Worauf muss ich mich vorbereiten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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ledzeppelin
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Worauf muss ich mich vorbereiten?

Beitrag Mo., 10.09.2012, 14:12

Hallo zusammen,
Ich bin neu hier im Forum und habe ein paar Fragen bezüglich meines Diagnose-Termins am Mittwoch. Meine Eltern haben sich um einen Termin bei einem Psychiater bemüht, da ich autoaggressiv bin und unter Zwangsgedanken leide. Ich bin schon länger auffällig für mein suizidiales Verhalten, trotzdem haben wir erst vor ca. zwei Monaten entschieden, dass es notwendig ist, dass ich eine Therapie in Anspruch nehme. Meine Eltern hatten dann also ein erstes Gespräch mit den Leuten aus der Klinik, die eben übermorgen jetzt einen Diagnosetermin mit uns bzw. mir vereinbart haben. Das größte Problem in den vergangenen Monaten war, dass ich laut den Aussagen meiner Eltern derart haarsträubende Interpretationen von Dingen hatte, die sie gesagt haben. Ich baue mir immer meine ganz eigenen Gedankengänge zusammen, sodass man mir fast überhaupt nichts mehr sagen oder im Mindesten auch nur Kritik üben kann, da ich sofort total verletzt bin und meine ganze Existenz infrage stelle. In der Schule mache ich mir zurzeit einen enormen Druck und habe teilweise den Ehrgeiz auch an den falschen Stellen, weil ich einfach einen guten Eindruck machen möchte und auch will, dass meine Eltern und meine Lehrer mit mir zufrieden sind. Als mein Vater mir dann einmal sagte, ich solle die Erwartungen an mich selber etwas herunterschrauben, wo ich im Nachhinein auch verstehe, dass es nur gut gemeint war, bin ich total an die Decke gegangen, weil ich mir irgendwie daraus zusammengereimt habe, dass sie mir nichts zutrauen und denken, dass ich einfach eine Flasche bin und auch meine Bemühungen nichts nützen und ichs eigentlich gleich sein lassen kann. Ich habe auch eine Schwester, die immer wahnsinnig gut in der Schule war und ein 1,1er Abitur gemacht hat, und ich möchte meine Eltern unbedingt genauso stolz machen, wie sie. Meine Mutter hat eine Schwester, die ihr die Kindheit zur Hölle gemacht hat, weil sie überhaupt keine Disziplin gekannt hat und auch heute noch arbeitslos und alkohol- und drogenabhängig ist. Und manchmal interpretiere ich es irgendwie so, dass meine Mutter in mir ihre Schwester sieht und in meiner Schwester sich selbst. Irgendwie habe ich mir dieses Konzept überlegt, weil ich mich von meiner Mutter häufiger beleidigt gefühlt habe, die letzten Jahre und auch alles in allem sehr enttäuscht von ihr bin. Sie ist auch so gut wie nie zuhause, weil sie soviel arbeitet, weshalb ich auch in meiner Kindheit nie wirklich etwas 'von ihr hatte'. Mein Vater meint allerdings, dass ich mir meine Theorien alle nur einbilde und dass ich eine total verquere Wahrnehmung hätte. Doch ich weiß nicht, was ich jetzt glauben soll, da es meiner Meinung nach schon gewisse Andeutungen gab. Das Beispiel oben beweist dann allerdings wieder, dass ich mich offensichtlich nicht wirklich auf meine eigene Sichtweise und Interpretation verlassen kann. Meine Eltern sind auch sehr traurig, weil ich ihnen immer das Allerschlimmste unterstelle, aber mir kommt es in den entsprechenden Situationen dann wirklich immer so vor. Allgemein denke ich generell Anderen gegenüber häufig sehr aggressiv und negativ (was übrigens auch auf die Zwangsgedanken zutrifft, also überwiegend immer aggressiven Inhalts gegen mich oder gegen Andere), weshalb ich auch das Gefühl habe wirklich sehr lange nicht mehr wirklich glücklich gewesen zu sein. Ich habe andauernd das Gefühl, den Erwartungen und Anforderungen meiner Mitmenschen nicht gerecht zu werden und hin und wieder überfällt mich dann auch die komplette Lustlosigkeit, wo ich mir dann denke, dass sowieso alles sinnlos ist und ich nur noch sterben will, weil mans ja ohnehin irgendwann muss. Dann möchte ich einfach nur noch rebellieren. Die Therapie wollte ich besonders deshalb machen, damit die Familie wieder mehr harmoniert, da sie mir doch sehr wichtig ist. Jetzt bin ich bloß sehr nervös vor Mittwoch, könnte mir vielleicht einer sagen, was mich wohl so erwartet? Habt ihr eine Ahnung die Diagnose betreffend? Und was passiert, wenn ich jetzt diagnostiziert worden bin, wird man dann an einen Therapeuten weitergeleitet? Danke schonmal im Voraus.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 10.09.2012, 17:38

Hallo ledzeppelin

Deine Eltern könnten schon Recht haben, dass Du zu viel Negatives in eure Familienkonstellation reininterpretierst, denn in meiner Familie lief es ganz ähnlich mit meiner Schwester. Sie dachte auch immer, ich sei die gute und sie die schlechte Schwester. Sie brauchte Jahre, um zu begreifen, dass sie die ganze Zeit unser Lebensmittelpunkt war in unserer Sorge und sie von uns geliebt wird. Jetzt weiß sie es. Aber früher in Deinem Alter war das nicht so.

Du machst Dir einen enormen Druck. Kann ich sogar nachvollziehen, da ich auch zwanghaft leistungsorientiert bin.

Dass Du jetzt einen Termin hast, ist so ziemlich wahrscheinlich das Allerbeste, was Dir passieren kann, damit Du endlich Bescheid weißt und Du endlich Hilfe erhältst. Das wurde leider bei mir und meiner Schwester versäumt. Es hat unser beider Leben und unsere Perspektiven zerstört.

Das ist also eine große Chance für Dich, Deine Eltern machen genau das Richtige. Der Psychiater wird dann sicher auch Empfehlungen abgeben für einen Therapieplatz, Dich aber evtl. noch etwas begleiten in den Anfängen.

Ich drück Dir die Daumen, ich hab meinen Termin auch am Mittwoch, ambulant in der Klinik.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Erdbeermütze
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Beiträge: 257

Beitrag Mo., 10.09.2012, 18:36

Hallo,

irgendwie lese ich immer nur heraus, deine Eltern meinen, die meinen, laut Aussage von....
Was meinst/glaubst du den?
Was sind deine Gefühle?

Paar Aussage von mehreren:
ledzeppelin hat geschrieben:Ich habe auch eine Schwester, die immer wahnsinnig gut in der Schule war und ein 1,1er Abitur gemacht hat, und ich möchte meine Eltern unbedingt genauso stolz machen, wie sie
Warum willst du das?
ledzeppelin hat geschrieben:Ich baue mir immer meine ganz eigenen Gedankengänge zusammen, sodass man mir fast überhaupt nichts mehr sagen oder im Mindesten auch nur Kritik üben kann, da ich sofort total verletzt bin und meine ganze Existenz infrage stelle.
Warum bist du so misstrauisch geworden bzw. ist dein Selbstwert zerstört?
ledzeppelin hat geschrieben:Die Therapie wollte ich besonders deshalb machen, damit die Familie wieder mehr harmoniert, da sie mir doch sehr wichtig ist.
Für deine Familie? Braves Kind!!!! Nee, sowas macht man für sich.

Sind deine Wahrnehmungen gestört? Sind die Wahrnehmungen deiner Eltern gestört? Auch eine Option, oder?

Das sind Denkanstöße für dich.
Ich lese da sehr viel trauriges raus. Einiges erinnert mich an mich. Ich will nur sagen, vieles lernt man in der Kindheit und irgendwo her wirst du gelernt haben so zu denken und alles hat seine Berechtigung. Etwas kann auch mit der Pupertät zusammenhängen.

Wie sollst du dich Vorbereiten? Indem du das hier zusammengeschrieben hast, ist schon eine Vorbereitung. Erzähle es so wie hier. Die werden dir auch Fragen stellen.

Ich hoffe das du verstehst was ich sagen will.

LG Erdbeermütze

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hope_81
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Beiträge: 1805

Beitrag Mo., 10.09.2012, 22:48

Hallo Kleines,
deine Geschichte hat mich wirklich sehr bewegt. Weißt Du, manchmal ist es so, das wir uns selbst nicht mehr verstehen. Wir nicht wissen was richtig oder falsch ist. Das ist aber eigentlich auch egal. Für dich ist deine Wirklichkeit, deine Realität existent und das ist okay. Was nicht okay ist, ist das du dir weh tust und das du darunter leidest. Also ist es wirklich gut, dass du dir hilfe suchst. Mach dir noch nicht so viele Gedanken über Diagnosen und den Kram: Mit 16 bekommt man die noch garnicht so schnell. Wichtig jetzt ist erstmal, dass es dir wieder besser geht. Den Rest wird die Zeit zeigen. Möchtest Du eine Therapie, okay. Möchtest du nicht, auch okay. Hab keine angst
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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