Angeregt durch das Legasthenie-Thema wollte ich wissen, ob vielleicht sonst noch jemand folgendes Problem kennt:
Ich befinde mich mitten in einem Gespräch und höre meinem Gegenüber zu. Auf einmal kann ich einen ganzen Satz nicht mehr verstehen. Ich verstehe, wo der Satz anfängt und aufhört, ebenso, wie lange er (zeitlich) ist, aber ich verstehe weder Syntax noch Wörter, kann nicht einmal sagen, wo ein Wort anfängt oder aufhört, genausowenig, welche Buchstaben im Satz vorkommen, ja, ob überhaupt richtige Wörter darin vorkommen! Es klingt wie ganz extremes Kauderwelsch, welches ich nicht einmal phonetisch wiedergeben könnte, er ist nicht merkbar. Nicht einmal rudimentäre Ähnlichkeiten zu anderen Sprachen lassen sich ausmachen. Der Satz darf weder besonders kurz noch lange sein oder Fremdwörter beinhalten. Ungefähres Beispiel: "Ohne Zucker kann ich keinen Kaffee trinken."
Ich bitte dann meinen Gesprächspartner, diesen Satz zu wiederholen, manchmal bis zu zehn Mal, aber ich verstehe ihn erst - und NUR dann - wenn er wirklich SEHR langsam gesprochen wird (was pro Wort gut zwei Sekunden veranschlagt). Ich verstehe diesen Satz allerdings nie von Anfang an, sondern höre meistens ein Wort in der Mitte, schließlich "entblättert" sich der Satz langsam in meinem Hirn.
Das Problem tritt eher selten auf (ca. zwei- bis dreimal pro Jahr). Dazu nie bei alleinstehenden Sätzen, immer nur mitten in einer Satzgruppe, es müssen davor gut zwei, drei Sätze gefallen sein. Das Gesprächsthema ist egal, das Problem tritt aber scheinbar nur bei (emotional) neutral gesprochenen Sätzen auf, also eher bei lakonischen Alltagsgesprächen. Es ist immer nur ein Satz, außerdem vergeht bis zum nächsten "Kauderwelsch-Satz" Einiges an Zeit (im Sinne von: Mehrere Monate). Mit meiner eigenen Aussprache gibt es bislang keine Probleme, ebensowenig mit Text (Lesen/Schreiben). Einzig und allein ganze gehörte Sätze sind betroffen.
Bin gespannt, ob das sonst noch jemand hier kennt...
Problem, einen Satz zu verstehen
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Hallö,
geht dir das nur mit akustischen Sätzen so, oder auch bei Schrift-Text?
Das was du beschreibst kenne ich persönlich, allerdings weitaus häufiger und mittlerweile nehm ichs einfach hin.
Ich verstehe den Satz theoretisch schon, aber die Worte ergeben in dem Moment keinen Sinn, kann sie mit nichts verknüpfen und erst nach und nach kommt das Wortverständnis wieder.
Gleichso ist es mit text den ich lese, manchmal ist es so, dass ich einen ganz einfachen Satz 20 mal lesen muß um zu begreifen was da drinnen steht.
Einerseits ist das begründet durch meine psy. erkrankung (DIS) und andererseits kommt das meistens in Streßsituationen vor.
Such bei dir mal zusammenhänge, Uhrzeit, Gesprächspartner, Wortwahl, Geruch, Umgebung etc.
Irgendwo wird da ein Zusammenhang sein.
Schonmal abklären lassen?
geht dir das nur mit akustischen Sätzen so, oder auch bei Schrift-Text?
Das was du beschreibst kenne ich persönlich, allerdings weitaus häufiger und mittlerweile nehm ichs einfach hin.
Ich verstehe den Satz theoretisch schon, aber die Worte ergeben in dem Moment keinen Sinn, kann sie mit nichts verknüpfen und erst nach und nach kommt das Wortverständnis wieder.
Gleichso ist es mit text den ich lese, manchmal ist es so, dass ich einen ganz einfachen Satz 20 mal lesen muß um zu begreifen was da drinnen steht.
Einerseits ist das begründet durch meine psy. erkrankung (DIS) und andererseits kommt das meistens in Streßsituationen vor.
Such bei dir mal zusammenhänge, Uhrzeit, Gesprächspartner, Wortwahl, Geruch, Umgebung etc.
Irgendwo wird da ein Zusammenhang sein.
Schonmal abklären lassen?
..:..
Ausschließlich die Akustik ist betroffen. Sonst gar nichts.Sinarellas hat geschrieben:geht dir das nur mit akustischen Sätzen so, oder auch bei Schrift-Text?
Gut, bei mir wurde PTBS diagnostiziert, gehört ja auch zu den dissoziativen Störungen. Auf der anderen Seite hatte ich schon mehrere Kopfverletzungen. Es seltsam, daß es so zufällig und zusammenhanglos vorkommt. Die einzigen Muster, die mir bis jetzt aufgefallen sind, sind jene, die ich oben angegeben habe. Selbst meine emotionale Verfassung ist irrelevant für dieses Phänomen. Da dieses Problem auch so selten auftritt, ist es allerdings schwer, Muster auszumachen. Bis jetzt kam ich nur zu obenstehenden Gemeinsamkeiten. Ich könnte höchstens noch sagen, daß die Situationen extrem "neutral" sind, wirklich ganz unbedeutende Gespräche. Vielleicht schläft mein Hirn auch manchmal vor Langeweile ein, keine Ahnung.Sinarellas hat geschrieben:Einerseits ist das begründet durch meine psy. erkrankung (DIS) und andererseits kommt das meistens in Streßsituationen vor.
Mein Psychiater hat mich diesbezüglich schon mal zum Neurologen geschickt, dieser mich wiederum zurück zum Psychiater, beide fischen da im Trüben. Jeder ist davon überzeugt, daß der jeweils Andere dafür zuständig ist...
Da es nicht so oft vorkommt und auch (erstmal) nicht zunimmt, leide ich nicht wirklich darunter. Es nervt aber, wenn ich manchmal so tun muß, als hätte ich alles Gesprochene verstanden, weil ich wiederum mein Gegenüber nicht damit nerven will, den Satz gaaaaanz langsam zu wiederholen. Gewußt hätte ich schon gerne, was die Ursache dafür ist, vielleicht gesellen sich noch andere Effekte hinzu...
Ein Tropfen Liebe hat mehr Bedeutung als ein Ozean von Wissen.
Blaise Pascal
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Hallo Eremit
Ja, manchmal sind's auch ganze Sätze, die im Nichts verschwinden.
Ich sagte mal zu meiner Thera: Hören ohne was gehört zu haben.
Liegt bei mir ebenso an der dissoziativen Störung.
Ich finde dann Unterhaltungen extrem schwer. Klinke mich dann aus, was jedoch im engsten Kreis nicht notwendig ist. Im Umfeld (Kollegen, bekannte) ist es notwendig, weil da auch zu sehr unverständnis kommt ... Wohl auch durch Unwissenheit.
Ja, manchmal sind's auch ganze Sätze, die im Nichts verschwinden.
Ich sagte mal zu meiner Thera: Hören ohne was gehört zu haben.
Liegt bei mir ebenso an der dissoziativen Störung.
Ich finde dann Unterhaltungen extrem schwer. Klinke mich dann aus, was jedoch im engsten Kreis nicht notwendig ist. Im Umfeld (Kollegen, bekannte) ist es notwendig, weil da auch zu sehr unverständnis kommt ... Wohl auch durch Unwissenheit.
Bei Reizüberflutung und Stress bekomme ich schnell Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, das kann ich schon gut erkennen, hatte ich aber schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr, da ich ein anderes "Stressmanagement" an den Tag lege und mir immer dann eine Pause gönne, wenn ich sie brauche.
Der "Kauderwelsch"-Satz trat allerdings nie bei Stress auf, auch nicht bei Reizüberflutung. Wirklich, je mehr ich daran denke, desto neutraler, "nichtssagender" waren die Momente, in denen dieses Phänomen auftrat. Selbst explizite Langeweile kann ich ausschließen. Es waren immer ganz normale, alltägliche Momente. Fast könnte ich sagen, daß das Problem immer dann auftritt, wenn ich am ausgeglichensten bin. Nicht signifikant positiv oder negativ.
Der "Kauderwelsch"-Satz trat allerdings nie bei Stress auf, auch nicht bei Reizüberflutung. Wirklich, je mehr ich daran denke, desto neutraler, "nichtssagender" waren die Momente, in denen dieses Phänomen auftrat. Selbst explizite Langeweile kann ich ausschließen. Es waren immer ganz normale, alltägliche Momente. Fast könnte ich sagen, daß das Problem immer dann auftritt, wenn ich am ausgeglichensten bin. Nicht signifikant positiv oder negativ.
Zusatz: Das Problem besteht seit ungefähr - ich muß schätzen - fünfzehn, sechzehn Jahren, grob geschätzt. Ist wirklich schwer, man achtet ja nicht so darauf, wenn's so selten vorkommt.
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