Analytiker hält mich mit Floskeln hin

[ryan85m]

Hallo,

ich mag meinen Therapeuten und das beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit.
Mich irritiert aber, dass er oft Doppelsprech-Floskeln von sich gibt, wie z. B.:
"Warum erlauben Sie es nicht, dass sich in Ihrer Situation etwas Positives ergibt."
Ich fühle mich dabei missverstanden. Mir kommt das vor, wie eine Phrase aus einem Lehrbuch für analytisch orientiere Therapeuten oder anderer existentieller Ratgeberliteratur.
Warum sollte ich ich das Gegenteil von dem wollen, was gut für mich ist, vor allem, wenn ich durch Aktionen versuche, z. B. mich bestimmten Situationen aussetze, einen bestimmten Zustand zu erreichen, der sich doch nicht einstellt. *seufz*
Für mich ist das schöngeistiges Geschwätz (Ich und der Andere) und gerade ärgere ich mich etwas darüber, dass ich diese Phrasen während der Stunde nicht stärker von mir weise. Es ändert sich dadurch in mir nämlich überhaupt nichts und die Idee, dass ich meine (soziale) Wirklichkeit selbst erzeuge, gibt mir auch keine Hoffnung, dass ich daran etwas ändern könnte.

Wie geht es euch mit sowas? Habt ihr ähnliche Erfahrungen, würdet ihr euch solche Phrasendrescherei erst gar nicht gefallen lassen?

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[flowerbomb2]

Phrasen kenne ich von meiner Thera fast gar nicht. Eher mal so Weisheiten von Zitaten, die ich meistens alle kenne und doof finde. Das nervt mich dann ein bisschen, aber da es so selten vorkam, habe ich nie was gesagt.

Wenn dich das stört, was ich verstehen kann, könntest du ihn ja vielleicht auffordern, in normaleren, einfacheren Sätzen zu formulieren, weil es dann für dich einfacher ist, zu reagieren. Du kannst auch erwähnen, dass du seine Sätze Lehrbuchmäßig findest und damit nicht zurecht kommst. Aber ich würde das Thema eher generell ansprechen, als die Phrasen immer wieder von dir zu weisen, weil das auf Dauer anstrengend wird und er wahrscheinlich gar nicht weiß, dass dich das stört. Vielleicht lässt er sie dann ganz sein.

[R.L.Fellner]

"Widerstand."

Bitte sprechen Sie das in Ihrer nächsten Analysestunde an - nicht hier (ausser, Sie hätten dies bereits eine ganze Weile erfolglos versucht)

Freundliche Grüße und alles gute für Ihre Analyse,
R.L.Fellner

[(e)]

@Ryan: Ja, solche nervigen Floskeln kenne ich auch von meinem Thera, vor allem dann noch irgendwie unpassend, z. B. redet er von Scheidung, obwohl ich nicht mal verheiratet bin. Oder er spricht von einer Reise nach Australien, obwohl ich gar nicht dort hin will. Aber ich stelle das dann auch in Frage und er korrigiert sich. Es ist ihm eben nichts Besseres eingefallen als Beispiel. Da er doch ziemlich schnell verunsichert sein kann, nehme ich ihm das auch nicht übel, wundere mich nur etwas, wie er gerade auf solche Floskeln kommt. Bei einer Floskel fand ich es heraus, er hat das in einer Zusammenfassung als eines seiner Stichwörter genannt. Eben dieses Wort "Scheidung", das so überhaupt nicht passte. Es ging eigentlich um den Tod, Scheidung wäre eben in seiner "Liste" das nächste Stichwort. Hat also gar nichts mit mir zu tun, sondern nur mit seinen Assoziationen. Obwohl er sich sonst meine Biografie gut merken kann und selten etwas durcheinanderwirft, kommt er ins Schleudern, wenn ich z. B. von meiner Nichte spreche, die von meiner Mutter, also ihrer Grossmutter, gehütet wird. Da ist es auch schon vorgekommen, dass die Kleine auf einmal mein Enkelkind geworden ist. Er nannte das selbst einen "Freudschen". Freud hat ja diese Thematik um Verwechlsungen und Floskeln recht gut analysiert.

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[Eremit]

Ich hatte eher den Eindruck, als würde Herr Fellner nicht wollen, daß sich da etwas "verschleppt" oder "verträgt", sich im Forum entfaltet, Dynamik entwickelt - und dann im Zuge der Sitzungen nicht mehr zur Sprache käme...

(Hinweis Admin/rlf: so ist es... Verschwörungstheorie-OT's in den Bereich "Hamsterräder" verschoben (damit nichts auf mysteriöse Weise "verschwindet" ))

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