Doublebinds - Paradoxe (Doppel-)Botschaften
Doublebinds - Paradoxe (Doppel-)Botschaften
Dieses Kommunikationsmuster "Doublebind" wurde mir gerade mal wieder (im Zusammenhang mit Funktionen des Über-Ich) bewusster.
Wie man es schafft, dass man sich wieder "vollständig" fühlt, dass die Gefühle und das, was man sagt, wieder kongruenter sind, das kommt in dieser Sendung ganz gut und leicht verständlich (gut zum Anhören) zur Sprache. "Leicht verständlich" ist allerdings relativ gemeint. Finde es immer wieder "verrückt" wie man als halbwegs intelligenter Mensch Doublebinds nur schlecht entlarven, sehen kann, wo es doch (als scheinbar erwachsenes Menschenkind) "so einfach" ist, nachzufragen, was der andere nun meint, sich zu vergewissern, um eben die verwirrenden Auswirkungen von Doppelbotschaften zu vermeiden.
"Unter Double-Bind versteht man ein Kommunikationsmuster, bei dem zwei gegensätzliche Botschaften gleichzeitig gesendet werden - etwa, wenn jemand den Satz "Das hast Du aber wieder schön gemacht" in einem verachtenden Ton ausspricht. Bei Menschen, die von Kindheit an diesen doppeldeutigen, paradoxen Botschaften ausgesetzt sind, kann es zu seelischen Entwicklungsstörungen kommen. Monika Köhn hat mit einer Frau gesprochen, die mit solch irritierenden Botschaften groß geworden ist. Die Systemische Familientherapeutin Christiane Sautter erläutert den fachlichen Hintergrund und therapeutische Möglichkeiten." - Quelle
Eine ziemlich gute Sendung zu diesem Thema mit Manuskript und Podcast (beides zum Download) sind hier zu finden.
Ein weiteres gutes Manuskript zum gleichen Thema ist hier zu finden: hr-Manuskript Doublebind
Wie man es schafft, dass man sich wieder "vollständig" fühlt, dass die Gefühle und das, was man sagt, wieder kongruenter sind, das kommt in dieser Sendung ganz gut und leicht verständlich (gut zum Anhören) zur Sprache. "Leicht verständlich" ist allerdings relativ gemeint. Finde es immer wieder "verrückt" wie man als halbwegs intelligenter Mensch Doublebinds nur schlecht entlarven, sehen kann, wo es doch (als scheinbar erwachsenes Menschenkind) "so einfach" ist, nachzufragen, was der andere nun meint, sich zu vergewissern, um eben die verwirrenden Auswirkungen von Doppelbotschaften zu vermeiden.
"Unter Double-Bind versteht man ein Kommunikationsmuster, bei dem zwei gegensätzliche Botschaften gleichzeitig gesendet werden - etwa, wenn jemand den Satz "Das hast Du aber wieder schön gemacht" in einem verachtenden Ton ausspricht. Bei Menschen, die von Kindheit an diesen doppeldeutigen, paradoxen Botschaften ausgesetzt sind, kann es zu seelischen Entwicklungsstörungen kommen. Monika Köhn hat mit einer Frau gesprochen, die mit solch irritierenden Botschaften groß geworden ist. Die Systemische Familientherapeutin Christiane Sautter erläutert den fachlichen Hintergrund und therapeutische Möglichkeiten." - Quelle
Eine ziemlich gute Sendung zu diesem Thema mit Manuskript und Podcast (beides zum Download) sind hier zu finden.
Ein weiteres gutes Manuskript zum gleichen Thema ist hier zu finden: hr-Manuskript Doublebind
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Klasse Beitrag, Anne - schön, dass Du den "ausgegraben" hast! (Ist ja schon von 2007...)
Ich möchte diesen Thread mal reaktivieren.
Doublebinds gibt es ja in vielen Beziehungen. Hat jemand von euch das auch in therapeutischen Beziehungen erlebt? Denn mir scheint das in meiner wohl zu passieren. Geht ihr manchmal auch mit dem Gefühl raus, völlig verwirrt zu sein und völlig entgegengesetzte Botschaften zu erhalten?
Würde mich echt interessieren!
LG Sandrin
Doublebinds gibt es ja in vielen Beziehungen. Hat jemand von euch das auch in therapeutischen Beziehungen erlebt? Denn mir scheint das in meiner wohl zu passieren. Geht ihr manchmal auch mit dem Gefühl raus, völlig verwirrt zu sein und völlig entgegengesetzte Botschaften zu erhalten?
Würde mich echt interessieren!
LG Sandrin
Hallo sandrin,
ja, ich kenne das sehr gut aus meiner eigenen Therapie.
Bsp. Meine Thera sagte etwas, was im Widerspruch zu ihrem eigenen Verhalten stand. So bestand sie einerseits auf Distanz und wies mich zurück, als ich sie fragte, ob sie mich mal in die Arme nehmen konnte und erklärte mir was von körperlicher Distanz in der Therapie und Liebe und Nähe außerhalb der Therapie suchen, ... eine Woche später jedoch nahm sie meine Hand, hielt sie, ließ sich von mir ihr Gesicht streicheln, machte mir Geschenke, ... wieder eine Woche später wies sie mich erneut zurück. So ging viele Monate.
Oder, mich einerseits loben, dass ich es vom Hauptschüler zum Studenten geschafft habe, mir anderseits zu sagen, dass ich zu das Studium nicht schaffen werde, dass ich versagen werde (gab sie mir sogar schriftlich).
...
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Magts du auch von dir erzählen?
ja, ich kenne das sehr gut aus meiner eigenen Therapie.
Bsp. Meine Thera sagte etwas, was im Widerspruch zu ihrem eigenen Verhalten stand. So bestand sie einerseits auf Distanz und wies mich zurück, als ich sie fragte, ob sie mich mal in die Arme nehmen konnte und erklärte mir was von körperlicher Distanz in der Therapie und Liebe und Nähe außerhalb der Therapie suchen, ... eine Woche später jedoch nahm sie meine Hand, hielt sie, ließ sich von mir ihr Gesicht streicheln, machte mir Geschenke, ... wieder eine Woche später wies sie mich erneut zurück. So ging viele Monate.
Oder, mich einerseits loben, dass ich es vom Hauptschüler zum Studenten geschafft habe, mir anderseits zu sagen, dass ich zu das Studium nicht schaffen werde, dass ich versagen werde (gab sie mir sogar schriftlich).
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Magts du auch von dir erzählen?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
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Ich habe es auch schon erlebt. Und ja, damit habe ich auch Schwierigkeiten, war aber nicht. Da es sich tendenziell um brenzlige Situationen handelte, konnte ich dann auch kaum anders als das anzusprechen oder nachzufragen... habe ich teils gute Erfahrungen damit gemacht, teils weniger gute (meiner Wahrnehmung war ich relativ sicher, wo ich Diskrepanzen in den Botschaften wahrnahm. Schwerer finde ich jedoch, das zu interpretieren, was dahinter steckte).sandrin hat geschrieben:Geht ihr manchmal auch mit dem Gefühl raus, völlig verwirrt zu sein und völlig entgegengesetzte Botschaften zu erhalten?
Würde mich echt interessieren!
Meine jetzige Thera erlebe ich als relativ authentisch (also entsprechendes kam selten vor)... wenn etwas ist, kann ich das auch gut ansprechen oder frage nach... und sie ist dann auch relativ transparent
Wenn es tatsächlich so ist, dass ein Thera doppeldeutige Signale aussendet, so ist das schon heikel... aber es ist wohl andererseits auch schwer, dass immer zu vermeiden. Also ich sende sicher auch teils Doppelbotschaften aus.
Hinzu kommt: Wie gut kann ein Patient Authentizität vertragen... also möglicherweise strebt es ein Thera auch nicht immer an... nur blöd, wenn dann etwas doppeldeutiges doch spürbar wird. Für mich war es im ersten Augenblick manchmal schon "härter", damit (auf Nachfrage) konfrontiert zu werden, wie der Thera etwas erlebt, womit ich aber trotzdem einigermaßen klar kam. Die Authentizität meiner Thera schätze ich echt sehr.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 24.05.2013, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Danke für deine Erfahrungen!
Ich erkenne das bei mir auf verschiedenen Ebenen. Zum Einen wirkt er auf mich oft betont freundlich, gleichzeitig hab ich das Gefühl, er möchte mir am liebsten eine reinhauen. In Situationen wie letzte Stunde kommt die ganze Wut dann auch durch.
Das andere ist wesentlich offensichtlicher. Zum einen sagt er, ich müsse meine Aggression meiner Mutter gegenüber zulassen und ausdrücken und dürfe sie nicht gegen mich selbst richten, sei also nach außen zu wenig aggressiv. Andererseits sagt er mir, ich sei megaaggressiv im Kontakt zu ihm. Ja, was denn nun.
Ehrlich gesagt trau ich mich auch gar nichts mehr erzählen, wenn mich etwas im Alltag kränkt, weil ich ja eh davon ausgehe, dass er mich für den absoluten Kotzbrocken hält. Er wird mir das zwar nicht direkt sagen, aber er wird sich immer denken, naja, wenn die andere auch so nervt.
Das macht es schwierig, mich zu äußern, weil ich finde, dass zwischen uns schon eine Art subtile Feindschaft besteht.
LG Sandrin
Ich erkenne das bei mir auf verschiedenen Ebenen. Zum Einen wirkt er auf mich oft betont freundlich, gleichzeitig hab ich das Gefühl, er möchte mir am liebsten eine reinhauen. In Situationen wie letzte Stunde kommt die ganze Wut dann auch durch.
Das andere ist wesentlich offensichtlicher. Zum einen sagt er, ich müsse meine Aggression meiner Mutter gegenüber zulassen und ausdrücken und dürfe sie nicht gegen mich selbst richten, sei also nach außen zu wenig aggressiv. Andererseits sagt er mir, ich sei megaaggressiv im Kontakt zu ihm. Ja, was denn nun.
Ehrlich gesagt trau ich mich auch gar nichts mehr erzählen, wenn mich etwas im Alltag kränkt, weil ich ja eh davon ausgehe, dass er mich für den absoluten Kotzbrocken hält. Er wird mir das zwar nicht direkt sagen, aber er wird sich immer denken, naja, wenn die andere auch so nervt.
Das macht es schwierig, mich zu äußern, weil ich finde, dass zwischen uns schon eine Art subtile Feindschaft besteht.
LG Sandrin
Hi sandrin,
Hast du deinen Thera mal auf die von dir wahrgenommenen Widersprüche aufmerksam gemacht?
Meint er damit, dass du deiner Mutter keine Aggressionen zeigst, obwohl du sie mal zeigen solltest und du ihm gegenüber jedoch Aggressionen und Feindseligkeit empfindest? Wie siehst du das?Zum einen sagt er, ich müsse meine Aggression meiner Mutter gegenüber zulassen und ausdrücken und dürfe sie nicht gegen mich selbst richten, sei also nach außen zu wenig aggressiv. Andererseits sagt er mir, ich sei megaaggressiv im Kontakt zu ihm. Ja, was denn nun.
Hast du deinen Thera mal auf die von dir wahrgenommenen Widersprüche aufmerksam gemacht?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Für mich ist es einfach eine Heuchelei, wenn er von mir "verlangt", ich solle meiner Mutter gegenüber Aggressionen haben (das fände er absolut passend, so "wie sie sich mir gegenüber verhält"), er aber auf der anderen Seite austickt, wenn ich ihn auch nur im Geringsten kritisiere. Aggressionen gegenüber meiner Mutter sind also das Non-Plus-Ultra, aber gegenüber ihn soll ich bitte den Mund halten.
Ich hätte ihm das gerne gesagt, aber wenn ich das gemacht hätte, wäre er vollends ausgestiegen.
Ich hätte ihm das gerne gesagt, aber wenn ich das gemacht hätte, wäre er vollends ausgestiegen.
Hi sandrin,
bist du nicht mehr bei ihm in Therapie? Weil, du schreibst in Vergangenheitsform.
Ist wohl ähnlich, wie bei mir war: Kritisierte ich sie, ihre Methode und ihr Verhalten mir gegenüber, dann wurde ich bestraft (heute hält sie meine Hand aber nicht). War ich eine liebe und brave Patientin, dann nahm sie meine Hand und schenkte mir ein Lächeln und Wärme.
bist du nicht mehr bei ihm in Therapie? Weil, du schreibst in Vergangenheitsform.
Danke fürs Erklären. Jetzt verstehe ich dein Problem besser.Aggressionen gegenüber meiner Mutter sind also das Non-Plus-Ultra, aber gegenüber ihn soll ich bitte den Mund halten.
Ist wohl ähnlich, wie bei mir war: Kritisierte ich sie, ihre Methode und ihr Verhalten mir gegenüber, dann wurde ich bestraft (heute hält sie meine Hand aber nicht). War ich eine liebe und brave Patientin, dann nahm sie meine Hand und schenkte mir ein Lächeln und Wärme.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Nein, ich bin schon noch da. Vorerst.
Das ist das Groteske an den tiefenpsychologisch/analytisch arbeitenden Therapeuten. Sie biegen sich ihre Wahrheit zurecht.
Das ist das Groteske an den tiefenpsychologisch/analytisch arbeitenden Therapeuten. Sie biegen sich ihre Wahrheit zurecht.
Für mich sind paradoxe Botschaften in der Therapie undenkbar.
Das heißt nicht, dass sie nicht auch mal selten auftreten können - das ist menschlich -, aber sie sollten dann sofort erkannt und aufgelöst werden. Durch den Thera idealerweise oder durch mein Nachfragen; ich nehme mich da ganz bewusst NICHT aus der Verantwortung.
Aber Authentizität ist für mich persönlich (muss natürlich nicht für andere gelten!) das A und O, um eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufbauen zu können. Doublebinds kenne ich aus meiner Kindheit mehr als genug - wie sollen die bzw. deren Auswirkungen denn bearbeitet werden, wenn die gleiche traumatisierende Situation während der Therapie wieder entsteht???????
Das heißt nicht, dass sie nicht auch mal selten auftreten können - das ist menschlich -, aber sie sollten dann sofort erkannt und aufgelöst werden. Durch den Thera idealerweise oder durch mein Nachfragen; ich nehme mich da ganz bewusst NICHT aus der Verantwortung.
Aber Authentizität ist für mich persönlich (muss natürlich nicht für andere gelten!) das A und O, um eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufbauen zu können. Doublebinds kenne ich aus meiner Kindheit mehr als genug - wie sollen die bzw. deren Auswirkungen denn bearbeitet werden, wenn die gleiche traumatisierende Situation während der Therapie wieder entsteht???????
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
In Anlehnung an den Thread von steinpilz und die Diskussion um die Frage, wie viel "Menschlichkeit" in solchen Kontakten ist, frage ich mich, inwieweit das auch Double Bind Botschaften mitbetrifft. Ich meine, ist ein Kontakt ohne solche Botschaften denn überhaupt möglich? Oder wohnt es nicht dem Menschen inne (und damit eben auch den Therapeuten), dass sie unterschiedliche Botschaften aussenden, vielleicht auch je nachdem, inwieweit sie sich in einzelnen Situatione bedroht fühlen.
Vielleicht gehen wir alle von einer falschen Prämisse aus.
Gerade sehe ich, Chakotay hat einen Beitrag geschrieben. Aber der passt auch zu meinem Gedanken ...
Vielleicht gehen wir alle von einer falschen Prämisse aus.
Gerade sehe ich, Chakotay hat einen Beitrag geschrieben. Aber der passt auch zu meinem Gedanken ...
Aber bei mir ist das eigentlich jede Stunde so, dass ich mich an so viele Situationen meiner Kindheit erinnert fühle. Für mich ein Grund, weshalb ich in der Therapie nicht mehr über meine Mutter "herziehen" möchte. Das käme mir grotesk vor.Chakotay hat geschrieben: wie sollen die bzw. deren Auswirkungen denn bearbeitet werden, wenn die gleiche traumatisierende Situation während der Therapie wieder entsteht???????
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- Helferlein
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