Extreme bis unerträgliche Entscheidungsschwierigkeiten

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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ground0
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Extreme bis unerträgliche Entscheidungsschwierigkeiten

Beitrag Fr., 16.11.2012, 23:20

Hallo

Ich habe das Problem, dass ich permanent unter extremen bis unerträglichen Entscheidungsschwierigkeiten leide. Das beginnt schon bei kleineren Entscheidungen beim Einkaufen. Nicht wirklich beim Essen einkaufen, aber sobald es um höhere Summen geht, wird es brenzlig.
Größere Entscheidungen stellen geradezu eine Qual für mich da.

Dieses Problem beeinträchtigt meinen Alltag und eigentlich mein ganzes Leben erheblich. Im Moment befinde ich mich gerade in einer Zeit, in der innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne viele Entscheidungen auf mich zukommen, die durchaus Einfluss auf meine weitere Laufbahn haben. Das macht mich natürlich total fertig, ich bin wie blockiert.

Es ist derart ausgeprägt, dass ich eine richtige Angst vor Entscheidungen habe, und versuche, diesen aus dem Weg zu gehen oder sie mir abnehmen zu lassen. Kommt es doch dazu, dass ich mich entscheiden muss, stehe ich plötzlich unter enormem Stress, denke alles durch, spiele die Optionen im Kopf durch und denke, was wohl die bessere Entscheidung ist. Und ich weiß aber davor schon, dass ich die falsche Entscheidung treffen werde.
Und das schlimmste ist, dass meistens so viel Zeit vergeht, bis ich mich entscheide, dass es sich von selbst erübrigt oder Fristen ablaufen etc.
Noch schlimmer ist es, wenn ich mich endlich entschieden habe, und plötzlich ändert sich etwas unerwartet im Plan. Dann bin ich absolut blockiert und weiß nicht mehr weiter.

Kurzum: So geht es nicht mehr weiter.
Ich habe schon viel versucht: Pro-Kontra-Listen machen, Münze werfen etc. alles hat nix gebracht.
Auch Blitzenscheidungen ohne Nachdenken zu treffen hab ich versucht, aber das hatte alles nur schlimmer gemacht.
Noch schlimmer ist es, wenn ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Ich hasse mich dann dafür und kann oft tage- bis wochenlang an nichts anderes denken.
Manche Fehlentscheidungen hängen mir noch heute nach und haben wahrscheinlich eine Art Denkzettel gemacht, der sagt: "Denk immer gut nach, bevor du dich entscheidest"

Den Ursprung hat dieses Problem sicher in meinem Hang zum Perfektionismus. Ich möchte immer den effizientesten Weg gehen, weil ich denke, dass das Leben zu kurz ist, um das Falsche zu tun oder Zeit zu verschwenden.

Es ist einfach die Hölle. Je näher die größeren Entscheidungen kommen, desto schlechter geht es mir. Ich kann dann nicht schlafen, habe einen Kloß im Hals, kann nichts essen und bin gestresst.
Habe ich mich mal für das Richtige entschieden, bin ich in extrem positiver Stimmung und richtig gut gelaunt und es bekräftigt mich darin, dass es gut ist wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.

Was denkt ihr? Könnte mir eine Psychotherapie bei so etwas weiterhelfen?

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Pitt
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Beitrag Fr., 16.11.2012, 23:38

Mir erscheint Deine "Haltung" nicht ungewöhnlich.
Ich glaube nicht, das Psychotherapie helfen könnte.
Lg
Pitt

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ENA
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Beitrag Fr., 16.11.2012, 23:51

Ich denke schon, dass Dir eine Therapie helfen könnte, besser mit Deinem Perfektionismus umzugehen bzw. ihn soweit abzumildern, dass Dir Entscheidungen leichter fallen.
Ich denke, sie könnte Dir auch helfen, mehr Vertrauen in die Entscheidung bzw. verschiedene Wege zu haben,...weniger Angst zu haben und einfach etwas gelassener an Entscheidungen rangehen zu können, ohne Dich für "Fehl"-Entscheidungen verurteilen zu müssen, denn...die können einfach passieren, man weiß nicht unbedingt, ob der andere Weg richtiger gewesen wäre oder der nun gewählte Weg lässt vielleicht wiederherum andere, noch gar nicht bedachte Möglichkeiten offen.

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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 17.11.2012, 00:14

Hallo ground0!

Willkommen im Forum! Also, wenn das solche Auswirkungen bei Dir hat und Du so sehr unter Deinen Entscheidungsschwierigkeiten leidest, dann erscheint mir das durchaus ungewöhnlich, und ich glaube, dass eine Therapie eine gute Idee wäre. Das, was ENA geschrieben hat, kann ich nur unterschreiben.

Viele Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 17.11.2012, 12:33

Lieber ground0,

ein sehr erfolgreicher Manager eines Weltkonzerns wurde einmal nach dem Geheimnis seiner Entscheidungsstärke gefragt. Seine Antwort: Wenn ich nicht weiß, was richtig oder falsch ist, dann treffe ich trotzdem irgendeine Entscheidung. Denn meiner Erfahrung nach hat es viel schlimmere Auswirkungen, gar keine Entscheidung zu treffen statt zu lange nach der einzig richtigen zu suchen.

Mit dieser kleinen Geschichte möchte ich dich nur zum Nachdenken über die Wörter
richtig und falsch anregen.

Wer weiß schon, was richtig und falsch ist - außer dir?
Es geht doch darum, was sich für dich richtig anfühlt,
es geht um dich und dein Leben.

Perfekt wirst du niemals sein, egal wie sehr du dich bemühst.
Gott sei Dank ist das so, denn es macht dich menschlich und liebenswert.

Wenn du dich so gelähmt fühlst bei kleinen und großen Dingen
könnte dir sicher eine Therapie dabei helfen, genauer hinzusehen,
warum das so ist und es auch zu ändern.
Ursachen dafür können vielfältig sein und auch die Wege zur Veränderung.
Fundevogel

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ch123
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Beiträge: 252

Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:10

sag mal, wann ist eine entscheidung denn falsch; wann ist sie richtig. und angenommen, jemand anders nitmmt dir die entscheidung ab, die chance, dass sie falsch ist ist ebenso wie bei dir selber 50%. macht es einen unterschied, wenn jemand anders für dich falsch entschieden hat?

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Zilan
Helferlein
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Beiträge: 113

Beitrag Do., 22.11.2012, 22:24

man braucht nicht immer für alles eine therapie! er weiß ja selbst warum er diese problem hat, also gilt es daran zu arbeiten. man kann auch an sich selbst arbeiten, ohne therapeut

also ich war auch immer sehr gestresst von situationen in denen ich dinge zu entscheiden hatte. jetzt denke ich mir: jede entscheidung ist für etwas bestimmtes gut, auch wenn ich damit einen umweg mache, vielleicht ist gerade dieser umweg wichtig für mich. man muss ich erstmal vom gedanken losreißen es wäre das wichtigste am schnellsten voranzukommen. viel wichtiger ist, wie es einem selbst dabei geht. welche entscheidung fühlt sich angenehmer an? oder welche hilft mich, mich selbst nicht aus den augen zu verlieren? was bringt es mir völlig abgehetzt, super schnell "am ziel" zu sein. und dann? dann blickt man auf den weg zurück. und an was man sich schlussendlich erinnert ist der weg und nicht unbedingt das ziel. also gehe bei der entscheidung eher danach, was dich rückblickend glücklicher machen würde.

am perfektionismus kann man nur bedingt arbeiten, besser ist es eine möglichkeit zu finden wie man ihn dennoch, in einen gewissen gesunden rahmen, ausleben kann.

viel erfolg!


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ground0
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Beiträge: 2

Beitrag Sa., 24.11.2012, 01:42

Hey Leute

Entschuldigt die späte Antwort.
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Da sind einige gute Ideen dabei, mit denen ich wirklich arbeiten kann! Finde ich sehr nett, dass es hier Leute gibt, die sich die Mühe machen. Vor allem der Beitrag von Zilan hat mir selbst schon geholgen (aber auch bei anderen stehen gute Tipps drin).

Werde auf jeden Fall daran arbeiten.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 30.11.2012, 23:21

Oh, ein Freund von mir hatte dieses Problem auch, und zwar sehr extrem. Bei ihm war´s so, sein Vater hatte ihm sein Leben lang eingetrichtert, dass jede Entscheidung wohl überlegt sein muss. Also kreisten sich sich seine Gedanken bei jeder Entscheidung unentwegt...
Naja aber eigentlich ist jede Entscheidung nur eine Momentaufnahme, mit denen im Augenblick verfügbaren Informationen. Das kann natürlich am nächsten Tag durch neue Infos anders sein. Das soll heissen, das Entscheidungen für den Momenten richtig sind/sein können, falls es so etwas wie richtig überhaupt gibt. Denn i.d.R. weiss man doch gar nicht was gewesen wäre, wenn man sich anders entschieden hätte.

Viel wichtiger finde ich, dass Entscheidungen nicht endgültig sein müssen, wenn man es genau betrachtet, auch wieder rückgängig/geändert/neu getroffen werden können. Das gilt sowohl für die meisten beruflichen als auch privaten Entscheidungen. Nichts muss endgültig sein... Veränderungen sind (fast immer) möglich. Es gibt nicht den richtigen Weg.

LG, pp

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ENA
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Beiträge: 9840

Beitrag Fr., 30.11.2012, 23:49

peppermint patty hat geschrieben: sein Vater hatte ihm sein Leben lang eingetrichtert, dass jede Entscheidung wohl überlegt sein muss.
Oooooh, kenn ich!!!!!
peppermint patty hat geschrieben:Naja aber eigentlich ist jede Entscheidung nur eine Momentaufnahme, mit denen im Augenblick verfügbaren Informationen. Das kann natürlich am nächsten Tag durch neue Infos anders sein. [...] Denn i.d.R. weiss man doch gar nicht was gewesen wäre, wenn man sich anders entschieden hätte.[... ] Veränderungen sind (fast immer) möglich. Es gibt nicht den richtigen Weg.
Stimmt.

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