Rückzug von Menschen

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na-bravo
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Rückzug von Menschen

Beitrag So., 26.08.2012, 13:37

Hallo, ich weiß nicht ob ich in dieser Rubrik richtig bin.Ich weiß eh irgendwie nicht so recht wohin ich im Leben gehöre.

Ich bin Mitte 40, seit Jahren geschieden. Schon immer bedeutete es puren Stress für mich Besuch zu bekommen. Meine Geburtstage zu feiern war mir ein Graus. Ich habe außer zu meinen Eltern und meiner Großmutter nur Kontakt zu 2 Freunden. Meine Familie sehe ich oft, aber ich besuche diese, nicht umgekehrt. Meine Freunde treffe ich am liebsten auf neutralem Boden und sehr selten. Ich habe immer das Gefühl dass meine Wohnung meine Burg ist und jeden Besuch empfinde ich als Eindringling.

Mein Verhalten wird aber seit 1 Jahr immer extremer: Es fällt mir immer schwerer mich auf der Arbeit zu konzentrieren, mich überkommt eine sehr große Unlust (obwohl ich meinen Job immer geliebt habe), mir fehlt der Antrieb zu allem, ich bin sehr viel müde. Ich möchte am liebsten momentan gaaanz einsam gelegen wohnen, nur noch Natur sehen (das ist das Einzige was mich schon immer erfreut hat). Mich stören die Umweltgeräusche, meine Arbeitskollegen usw. Ich denke sehr sehr viel über Krankheiten (Krebs usw.) und Tod nach.

Ich habe das Gefühl ich ticke nicht mehr richtig und weiß nicht was es ist und wie ich es ändern kann.

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ENA
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Beitrag So., 26.08.2012, 14:37

Hallo Na-bravo,

erstmal herzlich willkommen hier!

Ich denke, der Forenbereich könnte schon ganz richtig sein.

Hattest Du denn auch schon mal Therapie?

VG

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Ghost Rider
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Beitrag So., 26.08.2012, 14:59

Hi na-bravo,

auch von mir ein Herzliches Willkommen hier im Forum

Ich glaube auch das Du hier richtig bist.
na-bravo hat geschrieben:Ich weiß eh irgendwie nicht so recht wohin ich im Leben gehöre.
Hattest Du schon immer das Gefühl das Du nicht weißt wo Du im leben stehst?
Wie erging es Dir in Deiner Vergangenheit im Bezug auf Soziale Kontakte und deren Nähe?
Hast Du schon immer Menschen nicht an Dich ran-gelassen?

Das hört sich sehr traurig an

Ich wünsche Dir jedenfalls eine Gute Zeit hier.

lg Ghost Rider
"You don't kill yourself, stupid; you make revolution." hat Patch Adams zu sich selbst gesagt.
*~*~*~*
"Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein." (Mutter Teresa)

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Dakota
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Beiträge: 370

Beitrag So., 26.08.2012, 18:53

Hallo na-bravo,

Ich kenne dieses Bedürfnis nach sozialem Rückzug auch sehr gut. Intensiver wird es wenn ich gestresst bin und das Gefühl habe nicht genug (Frei-)Zeit für mich zu haben.
Ich brauche mindestens einen ganzen Tag in der Woche nur für mich, wo ich mit mir allein bin und tun und lassen kann was ich will..noch nicht einmal telephonieren mag ich dann bzw. meine eigene Stimme hören.
Kennst Du das auch ?
Ich frage mich beim Lesen deines Textes wie es mit Stress und Überforderung in deinem Leben steht ?? Wann warst Du das letzte Mal in Urlaub ?? Wann hattest Du das letzte Mal einfach Zeit die Seele baumeln zu lassen ??

Sich durch Umweltgeräusche und andere Menschen gestört zu fühlen kenne ich auch, aber man sollte auch vorsichtig sein, dass man sich da nicht zu sehr hinein steigert, das es ja nunmal in unserer Welt generell schwierig ist mal allein und von Stille umgeben zu sein. Ich kann dein Empfinden aber nachvollziehen, da ich auch sehr sensibel bin.

lieben Gruss.

Dakota

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na-bravo
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Beiträge: 2

Beitrag So., 26.08.2012, 19:24

Ich war schon immer ein Mensch der sehr wenig oder gar keine Freunde hat. Mein einziger wirklicher Freund ist mein Hund.

Eine Therapie hatte ich noch nie, war noch nie beim Arzt.

Meine Eltern besuche ich sehr sehr oft, aber länger als 2-3 Stunden halte ich es auch kaum auf deren Geburtstagen aus, bin dann froh wieder zu Hause im meinem "Reich" zu sein.

Mit meinem Hund bin ich sehr viel draußen, allein im Wald unterwegs. Falls ich mal Leute treffe die mich in ein Gespräch bzgl. meines Hundes verwickeln, bin ich auch nicht unfreundlich.

Was mir langsam selber beginnt Sorgen zu machen ist, dass ich auf der Arbeit unkonzentrierter werde, Fehler mache, ich mich immer mehr zur Arbeit "schleppe". Auch zu Hause bin ich viel müde. Ich fand mich immer ansehnlich, jetzt finde ich mich total unattraktiv. Die Geräusche von Autos und anderen Menschen stören mich, ich wünsche mich dann immer an einen einsamen Ort. Ob ich sensibel bin? Ich kann mich nur sehr schwer in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen. Auch dass ich mir täglich Gedanken um Krankheiten und Tod mache war noch nie der Fall. Erst im letzten Jahr manifestiert es sich immer mehr.

Liebe Grüße und schon mal vielen Dank dass ihr versucht, mich zu verstehen obwohl ich selber nicht weiß was mit mir ist. Andrea

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Ghost Rider
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Beiträge: 236

Beitrag So., 26.08.2012, 23:03

Liebe Andrea,

also mich freut es zu lesen, dass Du wenigstens einen Hund hast der Dich aufmuntert und Du wenigstens einen richtigen Freund hast
Ich habe auch eine Katze die mich immer aufheitert wenns mir mal sehr schlecht geht
na-bravo hat geschrieben:Meine Eltern besuche ich sehr sehr oft, aber länger als 2-3 Stunden halte ich es auch kaum auf deren Geburtstagen aus, bin dann froh wieder zu Hause im meinem "Reich" zu sein.
Ok, es beruhigt zu lesen, dass Du es so gut Du kannst dort aushältst und auch mal rauskommst.
Es tut mir in der Seele weh zu lesen wie sehr Du Dich isolierst ...
na-bravo hat geschrieben:Was mir langsam selber beginnt Sorgen zu machen ist, dass ich auf der Arbeit unkonzentrierter werde, Fehler mache, ich mich immer mehr zur Arbeit "schleppe". Auch zu Hause bin ich viel müde. Ich fand mich immer ansehnlich, jetzt finde ich mich total unattraktiv. Die Geräusche von Autos und anderen Menschen stören mich, ich wünsche mich dann immer an einen einsamen Ort. Ob ich sensibel bin? Ich kann mich nur sehr schwer in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen. Auch dass ich mir täglich Gedanken um Krankheiten und Tod mache war noch nie der Fall. Erst im letzten Jahr manifestiert es sich immer mehr.
Du leidest, Du merkst es an Dir selber, Du veränderst Dich, machst Fehler auf Deiner Arbeit, lässt Dich "schleppen", und vor allem - das ist sehr ernst - bekommst Du diese Gedanken an Krankheit und Tod...
Ich kenne Deine Psychischen Probleme nicht, aber ich denke Du solltest es zumindest versuchen Hilfe anzunehmen und zu einem Therapeuten gehen.
In Deinem Fall ist das sehr schwer umzusetzen und es tut mir leid Dir das zu schreiben obwohl Dir das vielleicht öfter gesagt wird. Aber ich finde es sehr schade, dass Du immer alleine bist und es Dir verwehrt ist Menschen in Deinen Persönlichen Bereich aufzunehmen
Ich denke auch, dass es sehr hilfreich wäre, Deinen Freund, also Deinen Hund da mitzunehmen das Du nicht alleine bist.
Gedanken in diese Richtung sollte man NIE auf die leichte Schulter nehmen.

Ich wünsche Dir noch eine Gute Nacht und hoffe Dir nicht zu nahe getreten zu haben.

lg Ghost Rider
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Eremit
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Beiträge: 8876

Beitrag So., 26.08.2012, 23:54

Ich empfehle einen Termin bei einem sogenannten sozialpsychiatrischen (oder psychosozialen) Dienst. Einfach nur, um mal zu reden, könnte Dir sehr gut tun.

Nicht zu unterschätzen sind auch Faktoren wie die obligatorischen Wechseljahre oder Schilddrüsendisfunktionen, diese können zu extremen Stimmungsveränderungen führen und das wiederum z.B. zu Gefühlen allgemeiner Überforderung, Depressionen, Reizüberflutung usw., solche Dinge sollten auch ausgeschlossen werden...

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Fify
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Beitrag Do., 04.04.2013, 14:10

Ich ziehe mich gerade wieder zurück.
Ich hatte ich den letzten beiden Monaten gedacht, dass ich mich auf einem guten Weg finde, raus aus dem Rückzug. Ich nehme doch auch ein Antidepressiva. Aber jetzt kommt es trotzdem wieder. Mir fehlt eindeutig die Disziplin.
Sobald ich mich wieder ein bisschen zurückziehe, zieht es mich wieder in den Strudel nach Unten rein. Ich will das nicht mehr. Es ist so ein Kampf. Ich muss da aktiv dran arbeiten und viel disziplinierter sein. Dabei fällt mir Disziplin so schwer.

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Jugendstil
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Beiträge: 604

Beitrag Do., 04.04.2013, 15:39

Aus eigener Erfahrung:

Es gibt eine Grenze, die recht schmal sein kann: Zwischen gesundem Rückzug, um die Ruhe, die Natur und sich selbst zu genießen, und dem eher depressiven Rückzugsverhalten, das begleitet ist von überwiegend schwarzen Gedanken und regelrechter Menschenfurcht.

Der Unterschied ist eigentlich recht gut zu erkennen: Ersteres ist von guten Gedanken und Gefühlen geprägt, es dient zum Auftanken und hat eine grundsätzlich erholsame und erfrischende Wirkung.

Bei Letzterem, vor allem, wenn es mit Konzentrationsstörungen und Antriebslosigkeit verbunden ist, sind es - wie von der TE oben geschildert - eher düstere Gedanken, und es gibt eine deutliches Tendenz sich selbst verstärkenden Verhaltens. Hier könnte eine Depression vorliegen, und besser heute als morgen ist Hilfe angezeigt.

Und dabei tritt dann ein Problem auf, nämlich, dass auch ein Therapeut bzw. eine Stelle, bei der man Hilfe suchen könnte, Kontakt mit anderen bedeutet. Her gilt dann: Entweder mit aller Kraft dazu überwinden und sich selbst dazu förmlich zwingen, auch gegen das eigene Gefühl Kontakt aufzunehmen, eben um Hilfe zu finden - und dazu wäre dringend zu raten.

Oder aber alles auf sich beruhen lassen und hoffen, dass es sich von selbst ändert - aber wie groß ist die Chance darauf, dass es von allein besser wird?

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Fify
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Beiträge: 391

Beitrag Do., 04.04.2013, 16:25

Bei mir wandelt es schnell vom gesunden Rückzug in einen ungesunden Rückzug. Ich weiß, dass ich Depressionen habe. Ich bin auch in psychatrisicher und psychotherapeutischer Behandlung. Ich hatte nur gedacht, dass ich auf einem guten Weg bin und es vorwärts geht. Jetzt habe ich wieder den Eindruck, dass ich grad wieder reinschlittere, bzw. es wieder schlechter wird. Gott sei Dank ist es aber nicht mehr so wie vor drei, vier, fünf sechs Monaten, da war es katastrophal.

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lebonaut
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Beiträge: 167

Beitrag Do., 04.04.2013, 20:30

na-bravo hat geschrieben:Schon immer bedeutete es puren Stress für mich Besuch zu bekommen.
Dann bist du eine gute Gastgeberin, die sich um das Wohl ihrer Gäste sorgt.
na-bravo hat geschrieben:Mich stören die Umweltgeräusche, meine Arbeitskollegen usw.
Diese Dinge SIND nervig. Das Phänomen sollte jedem bekannt sein:
An Silvester lassen ja die Menschen ihr Geld explodieren. Beim ersten
Knall schreckt noch jeder zusammen. Beim zweiten auch. Dann versucht
man sich, aus Selbstschutz, darauf einzustellen, dass es JEDERZEIT knallen
könnte. Nach ein paar weiteren Knallgeräuschen 'gehts' so langsam.
Das kann soweit gehen, dass man sich, vollkommen abgestumpft, direkt
neben einen Knaller stellt - als wäre es ein gefährliches Tier, dem man
zeigen muss, keine Angst zu haben.

Metaphorisch ähnlich empfinde ich es mit menschlicher Kommunikation auf der
Small-Talk-Ebene. Ich bin selbst ein isolierter Mensch und wenn ich auf
das Partyvolk treffe, bin ich manchmal zu direkt oder zu distanziert,
weil ich es einfach nicht gewöhnt bin, ständig mit verschiedenen Leuten
zu reden. Deswegen bewerbe ich mich gerade als Verkäufer im Buchhandel.
Denn eigentlich bin ich ziemlich umgänglich und charmant - aber nur, wenn
ich über einen längeren Zeitraum "abgestumpft" bin.

Die Macht der Gewohnheit kannst du anscheinend nur brechen, indem
du (ganz vorsichtig) in die Höhle des Löwen gehst. So wie Spinnenphobien
mit Theorie anfangen und dann schließlich da enden, eine Tarantel zu
streicheln.
na-bravo hat geschrieben:Ich kann mich nur sehr schwer in die Gefühlswelt anderer
hineinversetzen.
Je tiefer du in dich selbst blickst, desto eher kannst du andere nachvollziehen.
Das ist ein Satz der nicht nur das offensichtlich gemeinte beinhaltet. Du kannst
jemanden, der aus vollem Hals, wirklich so stark er kann, LACHT, zwar nachvoll-
ziehen, aber findest du es gut, dass er so lachen kann... und du nicht?

Jetzt kommt mein innerer Ratgeber zum Zug:
Jeder Mensch hat, egal worum es geht, eine multiple "Meinung". Da gibt es den
die Fleissige, den Rüpel, die Zickige, den Hilfsbereiten, die Ängstliche usw. Darüber
gibt es, erstaunlicherweise, sehr viel Literatur. Nicht nur Psychologen schreiben über
ihr Verhältnis, auch Philosophen, Dichter ... ja sogar die Bäckersfrau ist im Zwiespalt,
ob sie ihre Brötchen lieber weich oder knusprig mag. Ein Psychotherapeut könnte dir
dabei helfen, deine (immer ... naja... deprimierendere) Meinung über den Tod zu
ändern, indem er dich von bestimmten Teilen seiner Meinung überzeugt, sodass sich
dein Bild vom Tod verbessert. Es geht nicht um Gehirnwäsche oder "mal dir deine
Welt, wie sie dir gefällt". Wenn man mich fragt, würde ich sagen, dass jeder irgendeine
Meinung hat, die so "gar nicht zu ihm passt" und die ihm "irgendwie im Wege steht".

Betest du vorm Einschlafen? Oder sagst du dir einen Satz, der dir
unabhängig von deiner Stimmung Lebensmut gibt? Es wäre doch ein
Anfang, wenn du dir schon über Krankheit und Tod den Kopf zerbrichst,
ein Gegenstück dazu zu erfinden.

Um Depressionen zu mildern helfen, zumindest mir: Fantasie, Philosophie ... eben Sachen,
die nichts mit mir persönlich zu tun haben, aber das Zwischenmenschliche ich schon
selbst erlebt habe/erlebe, sehr. Wie z.B. Sience-Fiction-Bücher/Fantasy-Romane...

LG
lebonaut

EDIT: Ich versuche immer, mich kurz zu halten, (siehe Forum-Netiquette)
bin jedoch ein zu derber Schreib-Freak - also bitte nicht böse sein.

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