Hallo zusammen,
bei meiner Mutter (82) hat sich vor ca. 1 Jahr ein dementielles Syndrom eingestellt. Jetzt, nach einem Jahr, ist dieses soweit fortgeschritten, dass sie mich fragt, in welchem Verwandtschaftsverhältnis wir denn zueinander stehen. Meines Erachtens ist jetzt ein Zustand einer schweren Demenz erreicht, oder liege ich da falsch? Wenn jemand wirklich eine ganz schlimme Demenz entwickelt, wie lange ist dann erfahrungsgemäß noch die Lebenserwartung, wenn sonst keine organischen Schäden vorliegen? Kann eine derart hochgradige Verwirrtheit als Symptom alleine für sich zum Tod führen?
Kann ich es überhaupt verantworten, so einen Menschen jetzt aus der gewohnten Umgebung heraus in ein Pflegeheim zu bringen?
Das Ganze geht mir ziemlich nahe. Freue mich über eure Antworten.
Wolfgang
Verlauf dementielles Syndrom
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Hallo Wolfgang,
das kann ich gut nachvollziehen, dass Dir dies sehr nahe geht, es ist einfach schwer, damit umzugehen.
Die momentane Verfassung muss noch nicht eine schwere Demenz bedeuten, kann es aber.
Wichtig ist es, die ungefähre Form der Demenz zu kennen (da gibt auch Überlappungen). Link1/ Link 2; es findet sich noch sehr viel mehr im "Netz".
Abzuklären wäre auch, inwieweit Deine Mutter noch orientiert ist (Raum, Zeit, wo und wie da genau), ob sie sich mit Dir noch unterhalten,
Wünsche äußern kann, in Kontakt geht (auch wenn sie Dich nicht mehr oder manchmal nicht mehr "einordnen" kann), ob und inwieweit sie sich selbst versorgen kann.
Vielleicht gibt es ja vor dem Pflegeheim noch andere Alternativen:
Besuch Deiner Mutter durch eine Sozialstation, ambulanten Pflegehilfe, 1-3x pro Tag (je nach Verfassung).
1. Das Einbinden der Familie, wenn es möglich ist (hast Du Geschwister etc.? - wer kann in welchem Rahmen helfen, ohne dass es zur Überlastung kommt, nur insoweit, wie es einem selbst möglich ist.).
2. In vielen Dörfern und Städten gibt es Gruppen für Demenzkranke, die noch zuhause leben. 1-2x pro Woche z.B. werden diese durch Fahrdienste abgeholt und für sie wird ein Programm gestaltet, sie werden aktiv eingebunden (je nach Möglichkeit), erleben Gemeinschaft.
3. Ihr oder Dein Hausarzt, ebenso wie die Krankenkasse können da sich weiterhelfen oder Du besuchst mal die örtliche Sozialstation, Caritas oder die Diakonie.
4. Auch Kirchengemeinden können da mit bestimmten Gruppen und Menschen hilfreihch sein.
Hilfreich können auch Gespräche mit ähnlich Betroffenen (Kollegen, Freunde....) sein.
Die Antworten sind sicherlich individuell, können aber helfen, einen Schritt weiterzukommen.
Die Frage, ob Du ein Pflegeheim verantworten kannst, löst bei mir die Frage nach "schlechtem Gewissen" aus, inwieweit man ein Elternteil der seine Eltern "abgeben" darf. Vielleicht ist es sinnvoll die Frage zu stellen: kann / will ich meine Mutter (zumindest teilweise) pflegen, mit ihr mehrmals pro Woche Zeit verbringen. Was ist mir möglich, was nicht, welche Bedürfnisse habe ich, wo kann und möchte ich Kompromisse eingehen, "da" sein?
Ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle helfen kaum weiter (sie werden wohl auch bei mir auftreten).
Ein Pflegeheim kann sehr hilfreich für Deine Mutter sein. Inwieweit könnt ihr noch miteinander darüber reden, auch in der weiteren Familie? Es ist schwierig .... und: Du hilfst ihr ja schon durch Dein Nachdenken.
Herzlichen Gruß und alles Gute,
Anne
P.S. Noch ein Link auf "psychosoziale Gesundheit" zu Demenzen.
das kann ich gut nachvollziehen, dass Dir dies sehr nahe geht, es ist einfach schwer, damit umzugehen.
Die momentane Verfassung muss noch nicht eine schwere Demenz bedeuten, kann es aber.
Wichtig ist es, die ungefähre Form der Demenz zu kennen (da gibt auch Überlappungen). Link1/ Link 2; es findet sich noch sehr viel mehr im "Netz".
Abzuklären wäre auch, inwieweit Deine Mutter noch orientiert ist (Raum, Zeit, wo und wie da genau), ob sie sich mit Dir noch unterhalten,
Wünsche äußern kann, in Kontakt geht (auch wenn sie Dich nicht mehr oder manchmal nicht mehr "einordnen" kann), ob und inwieweit sie sich selbst versorgen kann.
Vielleicht gibt es ja vor dem Pflegeheim noch andere Alternativen:
Besuch Deiner Mutter durch eine Sozialstation, ambulanten Pflegehilfe, 1-3x pro Tag (je nach Verfassung).
1. Das Einbinden der Familie, wenn es möglich ist (hast Du Geschwister etc.? - wer kann in welchem Rahmen helfen, ohne dass es zur Überlastung kommt, nur insoweit, wie es einem selbst möglich ist.).
2. In vielen Dörfern und Städten gibt es Gruppen für Demenzkranke, die noch zuhause leben. 1-2x pro Woche z.B. werden diese durch Fahrdienste abgeholt und für sie wird ein Programm gestaltet, sie werden aktiv eingebunden (je nach Möglichkeit), erleben Gemeinschaft.
3. Ihr oder Dein Hausarzt, ebenso wie die Krankenkasse können da sich weiterhelfen oder Du besuchst mal die örtliche Sozialstation, Caritas oder die Diakonie.
4. Auch Kirchengemeinden können da mit bestimmten Gruppen und Menschen hilfreihch sein.
Hilfreich können auch Gespräche mit ähnlich Betroffenen (Kollegen, Freunde....) sein.
Die Antworten sind sicherlich individuell, können aber helfen, einen Schritt weiterzukommen.
Die Frage, ob Du ein Pflegeheim verantworten kannst, löst bei mir die Frage nach "schlechtem Gewissen" aus, inwieweit man ein Elternteil der seine Eltern "abgeben" darf. Vielleicht ist es sinnvoll die Frage zu stellen: kann / will ich meine Mutter (zumindest teilweise) pflegen, mit ihr mehrmals pro Woche Zeit verbringen. Was ist mir möglich, was nicht, welche Bedürfnisse habe ich, wo kann und möchte ich Kompromisse eingehen, "da" sein?
Ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle helfen kaum weiter (sie werden wohl auch bei mir auftreten).
Ein Pflegeheim kann sehr hilfreich für Deine Mutter sein. Inwieweit könnt ihr noch miteinander darüber reden, auch in der weiteren Familie? Es ist schwierig .... und: Du hilfst ihr ja schon durch Dein Nachdenken.
Herzlichen Gruß und alles Gute,
Anne
P.S. Noch ein Link auf "psychosoziale Gesundheit" zu Demenzen.
Hi Husky,
leider, ich sags mal direkt, kann es noch viel, viel schlimmer werden. ich habe dementiell erkrankte gesehen, die nur noch stumpf gesessen haben, die, so denke ich, zwischen einem Schrank und einem menschen nicht mehr kognitiv unterscheiden konnten, vllt. auch nicht mehr emotional. Die eben emotional auch nicht mehr anrührbar waren, die in einer ganz anderen Welt waren. Die nicht mehr wussten, wenn man ihnen essen hinstellte, dass sie essen sollten. Füttern klappte noch, aber ich habe mir sagen lassen, auch das klappt irgendwann nicht mehr, weil dann auch der reflex zu kauen und zu schlucken weg ist.
Allerdings kommt es bei den wenigsten so weit. Deine mutter ist 81, auch wenn sie für ihr Alter gesund ist, so haben ihre Organe, ihr Körper nur noch den Bruchteil der Leistungsfähigkeit eines jungen Körpers.
Zum Thema pflege:
In Städten gibt es sogenannte Demenz-Pflege-WGs. ich habe einige besucht, vor längerem und fand das echt okay. ich habe meine Großmutter, um die ich mich gekümmert habe, ihrendwann in so eine WG gegeben (für körperbehinderte in dem Fall). habe aber eben auch Demenz-WGs gesehen.
In ein heim hätte ich meine Omi nie geben können. Jedenfall in kein Heim, das sie hätte bezahlen können, das beim Sozialamt akreditiert ist.
Die WGs sind gut, es wird das Essen dort selbst gekocht, die Bewohner werden angehalten mitzuhelfen, sofern sie dazu in der Lage sind. Meine Oma hatte in der WG nochmal psychisch und körperlich Fortschritte gemacht, von Einbussen, die sie durch einen Krankenhausaufenthalt hatte.
Für die demenzerkrankten gibt es von der Pflegekasse ja einen Zuschuss (der deiner Mutter zusteht, auchw enn sie zu hause gepflegt wird, falls sie ihn noch nicht hat). Dadurch sind die WGs personell ganz gut bestückt und können echt was bieten. Die Mitarbeiter sind gut geschult. Fast möchte ich sagen, sie können einem demenzkranken besser helfen, als wir als Laien in diesem Feld.
Es ist schon verantwortbar, deine Mutter abzugeben. Viele WGs bieten auch Probetage an. Letzlich geht es ja auch um deine Gesundheit.m Sollte es noch lange gehen mit deiner Mutter.. nun ja.. bitte denke auch an dich und deine anderen liebsten. Auch du und die anderen brauchen dich.. gesund.. psychisch wie körperlich.
leider, ich sags mal direkt, kann es noch viel, viel schlimmer werden. ich habe dementiell erkrankte gesehen, die nur noch stumpf gesessen haben, die, so denke ich, zwischen einem Schrank und einem menschen nicht mehr kognitiv unterscheiden konnten, vllt. auch nicht mehr emotional. Die eben emotional auch nicht mehr anrührbar waren, die in einer ganz anderen Welt waren. Die nicht mehr wussten, wenn man ihnen essen hinstellte, dass sie essen sollten. Füttern klappte noch, aber ich habe mir sagen lassen, auch das klappt irgendwann nicht mehr, weil dann auch der reflex zu kauen und zu schlucken weg ist.
Allerdings kommt es bei den wenigsten so weit. Deine mutter ist 81, auch wenn sie für ihr Alter gesund ist, so haben ihre Organe, ihr Körper nur noch den Bruchteil der Leistungsfähigkeit eines jungen Körpers.
Zum Thema pflege:
In Städten gibt es sogenannte Demenz-Pflege-WGs. ich habe einige besucht, vor längerem und fand das echt okay. ich habe meine Großmutter, um die ich mich gekümmert habe, ihrendwann in so eine WG gegeben (für körperbehinderte in dem Fall). habe aber eben auch Demenz-WGs gesehen.
In ein heim hätte ich meine Omi nie geben können. Jedenfall in kein Heim, das sie hätte bezahlen können, das beim Sozialamt akreditiert ist.
Die WGs sind gut, es wird das Essen dort selbst gekocht, die Bewohner werden angehalten mitzuhelfen, sofern sie dazu in der Lage sind. Meine Oma hatte in der WG nochmal psychisch und körperlich Fortschritte gemacht, von Einbussen, die sie durch einen Krankenhausaufenthalt hatte.
Für die demenzerkrankten gibt es von der Pflegekasse ja einen Zuschuss (der deiner Mutter zusteht, auchw enn sie zu hause gepflegt wird, falls sie ihn noch nicht hat). Dadurch sind die WGs personell ganz gut bestückt und können echt was bieten. Die Mitarbeiter sind gut geschult. Fast möchte ich sagen, sie können einem demenzkranken besser helfen, als wir als Laien in diesem Feld.
Es ist schon verantwortbar, deine Mutter abzugeben. Viele WGs bieten auch Probetage an. Letzlich geht es ja auch um deine Gesundheit.m Sollte es noch lange gehen mit deiner Mutter.. nun ja.. bitte denke auch an dich und deine anderen liebsten. Auch du und die anderen brauchen dich.. gesund.. psychisch wie körperlich.
amor fati
Liebe Anne, liebe Montagne,
zwischendrin schon mal ganz herzlichen Dank für eure tollen und ausführlichen Antworten. Ihr habt mir in meiner Ratlosigkeit schon mal ganz toll damit weiter geholfen! Ist ein ganz prima Forum hier.
Ein Arzt hat mir auch Antidepressiva empfohlen, da Demenz meist auch von Depressionen begleitet wird, was das Ganze nur noch schlimmer macht. Klar lässt sie sich in letzter Zeit sehr gehen, auch was die Körperpflege betrifft. Aber ob das dann Depressionen sind? Verläuft die Grenze Demenz / Depressionen hier sehr fließend?
DANKE!
Herzlichen Gruß
Wolfgang
zwischendrin schon mal ganz herzlichen Dank für eure tollen und ausführlichen Antworten. Ihr habt mir in meiner Ratlosigkeit schon mal ganz toll damit weiter geholfen! Ist ein ganz prima Forum hier.
Ein Arzt hat mir auch Antidepressiva empfohlen, da Demenz meist auch von Depressionen begleitet wird, was das Ganze nur noch schlimmer macht. Klar lässt sie sich in letzter Zeit sehr gehen, auch was die Körperpflege betrifft. Aber ob das dann Depressionen sind? Verläuft die Grenze Demenz / Depressionen hier sehr fließend?
DANKE!
Herzlichen Gruß
Wolfgang
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