gut aber ohne jegliche Gefühle.
Mh, also, mich wundert das dann aber auch, dass Du nach 2,5 Jahren keine Vorstellung hast, was Du in Bezug dessen machen kannst. Es wäre ja schon ein wichtiges Thema für die Therapie.

Ich tippe darauf, der Therapeut befürchtet, dass Du eine emotionale Abhängigkeit entwickelst und die Therapie zu wenig positive Effekte für Dich hat.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 25.11.2012, 00:02

genau, es kann alles möglich dahinter stecken
darum: wenn du die Kraft aufbringen kannst sprichs an.

LG ADW
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Aisha40
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Beitrag So., 25.11.2012, 00:06

Aisha40 hat geschrieben:Ich tippe darauf, der Therapeut befürchtet, dass Du eine emotionale Abhängigkeit entwickelst und die Therapie zu wenig positive Effekte für Dich hat.
Eine Abhängigkeit gibt es, da wir sehr auf körperlicher Ebene gearbeitet haben. Das Thema Selbstfürsorge war bisher kein Thema. Es ging hauptsächlich erst einmal darum, Gefühle wahrzunehmen, sie im Körper zu spüren und zuzulassen. Das Problem ist auch nicht die Abhängigkeit für mich, da er sie auch am Ende der Therapie behutsam auflösen möchte.
Das Problem ist die Aussage und seine plötzliche Sinneswandlung.
Ich werde es mit ihm klären müssen und solange versuchen es auszuhalten.

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candle.
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Beitrag So., 25.11.2012, 00:14

Aisha40 hat geschrieben: Das Thema Selbstfürsorge war bisher kein Thema.
Aber es ist doch immer präsent, vielleicht nicht thematisiert, aber du wirst doch irgendetwas für dich tun, damit es dir besser geht? Vielleicht ist es dir nicht bewußt?

candle
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Aisha40
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Beitrag So., 25.11.2012, 20:25

Ja Candle,

natürlich versuche ich daraus zu kommen. Zur Zeit versuche ich nur meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen, ich habe es auch mit Sport oder anderen Sachen versucht, wie z.B. Reiten, Sport, Lesen, Sauna, Hund etc. aber es gab nie das Gefühl, das es mir gut tut, das ich Freude daran habe. Ich habe es getan und es gab kein Gefühl der Freude, Spaß oder Zufriedenheit, deshalb auch u. a. die Therapie.

Bin gerade so unten, habe Angst vor der Konfrontation.

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candle.
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Beitrag So., 25.11.2012, 21:03

Was heißt denn versucht?

candle
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Schutzengelchen
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Beitrag So., 25.11.2012, 21:17

Ich würde den Therapeuten direkt darauf ansprechen,es bringt ja nichts zu spekulieren warum er sich so abgrenzt.

Selbstfürsorge ist wichtig, auch wenn Du meinst das Dir diverse Aktivitäten keine Freude bereiten.
Meine Therapeutin gab mir mal mit auf den Weg "einfach tun". Ich war da auch am jammern das mir eh nichts hilft und alles was ich tue keinen Spass macht. Dieses "einfach tun" hat mir in jeder weiteren depressiven Phase sehr geholfen wieder da rauszukommen -nicht in meinen Loch sitzen zu bleiben. Die Freude am Tun kam erst mit der Zeit, aber sie kam wieder!!!
Wer im Gedächtnis seiner
Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel Kant


montagne
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Beitrag So., 25.11.2012, 23:36

Aisha40 hat geschrieben:Ja Candle,

natürlich versuche ich daraus zu kommen. Zur Zeit versuche ich nur meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen, ich habe es auch mit Sport oder anderen Sachen versucht, wie z.B. Reiten, Sport, Lesen, Sauna, Hund etc. aber es gab nie das Gefühl, das es mir gut tut, das ich Freude daran habe. Ich habe es getan und es gab kein Gefühl der Freude, Spaß oder Zufriedenheit, deshalb auch u. a. die Therapie.

Bin gerade so unten, habe Angst vor der Konfrontation.
Selbstfürsorge ist schon nch was anderes.

Du musst ihn konfrontieren, denn so eine Aussage ist shcon komisch. und auch,w enn du wirklich nich weist, was mit Selbstfürsirge gemeint ist und was du tun kannst, dnan musst du dass doch gnau erklären, damit er es verstehen kann und andes ansetzen kann.


Ist nicht schön und er hätte sich zurückhalten können, aber manchmal denke ich ist es so, dass der Therapeut einen Sachverhalt völlig falsch eingeschätzt hat. Erstaunen, Ärger (auch auf sich) können erste Reaktionen sein. Blöd ja, aber man kann drüber reden, glaub ich.
amor fati

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