Hallo liebes Forum,
eine generelle Frage, ob dieses "Problem" noch jemand hat:
Wie der Titel schon sagt, geht es ums Geld ausgeben. Meine finanzielle Situation würde ich als normal einstufen - nicht sonderlich arm, aber auch nicht reich - recht akzeptabel. Es reicht zum Leben und am Ende des Monats würde auch noch etwas über bleiben, um meine persönlichen Wünsche zu befriedigen. Hatte eigentlich auch nie wirklich Geldsorgen. Meine Eltern gaben mir als Kind immer mehr als genug Taschengeld, haben mich während meinem Studium immer (fast zu gut) unterstützt, große finanzielle Schwierigkeiten hatten wir auch nie. Also eigentlich nichts, worüber man sich beschweren dürfte.
Ich war allerdings schon immer sehr sparsam - was ja eigentlich nichts schlechtes ist. Nur bei mir ging/geht das teilweise so weit, dass ich mir einfach nichts gönne (und das schon seit meiner Kindheit). Würde mir zB ein schickes Hemd gefallen (das ich mir auch noch leisten könnte), hätte ich trotzdem sofort ein schlechtes Gewissen und teilweise sogar Schuldgefühle. Automatisch kommen mir dann Gedanken wie:
Sollst du wirklich dafür soviel Geld ausgeben?
Darfst du dir dieses Hemd überhaupt kaufen - hast du es dir verdient?
Brauchst du dieses Hemd wirklich?
Hast du nicht schon genügend Hemden zuhause, reichen die nicht?
Vielleicht gibt es irgendwo ein günstigeres Hemd?
Was wenn dir das Geld später mal fehlt?
Oder was wenn dir das Hemd zuhause/später nicht mehr gefällt?
In vielen Fällen entscheide ich mich deshalb gegen einen Kauf. Das eigenartige ist allerdings, egal wie ich mich entscheide, zuhause bin ich verunsichert. Habe ich es nicht gekauft, bin ich enttäuscht, weil ich das Hemd eigentlich gerne gehabt hätte. Habe ich es gekauft, bin ich verunsichert und überlege mir oft noch stundenlang, ob die Kaufentscheidung richtig war ...
Diese Probleme treten allerdings nur bei "Luxusgütern" (also Gewand, teurere Elektronik, Schuhe, teurere Lebensmittel, oder ähnliches auf). Bei normalen und alltäglichen Dingen, hab ich diese Gedanken eigenartigerweise gar nicht (teilweise, bin ich da sogar etwas zu unüberlegt mit dem Geld ...)
Der zweite Punkt: Habe ich mich dann irgendwann mal "überwunden", dieses Stück zu kaufen, dann steh ich vor dem nächsten, selbst gemachten Problem: ich zieh es ewig lang nicht an! Ich hab Angst, dass es schmutzig wird, dass ich es kaputt machen könnte, dass ich es verliere - oder ähnliches. Irgendwie kommt es mir so vor, dass ich diese teureren Dinge fast verstecke und Angst habe, dass sie auch nur irgendwie beschädigt oder beschmutzt werden könnten (ist vielleicht ein wenig überspitzt ausgedrückt, aber beschreibt es grundsätzlich). Nach teilweise vielen Monaten erst, entscheide ich mich, das zuvor erwähnte Hemd anzuziehen und es auch wirklich zu benützen ...
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit solchen Problemen?
Geld ausgeben und anschließende Nutzung
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Hallo rot
Ja, das habe ich auch alles, auch das mit dem Schonen der Kleidung und dem unverhältnismäßigen Hamsterkauf von Alltagsgegenständen. Es wird bei mir mit meiner anankastischen Persönlichkeitsstruktur erklärt. Schau mal hier:
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Zwangh ... itsstörung
Ja, das habe ich auch alles, auch das mit dem Schonen der Kleidung und dem unverhältnismäßigen Hamsterkauf von Alltagsgegenständen. Es wird bei mir mit meiner anankastischen Persönlichkeitsstruktur erklärt. Schau mal hier:
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Zwangh ... itsstörung
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
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Hallo rot22,
ich teile zwar nicht dein Problem, möchte aber die Dinge herausgreifen, die mir am meisten aufgefallen sind.
All das sieht so aus, als hätte man dir dieses Verhalten in der Kindheit beigebracht. Somit sind es alte Denkmuster, aber keine "selbst gemachten" Probleme. Und wie es so treffend heißt: "So wie man als Kind behandelt wurde, behandelt man sich selbst für den Rest seines Lebens".
Hast du eine Ahnung, wer dir auf welche Weise beigebracht hat, dass du es "nicht wert" bist?
Liebe Grüße rainyday
ich teile zwar nicht dein Problem, möchte aber die Dinge herausgreifen, die mir am meisten aufgefallen sind.
Nur bei mir ging/geht das teilweise so weit, dass ich mir einfach nichts gönne (und das schon seit meiner Kindheit).
Darfst du dir dieses Hemd überhaupt kaufen - hast du es dir verdient?
Du schreibst weiter von schlechtem Gewissen, Schuldgefühlen, Zweifeln an der eigenen Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit.Ich hab Angst, dass es schmutzig wird, dass ich es kaputt machen könnte, dass ich es verliere - oder ähnliches.
All das sieht so aus, als hätte man dir dieses Verhalten in der Kindheit beigebracht. Somit sind es alte Denkmuster, aber keine "selbst gemachten" Probleme. Und wie es so treffend heißt: "So wie man als Kind behandelt wurde, behandelt man sich selbst für den Rest seines Lebens".
Hast du eine Ahnung, wer dir auf welche Weise beigebracht hat, dass du es "nicht wert" bist?
Liebe Grüße rainyday
Would he walk upon the water
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
If he couldn't walk away?
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In leichterer Ausprägung kenne ich das auch.
Aber etwas verändert:
Ich brauche auch ewig, ehe ich mich zu einem Luxus durchringen kann, wie eben ein elektronisches Gerät. Meist hab ich schon im Vorfeld Schuldefühle, weil ich überhaupt daran denke, es mir zu kaufen, denn man "braucht" es ja gar nicht. Hab ich mich aber dazu durchgerungen, muss es am besten SOFORT da sein, da möchte ich keinen Tag mehr warten. Also mitunter kann ich ein Jahr lang herumknabbern, wills dann aber über Nacht.
Hab ich es dann, benutze ich es - wobei ich generell mit Dingen umgehe, als wären sie rohe Eier. (Meine Sachen halten auch ewig - und wenn sie nicht mehr funktionieren, sehen sie dennoch wie neu aus.) Das Problem ist nur: Ich entwickle einerseits auch diese gewisse Ehrfurcht, meine Kamera wollte ich anfangs etwa nirgendwohin mitnehmen, weil ich sie dort nicht angemessen schützen könnte (aber fürs unterwegs sein ist die doch) oder/und so habe ich sie in zwei Taschen übereinander verpackt, gebe diese nie aus der Hand oder stelle sie in sicherer Entfernung von allem "bösen" ab. Zugleich aber, je teurer das Gerät ist, umso heftiger die Schuldgefühle, wenn ich es NICHT benutze. Denn wozu hab ichs gekauft, wenn ich es jetzt nicht benutze? Das ist dann der noch viel größere Terror.
Bei mir hat sich das aber aus ganz anderen Dingen entwickelt. Wir hatten als Kind wenig, kaum Taschengeld, ich musste ewig sparen, wenn ich was wollte, und meine Eltern fanden fast alles was wir kauften minderwertig, unnötig, blöd und redeten uns dafür Schuldgefühle ein. Mein erstes Handheld etwa leistete ich mir, da war ich bereits 35 und konnte das auch nur, weil ich mir vornahm, es nach einem Monat meinem Neffen zu schenken. Quasi: ER hat es verdient, für IHN ist es richtig, aber für MICH nicht. Nur über diesen Umweg, es nachher zu verschenken, schaffte ich es am Anfang.
Mittlerweile tu ich mir leichter. Wobei ich generell ein Mensch bin, der kaum Luxus (wie er hierzulande gemeint ist) braucht. Kleidung nur das, was ich grad brauch. Und auch die Geräte sind in der Regel ja eher Arbeitsgeräte bei mir.
Aber etwas verändert:
Ich brauche auch ewig, ehe ich mich zu einem Luxus durchringen kann, wie eben ein elektronisches Gerät. Meist hab ich schon im Vorfeld Schuldefühle, weil ich überhaupt daran denke, es mir zu kaufen, denn man "braucht" es ja gar nicht. Hab ich mich aber dazu durchgerungen, muss es am besten SOFORT da sein, da möchte ich keinen Tag mehr warten. Also mitunter kann ich ein Jahr lang herumknabbern, wills dann aber über Nacht.
Hab ich es dann, benutze ich es - wobei ich generell mit Dingen umgehe, als wären sie rohe Eier. (Meine Sachen halten auch ewig - und wenn sie nicht mehr funktionieren, sehen sie dennoch wie neu aus.) Das Problem ist nur: Ich entwickle einerseits auch diese gewisse Ehrfurcht, meine Kamera wollte ich anfangs etwa nirgendwohin mitnehmen, weil ich sie dort nicht angemessen schützen könnte (aber fürs unterwegs sein ist die doch) oder/und so habe ich sie in zwei Taschen übereinander verpackt, gebe diese nie aus der Hand oder stelle sie in sicherer Entfernung von allem "bösen" ab. Zugleich aber, je teurer das Gerät ist, umso heftiger die Schuldgefühle, wenn ich es NICHT benutze. Denn wozu hab ichs gekauft, wenn ich es jetzt nicht benutze? Das ist dann der noch viel größere Terror.
Bei mir hat sich das aber aus ganz anderen Dingen entwickelt. Wir hatten als Kind wenig, kaum Taschengeld, ich musste ewig sparen, wenn ich was wollte, und meine Eltern fanden fast alles was wir kauften minderwertig, unnötig, blöd und redeten uns dafür Schuldgefühle ein. Mein erstes Handheld etwa leistete ich mir, da war ich bereits 35 und konnte das auch nur, weil ich mir vornahm, es nach einem Monat meinem Neffen zu schenken. Quasi: ER hat es verdient, für IHN ist es richtig, aber für MICH nicht. Nur über diesen Umweg, es nachher zu verschenken, schaffte ich es am Anfang.
Mittlerweile tu ich mir leichter. Wobei ich generell ein Mensch bin, der kaum Luxus (wie er hierzulande gemeint ist) braucht. Kleidung nur das, was ich grad brauch. Und auch die Geräte sind in der Regel ja eher Arbeitsgeräte bei mir.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
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Ja, entwickelte sich bei mir ähnlich, Arta. Aber das ist bei anankastischen Persönlichkeiten ja auch erworben, eben durch Erziehung, Lebensumstände etc. Von daher sind solche Faktoren nicht ausgeschlossen. Bei mir kommt dazu, dass ich immer arm war und es auch immer noch bin, wir hatten nie genug Geld, es reichte immer nur über die Runden. Von daher war es auch notwendig, so zu denken.
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
elana
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Muss man sich oder die Dinge wirklich abwerten, nur weil man sie nicht haben kann?elana hat geschrieben:Bei mir kommt dazu, dass ich immer arm war und es auch immer noch bin, wir hatten nie genug Geld, es reichte immer nur über die Runden. Von daher war es auch notwendig, so zu denken.
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Na ja, heute würde ich mir schon gern etwas gönnen und bin mir das auch wert, aber das Geld fehlt.
Lieben Gruß
elana
inaktiv, siehe Link in meinem Profil
elana
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Ich bin (nach langen entbehrungsreichen Jahren) inzwischen finanziell so weit auf festen Beinen, dass ich mir ohne größeres Nachdenken so manchen "Luxus" leisten könnte. Wenn morgen meine Waschmaschine kaputt ist - überhaupt kein Problem, ich kann mir sofort eine neue kaufen und sie bar bezahlen. Ich bin aber dennoch ein sparsamer (kein geiziger!) Mensch - ich besitze noch immer einen Röhrenfernseher, und der wird erst durch einen Flachbild ersetzt, wenn er irgendwann den Geist aufgibt. Mein Handy kann noch nicht ins Internet, es wäre finanziell kein Problem, mir ein i-phone oder ähnliches zuzulegen, aber wieso - mein Handy funktioniert tadellos, wieso sollte ich es jetzt durch ein neues ersetzen?
Allerdings, wenn ich mir etwas Neues anschaffe, dann wird es auch benutzt. Das hat sicher auch mit meinem Alter zu tun - wieso soll ich etwas "für später" aufheben und schonen, ich brauche es doch jetzt und weiß nicht, ob ich in 20 Jahren überhaupt noch irgendetwas brauche.
Allerdings, wenn ich mir etwas Neues anschaffe, dann wird es auch benutzt. Das hat sicher auch mit meinem Alter zu tun - wieso soll ich etwas "für später" aufheben und schonen, ich brauche es doch jetzt und weiß nicht, ob ich in 20 Jahren überhaupt noch irgendetwas brauche.
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