Bin ich zu abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Christine_Walter
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 515

Bin ich zu abhängig?

Beitrag Mi., 08.08.2012, 19:33

ich habe das glück, dass ich eine absolut geniale therapeutin habe und auch eine super psychiaterin. letztere kenne ich von früher (aus der klinik) und bin jetzt seit ca. zwei jahren bei ihr in der ambulanten behandlung. ich sehe sie einmal im quartal und auch, wenn es mir ausser der reihe schlecht geht und ich zb ein attest brauche oder medis usw. meine therapeutin ist derzeit in urlaub, aber bei ihr komme ich ganz gut damit klar, wenn sie mal nicht da ist (sie hat mir erlaubt, auf ihren anrufbeantworter zu sprechen, wenn ich während ihrer abwesenheit was loswerden will). ich schätze sie sehr, auch wenn ich nicht glaube, von ihr irgendwie abhängig zu sein. bei ihr kann ich mich auch geben wie ich bin und brauche mich nicht zu verstellen. bei der psychiaterin hingegen habe ich immer das gefühl, ich dürfe sie nicht enttäuschen oder so. geniere mich etwas, weil ich so dick bin und sie so schlank (was nicht heisst, ich will ihr nacheifern, weil sie in meinen augen ZU schlank ist). heute hat sie kritisiert, dass ich ohne rücksprache mit ihr die abendlichen medis abgesetzt hatte. das ist nicht das problem, aber ich bin irgendwie traurig, dass ich sie erst in drei monaten wieder sehe. natürlich weiss ich, wenn was ist, kann ich mich bei ihr melden, aber ich möchte jetzt auch nicht irgendwas vorschieben oder so. aber ich frage mich: ist es einfach so, dass ich vier wochen therapie-entzug leichter verkraften kann als drei monate ohne sie, oder mache ich mich irgendwie von ihr abhängig?

Werbung

Benutzeravatar

Rainer-JGS
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 68
Beiträge: 142

Beitrag Mi., 08.08.2012, 19:45

... denn es gehört zum gesunden Leben, daß man mit Trennungen und Traurigkeiten lebensdienlich umgeht und kein Drama daraus macht!

Deshalb war es auch gut, daß Du hier Dein Herz ausgeschüttet hast!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Christine_Walter
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 515

Beitrag Mi., 08.08.2012, 19:47

ich weiss auch nicht. bei meiner thera bin ich wie ich bin, da ists mir auch egal wenn ich mich mal nicht geschminkt habe oder meine alten schuhe anhabe. aber... wobei ich sagen muss, meine thera bedeutet mir um ecken mehr...

Benutzeravatar

yamaha1234
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1849

Beitrag Mi., 08.08.2012, 21:50

Eigentlich schade, wenn man jedes menschliche Gefühl das man für einen Therapeuten empfindet gleich pathologisiert. Ist doch schön, wenn du dich gut aufgehoben fühlst, und dass dir der Kontakt wichtig ist. Falls du das Gefühl hast wirklich abhängig zu sein, also ohne sie nicht mehr leben zu können, würde ich das ansprechen. Dass man so etwas wie ein vermissen, oder eine Sehnsucht für einen Menschen von dem man sich verstanden fühlt empfindet ist doch vollkommen in Ordnung.

Werbung

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Do., 09.08.2012, 08:03

Ich denke nicht,das du zu abhängig bist,ich denke einfach,das du diese Psychaterin vermisst wenn du an die drei Monate Abstand dazwischen hast.Ich finde drei Monate eine lange Zeit,ja klar kannst du dich bei ihr melden wenn es dir schlecht gehen würde,nehm das Angebot ruhig an.Wenn man einen Menschen an seiner Seite hat,den man gern hat,der ja wie bei dir auch eine Therapeutin oder Psychaterin ist,dann ist es eigentlich normal das dieser vermisst wird wenn Urlaub ansteht.

Ich z.b.habe das Gefühl abhängig zu sein von meinem Thera.Nicht in dem Sinne abhängig,wenn dieser mich nicht jeden Tag sieht das ich dann verrückt spiele oder so.
Ich bin sehr gerne in Kontakt mit meinem Thera der jede Woche stattfindet.Ich bin mit der einzigen Klientin die von ihm an die 100 Min.bekommt,während die anderen 60 Min erhalten.
Zur Zeit ist er auch in seinem vierwöchigen Urlaub,was mir schon schwer fällt.Ich habe solch einen Bedarf mit ihm sprechen zu wollen,doch ich kann vorerst nichts machen ausser für mich aufschreiben was ich ihm gern sagen möchte.
Ich denke jeden Tag an ihn,ich habe ständig Sorge,wenn ihm im Urlaub was passiert,wie ginge ich dann damit um,wenn die Gespräche dann erstmal aufs Eis gelegt werden müßen?Ersatz käme für mich nicht in Frage da ich mit meinem Thera schon 9 Jahre zusammenarbeite und wir ein tiefes vertrauen zum anderen aufgebaut haben.
Mein Thera sieht äusserst atraktiv aus,er hat eine sympatische ruhige und warme Stimme und eine emphatische Ausstrahlung,bei ihm fühle ich mich gut und sicher aufgehoben,ich kann ich sein ohne gewertet oder bewertet zu werden.
Ich vermisse ihn sehr,jeden Tag schau ich auf den Kalender und freue mich das wieder ein Tag weniger ist wo er weg ist.
Mein Thera ist so etwas wie "Vaterersatz"für mich geworden,er ahnt es vieleicht aber wissen tut er es nicht,denn ich würde nicht wollen das dies mir zertört wird.Ich hatte nie einen Vater in dem Sinne,ich habe auch keinen Partner,es gab zwar immer wieder mal sehr kurze Kontakte zu Männer aber ich kenne es eigentlich nicht das es je einen Mann gab der mich so annahm wie ich bin und mich so ließ wie ich bin.
Aus verschiedenen Gründen möchte und kann ich keine Partnerschaft mehr eingehen,was zum Teil sehr traurig ist,und daher ist es mein Anliegen,meinen Thera um keinen Preis zu verlieren,das wenigstens er mir bleibt.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

yamaha1234
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1849

Beitrag Do., 09.08.2012, 14:34

Gelli hat geschrieben: Ich vermisse ihn sehr,jeden Tag schau ich auf den Kalender und freue mich das wieder ein Tag weniger ist wo er weg ist.
Mein Thera ist so etwas wie "Vaterersatz"für mich geworden,er ahnt es vieleicht aber wissen tut er es nicht,denn ich würde nicht wollen das dies mir zertört wird.Ich hatte nie einen Vater in dem Sinne,ich habe auch keinen Partner,es gab zwar immer wieder mal sehr kurze Kontakte zu Männer aber ich kenne es eigentlich nicht das es je einen Mann gab der mich so annahm wie ich bin und mich so ließ wie ich bin.
Aus verschiedenen Gründen möchte und kann ich keine Partnerschaft mehr eingehen,was zum Teil sehr traurig ist,und daher ist es mein Anliegen,meinen Thera um keinen Preis zu verlieren,das wenigstens er mir bleibt.
Hi Gelli,

beim Lesen deines Beitrages dachte ich so für mich, "ohje" das klingt gar nicht gut, aber ich wollte dich mal fragen, wie Du das wahrnimmst. Reichen Dir die 100 Minuten therapeutische Nähe pro Woche, oder belastet Dich die Situation?

Liebe Grüße

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Christine_Walter
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 515

Beitrag Do., 09.08.2012, 20:58

ich will doch nur, dass sie michein b8isschen mag...

Benutzeravatar

Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag Do., 09.08.2012, 22:53

Hallo Christine_Walter,
Christine_Walter hat geschrieben:ich will doch nur, dass sie michein b8isschen mag...
Wen meinst du jetzt, deine Thera oder deine Psychaterin?
Wie kommst du darauf, dass sie dich nicht mag?
Und wie würdest du aus deiner Sicht spüren, wenn sie dich mag? Wovon machst du das abhängig?
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Fr., 10.08.2012, 09:39

yamaha1234.

Ich empfnde die Zeit und die Nähe die ich mit meinem Therapeuten verbringen darf auf keinem Fall belastend.
Diese 100 min.reichen aber,mehr dürfte es aber dann doch nicht sein.
Mich belastet eher das ich meinem Thera nicht sagen kann,das ich in ihm einen "Vaterersatz"sehe,denn er wird zwar wissen das so etwas durchaus normal sein kann von Klienten,aber was würde das bei ihm verändern wenn er das von mir erfahren würde?Ich könnte keine Abweisung ertragen,das wäre so ähnlich als würde man mir ein zweites Mal das "Bild"eines Vaters mir nehmen.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

yamaha1234
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1849

Beitrag Fr., 10.08.2012, 10:48

Gelli hat geschrieben:yamaha1234.

Mich belastet eher das ich meinem Thera nicht sagen kann,das ich in ihm einen "Vaterersatz"sehe,denn er wird zwar wissen das so etwas durchaus normal sein kann von Klienten,aber was würde das bei ihm verändern wenn er das von mir erfahren würde?Ich könnte keine Abweisung ertragen,das wäre so ähnlich als würde man mir ein zweites Mal das "Bild"eines Vaters mir nehmen.

Hi Gelli,

bist du denn mit dem Vaterersatz wirklich sicher? Du beschriebst ihn ja als äißerst attraktiv, das war sozusagen eines deiner ersten Adjektive, welches du für die Beschreibung deines Thera verwendet hast. Das würde ich bspw. nicht verwenden, wenn ich einen Vater beschreiben würde, da gäbe es andere Eigenschaften die mir zuerst einfielen.Auch schriebst du, dass Du keine Partnerschaft mit einem anderen Mann eingehen möchtest, hm, vielleicht, weil dieser Platz in deinem Herzen bereits besetzt ist?

Die Angst vor Zurückweisung kenne ich, und kann ich gut nachvollziehen. Ich gaube aber dennoch, dass es etwas bringt ihn über deine Empfndungen aufzuklären, denn schließlich gibt es eine Menge unerlöster Gefühle zwischen euch die nicht aufgelöst sind und dich dadurch binden. Auch glaube ich nicht daran, dass ein Therapeut "beleidigt" sein könnte, wenn man ihm mitteilt, dass man ihn liebt. Ist doch im Grunde etwas zutiefst menschliches und schönes.

Und leider ist es ja so, dass irgendwann die Therapie sicher endet. Spätestens dann, wenn er in Rente geht, und so ist die Gefahr auch groß, dass du dich momentan um einige Jahre deines Lebens bringst.

Liebe Grüße

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Fr., 10.08.2012, 13:23

@yamaha1234

Erstmal eine positive Anmerkung an dich.

Ich finde es schön,das du mich näher fragst oder hinterfragst wie ich zu meinem Thera stehe.Es ist zwar nicht leicht,deine gedankengänge zu lesen und sie in mir arbeiten zu lassen,aber ich hab genug Therapieerfahrung um das auch zuzulassen.

Das mit dem Wort"atraktivität"dem Thera gegenüber,das ist sone Sache.Ich stehe dazu,das ich meinen Thera atraktiv finde,aber wieso kann man so etwas nicht auch, wenn man einen wirklichen Vater hat nicht bei seinem eigenen vater sagen?
Deine Fragen muß ich echt sagen,bewegen mich zum nachdenken,vor allem deine vermutung ich hätte meinen Platz im Herzen für den Thera reserviert statt vieleicht einem anderen Mann.
Ich bin hin und her gerissen in Bezug auf deine Vermutung.Mir fällt es ungemein schwer wenn nicht sogar garnicht machbar einen anderen Mann zu vertrauen,ich habe darin alle Türen ganz bewusst vor einiger Zeit zugemacht.
Ich bin zutiefst verletzt worden,von einem Mann von dem ich es nie erwartet hatte,ich habe mein Herz aufgemacht und es ist wieder mal mit Dreck beworfen worden.Der einzige Mann,der mich noch nie verletzt hat,das war und ist mein Therapeut,aber ich weiß das dies auch sein Job ist.Aber vieleicht ist an deiner These etwas dran,aber inwieweit kann ich jetzt nicht genau entschlüsseln.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Fr., 10.08.2012, 14:00

@yamaha1234

Ich kann nicht ihm sagen,wie meine gefühle zu ihm sind,ich schrieb schon vorhin mal,wenn er diese von mir erfahren würde und er sagen müßte das sei irgentwo normal aber bedürfe einer Veränderung,das wäre für mich gleich zu setzen ich verliere wieder einen Vater.
Mein leiblicher Vater lebt,doch habe ich seit jahren keinen Kontakt zu ihm,er hat viele schlimme Dinge mir angetan,also in dem Sinne habe ich keinen Vater mehr,ich habe ihn im Alter von 4 Jahren verloren,und wenn mein Therapeut weiß wie ich zu ihm stehe,das ertrage ich einfach nicht,ich will nicht ein zweites Mal einen Vater verlieren,wenn auch er nur der "Vaterersatz"ist.

Ich bringe mich nicht um ein paar schöne Jahre im Leben,denn das einzige was mir etwas gibt wo ich Kraft auftanken kann,das ist die Zeit mit meinem Thera,alles andere,selbst meine Söhne geben mir nicht diesen besonderen Halt.Vieleicht ist das entsetzlich wenn ich so schreibe,aber ich empfinde so und mag es nicht verwerfen wie ich empfinde.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Fr., 10.08.2012, 14:30

Gelli,

Kinder sind auch kein Ersatz und ich fände es eher bedenklich würdest du schreiben
dass sich dein Halt sind...es ist eine Last für Kinder wenn sie spüren alleine sie tragen ihre Eltern
dann doch lieber beim Therapeuten den Halt suchen so lange bis es aus dir selbst kommt und du dich tragen kannst.

LG ADW
Offline

Benutzeravatar

yamaha1234
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1849

Beitrag Fr., 10.08.2012, 14:40

Gelli hat geschrieben:@yamaha1234



Ich bringe mich nicht um ein paar schöne Jahre im Leben,denn das einzige was mir etwas gibt wo ich Kraft auftanken kann,das ist die Zeit mit meinem Thera,alles andere,selbst meine Söhne geben mir nicht diesen besonderen Halt.Vieleicht ist das entsetzlich wenn ich so schreibe,aber ich empfinde so und mag es nicht verwerfen wie ich empfinde.
Liebe Gelli,

das mit dem, dass Du dich um ein paar schöne Jahre bringst meinte ich in einem anderen Zusammenhang. Vielleicht ist dein Herz von deinem Thera schon ein wenig besetzt, dadurch hätte ein anderer Mann, der vielleicht in allen Bereichen deines Lebens Dir zur Seite stehen könnte keine Chance. Irgendwann wird deine letzte Therapiestunde kommen, vielleicht auch erst in 20 Jahren, aber sie wird kommen. Und das birgt eben die Gefahr, dass du dich dann ganz alleine einer Situation stellen musst, bei der dir dein Therapeut jetzt noch behilflich sein könnte. Auch wenn du ihn als deinen Vater siehst, er ist ja leider nicht und wird es leider auch niemals sein.
Aber ich weiß selbst wie schwer das ist, sich dieser Realität zu stellen! Dennoch rufe ich sie mir ab und zu mal ins Gedächtnis, damit ich meine anderen Kontakte nicht vernachlässige.

Liebe Grüße
Yamaha

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Fr., 10.08.2012, 16:32

Ich finde die Diskussion hier ja gut ... Aber wäre es nicht angebracht, dass du, Gelli, dein Thema in einen eigenen Thread verlagerst?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag