Intelligenz - Was Tiere denken

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UncleK
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Intelligenz - Was Tiere denken

Beitrag Di., 25.03.2008, 21:47

Was Tiere denken
[hr][/hr]
Hunde, die bis zu 300 Wörter verstehen, Papageien, die ihre Wünsche auf Englisch artikulieren, Krähen, die Werkzeuge basteln - Forscher plädieren für mehr Bescheidenheit, denn neueste Erkenntnisse zeigen: Intelligenz ist nicht für Primaten oder Säugetiere reserviert.

Artikel bei Spiegel online

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tramp
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Beitrag Sa., 10.12.2016, 12:47

Richtig. Der Mensch ist zwar ein äußerst komplexes Tier, der sich gegenüber anderen Primaten durchgesetzt hat, wobei man nicht vergessen sollte, dass der größte Teil der Menschheit doch ziemlich beschränkt ist und nichts aus seinem Potential macht. Der Begriff "Tier" ist insoweit irreführend, weil es innerhalb der diversen Spezies eben große Unterschiede gibt. Für das Tier als Symbiont ist die Zukunft wohl grausam, weil der Wirt die Kontrolle über sein Handeln längst aufgegeben hat und die Beziehung auf eine Kosten-Nutzung reduziert hat. Interessant finde ich dass es ausgestorbene Primatenarten gab, die auch religiöse Rituale pflegten.

Die Beziehung zum Tier ist auch unter dem Christentum merklich abgekühlt, im Gegensatz zu anderen Religionen. Das hat sich dann in Descartes ("Ich denke, also bin ich) widergespiegelt, der Tiere allgemein als Automaten betrachtete.

So und jetzt hat wenigstens einer in 8 Jahren reagiert.
Ein Kluger bemerkt alles – ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.

Heinrich Heine
(1797 – 1856) deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist

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blade
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Beitrag Sa., 10.12.2016, 14:07

mir kommt vor Ihr Avatar stammt aus Vidocq.
jedenfalls verdeutlicht dieser was uns wirklich über andere erhebt - das Scheiss...pardon Schiessgewehr.

ich finde die Tiere waren bisher über die Maßen geduldig und nachsichtig mit uns größenwahnsinnigen Affen.
Warum?
Sie haben/hatten sicher einen Grund dazu.

Sollten sich die Tiere eines Tages anders besinnen, dann wären wir innerhalb eines Sonnenumlaufs Geschichte.

Welcher hochtechnisierte Zerstörer der US-Navy könnte einen Bienen- oder Wespenschwarm abwehren?

Welches U-Boot könnte Sonarangriffen aller Pottwale auf dieser Welt standhalten? Könnte es das? Vielleicht. Irgendwann müsste es auftauchen.

Dazu gibt es einige interessante Science Fiction: Die Paggetts zB die Triffids (wenn pflanzen die schnauze voll haben)

oder die Plastikfresser (falls es die Bakterien sein sollten)
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tramp
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Beitrag Sa., 10.12.2016, 21:17

Stimmt haargenau. Allerdings habe ich den Avatar nicht wegen der Pistole gewählt.
Tiere "allgemein" gibt es - wie gesagt - für mich nicht, der Mensch ist auch nur ein Tier, der seine Verstandeswaffen im Verhältnis zu sonstigen Spezies pervertiert hat. Gut, vielleicht kann man es auch Evolution nennen, die ja nicht angehalten ist. Weder bei "Tieren" noch beim "Menschen".

Triffids ist ein ganz netter Film, vielleicht auch ergänzbar um Phase IV, wenn man Ameisen mag.
Da es "die" Tiere in der Pauschalisierung für mich nicht gibt, wäre aber vielleicht ein Angriff wie im Buch "Der Schwarm" denkbar? Nicht abschlachtend, sondern einend zusammen gegen den homo sapiens? Vielleicht siegt ja auch wirklich die beste
Schwarmintelligenz.
Obwohl das Szenario, der Mensch richtet sich selber durch sein Waffenarsenal und an seine Stelle tritt dann die Kakerlake oder Wüstenmaus auch was hat. Ja, Insekten halte ich auch für sehr wahrscheinlich.

Aber man stelle sich mal vor, es gäbe Lebewesen, die hier rumlaufen und sich dem Menschen noch nicht mal vorgestellt haben. Eine unvorstellbare Arroganz und so unhöflich. Und typisch intelligent.

Sie deuten an, dass Tiere ein kriegerisches "strategisches" Denken besitzen könnten. Kann ich so noch nicht erkennen, obwohl die Vögel von Daphne du Maurier zeigt wie es gehen könnte.

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Heinrich Heine
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blade
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Beitrag So., 11.12.2016, 09:33

Schwärme haben zumindest strategisches Konzept zB Fischschwärme, welche sich zusammenballen beim Angriff eines Raubfisches - der Einzelne Fisch wird dabei aber glaube ich eher nicht denken
oder siehe Bienen welche Wespen zu Tode "fächeln" mit ihren Flügeln (überhitzen), das erfordert Koordination über das Individuum hinaus.
Von Frisch konnte sogar (eh schon lange her) einzelne Worte und Bedeutungen der Bienensprache (meist Ortsangaben für Nahrungsquellen) übersetzen (eine Tanzsprache!!!! Sprache ist aber ein Beweis für Intelligenz - nicht unbedingt für eine einzelne Biene aber für den Schwarm oder vielleicht sogar für alle Bienen?) Wie intelligent ist also eine einzelne Biene? So intelligent wie der Schwarm)
Oder Buckelwale, welche ein sich zusammenziehendes Netz aus ihrer Atemluft aufsteigen lassen um den Krill immer enger zusammenzutreiben WERKZEUG!!! Herstellung und Verwendung in einem.
Das Amsel- und Rabenvögel Werkzeuge und Strategien entwickeln ist mittlerweile auch schon bekannt.
Wölfe: zeigen Blickfolgebewegungen und scheinen sich zu überlegen was ihr Artgenosse sieht, ihnen aber verborgen ist.
Wie die das tun. Anscheinend versuchen sie sich in ihren Artgenossen hineinzuversetzen - mit anderen Worten Mitgefühl!
Delphine ...kennt man ja mittlerweile zur Genüge.
Pferde haben ganz sicher Gefühle, da bin ich mir subjektiv sicher.
Weniger bekannt: Tintenfische - wenn Sepien die Möglichkeit hätten von ihren Eltern zu lernen - haben sie aber nicht wegen des kurzen Generationszyklus - dann hätten Sie das Potential zu einer KULTUR.
So fängt jede Sepiengeneration immer wieder bei Null an und offenbart dabei aber eine Lernvermögen und eine Kreativität, die Menschenkinder blaß aussehen läßt.
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stern
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Beitrag So., 11.12.2016, 09:48

Ich finde es bereits fraglich den menschlichen Intelligenzbegriff auf Tiere anzuwenden (der selbst beim Menschen ein Konstrukt ist: Also das, was der IQ misst... und hierbei gibt es bereits eine Vorauswahl an Leistungen, die man als wesentlich ansieht, um die Intelligenz zu erfassen). Und vielleicht sind für Tiere ja ganz andere Intelligenzkategorien wesentlich? Intelligenzkategorien, in denen der Mensch vielleicht sogar schlechter abschneiden würde, weil er das nicht in dem Ausmaß braucht? Vielleicht sogar Formen von Intelligenz, die dem Menschen ganz fremd sind?

Bei 300 (abstrakten) Kommandos (die nicht per se mit einer Bedeutung verknüpft sind, sondern die erst erlernt werden muss), würde sicher auch der eine oder andere Mensch ins Rudern kommen. Bei Hunden (möchte ich behaupten) ist auch nicht nur das Wort wesentlich. Sondern ich habe sehr wohl den Eindruck, dass Hunde (wenn sie eine Beziehung zum Menschen haben) versuchen den Menschen zu lesen... und dass hierbei verschiedenes eine Rolle spielt. Mimik. Tonfälle. Gesten, usw. Auch Menschen sind Gewohnheitstiere *g*... und so checkt auch irgendwann der Hund: Aha, wenn Frauchen zu dem Schrank geht, geht es Gassi.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


tramp
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Beitrag So., 11.12.2016, 18:07

Denke, dass Vieles eben noch nicht erforscht ist, aber wenn man so immer die neusten Erkenntnisse der Verhaltensforscher mitbekommt, ist die Annahme der Mensch alleine wäre die Krönung der Schöpfung hmh zumindest zweifelhaft. Alleine das Sozialverhalten von Walen und Delphinen spricht ja auch eine Sprache für sich.

Und wenn man so nachliest, wie die Delfine so kommunizieren.......:
Aktuell wird daran geforscht, was die Delfine miteinander kommunizieren. Dabei wurden auch schon erste Erfolge erzielt. Die Forscher fanden heraus, dass die Tiere neben den schon bekannten Warn- und Organisationssignalen auch über Objekte miteinander kommunizieren. Das heißt, sie schicken sich gegenseitig die abgescannten Objekte, Fischschwärme und Meeresböden. „Wenn ein Delfin ein Objekt mit seinem hochfrequenten Klangstrahl untersucht, die er in Form von kurzen Klicks emittiert, erzeugt er damit jeweils ein Standbild - fast wie bei einer Kamera, die ein Foto macht. Jedes Delfin-Klicken ist ein Impuls von reinem Klang, der durch die Form des Objekts moduliert wird. Mit anderen Worten: Der reflektierte Schall enthält ein semi-holografisches Abbild des Objekts. Ein Teil der reflektierten Töne nimmt der Delfin mit seinem Unterkiefer auf, von wo aus der Schall auf das anliegende Mittel- und Innenohr übertragen wird, wo das Bild erzeugt wird“, erklärt der Forscher John Stuart Reid aus England.[
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tramp
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Beitrag So., 11.12.2016, 20:12

Zum Intelligenzbegriff bei Tieren möchte ich doch noch kurz festhalten, dass Tiere eben auch - sogar zusätzliche Sinne entwickelt haben können. Beispielsweise Infrarot oder Ultraschall und die Wahrnehmung eben auch ganz anders ausgebildet sein kann (Farben, Wärme). Die Frage ist auch interessant, wie man einen Schwarm oder andere kollektive Einheiten überhaupt bewertet. Ich traue mir da kein Urteil zu. Das ist genauso interessant, wie die Frage nach künstlicher Intelligenz oder was Intelligenz überhaupt ausmacht.

Den Hund habe ich immer als Begleiter eines Menschen gesehen. Eine Bekannte von mir hatte sich einen Hund zugelegt, weil dieser sie immer zwang vor die Türe zu gehen bzw. in Bewegung zu bleiben. So eine Art win-win-Situation. Neben dem Schutz bei Spaziergängen oder von mir aus auch Entertainment-Programm für die Kinder. Dabei ist der Hund oder Berna Senne als Familienmitglied integriert worden und besass auch die Wertigkeit eines Familienmitglieds. Für den Hund war die Familie sein Rudel. Allerdings reibungslos war das eigentlich überhaupt nicht. Da es eben in einem Rudel auch Machtkämpfe gibt. Und der Hund interessanterweise ja auch den Menschen erziehen will. Na gut, es gibt ja Hundeschulen.

Was mich immer fasziniert hat, ist, dass selbst kleine Nager bei genauerer Betrachtung Unterschiedlichkeiten im Verhalten aufzeigen. Und dass diese kleinen Tiere unheimlich stressanfällig sind und man mit Quälereien besonders unnötig ihre Lebenszeit verkürzt. Vielleicht hilft es da, sich an die Stelle eines Kleintiers - wie etwa das Meerschweinchen - hineinzufühlen. Nur weil das Meerschweinchen nicht sagt "Hey, lass mich in Ruhe du grober Sadistenklotz", heißt das nicht, dass das Meerschweinchen nicht leidet. Wer wehrlose Kreaturen quält sollte den Arzt aufsuchen und Tiere zurückgeben, die er in Obhut hat.
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Klein-Ida
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Beitrag So., 11.12.2016, 22:14



Richard David Precht: Tiere denken
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
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Möbius
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Beitrag So., 11.12.2016, 23:00

Ich kann hier nur von Hunden sprechen. Mit Walen oder Bienen habe ich nie zusammengelebt und von Pferden weiß ich nur, das sie sehr wohlschmeckend sind, aber trotzdem häufig zu Reitzwecken mißbraucht werden. 2003 - 2010 hatte ich regelrechte Beziehungen zu zwei Hündinnen. Die erste starb 2007 an Krebs, die zweite 2010 an mehreren Hirnschlägen. Ich habe sie jeweils einschläfern lassen - beide sind, wie es sich gehört, in meinen Armen gestorben.

Die Intensität meiner Beziehung zu diesen Tieren hat mich selbst - und meine Umwelt - völlig überrascht. Aus heutiger Sicht rührte sie daher, daß diese Tiere, eben weil sie keine Menschen sind, gegen die pathologischen Projektionen auf Menschen - ich bin ein sexuell mißbrauchtes Kind - imun sind. Sie sind nun mal keine geeigneten "Projektionsflächen" für meine Tätererinnerungen, aber andererseits hochgradig sozial. Mit beiden Hündinnen war ich 23 h und 50 min am Tag zusammen gewesen - als Selbstständiger kann ja keiner meckern, wenn man den Hund mit ins Büro nimmt. Den Rest der Zeit saß ich alleine auf dem Klo. Alles hat eben seine Grenzen.

Beide Hündinnen kamen aus dem Tierschutz, hatten mehrere Jahre als Strassenköter in Spaniens Städten überlebt, was beträchtliche "evolutive" Vorzüge versprach. Sie waren "Schäferhundartig" - ein weit verbreiteter "Schlag" bei den spanischen Straßenkötern. Die Rasse "Spanischer Strassenköter" kann ich übrigens nach meinen Erfahrungen mit diesen Hündinnen nur wärmstens empfehlen für den, der seinen Hund als "Begleit- und Familienhund" nutzen will. Sie sind zwar etwas "nuttig", und reagieren auf Katzen als Nahrungskonkurrenten mit Killerinstinkt, aber dafür robust, alltagstauglich, sehr auf den Menschen bezogen, bemüht "alles richtig zu machen", sozialtauglich und last not least - sehr intelligent und lernfähig, womit wir beim Thema wären.

Ich meine, daß der menschliche Maßstab von Intelligenz durchaus an Hunde angelegt werden kann - auch wenn er vielleicht nicht ganz "artgerecht" ist. Menschen und Hunde sind kulturgeschichtlich eng miteinander verbunden. Die Humanisation - die Entwicklung vom homo sapiens zum homo sapiens sapiens, also von der Vorstufe zum heutigen Menschen hin - und vom canis lupus, dem Wolf, zum canis domesticus, dem Haushund, erfolgte zeitgleich, durchaus nicht parallel sondern in einem gemeinsamen zusammenleben. Die neuere Ethologie nimmt sogar an, daß der im Werden befindliche Mensch viele seiner Eigenschaften vom canis lupus übernommen hatte, der seinerseits im Werden zum canis domesticus begriffen war. Von Konrad Lorenz gibt es hierrüber einen schönen kleinen Essay "Wie kam der Mensch auf den Hund?". Auch der im Werden begriffene Haushund wird einiges vom im Werden begriffenen Menschen übernommen haben - wenn auch wahrscheinlich weniger, als umgekehrt.

Diese gemeinsame Stammesgeschichte rechtfertigt es, die Intelligenzen von Mensch und Hund zu vergleichen, zumal beide ja auch in einer gemeinsamen Umwelt bis in die mittlere Neuzeit hinein eng zusammenlebten. Hunde gehörten "einfach dazu" - in agrarisch-ländischer Umgebung war ein Leben ohne Hund für den Menschen undenkbar. Erst mit der beginnenden Industrialisierung hat dieses Zusammenleben abgenommen, der Mensch sich von seinem "ältesten Freund" großenteils wieder getrennt. Andere wiederum haben den Hund heute "vermenschlicht", was ich für einen ebenso falschen Weg halte.

(Fortsetzung folgt)

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Möbius
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Beitrag So., 11.12.2016, 23:02

Jedenfalls ergibt sich aus diesem engen Zusammenleben und auch Zusammenarbeiten, der gemeinsamen Bewältigung des Überlebens, bei dem der Hund als "Knecht" für seinen "Herrn" vielfältige Aufgaben übernommen hatte: als Gehilfe bei Jagd und Viehhaltung, als oftmals selbständig handelnder Wächter und Bechützer von Gärten, Haus und Hof, Vieh und sogar: von Kindern, als Reisebegleiter, Kampfgenosse und bodyguard gab es eine sehr vielfältige Interaktion und infolgedessen gibt es auch eine gemeinsame Sprache von Mensch und Hund. Diese Sprache ist nur zum Teil verbal, besteht zu einem größeren Teil aus Gestik, Mimik und auch "nichtverbalen Lauten" wie Pfiffen, Gnurren, Grunzen, Jaulen. Manchmal werden bei bestimmten Mensch-Hund-Realtionen regelrechte Gesänge daraus.

Die Mensch-Hund-Sprache ist eine Ganzkörpersprache, besteht auch aus sehr intensivem Körperkontakt, der vornehmlich zärtlich-erotischer Natur ist: Der Mensch krault seinen Hund ebenso, wie der Hund "seinen" Menschen seine zuweilen skurril anmutende Zärtlichkeit zuteil werden lässt. "Ih ! Mich hat ein Hund geküssst !" Das Lecken des Hundes über die untere Gesichtshälfte eine vom Hund geliebten Menschen soll kein Kuß sein, sondern ein Lecken an der Unterseite der Schnauze eines Ranghöheren im Wolfsrudel, dem sich der Rangniedrige genau durch diese Geste unterwirft. Die Zurückweisung dieses Leckens durch den Menschen ist eine "narzistische Kränkung" für den Hund: dieser Mensch will mich nicht haben, mich nicht führen und beschützen. Eine Zurückweisung dieser Zärtlichkeit des Hundes verhindert also von vorneherein jede konstruktive Beziehung zwischen beiden - und das ist meiner Beobachtung nach einer der häufigsten Fehler, den viele Hundehalter aus meist nur vorgeschobenen hygienischen, regelmässig aber ästhetischen Gründen ("Ih! Mich hat ein Hund geküsst!") machen. In der Mensch-Tier-Relation ist eben manchmal auch der Mensch der Dumme und leiden müssen dann beide darunter.

Umgekehrt muß man auch die Rangordnungsfrage im Rudel nach hundgerechter Weise - dh eben: auch körperlich, mit - ritualisierter - Gewalt klären können. Wer die körperliche Auseinandersetzung mit "seinem" Hund scheut, wird niemals einen Hund "haben", sondern im Gegenteil vom Hund geführt werden. Viele Tierschützer werden das niemals verstehen können - eben weil sie den Hund vermenschlichen. Wenn ein Hund, der von "seinem" Menschen geschlagen wird, jault und Unterwerfungsgesten vollführt, dann sind das keine Schmerzenslaute einer gequälten Tierseele, sondern Gesten der Unterwerfung. Die Schmerzschwelle von Hunden liegt unglaublich weit höher über der des Menschen. Wenn meine Hündinnen in unserer Wohnung mit den glatten Bohlen auf dem Boden mit der Schnauze gegen die Türpfosten rannten, was wesentlich heftigere "Traumata" waren, als jede Schläge, die sie je von mir bekamen, dann jaulten sie nicht, sondern schüttelten sich nur kurz und rannten dann weiter. Meine zweite, klügere Hündin produzierte dagegen diese "Schmerzenslaute" auch dann, wenn ich die Leine nur auf ihren Rücken fallen lies. Diese Geste reichte dann schon völlig aus. Diese meine zweite Hündin schlug ich genau dreimal in den ersten beiden Wochen unseres Zusammenseins. Das erste Mal heftig, die zweiten und dritten Mal nur noch in Form dieser Geste. Das reichte dann bis zu ihrem Tod. Das äusserste, was dann noch nötig war, war der mit einer "Gardinenpredigt" verbundene "Schnauzengriff" und das auch nur höchst selten, 1 x im Quartal oder so.

(Fortsetzung folgt)

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Möbius
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Beitrag So., 11.12.2016, 23:04

Hunde vermögen auch zu Denken - Bewußtseinsinhalte nach einer einfachen Logik zu kombinieren, sich insbesondere auch strategisch zu verhalten. Ihr Gedächtnis ist meiner Erfahrung nach sehr gut, reicht weit über die experimentalpsychologischen "Erkenntnisse" der Cynologie (der akademischen Wissenschaft vom Hund) hinaus, weil die Laborsituation den Hund aus der Umwelt entfremdet, in der er zu leben gewohnt ist und auf den seine Erkenntnis- und Verhaltensprogramme ausgerichtet sind. Sie erinnern sich auch noch nach Jahren an Örtlichkeiten, andere Tiere und Menschen. Hunde haben auch Humor, können lachen und Scherze machen - allerdings keine Witze erzählen, was ich als sehr angenehm empfinde. Sie sind zu vielfältigen Formen von manipulativem Verhalten auch und gerade Menschen gegenüber imstande. Ihre kommunikative Interaktion mit Menschen erreicht enorme Differenziertheiten - auf der beschriebenen, nonverbal-körperlichen Weise. Meine zweite Hündin hatte in unserer gemeinsamen Stammkneipe regelrecht den Status eines Stammgastes erreicht, bewegte sich selbstverständlich und sehr aktiv unter den anderen Stammgästen, bei denen sie wohl gelitten gewesen war, ebenso wie bei der Wirtschaft, von der sie auch regelmässig ihr Abendessen spendiert bekam. Wir gingen sozusagen "zusammen auswärts essen".

Dominante Hunde können sogar regelrecht die Führung in der Beziehung übernehmen, die Mensch-Hund-Beziehung karnevalisieren, "ihren Menschen" wirklich zu "ihrem Sklaven" machen. Meine erste Hündin versuchte dies in gewisser Regelmässigkeit alle 6-8 Wochen - meine zweite Hündin war schlauer gewesen. Nach der allerersten Auseinandersetzung in den ersten Wochen waren wir stets "ein Kopf und ein Arsch", wie es so schön heißt. In den letzten Jahren mit meiner zweiten Hündin waren "Kommandos" nur noch höchst selten ihr gegenüber erforderlich gewesen. Ihr Wissen um das "was gerade zu tun ist" resultierte teils aus dem Training gewisser Situationen, aber ebensosehr aus unserer Kommunikation auf den beschriebenen, im wesentlichen nonverbalen Wegen. Beide Hündinnen habe ich (nach Trainingszeiten) "frei geführt", dh ohne Leine auch im dicksten Straßengewühl, konnte sie zB vor Geschäften unangeleint "ablegen", wo sie dann brav auf meine Rückkehr warteten. (Weswegen ich mich endlos mit dem Ordnungsamt meiner damaligen Wohngemeinde prügelte.)

Das Denken von Hunden ist allerdings nicht begrifflich. Ich glaube, Hunde denken ausschließlich in Bildern, visuellen, auditiven und vor allem "olifaktorischen" Bildern, dh dem Geruchssinn nach, der bei Hunden ja bekanntlich ungeheuer scharf, dem menschlichen Geruchssinn um den Faktor 500 oder höher überlegen ist. Denken in Bildern ist auch dem menschlichen Denken nicht fremd - Stefen Hawkings, der berühmte gelähmte Physiker, pflegt hauptsächlich in Bildern zu denken, wie er einmal geschrieben hatte.

Hunde denken auch nicht abstrakt. Sie sind extreme Pragmatiker, denken ausschließlich in den Bildern von ihrer konkreten Umwelt. Zu Abstraktionen sind sie, meiner Meinung nach, nicht imstande. Deswegen sind auch ihre Möglichkeiten zum Gebrauch von Werkzeugen oder Technik sehr beschränkt. Ihr Denken ist auch - neben dem Nahrungserwerb - auf ihre Sozialität konzentriert, andere "Themen" interessieren sie nur sehr wenig.

Hunde spielen indessen - auch in fortgeschrittenem Alter. Sie spielen nicht nur mit Menschen und anderen Hunden, sondern auch mit anderen Tieren. Meine zweite Hündin spielte gerne mit Vögeln, hatte in dem Park, in dem wir damals regelmässig unsere Runden drehten, ein Rabenpaar als Spielfreunde. Diese flogen gemeinsam vor meiner Hündin her, die die Raben zu fassen suchte. Die Raben hingegen suchten die Hündin zu ermüden und dazu zu verleiten, in den Fluß zu fallen, der an einer Seite des Parks entlangfloss. Diese Spiele konnten sich etwa 30 min lang hinziehen. "Reißen" wollte diese Hündin die Vögel niemals. Ich beobachtete mehrfach, wie sie abstoppte, wenn sitzende Vögel, auf die sie zurannte, aus irgendwelchen Gründen nicht aufflogen, sondern abwartete, auch kurz bellte, bis die tranigen Federtiere endlich "Gummi gaben". Ihre Ernährung hatte sie ja anderweitig geregelt.

Hunde haben auch eine Psyche - und die kann sehr komplex sein. Sie können Neurosen und Psychosen haben wie Menschen und das kann sehr gefährlich werden. Ob es bei Hunden eine Grenze zwischen Bewußtsein und Unbewußtem gibt - ich weiß es nicht. Scham und Schuldgefühle haben sie sehr wohl.
Ich sehe jedenfalls keinen Grund, Hunden Intelligenz absprechen zu wollen. Meine beiden Hündinnen jedenfalls haben eine größere Fähigkeit an den Tag gelegt, sich in ihrer Lebensumwelt zurechtzufinden, ihre Bedürfnisse befriedigt zu bekommen, sich ihrer sozialen Umwelt anzupassen und Lebenszufriedenheit zu erreichen, als die meisten Menschen, die mir in meinem Leben begegnet sind.

Amen.

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Broken Wing
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Beitrag So., 11.12.2016, 23:09

Säuger nicht zu quälen dürfte ja unbestritten sein. Sie sind, ob intelligent oder nicht, leidensfähig. Aber wie sieht es mit Insekten aus? Dass sich Schwärme und Rudel austauschen, no na net. Man muss sich nicht darüber wundern, dass die Katze dort Löcher hat, wo sie auch Augen hat. Auch Bienenschwärme werden sich austauschen und einander komplexe Dinge mitteilen.

Was nicht leiden kann, kann auch nicht gequält werden. Wenn Insekten keine Schmerzempfindungen haben und kein nervensystem, das psychischen Schmerz verursachen kann, kann man sie als Spielzeug oder Gegenstände betrachten.

Nur wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen, dass ein Mensch, der eine Fliege erschlägt, genauso grob sei wie einer, der ein Meerschweinchen erschlägt. Das wird wohl kaum daran liegen, dass man Meerschweinchen subjektiv als intelligenter einstuft. Warum auch? Biologisch mag das so sein, faktisch fressen die auch nur und machen dreck. sinnvolle Interaktionen werden kaum zu stande kommen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


tramp
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Beitrag Di., 13.12.2016, 18:44

Da das Thema sich ja auf die Intelligenz von Tieren bezieht und der Mensch ja auch ein Tier ist, vielleich dochmal der Hinweis, dass die Intelligenz von Menschen - allgemein - ja abnehmen soll.

Die Zeit der letzten Universalgenies liegt schon einige Zeit zurück und die zunehmende Automatisierung/Digitalisierung tut ihr Übriges. Von der Verkümmerung der Motorik bis zur Abnahme von Gedächtnisleistungen. Zum Überleben besteht einfach keine Notwendigkeit mehr, Intelligenz zu entwickeln. Der Druck fehlt sozusagen, die Art überlebt ja auch so.

Künstliche Intelligenz macht im Rahmen der Evolution des Primaten also durchaus Sinn. Auch wenn der Gedanke zu unangenehmen Endkonseuqenzen führt, beispielsweise in einer Verselbständigung des Prozesses.

http://www.zeit.de/wissen/2012-11/intel ... ntwicklung

Die CEOs (Vorstandsvorsitzenden) von Unternehmen bauen jedenfalls schon auf die künstliche Intelligenz.

http://winfuture.de/news,95243.html

Wagen wir einen Blick in die Zukunft:

http://www.bing.com/videos/search?q=tra ... &FORM=VIRE
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Beitrag Di., 13.12.2016, 19:06

ah! Jetzt habe ich etwas von mir verstanden und was anscheinend doch ein Unterschied sein dürfte.

ich diskutiere hier um herauszufinden, wie man als Mensch einen Unterschied machen/erzielen könnte.

und nicht

so als würde das diskutieren an sich schon einen Unterschied machen.

im Übrigen: Prinzessin Mononoke (Tiere sind ursprünglich Götter - Menschen auch - Abwärtsspirale) es lebe? digitiere/prozessiere der neue AppleIphonegott
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